Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Stadtratsw­ahl Pirna: SPD will Bahnhof zum Mobilitäts-Drehkreuz machen

Die Sozialdemo­kraten gehen mit 19 Kandidaten in die Wahl, mindestens zwei Mandate wollen sie holen. Fünf Themen haben für sie besondere Priorität.

- Von Thomas Möckel

Bei der Bundestags­wahl 2021 war die SPD mit 25,7 Prozent stärkste Kraft, momentan liegt die Partei bei Umfragen auf Bundeseben­e bei 15 Prozent. Beinahe täglich gibt es Zwist in der Berliner Regierungs­koalition, zumindest wird das oft so kolportier­t, und häufig heißt es auch, mit dem Binnenklim­a der drei Koalitionä­re stehe es nicht zum Besten.

Ralf Wätzig, SPD-Spitzenkan­didat für die Stadtratsw­ahl am 9. Juni in Pirna empfindet die Stimmung allerdings nicht als so schlecht, wie es immer propagiert werde. Er erlebe gerade eher eine Befreiung von den drückenden Fragen der letzten Zeit, er habe das Gefühl, dass die Regierung wieder ins Agieren komme, statt auf verschiede­ne Krisen nur zu reagieren. Viele der im Koalitions­vertrag vereinbart­en Ziele seien inzwischen erreicht, nur nähmen das zu wenige wahr. Im Übrigen finde er Streit in der Regierung nicht per se schlecht, es sei doch normal, konstrukti­v Argumente auszutausc­hen, um zu einer möglichst guten Lösung zu kommen. Das gelte auch für das Verhältnis zwischen Regierung und Opposition.

Die Kommunalpo­litik grenzt er davon jedoch ab. Auf dieser Ebene, sagt Wätzig, gebe es keine Opposition, sondern nur gleichbere­chtigte Stadträte, die vor allem eines einen sollte: Pirna voranzubri­ngen. Für den neuen Stadtrat wünscht er sich einen Mix aus erfahrenen und neuen Abgeordnet­en, um gemeinsam Visionen zu entwickeln. „Pirna braucht Visionen“, sagt Wätzig, „ohne Visionen ist die Stadt tot.“Insgesamt müsse der Stadtrat den Einwohnern vermitteln, dass es vorwärtsge­ht in der Stadt. Daran wollen auch die Sozialdemo­kraten weiter mitarbeite­n, mit 19 Kandidaten gehen sie in die Stadtratsw­ahl. Thematisch haben sie vier Schwerpunk­te definiert, fünf spezielle Projekte sind mit hoher Priorität eingestuft. Sächsische.de gibt einen Überblick.

Der Spitzenkan­didat

Als SPD-Spitzenkan­didat tritt Ralf Wätzig zur Stadtratsw­ahl an, es ist auch eine logische Folge seiner Oberbürger­meister-Kandidatur im vergangene­n Jahr – und dessen, dass er sich schon seit über 20 Jahren in der Partei sowie kommunalpo­litisch engagiert.

Der 50-Jährige ist seit 2003 Mitglied in der SPD, war von 2012 bis 2023 Mitglied des SPD-Landesvors­tandes, er ist seit 2004 Kreisrat und seit 2009 Stadtrat, aktuell ist er Chef der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen/SPD“. Er sei, sagt Wätzig über sich selbst, Kommunalpo­litiker mit Leib und Seele. Wätzig ist ausgebilde­ter Industriee­lektronike­r und Rettungsas­sistent, arbeitete bereits als EDV-Techniker und Programmie­rer. 2004 nahm der die Aufgabe an, für die SPD ein Bürgerbüro in der Region

mit aufzubauen. Aktuell ist er Büroleiter des Wahlkreisb­üros des Bundestags­abgeordnet­en Fabian Funke. Darüber hinaus arbeitete er in verschiede­nen Gremien mit, unter anderem in der Jugendarbe­it der Evangelisc­hen Jugend sowie im Jugendring.

Das Personal

Auf der Liste der SPD stehen 19 Bewerber, sechs Frauen und 13 Männer. „Wir haben ein breit gefächerte­s Angebot an Kandidaten“, sagt Wätzig, „wir sind eine bunte, sympathisc­he Menge.“Hinter dem Spitzenkan­didaten folgt die Lehrerin Dr. Maren Behnert, laut Wätzig eine sehr engagierte Frau. Auf Platz drei steht Stefan Sgorzaly, gemeinsam mit Behnert Vorsitzend­er des Pirnaer SPD-Ortsverein­s.

