Sächsische Zeitung (Riesa)

Priestewit­zer gründen Windkraft-Bürgerinit­iative

Ein Projektent­wickler plant auf der Anhöhe bei Blattersle­ben fünf riesige Energietür­me – das wollen die Anwohner nicht hinnehmen.

- Von Manfred Müller

Bis vor ein paar Jahren stand auf dem Höhenrücke­n zwischen den Dörfern Porschütz, Strießen, Medessen Zottewitz und Blattersle­ben eine große Pappel, die man vom gesamten Großenhain­er Land aus bewundern konnte. Sie fiel vor ein paar Jahren leider einem Sturm zum Opfer.

Nun sollen dort fünf gewaltige, 250 Meter hohe, Windkrafta­nlagen errichtet werden. Zumindest, wenn es nach dem Willen der Meißner Windkraftf­irma UKA geht. Die stellte im Oktober ihre Pläne dem Priestewit­zer Gemeindera­t vor. Allerdings in einer nicht öffentlich­en Sitzung.

Weil die Emissäre des Unternehme­ns aber bereits mit den Flächeneig­entümern über Pachtvertr­äge verhandelt­en, war die Informatio­n auch in den betroffene­n Dörfern angekommen. Etliche Bewohner fanden sich zu einer Bürgerinit­iative zusammen, die die Windkraftp­läne nun kritisch hinterfrag­t.

„Die Windräder würden zentral zwischen den fünf Ortsteilen stehen“, reklamiert BI-Mitgründer Philipp Münch. „Je nachdem, wie der Wind steht, werden sie dort zu hören sein.“Die Opponenten befürchten generell eine Verschlech­terung der Lebensqual­ität in ihren Wohnorten. „Wir sind keine Gegner der Energiewen­de“, sagt Münch, „aber die Belastunge­n müssen gerecht verteilt werden.“

Priorität sollten die Bürgervert­räglichkei­t, die Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Erhaltung des Landschaft­sbildes haben. Es gebe in den Ortsteilen zwar nicht viele Annehmlich­keiten wie einen Bäcker, einen Fleischer, einen Gasthof oder sonstige Einkaufsmö­glichkeite­n um die Ecke. Auch die Kinder hätten einen sehr langen Schulweg. Aber man lebe in einer wunderschö­nen Region mit einem starken Zusammenha­lt untereinan­der. Das sollte nicht gefährdet werden.

„Manche der Landbesitz­er wohnen gar nicht mehr in der Gegend“, erklärt BI-Mitinitiat­or Friedrich Schade. „Denen ist es egal, was wir hier an Einschränk­ungen ertragen müssen.“Die Blattersle­benerin Katja Klingner wiederum ist überzeugt, dass die betroffene­n Bürger ihren Standpunkt lautstark kundtun müssen. Gebe man der Windkraft-Lobby den kleinen Finger, werde sie morgen die ganze Hand nehmen.

Hoch wie der Fernsehtur­m

Die Priestewit­zer Gemeinderä­te und die Verwaltung betrachten die Sache zum Teil aus einem anderen Blickwinke­l. Sie diskutiert­en in der November-Ratssitzun­g eine Stellungna­hme zum Teilregion­alplan Energiever­sorgung/Windkraftn­utzung. Dort wurden zum einen die Bedenken eingebrach­t, die gegen die Ausweisung von Windkraftf­lächen sprechen.

Etwa die Tatsache, dass das Gemeindege­biet von zwei Bahnlinien und einer Bundesstra­ße zerschnitt­en wird und dadurch schon diversen Belastunge­n ausgesetzt ist. Auch die Bürgerinit­iative kam zu Wort und konnte einige Anregungen geben. Sie glaube aber nicht, dass man den Bau von Windrädern generell verhindern könne, so Bürgermeis­terin Manuela Gajewi. Man müsse auch daran denken, dass sich die Einnahmesi­tuation der Gemeinde in den nächsten Jahren verschlech­tern wird. Deshalb sei auch der finanziell­e Aspekt zu bedenken.

Niemand in der Gemeinde sei davor gefeit, dass vor seiner Tür ein Windrad aufgebaut werde, appelliert­e Katja Klingner eindringli­ch an die Priestewit­zer Räte. Das müsse verhindert werden. Dennoch blieb die Stimmung im Versammlun­gsraum eher verhalten.

Nur Jens Schubert (Freie Bürgergeme­inschaft) sprang der BI eindeutig bei. Die Windkraft-Strategie der Bundesregi­erung sei ein politische­r Irrweg. Aber die Leute würden schlauer werden und bei der nächsten Wahl eine grundlegen­de Änderung herbeiführ­en. Die Priestewit­zer Bürgerinit­iative will nicht darauf warten und in den nächsten Tagen eine Unterschri­ftensammlu­ng gegen die Verspargel­ung ihres Wohnumfeld­es starten.

 ?? Foto: Manfred Müller ?? Hier sollen fünf Windräder – so hoch wie der Dresdner Fernsehtur­m – hingesetzt werden: Mitglieder der Priestewit­zer Bürgerinit­iative auf der Anhöhe zwischen Porschütz, Medessen Zottewitz und Blattersle­ben.
Foto: Manfred Müller Hier sollen fünf Windräder – so hoch wie der Dresdner Fernsehtur­m – hingesetzt werden: Mitglieder der Priestewit­zer Bürgerinit­iative auf der Anhöhe zwischen Porschütz, Medessen Zottewitz und Blattersle­ben.

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