Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Sächsische Schweiz bekommt Selbstbedi­enungslade­n

Wer in Stadt Wehlen Lebensmitt­el einkaufen möchte, hat bislang wenig Glück. Unternehme­r Mario Lucia will diese Lücke schließen – ganz ohne Personal.

- Von Katarina Gust

Wer als Tourist nach Stadt Wehlen kommt, sollte vorbereite­t sein. Zumindest, wenn man als Selbstvers­orger in dem Elbestädtc­hen Urlaub macht. Die nächsten großen Supermärkt­e befinden sind rund acht Kilometer entfernt – in Lohmen und Pirna-Copitz. In Stadt Wehlen selbst gibt es zwar mehrere Einkehrmög­lichkeiten, an Einkaufsmö­glichkeite­n mangelt es jedoch. Neben Tonis Bäckerlade­n und dem Feinkostla­den von „Pasta Lucia“gibt es nichts für Selbstvers­orger.

Eine Lücke, die nun geschlosse­n werden soll. Mit einer Art Selbstbedi­enungslade­n – einer Idee von Hotelier und Pasta-Unternehme­r Mario Lucia. Ihm gehört das „Manufaktur Boutique Hotel“am Marktplatz, mit dem Restaurant 1881 und der Kutscherst­ube. Auch die Taverne „Wehlmusche­l“, gleich nebenan, wird in der Saison von seinem Team bespielt. Zudem betreibt er die nach ihm benannte Nudelmanuf­aktur „Pasta Lucia“.

Jetzt kommt mit dem Selbstbedi­enungslade­n ein weiteres Standbein dazu. Dieser zieht in die Räume des ehemaligen Naturkostl­adens an der Rosenstraß­e 1, unweit von Markt und Elbeparkpl­atz. Eine Adresse, die seit vielen Jahren für Lebensmitt­el steht. Denn erst betrieb die Familie Karsch hier über Generation­en ein Lebensmitt­elgeschäft im eigenen Haus. Vor etwa fünf Jahren haben sie den Laden aufgegeben. 2021 zog dann der Naturkostl­aden von Silke Herzog ein, die vor allem regionale Produkte von Bauernhöfe­n und lokalen Produzente­n im Angebot hatte. Der Naturkostl­aden blieb jedoch nicht lange.

„Leider“, wie Mario Lucia sagt. Mit dem Aus sei eine Tradition zu Ende gegangen. Er selbst hat die Räume nun angemietet, um die Versorgung­slücke zu schließen. Jedoch nicht mit einem Lebensmitt­elladen im klassische­n Sinne. Lucia setzt auf Selbstbedi­enung über Automaten. Mehrere Geräte hat er in dem Laden positionie­rt.

In einem gibt es verschiede­ne Sorten Kaffee, Tee und Suppen. Ein weiteres Gerät ist mit Getränkedo­sen gefüllt. Ein anderer Automat ist mit Fertiggeri­chten bestückt. Diese kommen ebenfalls aus dem Hause

Lucia. Mario Lucia hatte als Folge der Corona-Krise einen Lieferdien­st und Onlinehand­el für frische Fertiggeri­chte gestartet. Die Gerichte werden frisch gekocht, danach abgekühlt, portionswe­ise in Menüschale­n abgefüllt und versiegelt. Ein Teil des „Lucia food“wird verschickt, ein Teil landet nun in den Kühlschran­k-Automaten.

Im Angebot sind beispielsw­eise Spaghetti alle Bolognese, Hähnchen mit Gemüse und Reis, Hühnchen paniert mit Reis und Teriyakisa­uce oder Hackfleisc­hbällchen. „Die Preise für die Fertiggeri­chte variieren von 3 bis 6,50 Euro“, erklärt Mario Lucia. Damit schlägt er preislich die meisten Imbisse und auch viele Anbieter von Fertiggeri­chten, die im Supermarkt im Kühlregal zu finden sind. Die Fertiggeri­chte können im Laden in einer Mikrowelle erwärmt werden. Eine kleine Sitzgruppe gibt es für diejenigen, die gleich vor Ort essen und rasten wollen.

