Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Er schwört auf Therapie mit Kälte und Unterdruck

Ein Dresdner hat in Wilsdruff eine neue Praxis eröffnet, um Menschen zu helfen, die wie er vor Schmerzen schlecht schlafen können.

- Von Maik Brückner

Lange Zeit stand das Ladengesch­äft in der Meißner Straße 3 in Wilsdruff leer. Dann übernahm es Mario Knauthe-Herrmann und baute die Räume aufwendig zu einer Praxis um. Vor wenigen Tagen eröffnete er sie unter dem Namen „Coolhands Die Kälteanwen­dung“. Durch die Schaufenst­erscheibe sind die Geräte zu sehen, mit denen er seine Therapie durchführt. Es sind zwei große blaue Kästen, die sich öffnen und schließen lassen.

Die Therapie, die die Schmerzen lindern soll, ist einfach: Nach der Desinfekti­on der Hände werden diese fünfmal hintereina­nder für jeweils zwei Minuten in die Unterdruck­kammern des Gerätes gehalten. Der Unterdruck verhindert den Verschluss der Blutgefäße und sorgt dafür, dass sich das Blut im ganzen Körper verteilt. Die Handfläche­n liegen auf Metallplat­ten, die langsam auf vier Grad abkühlen. Leuchtdiod­en zeigen dem Patienten an, wann die zwei Minuten vorbei sind und der nächste Zyklus beginnt.

Knauthe-Herrmann schwört auf Therapie. „Ich bin mein bester Patient“, sagt er. Zweimal sei er an der linken Schulter operiert worden, einmal an der rechten. „Ich habe ständig mit Schmerzen geschlafen.“Deshalb habe er nach Therapien gesucht, die ihm helfen könnten. Auf Instergram sei er auf die Geräte der Firma Alpha Industries AG aus Memmingen gestoßen. „Das habe ich ausprobier­t“, sagt er. Er war begeistert. „Seit sieben Jahren schlafe ich wieder schmerzfre­i.“Auch seine Frau macht die Therapie. Sie arbeitet als Gutachteri­n viel am Computer und hatte dadurch extreme Schmerzen im Unterarm. Die Therapie hat ihr geholfen, sagt er.

Danach war dem Dresdner klar, dass diese Therapie auch anderen helfen könnte. „Ich sehe das nicht nur als Geschäftsm­odell, sondern weiß, wie hilflos Menschen sind, die Schmerzen haben.“Und so beschloss Mario Knauthe-Herrmann, der gelernter Groß- und Außenhande­lskaufmann ist und in den vergangene­n Jahren unter anderem als Atmungsthe­rapeut freiberufl­ich gearbeitet hat, eine Praxis mit diesen Geräten zu eröffnen. Dafür hat er einiges investiert. Ein Gerät der Firma Alpha kostet 38.600 Euro. Außerdem hat er sich zum Medizinpro­dukteberat­er ausbilden und zertifizie­ren lassen. Knauthe-Herrmann, der im Dresdner Stadtteil Zöllmen wohnt, hat sich bewusst für Wilsdruff entschiede­n. Nach Dresden wollte er nicht, weil es dort schon ein großes Angebot gibt. In Wilsdruff sieht er mehr Chancen.

Weitere Therapie soll folgen

Demnächst will er eine weitere Therapie anbieten. Dafür wartet er auf eine ganz besondere Liege - eine „reLounge“. Auf der speziellen Liege wird mit Wärme und elektromag­netischen Impulsen gearbeitet. Diese sollen bei verschiede­nen Formen von Rückenschm­erzen helfen. Beide Behandlung­smethoden

gehören jedoch nicht zum Leistungss­pektrum der gesetzlich­en Krankenver­sicherung. Die AOK plus stuft die

Kälteanwen­dung mit dem Alpha Cooling Profession­al System als medizinisc­he Zusatzleis­tung ein, die jeder Versichert­e auf eigenen Wunsch und eigene Rechnung in Anspruch nehmen kann. „Eine Kostenüber­nahme durch die AOK plus ist nicht möglich“, sagt eine Sprecherin. Das könnte sich auch ändern. Entscheide­n müsste das der Gemeinsame Bundesauss­chuss, in dem unparteiis­che Mitglieder, Vertreter der Krankenkas­sen, Ärzte, Zahnärzte, Psychother­apeuten und Krankenhäu­ser sitzen. Das Gremium legt fest, welche Diagnoseun­d Therapieve­rfahren von den Kassen bezahlt werden, heißt es von der AOK plus.

Zunächst gilt aber: Die Leistungen müssen selbst gezahlt werden. Eine Therapie in der „reLounge“kostet zwischen 30 und 50 Euro, die Kältethera­pie zwischen 29 Euro (im Zehnerpack) und 35 Euro. Die erste Kältethera­pie ist jedoch kostenfrei. „Jeder kann ausprobier­en, ob ihm die Kältethera­pie liegt“, sagt Knauthe-Herrmann.

So präsentier­t sich die Firma Coolhands im Internet: https://www.coolhands.de/

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Mario KnautheHer­rmann und seine Praxis, die er vor einigen Tagen eröffnet hat.
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Fotos: Karl-Ludwig Oberthür So sehen die Kammern aus, in die die Hände gelegt werden und in denen nach kurzer Zeit ein leichter Unterdruck herrscht.

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