Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Wer pachtet das Waldbad in Polenz?
Die Kulturinitiative Polenz steht kurz vor dem Start der Badesaison in den Startlöchern. Doch es gibt noch Unklarheiten mit der Stadt Neustadt.
Die Freizeitanlage in Polenz steht kurz vor der Saisoneröffnung. Da braucht es dringend einen neuen Pächter. Bernd Mutscher hatte im Juni letzten Jahres sein Pachtverhältnis zum 15. April 2024 gekündigt. Zu den Gründen wollte er sich damals nicht äußern. Er wollte aber rechtzeitig darauf aufmerksam machen, dass die Stadt Neustadt als Eigentümer eine andere Lösung findet.
Die gab es. Laut Mutscher hatte sich die Kulturinitiative Polenz, dessen Vorsitzender er ist, bereiterklärt, als Verein künftig als Pächter für das Bad einzutreten. Damit musste die Stadt Neustadt nicht nach einem neuen Pächter suchen, beziehungsweise die Bewirtschaftung ausschreiben. Man musste aber mit der Kulturinitiative Polenz ins Gespräch kommen und einen entsprechenden Vertrag aushandeln. Der liegt vor und wurde im Stadtrat auch beschlossen. Der Vertrag besagt, dass mit
Wirkung vom 16. April 2024 bis zum 31. Dezember 2025 mit dem Verein ein Nutzungsvertrag abgeschlossen wird mit der Möglichkeit, diesen jährlich zu verlängern. Die Kulturinitiative wird nun in ihrer Mitgliederversammlung am 11. April über den Vertrag abstimmen.
Bekommt der eine Mehrheit, wäre die neue Saison im Waldbad Polenz gerettet. Der Verein selbst hatte in den vergangenen Jahren immer wieder verschiedene Aktionen im Waldbad organisiert, wie zum Beispiel Arbeitseinsätze oder auch das Badfest.
Caravanplatz wird nicht verpachtet
Der Vertragsentwurf sieht vor, dass der Verein folgende Objekte pachtet: die Freibadestelle, die Kinderbadestelle, den Spielplatz, die Tischtennisplatte, die Umkleidekabinen mit den Toilettenanlagen und dem Wirtschaftsraum sowie den alten Verkaufskiosk und den Imbisscontainer.
Nicht Gegenstand des Vertrages ist allerdings der Caravanplatz. Das dürfte ein Knackpunkt sein, wenn sich keiner findet, der ihn weiter bewirtschaften will. In diesem Fall, so heißt es aus der Stadtverwaltung, werde man Strom und Wasser kappen. Damit wäre der Stellplatz dann möglicherweise Geschichte.
Der Vertrag regelt auch den Badebetrieb. Entsprechend der Witterungsbedingungen
wäre das Waldbad vom 1. Juni bis zum 31. August geöffnet. Die Stadt würde dem Verein einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 10.200 Euro pro Jahr gewähren. Sollte dieser in den Folgejahren aufgrund von Kostensteigerungen nicht mehr ausreichen, müsste der Verein das nachweisen. In diesem Fall soll dann eine Anpassung vorgenommen werden. Instandhaltungsarbeiten oder Reparaturen bis zu 100 Euro sind Sache des Pächters. Alle darüber hinausgehenden Aufwendungen zahl die Stadt.
Für das Bad selbst gibt es bereits ein Konzept, was saniert werden muss. Um dieses auch umfassend umsetzen zu können, braucht es Fördermittel. Stadt und Pächter verpflichten sich laut Vertrag, sich gegenseitig über Fördermöglichkeiten zur perspektivischen Entwicklung des Objektes zu informieren.
Im Badgelände selbst befindet sich auch ein Imbiss. Der Verein darf die gastronomische Versorgung unterverpachten. Das muss jedoch bei der Stadt schriftlich beantragt werden und bedarf deren Zustimmung. Bei einer Unterverpachtung beziehungsweise einer Nutzung durch Dritte bei Veranstaltungen muss geregelt werden, wie der Verbrauch von Strom und Wasser gemessen und wie die Betriebskosten verteilt werden. Bislang hat in diesen Fällen offenbar die Stadt die Betriebskosten finanziert. Das geht nun nicht mehr. Polenzer mit ihrem Bad fest verwurzelt Auf ihr Waldbad lassen die Polenzer nichts kommen. Doch deren Existenz stand schon einmal auf der Kippe. Und die Einwohner und Einwohnerinnen haben sich für deren Erhalt eingesetzt - offenbar mit Erfolg. Immerhin gibt es das Freizeitareal seit mittlerweile 95 Jahren. Es wurde immer wieder erweitert, so unter anderem um einen Gondelteich samt Insel und Bootshaus für die Ruderboote. Dieser war bis Ende der 50er-Jahre ein Sportplatz. 1980 wurde der Teich für Ruderer geschlossen und 1990 zu einem Biotop erklärt.
Grundlegend renoviert wurde es im Jahr 1959. 1975/76 wurde dann das alte Becken gesprengt und ein neues gesetzt. Die Landbauvereinigung Polenz hatte damals die komplette Erneuerung erledigt.
Bernd Mutscher wiederum hatte im Jahr 2010 den Kiosk im Waldbad übernommen, da der bisherige Pächter gekündigt hatte. Im April 2013 hatte er dann die gesamte Anlage gepachtet. Baden ist hier auf eigene Gefahr möglich. Deshalb kann man seit 2013 kostenlos baden. Die Gäste werden lediglich um eine kleine Spende gebeten.