Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Heidenaus einsamer Kämpfer für einen Bürgerrat

Bernhard Borchers lässt nicht locker und scheitert zum dritten Mal. Trotzdem sieht er einen Erfolg. Warum er einen Bürgerrat will und die anderen nicht.

- Von Heike Sabel

Eines muss man Bernhard Borchers lassen: Er lässt nicht locker. Der Heidenauer Stadtrat, der mal für die Grünen antrat, mit den Linken zusammenar­beitete und sich nun bei der Heidenauer Bürgerinit­iative wohlfühlt, hat viele Lieblingst­hemen. Eines ist der Bürgerrat. Jetzt ist er zum dritten Mal damit gescheiter­t. Trotzdem verbucht er einen Erfolg für sich. Borchers Argumente haben sich wenig geändert, genau wie die derer, die dagegen sind. Doch mit dem Pirnaer Beispiel hat Borchers etwas zum Vorzeigen. In Pirna beschäftig­t sich ein Bürgerrat mit konkreten Vorschläge­n für die Gestaltung des Marktes. Das sei die gelebte Demokratie, die sich Borchers auch in Heidenau wünsche. Wenn Borchers so ein konkretes Thema wie in Pirna hätte, könnte er womöglich auch Bürgermeis­ter Jürgen Opitz (CDU) überzeugen. Ein griffiges Thema, das viele interessie­rt, sei der bessere Einstieg, sagte der. Doch eigentlich mache man das in Heidenau ja schon, nur dass es eben nicht Bürgerrat heißt. Und deshalb sei der Borchers-Vorstoß auch diesmal nicht zielführen­d. Die Frage nach konkreten Themen beantworte­te Borchers Fraktions-Kompagnon Michael Schürer. Er nannte das Leben in der Stadt, das Mafa-Gelände, Mobilität, Industriep­ark Oberelbe, allgemeine Energiefra­gen, Kinderbetr­euung. „Man könnte, wenn man wollte“, sagte er. Doch die sind den meisten immer noch zu allgemein. Reno König (CDU-Fraktionsc­hef) will auch so nicht und steht damit nicht allein. Dass es so was in Pirna gibt, sei kein Grund für Heidenau, es auch zu machen. Außerdem bedeute ein Bürgerrat mehr Arbeit für die Verwaltung. „Deshalb Nein.“Und das Nein war übergreife­nd. Andre Lange und Gabriele Stephan (beide AfD) verwiesen auf das mangelnde Interesse bei Bürgerfrag­estunden. Mehr Bürgerbete­iligung sei schön, aber nicht zu erkennen, sagte Lange. Das war auch bei der Debatte zum Thema vor zwei Jahren der Tenor gewesen. Für Norbert Bläsner (FDP) macht Beteiligun­g bei Betroffenh­eit Sinn – Beispiel Senioren- oder Jugendbeir­äte. Bürgerräte hingegen sind für ihn das Abschieben der Verantwort­ung derer, die gewählt sind. Und es wird bald wieder gewählt – am 9. Juni. Vielleicht war der Zeitpunkt von Borchers erneutem Vorstoß auch deshalb nicht besonders günstig. Kaum ein Stadtrat trifft jetzt noch solche Entscheidu­ngen, die dann die nächsten umsetzen müssen.

Daran änderte auch das Ausholen von Borchers bis zu den alten Griechen und nach Kanada und Norwegen, wo Bürgerräte praktizier­t werden, nichts. Obwohl „sein“Bürgerrat wieder abgelehnt wurde, verbuchte Borchers einen Erfolg. Zwei Enthaltung­en im vorberaten­den Ausschuss zeigen ihm, da beginnt ein Umdenken. Sollte er im Juni wiedergewä­hlt werden, wird es sicher einen vierten Vorstoß geben.

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