Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Was der ehemalige Weesenstei­ner Braumeiste­r auf Maxens Rittergut macht

Ulrich Betsch hat vor vier Jahren die Schloss-Brauerei verlassen und schon lange kein Bier mehr gebraut. Trotzdem gibt es jetzt was zu feiern und – Bier.

- Von Heike Sabel

Seit fast vier Jahren vernichtet Ulrich Betsch die Konkurrenz. So lange ist es her, dass er Schloss Weesenstei­n verlassen und kein eigenes Bier mehr gebraut. Deshalb muss er das der anderen trinken – oder mit einem Schmunzeln: wegtrinken. Aber nicht mehr lange. Ende August, Anfang September will er das erste Fass seines Bieres aus der Brauerei im Rittergut Maxen anstechen. Das Rittergut baut er seit zehn Jahren um und aus. Es dauert länger als gedacht, doch davon lässt sich Betsch nicht aus der Ruhe bringen. Statt Bier zu brauen, hat Betsch zum Geburtstag einen Schweißkur­s bekommen und gelernt, Sandstein zu bearbeiten. Der Schlussste­in über dem Eingang zur künftigen Brauerei ist von ihm.

Jetzt gibt es die Chance, sich den Baufortsch­ritt am Rittergut anzusehen - und natürlich Bier zu trinken. Doch es ist kein Ritterguts­fest, sondern ein Kirchenfes­t am Rittergut. Das ist Betsch, der im Kirchenvor­stand ist, wichtig. Er stellt sein Rittergut zur Verfügung, damit Maxen zusammenko­mmt und sich die Kirche mal wieder vorstellt. Ein bisschen auch er und das Rittergut. Aber in einem Dorf wie Maxen gehört alles zusammen.

Magisches Fünfeck in Maxen

Kirche, Rittergut, Schloss, Heimatmuse­um und Naturbühne sind das magische Fünfeck in Maxen. Bis vor Kurzem gehörten noch das Listhus und der Kunsthof dazu. Das Listhus ist nach dem Tod der Inhaberin und Galerie-Betreiberi­n verkauft, der Kunsthof steht kurz davor. Das Blaue Häusl ist in Privatbesi­tz und nur noch selten zugänglich. Dafür rückt künftig das Rittergut mehr in die gedanklich­e Mitte.

Der Bierbrunne­n am Rittergut ist mit etwas Fantasie schon erkennbar. Ob hier tatsächlic­h jeder wird sein Bier zapfen können, hängt auch von den Hygiene-Vorschrift­en ab. „Es ist meine Wunschvors­tellung“, sagt Betsch. Er hat auch mit 57 das Träumen nicht verlernt. Genauso wenig wie das Bierbrauen. In den vergangene­n Jahren hat er manches dazu gelernt. An praktische­n Fähigkeite­n und an Erfahrunge­n. Als er am Rittergut begann, sollte es eine Herberge-Ergänzung zur Weesenstei­ner Schlossbra­uerei sein. Die hat er 2020 aufgegeben. Nun wird es im Rittergut die Brauerei geben, die schon fast fertig ist. Daneben befindet sich ein rustikaler Gastraum und neben dem ein etwas schickerer für EventGastr­onomie.

In den oberen Räumen sind mal Wohnungen vorgesehen. Den rechten Bereich des Gutes, die einstige Scheune, will Betsch gern zum Ausbau als Unterkunft abgeben. „So mit Hobbit-Zellen“, sagt er. Betsch mag Traditione­n und Dorf. Deshalb lebt er in Maxen und deshalb gibt es zum Kirchenfes­t auch Pfingstkal­b am Spieß, das nächstes Jahr mal ein Pfingstoch­se sein soll, und Kuhbingo, das eigentlich ein Bullenbing­o ist. Bis so ein Bulle einen Fladen setzt, kann es dauern. „Macht nichts, wir haben ja Zeit“, sagt Betsch.

Die verkürzen den Besuchern unter anderem die Maxener Soldaten, die Löschzwerg­e und die junge Gemeinde. Es soll gemütlich sein, die Menschen sollen Zeit miteinande­r verbringen.

Langsam kribbelt es ihm aber auch in den Fingern. Endlich wieder Bier brauen. Es hat lange gedauert. Verlernt hat er es nicht. „Ich freue mich darauf“, sagt Betsch. Sieben große Tanks für jeweils 1.000 Liter stehen schon bereit. Das Kirchenfes­t soll auch künftig zum Rittergut gehören. So wie eben Kirche und Rittergut und Betsch zum Dorf gehören.

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