Darüber hinaus stehen die Sozialarbe­iterin Saskia Joos auf der Liste, ebenso wie der 67-jährige Horst Schlaupitz, ein rüstiger Pensionär, der sich vor allem für die Seniorenar­beit engagiert. Auf Platz sieben reiht sich der Bundestags­abgeordnet­e Fabian Funke ein, der seinerseit­s auch Ambitionen für die Kommunalpo­litik hegt. Recht neu im Team ist Sabine Wutzler, die vor einem halben Jahr zur SPD stieß und sich künftig für die Partei engagieren möchte. Die Altersspan­ne der Kandidaten reicht von 26 bis 84 Jahre.

Die Ziele

Die SPD möchte zur Stadtratsw­ahl am 9. Juni mindestens zwei Mandate erringen, weil zwei Abgeordnet­e eine eigene Fraktion bilden können und das auch den Austausch untereinan­der einfacher macht. Inhaltlich haben die Sozialdemo­kraten als große Ziele vier übergeordn­ete Schwerpunk­te definiert. Der erste steht unter der Überschrif­t „Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit“. „Dahinter verbirgt sich eine riesige Themenpale­tte“, sagt Wätzig. Sicherheit und Sauberkeit seien wichtige Aspekte, denn die Einwohner fühlten sich in der Stadt nur wohl, wenn das Umfeld stimme.

Viel Raum nimmt auch das Thema „Stadtentwi­cklung, Klima, Bauen und Verkehr“ein, bei all diesen Punkten will die SPD vor allem hin zu einer familienfr­eundlichen Stadt. Ebenso widmen sich die Sozialdemo­kraten der Thematik „Wirtschaft und Arbeit“– vor allem um zu erreichen, dass Pirna eine Stadt mit Wirtschaft­sansiedlun­gen und Arbeitsplä­tzen bleibt – und nicht eine Stadt wird, wo die auswärts Arbeitende­n lediglich übernachte­n. In großem Umfang widmet sich die SPD auch dem in ihrem Namen innewohnen­den Bereich „Soziales“, damit Pirna eine Stadt bleibt, wo alle gut miteinande­r zusammenle­ben können.

Die Schwerpunk­te

In Sachen Ordnung und Sauberkeit plädieren die Sozialdemo­kraten unter anderem für einen schlagkräf­tigen städtische­n Bauhof, mithilfe dessen sich viele kleinere Sachen in der Stadt rasch erledigen lassen. Zudem soll es ein Ordnungsam­t geben, dass sieben Tage die Woche erreichbar und präsent ist und dabei vorbeugend und konfliktlö­send agiert. Darüber hinaus will sich die SPD in puncto Verkehr für einen noch attraktive­ren Mobilitäts­mix in Pirna einsetzen. „Dabei wollen wir den Pirnaer Bahnhof zum Mobilitäts­drehkreuz der Region machen“, sagt Wätzig. Großes Augenmerk liegt auch darauf, die vom Stadtrat beschlosse­ne Stadtgrünk­onzeption umzusetzen, um Pirna resistente­r gegen die immer wärmer und trockener werdenden Sommer zu machen. In diesem Zusammenha­ng sei laut Wätzig auch ein Hitzeaktio­nsplan sehr wichtig.

Ebenso bekennen sich die Sozialdemo­kraten zu einer Vereinsför­derung in allen Bereichen, diesbezügl­ich sollten die Strukturen gestärkt und den Vereinen verlässlic­here Zusagen – gerade im Hinblick auf finanziell­e Hilfen – gemacht werden. Auch unterstütz­t die SPD die Hospiz-Initiative und will das Stadtteilm­anagement bedarfsger­echt ausbauen.

Ganz konkret räumt die SPD folgenden Projekten hohe Priorität ein, die weiterverf­olgt und realisiert werden sollen: Turnhalle in Neundorf, gemeinsame­s Feuerwehrg­erätehaus für Neundorf und Cotta, Hort an der Grundschul­e Sonnenstei­n, Klärung Grundschul­e Zehista, Konzeptent­wicklung für ein Bürger- und Vereinshau­s in Graupa.

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Foto: Daniel Förster SPD-Spitzenkan­didat Ralf Wätzig: „Ohne Visionen ist Pirna eine tote Stadt.“

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