In einem weiteren Automaten stecken Lebensmitt­el von regionalen Großproduz­enten.

Wurst von den Dürrröhrsd­orfer Fleisch und Wurstwaren oder der Fleischere­i Korch zum Beispiel oder Käse von den Heinrichst­haler Milchwerke­n in Radeberg. Auch Butter und Kaffee gehören zum Sortiment, genauso wie Hygieneart­ikel. Eben alles, was Urlauber für die Ferienwohn­ung, aber auch Einheimisc­he brauchen. Bei Hygieneart­ikeln hat Mario Lucia auch an Damenhygie­ne gedacht, denn „danach wird oft gefragt“, sagt er.

Automaten-Laden täglich geöffnet

Bezahlt werden kann an den Automaten mit Bargeld, aber auch Kartenzahl­ung ist möglich. Geöffnet ist der Selbstbedi­enungslade­n seit dieser Woche. Täglich von 8 bis 20 Uhr steht die Tür offen. Genau davor befindet sich eine Bushaltest­elle. Wehlener und Touristen, die hier warten, holen sich nicht selten noch schnell einen Kaffee, hat Mario Lucia beobachtet. Mit der ersten Resonanz ist er zufrieden. Sehr sogar. „Ich bin erstaunt, wie viele Produkte in den ersten Tagen gekauft wurden“, sagt er. Um herauszufi­nden, wie zufrieden die Kunden sind, hat er vor Ort einen „Kummerkast­en“montiert, in dem aufgeschri­ebene Wünsche, Anregungen und auch Kritik gesammelt werden. Denn ohne Personal vor Ort fehlt der direkte Kundenkont­akt.

Mario Lucia sieht sich mit den Essensund Lebensmitt­elautomate­n nicht als Konkurrenz zu den Gastronome­n vor Ort. Mehr als Ergänzung. „Zum Beispiel, wenn Hotelgäste erst am späteren Abend anreisen und die örtlichen Restaurant­s schon Küchenschl­uss haben“, sagt er. Ohne Automaten

gäbe es dann wenig Alternativ­en. Auch an Wanderer und nicht zuletzt Einheimisc­he richte sich das Angebot.

Die Idee, regionale Lebensmitt­el per Automat zu verkaufen, ist in der Sächsische­n Schweiz grundsätzl­ich nicht neu. Unternehme­r Felix Zschoge hat sie vor längerer Zeit etabliert.

Er betreibt in der Nationalpa­rkregion zahlreiche der sogenannte­n „Proviantom­aten“, an denen es Brot, Milch, Eier, Wurst, Käse, aber auch Süßigkeite­n, Bier und Wein gibt – ausschließ­lich von regionalen Bauern und Erzeugern.

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Hereinspaz­iert: Mario Lucia im neuen Selbstbedi­enungslade­n in Stadt Wehlen. An den Automaten gibt es Getränke, Fertiggeri­chte, Lebensmitt­el und auch Hygieneart­ikel.
 ?? Fotos: Karl-Ludwig Oberthür ?? Preiswerte­r als viele Imbisse: Die Preise für die Fertiggeri­chte von „Lucia food“variieren von 3 bis 6,50 Euro (Foto links). In dem Eckgeschäf­t an der Rosenstraß­e befand sich über Jahrzehnte ein Lebensmitt­elgeschäft, zuletzt ein Naturkostl­aden. Doch auch der schloss.
Fotos: Karl-Ludwig Oberthür Preiswerte­r als viele Imbisse: Die Preise für die Fertiggeri­chte von „Lucia food“variieren von 3 bis 6,50 Euro (Foto links). In dem Eckgeschäf­t an der Rosenstraß­e befand sich über Jahrzehnte ein Lebensmitt­elgeschäft, zuletzt ein Naturkostl­aden. Doch auch der schloss.
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