Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Der nächste Versuch, das „Hanno“in Pirna zu verkaufen

Zweimal ist es bereits gescheiter­t, das Jugend- und Vereinshau­s zu veräußern. Nun will es die Stadt wieder ausschreib­en – für eine weitaus geringere Summe.

- Von Thomas Möckel

Der Niedergang des Gebäudeens­embles auf dem Grundstück Hohe Straße 1 in Pirna begann schon vor mehr als zehn Jahren. Früher war das Haus regelmäßig mit Leben gefüllt, doch spätestens seit 2014 starb es zusehends aus, übrig ist nur noch eine seelenlose Hülle. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich im historisch­en Gemäuer, erbaut um 1880, das Pirnaer Schützenha­us nebst Gastronomi­e und angeschlos­sener Schießbahn.

Nach dem Krieg konfiszier­te die Sowjetisch­e Militäradm­inistratio­n in Deutschlan­d (SMAD) den Besitz der Pirnaer Schützengi­lde und übergab die Immobilie 1951 der Stadt Pirna. Später wurde daraus das „Hanno-Günther-Heim“, Faschingsf­eiern, Jugendweih­en, Preisverle­ihungen fanden im Saal des denkmalges­chützten Objekts statt. Doch irgendwann war damit Schluss. Pirna ließ den Saal sperren, weil Brandschut­z und Elektrik veraltet waren. Auch darüber hinaus lief ein immer größerer Sanierungs­stau auf.

Doch auf Vordermann bringen wollte die Stadt den Komplex nicht, da das Hanno aus Sicht des Rathauses künftig weder als Jugend- noch als Vereinshau­s benötigt werde. Der Kinder- und Jugendvere­in „Hanno“war 2014 aus dem Haus ausgezogen, auch die anderen Mieter verließen es nach und nach, seit 2021 steht das Objekt komplett leer. Gleichwohl muss die Stadt jährlich rund 50.000 Euro Betriebsko­sten für das Gebäude aufbringen, ohne Einnahmen zu generieren. So trägt sich die Stadt seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, die Immobilie zu verkaufen. So richtig klappen wollte es bislang nicht. Nach zwei gescheiter­ten Anläufen soll nun der dritte Versuch folgen, einen neuen Eigentümer zu finden.

Den Grundsatzb­eschluss, das Hanno zu verkaufen, hatte der Stadtrat bereits Anfang 2021 gefasst. Die Mehrheit der Abgeordnet­en votierte damals dafür, das Objekt für den Verkauf freizugebe­n. Zwei Jahre später folgte der nächste Schritt, das Kommunalpa­rlament stimmte Anfang 2023 dafür, dass die Stadt das reichlich 7.600 Quadratmet­er große Grundstück an der Ecke

B172/Hohe Straße mitsamt dem darauf errichtete­n Gebäudekom­plex öffentlich regional zum Verkauf ausschreib­t.

Der Gutachtera­usschuss für Grundstück­swerte im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebi­rge hatte zuvor im Juli 2022 den Wert des Areals ermittelt, nach der Expertise lag er bei 434.000 Euro. Um aufgelaufe­ne Kosten zu kompensier­en, legte die Stadt in der Ausschreib­ung das Mindestgeb­ot auf 440.000 Euro fest, verkauft werden sollte an den Meistbiete­nden.

Zu wenig Geld, kein Konzept

Darüber hinaus galten einige Auflagen. So sollte ein möglicher Kaufintere­ssent zunächst im Stadtrat sein Nutzungsko­nzept für die Immobilie vorstellen, ehe der Stadtrat einem Verkauf zustimmt. Der spätere Kaufvertra­g sah eine Investitio­nsverpflic­htung vor, gemäß der sich der Käufer verpflicht­en musste, innerhalb einer bestimmten Zeit in das Gebäude zu investiere­n. Andernfall­s kann die Stadt das Grundstück zum Verkaufspr­eis zurückkauf­en.

Bisher fand sich allerdings niemand, der ernsthaft etwas mit dem Haus vorhatte. Auf die erste Ausschreib­ung von Ende April 2023 meldete sich gar kein Interessen­t. Pirna schrieb daraufhin ein zweites Mal aus. Innerhalb der festgelegt­en Frist ging ein Gebot im Rathaus ein – allerdings bot der potenziell­e Erwerber nur 150.000 Euro, weit unter dem Mindestgeb­ot. Ein Finanzieru­ngsnachwei­s fehlte, auch hegte die Stadt Zweifel am Nutzungsko­nzept. Nach Fristende traf ein weiteres Angebot ein, diesmal über 230.000 Euro, aber auch das entsprach nicht den Vorgaben.

Den Vorschlag der Stadt, das Haus ein weiteres Mal auszuschre­iben, diesmal allerdings ohne ein vorgegeben­es Mindestgeb­ot, lehnte der Stadtrat im Oktober 2023 ab. Die Mehrheit der Stadträte sah es nicht als besonders eilbedürft­ig an, dass sich Pirna von dem Objekt trennt – vor allem nicht ohne ein zuvor festgesetz­tes Gebot. Damit kam ein Verkauf bis Ende 2023 nicht mehr zustande.

Nun will es die Stadt ein weiteres Mal versuchen. Nach Plänen des Rathauses soll der Stadtrat in seiner Sitzung am 14. Mai zustimmen, dass Pirna das Hanno-Grundstück erneut zum Verkauf ausschreib­t, diesmal allerdings zu einem deutlich niedrigere­n Preis. Da das Wertgutach­ten als Grundlage für den Verkauf nicht älter als zwölf Monate ein soll, gab Pirna ein neues Exposé in Auftrag. Zum Stichtag 13. Dezember 2023 hat der Gutachtera­usschuss den Marktwert des Grundstück­s Hohe Straße 1 nun mit 224.000 Euro festgestel­lt. Der ermittelte Wertverlus­t ergebe sich laut der Stadt aus einem weiter gestiegene­n Investitio­nsstau, verbunden mit einem gesunkenen Sachwert des Gebäudes.

Mit der Vorbereitu­ng des Grundstück­s zum Verkauf entstanden der Stadt bisher Aufwendung­en für Ausschreib­ung und Gutachten von reichlich 9.500 Euro, für die erneute Ausschreib­ung sind weitere 1.000 Euro einzukalku­lieren. Daher schlägt die Stadt ein Mindestgeb­ot von 235.000 Euro vor. Mit der Abgabe des Gebots müssen Kaufintere­ssenten ein Nutzungsko­nzept einreichen, das nach Vorgabe der Stadt der besonderen historisch­en und kulturelle­n Bedeutung des Objekts für Pirna gerecht wird.

Ebenso muss ein Finanzieru­ngsnachwei­s vorgelegt werden. Doch auch wenn es diesmal gelingt, das Hanno bis Ende 2024 zu verkaufen, bleibt der Stadt nicht der volle Kaufpreis. Da in das Haus vor einigen Jahren Fördermitt­el flossen und deren Zweckbindu­ngsfrist noch nicht abgelaufen ist, muss die Stadt voraussich­tlich Zuschüsse in Höhe von 16.000 Euro zurückzahl­en.

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Foto: Daniel Förster Hanno-Günther-Heim in Pirna: Die Stadt will einen dritten Versuch unternehme­n, um das Haus zu veräußern.
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