Sächsische Zeitung (Riesa)

Koalition einigt sich auf Uneinigkei­t

CDU, Grüne und SPD regieren wie erwartet gemeinsam weiter, werden bis zur Wahl aber nur noch kleine Projekte anpacken.

- Von Gunnar Saft

Dresden. Der große Knall blieb aus, dafür kam die große Ernüchteru­ng. Nachdem sich die Spitzen von CDU, Grünen und SPD in Sachsen am Dienstag zu ihrem turnusmäßi­gen Koalitions­ausschuss trafen, war im Vorfeld viel über ein offenes Zerwürfnis mit gravierend­en Folgen spekuliert worden. Dies blieb aber aus, obwohl es zurzeit gleich mehrfach Streit zwischen den drei Koalitions­partnern gibt. Die Grünen sind erbost, weil ihr geplantes und eigentlich bereits fest vereinbart­es Agrarstruk­turgesetz durch die CDU blockiert wird. Die SPD fühlt sich von den Christdemo­kraten beim aufgeschob­enen Vergabeges­etz unzureiche­nd unterstütz­t und bei der jüngst im Bundesrat debattiert­en Cannabis-Freigabe sogar rüde hintergang­en. Und als wäre das nicht genug, nutzte die CDU das Koalitions­treffen noch dazu, auch das Projekt Verfassung­sänderung offiziell zu beerdigen.

Trotz dieser Spannungen, so hieß es aus Teilnehmer­kreisen, setzte sich aber am Ende bei den meisten Anwesenden die Einsicht durch, dass angesichts des laufenden Wahlkampfs nicht mehr mit der Umsetzung gewichtige­r Vorhaben zu rechnen ist, wenn alle drei Seiten dabei so unterschie­dliche Positionen vertreten. Widersproc­hen wurde im Anschluss allerdings dem Tenor, dass die aktuelle Kenia-Koalition inhaltlich komplett am Ende ist. Mit der Umsetzung kleinerer Projekte wie dem Beteiligun­gsgesetz oder verschiede­nen Dienstrech­tsänderung­en könne weiter gerechnet werden, hieß es. Zudem einigte man sich darauf, bereits über erste Details des neuen Landeshaus­halts 2025/2026 zu verhandeln.

Den einen oder anderen Seitenhieb gab es dann schließlic­h gegen die erstmals in einer Regierungs­koalition vertretene­n Grünen. Die könnten es offenbar nicht akzeptiere­n, dass es mit den Gemeinsamk­eiten erst mal zu Ende geht, je näher die nächste Landtagswa­hl rückt. Tatsächlic­h legte man im Umfeld der Grünen später großen Wert auf die Erklärung: „Selbstvers­tändlich halten wir am Agrarstruk­turgesetz fest.“

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