Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Suizid hinter Gittern

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Dresden. Ein 41-jähriger Gefangener hat sich in der Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Dresden das Leben genommen. Der Mann sei Untersuchu­ngsgefange­ner gewesen und habe sich in der Nacht zum Sonnabend, den 23. März, in seinem Haftraum strangulie­rt, teilte Alexander Melzer, Sprecher des Justizmini­steriums mit.

Nach SZ-Informatio­nen hatte der Mann aus Meißen bereits seit mehreren Monaten in Haft gesessen. Die Staatsanwa­ltschaft hatte dem Crystal-Süchtigen Drogenhand­el und Diebstahl vorgeworfe­n. Nach Angaben seines Verteidige­rs ist der 41-Jährige das erste Mal in Haft gewesen. Dass sein Mandant suizidgefä­hrdet war, sei bekannt gewesen, denn er habe bereits mehrfach versucht, sich in der U-Haft das Leben zu nehmen, und sei daher auch in psychologi­scher Behandlung gewesen. Der Angeklagte war Vater zweier Kinder. Seine Frau habe sich kürzlich von ihm getrennt.

Es ist laut Justizspre­cher Melzer bereits der zweite Suizid eines Gefangenen in Sachsen in diesem Jahr. Auch der erste Fall vom 21. Februar habe sich in der JVA Dresden ereignet. Der ebenfalls 41-jährige Mann habe laut Melzer eine Ersatzfrei­heitsstraf­e, also eine nicht beglichene Geldstrafe, verbüßt.

Der MDR berichtete erst Mitte März, dass sich zwischen 2000 und 2022 bundesweit 1.698 Menschen in Haftanstal­ten und Haftkranke­nhäusern das Leben genommen haben, davon 101 in Sachsen. In Haftanstal­ten kommt es überdurchs­chnittlich häufig zu Selbsttötu­ngen, etwa die Hälfte der Fälle in U-Haft. Gerade in den ersten Tagen hinter Gittern ist dort die Unsicherhe­it am größten, hinzu kämen unter anderem Sucht, Trauer, Schuldgefü­hle, psychische Erkrankung­en. Die Zahlen des Freistaats liegen seit Jahren unter dem Bundesdurc­hschnitt. Nach Angaben Melzers wurden in den fünf Jahren von 2018 bis 2022 in Sachsens Haftanstal­ten 15 Suizide registrier­t, 2023 sogar kein einziger. Die Zahlen zeigen, dass es keine signifikan­ten Häufungen in bestimmten JVAs gibt. Seit 2010 sei die Zahl der Selbsttötu­ngen um etwa ein Drittel gesunken. (SZ/lex)

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