Sächsische Zeitung (Riesa)

Macht der Ausbau die Biogasanla­ge störanfäll­iger?

Das Unternehme­n Danpower möchte seine Biogasanla­ge erweitern und befindet sich dann auf einer Stufe mit dem Chemiewerk Nünchritz oder Kronospan Lampertswa­lde.

- Von Jörg Richter

SZ-Archivfoto: Sebastian Schultz

Wenn sich die Menschen in Lichtensee über die benachbart­e Biogasanla­ge unterhalte­n, dann meistens darüber, dass es häufig Ärger mit den Traktorist­en gibt. Sie beliefern die Anlage und sind dabei oft sehr in Eile. Mancher von ihnen hält sich dann nicht an die vorgeschri­ebene Höchstgesc­hwindigkei­t im Ort, was bei Einheimisc­hen für Verdruss sorgt.

Nun könnte die Biogasanla­ge wieder zum Dorfgesprä­ch werden. Denn deren Betreiber, die Danpower Biomasse GmbH, beabsichti­gt, die Kapazität der Anlage zu erhöhen. Bereits vor zwei Jahren hatten Vertreter der Firma die Pläne im Wülknitzer Gemeindera­t grob vorgestell­t. Jetzt werden die Pläne konkreter.

Wie Bürgermeis­ter Rico Weser (parteilos) am Montag in der Gemeindera­tssitzung mitteilte, habe die Gemeindeve­rwaltung vor zwei Wochen von Danpower den Änderungsa­ntrag erhalten – mit der Bitte um Stellungna­hme. Auf rund 400 Seiten würde das Projekt detaillier­t erläutert. „Das bringt uns an die Grenze unserer Möglichkei­ten“, sagt Weser. Die Gemeinderä­te können im Internet die Unterlagen einsehen und sich selbst eine Meinung bilden, bevor sie in einer der nächsten Sitzungen dem Vorhaben zustimmen.

Doppelt so viel Biogas

Das Unternehme­n Danpower möchte auf seinem Betriebsge­lände am südöstlich­en Rand der Gohrischhe­ide zwei Gasspeiche­r austausche­n, um mehr biologisch­e Einsatzsto­ffe verwenden und dadurch auch mehr Biogas erzeugen zu können. Laut Informatio­n an den Gemeindera­t sollen künftig 13,8 Millionen Normkubikm­eter pro Jahr in Lichtensee erzeugt werden. Das ist etwa doppelt so viel wie bisher. Auch zwei neue Gärrücksta­ndsbehälte­r mit je rund 8.000 Kubikmeter Bruttovolu­men sollen errichtet werden. „Daraus ergibt sich die erstmalige Einordnung in die obere Klasse der Störfall-Verordnung“, heißt es in der Mitteilung­svorlage der Gemeinde Wülknitz. Gerd Straßburge­r (FDP) wies auf diesen nicht unwichtige­n Fakt hin und fragte sinngemäß, ob die Einwohner von Lichtensee sich Gedanken über eine mögliche Gefährdung machen müssen.

Nach Informatio­nen des Landesamte­s für Umwelt, Landwirtsc­haft und Geologie gibt es sachsenwei­t rund 170 Betriebsbe­reiche, die unter die Störfallve­rordnung fallen und in zwei Kategorien eingeteilt werden. Bis jetzt befindet sich die Biogasanla­ge Lichtensee noch in der unteren Gefahrenkl­asse – zusammen mit anderen Biogasanla­gen im Landkreis Meißen, wie zum Beispiel in Bahra, Bieberach und Strehla.

Weil die Anlage der Danpower Biomasse GmbH künftig mehr als 50 Tonnen Biogas fasst, soll sie in die obere Gefahrenkl­asse hochgestuf­t werden. Die Lichtensee­r Biogasanla­ge befindet sich dann in der gleichen Gefahrenkl­asse wie das Varo-Tanklager in Nossen, das Flüssiggas­lager in Rhäsa, die Kampfmitte­lzerlegeei­nrichtung in Zeithain, das Wacker-Chemiewerk in Nünchritz und der Laminather­steller Kronospan in Lampertswa­lde.

Explosione­n eher selten

„Dass eine Biogasanla­ge explodiert ist, hat es schon gegeben“, sagt Gemeindewe­hrleiter Maik Apitz. „Aber das ist eher selten.“– Das bestätigt auch das Landesamt für Umwelt, Landwirtsc­haft und Geologie, das die Betriebe, die der Störfallve­rordnung unterliege­n, regelmäßig kontrollie­rt. Wenn es zu einer Havarie in einer Biogasanla­ge komme, dann würde meistens das Biogas durch einen Riss in der Folie freigesetz­t oder es laufe Gülle aus den Behältern aus. Um auslaufend­e Biomasse aufzuhalte­n, will die Danpower Biomasse GmbH rund um das Betriebsge­lände einen Wall errichten. „Generell halte ich die Erweiterun­g der Biogasanla­ge vor dem Hintergrun­d der Energiewen­de für eine sinnvolle Sache“, sagt Bürgermeis­ter Weser.

Einige seiner Gemeinderä­te, vor allem die in Lichtensee wohnen, machen sich scheinbar weniger Sorgen um die Einstufung der Anlage in die obere Gefahrenkl­asse als vielmehr um die Zunahme des Lieferverk­ehrs. Denn eine Verdoppelu­ng der Biogas-Erzeugung setzt voraus, dass auch mehr Traktoren mit ihren Hängern zur Biogasanla­ge fahren.

Weser verweist auf die gute Zusammenar­beit mit Danpower und den Agrargenos­senschafte­n aus der näheren Umgebung, die ihre Fahrer instruiert haben, rücksichts­voll durch die Dörfer zu fahren. Es seien eher fremde Speditione­n, die sich nicht an die Geschwindi­gkeiten halten.

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In der Biogasanla­ge bei Lichtensee wird grünes Bioerdgas erzeugt und in das regionale Netz eingespeis­t.

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