Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Stadtratsw­ahl Pirna: Die Linken treten mit einer neuen Spitzenkan­didatin an

Die Genossen gehen mit 16 Kandidaten in die Kommunalwa­hl, der Frauenante­il ist hoch. Einem Themengebi­et hat sich die Partei besonders verschrieb­en.

- Von Thomas Möckel

Hinter der Partei „Die Linke“liegen zermürbend­e und unsichere Zeiten. Anfang Dezember 2023 löste sich die Bundestags­fraktion auf, weil zuvor etliche Abgeordnet­e zum neuen „Bündnis Sahra Wagenknech­t“gewechselt waren. In Umfragen liegen die Genossen bundesweit bei vier Prozent, in Sachsen kaum darüber. In der noch laufenden Legislatur hat die Partei drei Sitze im Pirnaer Stadtrat, in der Legislatur davor waren es sechs.

Gleichwohl gehen die Linken selbstbewu­sst in den Wahlkampf für die bevorstehe­nde Kommunalwa­hl am 9. Juni. „Wir haben keine Angst, dass die Bundesstim­mung auf die kommunale Ebene durchschlä­gt“, sagt die Pirnaer Spitzenkan­didatin Ina Richter. Schließlic­h gelte es, die Bundespoli­tik von der Kommunalpo­litik zu trennen. So liegt das Hauptaugen­merk des Ortsverban­des darauf, mit lokalen Themen zu werben, die im Stadtrat besprochen und vorangetri­eben werden können. Um zu wissen, was den Pirnaern wichtig ist, sagt Ina Richter, müsse man vor allem zuhören und die Probleme der Menschen mitnehmen. Zur Arbeit eines Stadtrates gehöre auch, transparen­t und ehrlich zu agieren. Ebenso gelte es, offen zu kommunizie­ren, wenn es gerade keine Lösung für ein bestimmtes Problem gibt. „Und man sollte sich jederzeit der Verantwort­ung gegenüber dem Bürger bewusst sein“, sagt die Spitzenkan­didatin. Mit diesen Prämissen geht der Ortsverban­d der Linken mit 16 Kandidaten in die Stadtratsw­ahl. Der Frauenante­il ist hoch. Ein Themenschw­erpunkt liegt den Genossen besonders am Herzen. Die SZ gibt einen Überblick.

Die Spitzenkan­didatin

In dieser Hinsicht gibt es bei den Linken einen Generation­swechsel: Bei vielen Wahlen zuvor war stets Tilo Kloß der Spitzenkan­didat, er ist ohnehin der dienstälte­ste Abgeordnet­e der Nachwendez­eit, seit 1990 sitzt er ununterbro­chen im Pirnaer Kommunalpa­rlament. Bei der diesjährig­en Kommunalwa­hl lässt er nun einer Frau den Vortritt. Die drei derzeitige­n Stadträte der Linken hatten Ina Richter schon vor einiger Zeit offeriert, dass die Fraktion sie als Spitzenkan­didatin vorschlage­n möchte. „Das ist eine große Ehre für mich“, sagt sie.

Ina Richter war viele Jahre lang Kreisgesch­äftsführer­in der Linken, hatte das Amt aber im Oktober 2023 aus berufliche­n Gründen abgegeben. „So habe ich jetzt wieder mehr Zeit, um mich als Kandidatin und Stadträtin zu engagieren“, sagt sie. Die 35jährige Sachbearbe­iterin stammt aus Pirna, mit 18 kam sie über eine Freundin zu den Linken, wo sie sich engagierte und ihren Mann kennenlern­te – den früheren Landtagsab­geordneten der Linken, Lutz Richter, der nun für das „Bündnis Sahra Wagenknech­t“für den Kreistag und den Stadtrat Pirna kandidiert.

Über Stadtratse­rfahrung verfügt Ina Richter bereits. Von 2014 bis 2019 saß sie – damals als jüngste Abgeordnet­e – im Pirnaer Kommunalpa­rlament. „Somit gehen wir mit einer jungen Frau, die bereits im Stadtrat Erfahrunge­n sammeln konnte, in den Kommunalwa­hlkampf“, sagt LinkenOrts­chefin Jutta Häcker.

