Großenhainer Land: Windkraft-Planer schaffen Fakten
Die Freiberger Firma Sabowind will zwischen Treugeböhla und Strauch 16 Energietürme errichten und verhandelt bereits mit den Flächeneigentümern.
Die Beschlüsse von Bund und Land zur Erleichterung der Windenergie-Gewinnung haben in der Region einen regelrechten Goldrausch ausgelöst. Erst vor wenigen Wochen stellte die Meißner UKA im Gemeinderat von Priestewitz ihre Ausbaupläne nahe Blattersleben vor. Vergangene Woche lud das Unternehmen Sabowind die Eigentümer von Flächen im Norden des Großenhainer Territoriums nach Görzig ein, um sie für den Windkraftausbau zu gewinnen. Die Freiberger Firma will beiderseits der B101 Energietürme errichten – insgesamt 16 Stück.
Stadt fuhr Verhinderungsstrategie
Ein Drittel soll auf der Treugeböhlaer Seite stehen, die restlichen auf der Straucher. Verteilt würden die 250 Meter hohen Anlagen (knapp 170 Meter Nabenhöhe) auf einer Fläche von etwa 400 Hektar.
Südlich davon ist die Brandenburger Firma Teut zugange, die auf den Flächen des Landgutes Stroga ebenfalls Windkraftanlagen errichten möchte. Und dann gibt es noch Pläne für einen 42 Hektar großen Solarpark, der entlang der Bahnlinie am Ostrand des Dörfchens Treugeböhla gebaut werden soll.
Auf dem Gebiet der Stadt Großenhain liegen – besonders im Norden – größere Landwirtschaftsflächen mit mageren Böden, die überdies von Austrocknung bedroht sind. Die betroffenen Agrarbetriebe schauen sich deshalb nach neuen Verdienstmöglichkeiten um, und einige von ihnen sind durchaus an der Errichtung von Windkraftanlagen und Solarparks interessiert. Wegen des heftigen Widerstands, der vor allem von der Straucher Anti-Windkraft-Initiative entfacht wurde, fuhr die Stadt lange eine Verhinderungsstrategie.
Nun aber gibt es durch die neue Gesetzeslage Druck von oben. Stampft die Kommune bis 2027 keine eigene Standort-Planung für erneuerbare Energien aus dem Boden, droht ihr der Verlust der Planungshoheit. Bis zu diesem Jahr gilt in Sachsen eine Flexibilisierungs-Klausel. Sie hat das Ziel, den Windkraftausbau zu beschleunigen, bevor überhaupt neue Planungsflächen ausgewiesen sind. Dabei kann auch von den ursprünglichen Regionalplänen und dem Landesentwicklungsplan abgewichen werden. Mit dieser Regelung hat der Freistaat den Schwarzen Peter praktisch den Städten und Gemeinden zugeschoben. Sie dürfen jetzt sogar die 1.000-Meter-Abstandsregel für Windkraftanlagen zur nächsten Wohnbebauung unterschreiten.
Großenhains Stadtrat hat zu Jahresbeginn eine Arbeitsgruppe „Erneuerbare Energien“ins Leben gerufen. Sie tritt die Nachfolge des Koordinierungskreises „Windpark“an und billigte erst kürzlich eine Stellungnahme zum Teilregionalplan „Energieversorgung/Windenergienutzung“.
Diese wurde in der Dezember-Sitzung zum Stadtratsbeschluss erhoben.
„Dort steht allerdings nichts Konkretes drin“, erklärt Stadtrat Jens Haupt (AfD). Haupt ist Mitglied der Arbeitsgruppe, aber auch in der Straucher Bürgerinitiative aktiv. „Klar, dass Firmen den Kommunen und Grundeigentümern jetzt das Blaue vom Himmel versprechen“, sagt er. Dennoch gebe es Anlass, gelassen zu bleiben. „Die müssen auch noch an uns vorbei, und das wird nicht einfach.“
Flächenziel freiwillig einhalten
Das Großenhainer Rathaus wiederum vertritt die Linie, das Zwei-Prozent-Flächenziel lieber freiwillig einzuhalten und dort
Windkraft-Planungen anzustoßen, wo sie mit den wenigsten Beeinträchtigungen für Menschen, Tiere und die Landschaft verbunden sind. Im Norden des Stadt-Territoriums sieht man da eher keine Probleme.
Aber auch südlich von Großenhain gibt es Begehrlichkeiten – nahe der Schweinemastanlage bei Skassa. Ebenso im Gebiet westlich von Wildenhain, wo überdies die Nachbargemeinde Nünchritz mit Windkraft-Plänen konfrontiert ist. Wenn die im Süden und Osten angrenzenden Kommunen Priestewitz und Ebersbach ebenfalls den Wünschen der Betreiberfirmen nachkommen, dürfte die Röderstadt in einigen Jahren von Windkraftanlagen regelrecht umstellt sein.