Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
„Unsere Gäste wollen sinnliche Erfahrungen“
Conrad Schöpel hat 25 Jahre in Top-Hotels im deutschsprachigen Raum gearbeitet. Jetzt zieht es ihn ins „Quartier 5“in die Sächsische Schweiz – ganz bewusst.
Er kennt sie alle: den Kempinski Fürstenhof in Leipzig, das Luxushotel „Schloss Möchstein“in Salzburg und das Spa-Hotel „Insel der Sinne“in Görlitz. Conrad Schöpel hat in den vergangenen 25 Jahren in einigen der renommiertesten Hotels in Deutschland und Österreich gearbeitet. Jetzt wechselt er in die Sächsische Schweiz - als neuer Hotelmanager vom Logishotel Quartier 5 in Gohrisch. Von der Stadt aufs Land? Für Conrad Schöpel kein Widerspruch. Für ihn war es eine ganz bewusste Entscheidung. „Ich habe mir immer gewünscht, ein kleines, aber exklusives Haus mitzugestalten“, sagt der gebürtige Oderwitzer. Mit Uwe Henkenjohann, dem Eigentümer und Geschäftsführer des Quartier 5, hätte die Chemie von Anfang an gestimmt. Und zwar nicht nur auf persönlicher Ebene. Auch in Sachen Hotellerie würden beide ähnlich ticken. „In Gohrisch habe ich das gefunden, wonach ich lange gesucht habe“, sagt Schöpel.
Seine berufliche Laufbahn beginnt in Heidelberg. Conrad Schöpel studiert Fremdsprachen, verdient sich mit Studentenjobs in der Gastronomie etwas dazu. Und merkt schnell, dass diese Branche seine eigentliche Leidenschaft ist. „Entweder man hat das Gastgeber-Gen oder man hat es nicht“, sagt Schöpel. Er hat es, studiert Hotelmanagement und beginnt im Kempinski Fürstenhof in Leipzig seine berufliche Laufbahn. 2002 zieht es ihn dann ins Ausland - weg von den großen Hotelketten. Anfangs ist er in einem familiengeführten Relais und Chateaux-Betrieb in den Salzburger Alpen tätig, später im gehobenen Salzburger „Schloss Mönchstein“. Hier lernt er nicht nur seine heutige Frau kennen – eine Dresdnerin. Conrad Schöpel trifft auch auf ein Hotelier-Ehepaar, das ein Boutiquehotel in Wien eröffnen will. Ein Projekt, das den studierten Diplom-Betriebswirt reizt. Er begleitet 2004 den Start des Hotels, erst als Empfangschef, später als Hotelmanager und leitet das Haus schließlich bis 2018. Nach 16 Jahren im deutschsprachigen Ausland zieht es ihn und seine Frau wieder zurück nach Sachsen. Dresden soll der neue Mittelpunkt der
Familie werden. Allerdings nur der private. Conrad Schöpel selbst wird Manager im Görlitzer Hotel „Insel der Sinne“– 120 Kilometer entfernt von Dresden. Er nimmt sich in Görlitz eine kleine Wohnung, um nicht immer pendeln zu müssen. Für seine Frau und die Kinder jedoch keine Dauerlösung.
Schöpel suchte deshalb nach einer neuen Herausforderung. Dieses Mal nicht in der Hotellerie. Er wollte eine Auszeit. „Nach 20 Jahren brauchte ich Abstand von den Gästewünschen.“Ein Jahr ging er in der IT-Branche fremd, wie er sagt. „Dann kam die Sucht zurück“, wie er es beschreibt. Die Sucht, Gastgeber zu sein.
Etikette, Normen, auch Lockerheit
Die kann er nun in Gohrisch neu ausleben. Conrad Schöpel selbst beschreibt sich als Gastgeber der alten Schule, legt Wert auf Etiketten und Normen. Schlips und Kragen, das trägt er heute aber nicht mehr. „So exklusiv das Haus auch ist: Viele Gäste wünschen sich doch eine bestimmte Lockerheit, ein familiäres Ambiente“, sagt er. Genau das wolle er im Quartier 5 bieten.
Eine Aufgabe, die bislang Uwe Henkenjohann innehatte. Anfang 2021 hat er den Landgasthof neu eröffnet. Außerdem betreibt er in der Sächsischen Schweiz die Berggaststätte auf dem Papststein, die „Drehscheibe“im Bahnhof Bad Schandau und die Bergwirtschaft am Kuhstall. Ein breites Portfolio, das Henkenjohann fordert. „In meiner Signatur steht zwar bewusst ‚Gastgeber‘ und nicht ‚Inhaber‘, aber meine Gäste in Gohrisch haben mich zuletzt kaum mehr gesehen“, sagt er. Statt am Empfang zu stehen, saß er im Büro, suchte in Zeiten des Fachkräftemangels neues Personal oder nach digitalen Lösungen, zum Beispiel nach einem neuen Bestellund Bezahlsystem fürs Smartphone, das bald auf dem Papststein eingeführt werden soll. Angesichts dieser Herausforderungen brauchte er Unterstützung - und fand sie in Conrad Schöpel. „Trotz aller Digitalisierung: Die Gäste wollen im Urlaub sinnliche Erfahrungen machen. Das schuldet man ihnen“, sagt Schöpel. Er will sie von Anfang an einfangen und begleiten. Das ist sein Credo. In Gohrisch will er den Fokus auf die Gastronomie setzen. In Österreich hat er 14 Jahre lang ein Weinhotel geleitet, kennt sich aus mit guten Tropfen. Ausgewählte Weine aus Österreich, aber auch Italien und Sachsen will er auf die Karte setzen. „Der Zugang vieler Gäste zum Wein ist noch verhalten. Das möchte ich ändern“, sagt Schöpel. Genuss und Storytelling, das gehört für ihn zusammen. Eine kleine Geschichte zum Wein, der den Gästen eingeschenkt wird. Sowas bleibe in Erinnerung.
Auch das Hotel selbst will er weiterentwickeln und noch bekannter machen. „Das Quartier 5 ist ein echtes Kleinod in der Sächsischen Schweiz. Es soll noch mehr ein Genuss- und Wohlfühlort werden“, sagt er.