Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Der nächste Versuch, das „Hanno“in Pirna zu verkaufen
Zweimal ist es bereits gescheitert, das Jugend- und Vereinshaus zu veräußern. Nun will es die Stadt wieder ausschreiben – für eine weitaus geringere Summe.
Der Niedergang des Gebäudeensembles auf dem Grundstück Hohe Straße 1 in Pirna begann schon vor mehr als zehn Jahren. Früher war das Haus regelmäßig mit Leben gefüllt, doch spätestens seit 2014 starb es zusehends aus, übrig ist nur noch eine seelenlose Hülle. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich im historischen Gemäuer, erbaut um 1880, das Pirnaer Schützenhaus nebst Gastronomie und angeschlossener Schießbahn.
Nach dem Krieg konfiszierte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) den Besitz der Pirnaer Schützengilde und übergab die Immobilie 1951 der Stadt Pirna. Später wurde daraus das „Hanno-Günther-Heim“, Faschingsfeiern, Jugendweihen, Preisverleihungen fanden im Saal des denkmalgeschützten Objekts statt. Doch irgendwann war damit Schluss. Pirna ließ den Saal sperren, weil Brandschutz und Elektrik veraltet waren. Auch darüber hinaus lief ein immer größerer Sanierungsstau auf.
Doch auf Vordermann bringen wollte die Stadt den Komplex nicht, da das Hanno aus Sicht des Rathauses künftig weder als Jugend- noch als Vereinshaus benötigt werde. Der Kinder- und Jugendverein „Hanno“war 2014 aus dem Haus ausgezogen, auch die anderen Mieter verließen es nach und nach, seit 2021 steht das Objekt komplett leer. Gleichwohl muss die Stadt jährlich rund 50.000 Euro Betriebskosten für das Gebäude aufbringen, ohne Einnahmen zu generieren. So trägt sich die Stadt seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, die Immobilie zu verkaufen. So richtig klappen wollte es bislang nicht. Nach zwei gescheiterten Anläufen soll nun der dritte Versuch folgen, einen neuen Eigentümer zu finden.
Den Grundsatzbeschluss, das Hanno zu verkaufen, hatte der Stadtrat bereits Anfang 2021 gefasst. Die Mehrheit der Abgeordneten votierte damals dafür, das Objekt für den Verkauf freizugeben. Zwei Jahre später folgte der nächste Schritt, das Kommunalparlament stimmte Anfang 2023 dafür, dass die Stadt das reichlich 7.600 Quadratmeter große Grundstück an der Ecke
B172/Hohe Straße mitsamt dem darauf errichteten Gebäudekomplex öffentlich regional zum Verkauf ausschreibt.
Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hatte zuvor im Juli 2022 den Wert des Areals ermittelt, nach der Expertise lag er bei 434.000 Euro. Um aufgelaufene Kosten zu kompensieren, legte die Stadt in der Ausschreibung das Mindestgebot auf 440.000 Euro fest, verkauft werden sollte an den Meistbietenden.
Zu wenig Geld, kein Konzept
Darüber hinaus galten einige Auflagen. So sollte ein möglicher Kaufinteressent zunächst im Stadtrat sein Nutzungskonzept für die Immobilie vorstellen, ehe der Stadtrat einem Verkauf zustimmt. Der spätere Kaufvertrag sah eine Investitionsverpflichtung vor, gemäß der sich der Käufer verpflichten musste, innerhalb einer bestimmten Zeit in das Gebäude zu investieren. Andernfalls kann die Stadt das Grundstück zum Verkaufspreis zurückkaufen.
Bisher fand sich allerdings niemand, der ernsthaft etwas mit dem Haus vorhatte. Auf die erste Ausschreibung von Ende April 2023 meldete sich gar kein Interessent. Pirna schrieb daraufhin ein zweites Mal aus. Innerhalb der festgelegten Frist ging ein Gebot im Rathaus ein – allerdings bot der potenzielle Erwerber nur 150.000 Euro, weit unter dem Mindestgebot. Ein Finanzierungsnachweis fehlte, auch hegte die Stadt Zweifel am Nutzungskonzept. Nach Fristende traf ein weiteres Angebot ein, diesmal über 230.000 Euro, aber auch das entsprach nicht den Vorgaben.
Den Vorschlag der Stadt, das Haus ein weiteres Mal auszuschreiben, diesmal allerdings ohne ein vorgegebenes Mindestgebot, lehnte der Stadtrat im Oktober 2023 ab. Die Mehrheit der Stadträte sah es nicht als besonders eilbedürftig an, dass sich Pirna von dem Objekt trennt – vor allem nicht ohne ein zuvor festgesetztes Gebot. Damit kam ein Verkauf bis Ende 2023 nicht mehr zustande.
Nun will es die Stadt ein weiteres Mal versuchen. Nach Plänen des Rathauses soll der Stadtrat in seiner Sitzung am 14. Mai zustimmen, dass Pirna das Hanno-Grundstück erneut zum Verkauf ausschreibt, diesmal allerdings zu einem deutlich niedrigeren Preis. Da das Wertgutachten als Grundlage für den Verkauf nicht älter als zwölf Monate ein soll, gab Pirna ein neues Exposé in Auftrag. Zum Stichtag 13. Dezember 2023 hat der Gutachterausschuss den Marktwert des Grundstücks Hohe Straße 1 nun mit 224.000 Euro festgestellt. Der ermittelte Wertverlust ergebe sich laut der Stadt aus einem weiter gestiegenen Investitionsstau, verbunden mit einem gesunkenen Sachwert des Gebäudes.
Mit der Vorbereitung des Grundstücks zum Verkauf entstanden der Stadt bisher Aufwendungen für Ausschreibung und Gutachten von reichlich 9.500 Euro, für die erneute Ausschreibung sind weitere 1.000 Euro einzukalkulieren. Daher schlägt die Stadt ein Mindestgebot von 235.000 Euro vor. Mit der Abgabe des Gebots müssen Kaufinteressenten ein Nutzungskonzept einreichen, das nach Vorgabe der Stadt der besonderen historischen und kulturellen Bedeutung des Objekts für Pirna gerecht wird.
Ebenso muss ein Finanzierungsnachweis vorgelegt werden. Doch auch wenn es diesmal gelingt, das Hanno bis Ende 2024 zu verkaufen, bleibt der Stadt nicht der volle Kaufpreis. Da in das Haus vor einigen Jahren Fördermittel flossen und deren Zweckbindungsfrist noch nicht abgelaufen ist, muss die Stadt voraussichtlich Zuschüsse in Höhe von 16.000 Euro zurückzahlen.