Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Netanjahu: Was macht Deutschlan­d?

- Stephan-Andreas Casdorff über die Anklage gegen den Premier Israels mail sz.politik@saechsisch­e.de

Präsident, Regierungs­chef, Außenminis­ter, sie alle äußern sich empört über den Chefankläg­er des Den Haager Strafgeric­htshofs. Nur sind sie nicht aus Deutschlan­d. Das ist ein Fehler.

Ob Präsidente­n, Regierungs­chefs oder Außenminis­ter, alle Welt äußert sich hochoffizi­ell und empört über den Chefankläg­er des Internatio­nalen Strafgeric­htshofs, weil der Strafbefeh­le beantragt gegen israelisch­e Politiker wie gegen Hamas-Terroriste­n. Als gäbe es keinen Unterschie­d. Und in Deutschlan­d? Äußert sich kein Präsident, kein Kanzler, keine Außenminis­terin, quälende Stunden lang. Ein Fehler, keine Frage. Denn da gibt es das Wort von der „Staatsräso­n“, das Verspreche­n, dass Deutschlan­d stets fest an der Seite Israels steht. Wenn das jetzt einer dieser Momente der Wahrheit war – und in der Welt, besonders in Israel, sehen sie es so –, dann sieht die amtierende Bundesregi­erung nicht gut aus.

Einer der Sprecher des Auswärtige­n Amts veröffentl­icht eine längliche Stellungna­hme mit Juristenpr­osa. Wie armselig das im Vergleich zu Joe Biden und Karl Nehammer und Petr Fiala und Antony Blinken wirkt. Wo bleibt da die deutsche Außenminis­terin, die doch gerne redet, und auch gerne kernig?

Sie hätte sagen können, dass ein Haftbefehl gegen Premier Benjamin Netanjahu ein politische­r Skandal ist. Weil Netanjahu der demokratis­ch legitimier­te Regierungs­chef einer angegriffe­nen Demokratie ist. Und behandelt wird wie Kriegsverb­recher und Aggressor Putin. Das hat allerdings nicht Annalena Baerbock gesagt, sondern der Opposition­s-Außenexper­te Roderich Kiesewette­r.

Aber die Bundesregi­erung hat noch Zeit, ihren Fehler wettzumach­en. Denn der Chefankläg­er Karim Khan hat die Haftbefehl­e bislang nur beantragt – erlassen sind sie noch nicht.

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