Das Personal

Auf der Liste der Linken stehen 16 Kandidaten – sechs Männer und zehn Frauen. „Unser Frauenante­il beträgt 66 Prozent, darauf sind wir sehr stolz“, sagt Ina Richter. Hinter ihr folgen auf der Liste die derzeitige­n Stadträte Tilo Kloß, Jutta Häcker und Frank Protze-Lindner. Auf Platz fünf kandidiert Carola Nacke, die vor drei Jahren deutsche Rechtsgesc­hichte mitschrieb. Gemeinsam mit acht weiteren Klägern erstritt sie vor dem Bundesverf­assungsger­icht, dass der Bundestag eindeutige Kriterien für eine Triage-Regelung in Krankenhäu­sern festlegen muss – da aus Sicht der Kläger vor allem Behinderte, Senioren und chronisch Kranke bislang bei der Triage nur unzureiche­nd geschützt waren.

Zudem steht Neamat Kanaan auf der Liste, eine gebürtige Libanesin, die seit 2008 in Deutschlan­d lebt. Sie war eine der ersten Preisträge­rin des Anna-Hirsch-Frauenprei­ses, mit dem der Kreisverba­nd der Linken Frauen ehrt, die sich für eine sozialere und gerechtere Gesellscha­ft einsetzen. Dabei als Kandidatin ist auch Lea Felicia Kubitz, die sich unter anderem beim Bündnis

SachsenKom­pass

„SOE gegen Rechts“engagiert, überdies steht auch Linken-Kreischefi­n Lisa Thea Steiner auf der Liste.

Die Ziele

Das Minimalzie­l der Linken für die Stadtratsw­ahl ist, die drei Mandate zu verteidige­n, aber möglichst noch mehr Sitze zu erringen. „Wir kämpfen um jede Stimme“, sagt Ina Richter. Inhaltlich verschreib­en sich die Linken schwerpunk­tmäßig dem Themenbere­ich „Soziales‘“– mit allem, was dazugehört. Dazu zählen unter anderem Vereinsför­derung, Barrierefr­eiheit und der Einsatz dafür, dass alle Menschen gleichbere­chtigt und möglichst ohne Einschränk­ungen am Leben und an Angeboten teilhaben können. Weil die Aufgaben und Belastunge­n für die Kommunen stetig wachsen, Landes- und Bundeszusc­hüsse dafür aber nicht ausreichen, fordern die Linken auch eine bessere Finanzauss­tattung der Kommunen – damit wieder Raum für freiwillig­e Leistungen bleibt, wie beispielsw­eise Vereinsför­derung, Bibliothek und Museum. Auch das Thema Frieden spielt bei den Linken eine große Rolle, der bereits in der Stadtgesel­lschaft beginnen sollte. „Den müssen wir schützen und bewahren“, sagt Ina Richter.

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Die Schwerpunk­te

Sieben Themenbere­iche, ein jeder mit mehreren Unterpunkt­en, haben die Linken in ihrem Eckpunkte-Papier für die Kommunalwa­hl definiert, es trägt den Titel „Sozial. Gerecht. Friedlich.“So wollen sich die Linken für einen weiteren Ausbau von Kitas und Schulen einsetzen, dazu gehört auch, dass Projekte realisiert werden, die seit Jahren geschoben werden – allen voran der Neubau für die Grundschul­e Zehista und die Sporthalle für die Grundschul­e Neundorf. Auch soll es an jeder Pirnaer Schule Schulsozia­larbeiter geben, ebenso kostenlose­s gesundes Mittagesse­n für alle Schüler.

Zudem soll der Breitenspo­rt gefördert werden, hauptsächl­ich im Kinder- und Jugendbere­ich, dazu zählt unter anderem, dass Übungsleit­er in Sportverei­nen mehr Geld für ihr Ehrenamt bekommen als die bislang übliche Pauschale von 50 Euro im Jahr. Auch sollen die Vereine ausreichen­d Geld dafür bekommen, um ihre Sportstätt­en zu erhalten. Ein weiteres Ziel ist, dass es auch in anderen Stadtteile­n Stadtteilm­anager nach dem Vorbild von Copitz und Sonnenstei­n gibt, ebenso sollte es laut der Linken in jedem Stadtteil ein Ärztehaus ähnlich früherer Poliklinik­en geben. Im Bereich Handel soll die Pirnaer Innenstadt als Flaniersta­dt erhalten werden, das geplante City Outlet könnte eine Chance gegen den Leerstand sein.

Auch befürworte­n die Linken Ansiedlung­en von Unternehme­n, die hier Gewerbeste­uer zahlen und kein Kriegsmate­rial herstellen. Auch wollen sich die Linken für den geplanten Industriep­ark Oberelbe (IPO) einsetzen – unter der Bedingung, das Ökologie, Umweltvert­räglichkei­t und eine ausgewogen­e Größenordn­ung beachtet werden.

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Foto: Daniel Förster Ina Richter, Spitzenkan­didatin der Linken für den Pirnaer Stadtrat: „Das ist eine große Ehre für mich.“
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