Die Konsequenzen der Eislöwen nach dem Fast-Abstieg
Der Eishockey-Zweitligist will nach einer enttäuschenden Saison den Kader abspecken – und gleichzeitig verbessern. Denn der Trainer peilt die Meisterschaft an.
Vier Tage nach dem gesicherten Klassenerhalt haben sich die Verantwortlichen der Dresdner Eislöwen in einer Pressekonferenz gestellt, um über eine enttäuschende Saison, eigene Fehler und die daraus nun entstehenden Konsequenzen zu reden.
Fakt ist: Mit Platz 13 in der Hauptrunde der DEL2 hat die ambitionierte Mannschaft so ziemlich alle sportlichen Ziele verpasst. Dabei hat der Verein zwei Cheftrainer verschlissen, den Kader im letzten Moment personell kräftig aufgerüstet, um letztlich den Klassenerhalt unter Führung des dritten Cheftrainers Niklas Sundblad als klitzekleinen Erfolg abzuhaken. Mit einer Serie von 4:2-Siegen gegen Selb hatten sich die Eislöwen vor der zweiten Play-down-Runde und damit einem endgültigen Showdown um den einzigen Abstiegsplatz gerettet.
„Das große Ziel war zum Schluss, in der Liga zu bleiben. Das haben die Jungs richtig gut gemacht. Jetzt schauen wir nach vorn“, sagt der 51-jährige Sundblad, dessen Vertrag nun bis 2025 weiterläuft.
„Die Saison ist enttäuschend, da brauchen wir nicht drum herum zu reden“, sagt Sportdirektor Matthias Roos. „Ich habe selten erlebt, dass in einer Saison so viel schiefgeht, wie in dieser Spielzeit schiefgegangen ist“, betont der Krefelder und bezieht auch eigene Entscheidungen in diese Kritik mit ein.
Beispielsweise, so argumentiert Roos, konnten viele Profis nicht mehr das Leistungsvermögen ausschöpfen, das sie in den vergangenen beiden Spielzeiten abriefen. 2022 hatten die Eislöwen sensationell Platz zwei in der Hauptrunde erreicht, ein Jahr darauf Rang fünf. Hinzu kamen zahlreiche Verletzungen – wie die von Timo Walther (Schulter-OP), Arne Uplegger (Kreuzbandriss) oder Mitch Wahl (Handgelenksbruch). Zudem habe die Kaderqualität anderer Teams zugelegt, die Leistungsdichte in der DEL2 war tatsächlich enorm.
Der Sportdirektor will trotz heftiger Kritik von vielen Anhängern den Eislöwen treu bleiben. „Ich habe einen gültigen Arbeitsvertrag, und den werde ich von meiner Seite aus erfüllen“, sagt er.
„Wir haben uns ein Stück weit blenden lassen von den zwei Spielzeiten davor und haben die Mannschaft in gewissen Charakterzügen nicht so zusammengestellt, wie es dann ab Januar war“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Maik Walsdorf. Die Eislöwen haben 35 Profis verpflichtet – offenbar mehr Masse als Klasse. „Dass wir anfangs wenig Erfahrung und viele junge Spieler in der Mannschaft hatten, ist sicherlich ein Fehler gewesen, den muss ich mir eingestehen“, erklärt Roos.
Auch deshalb waren die im Januar nachverpflichteten vier Profis deutlich über 30 Jahre alt. „Wir werden so nicht mehr in eine Saison gehen, das wird der Kader
deutlich widerspiegeln. Das wird eine Kurskorrektur, ganz klar“, versichert der Sportdirektor. Er sieht, trotz zum Teil heftiger Kritik aus der Fanszene, seine Zukunft weiter in Dresden. Und kann bei den Verhandlungen künftig auf einen größeren Spieleretat bauen. „Wir werden 20 bis 25 Prozent mehr Geld in Spieler investieren. Wir wollen weniger Fragezeichen im Kader stehen haben, sondern mehr Ausrufezeichen“, sagt Walsdorf.
Fest steht, dass auch die Arbeitspapiere der nachverpflichteten Travis Turnbull und Tomas Sykora bis 2025 weiterlaufen. Nach SZ-Informationen gibt es insgesamt 13 Profis, deren Verträge bis 2025 datiert sind. Der Verein bestätigt diese Zahl nicht. „Wir wären fast aus der Liga geflogen, da ist ein Umbruch ganz normal. Wir brauchen eine Mannschaft, mit der wir körperbetontes Eishockey spielen können. Dafür wollen wir mehr erfahrenere Spieler holen - und in der kommenden Saison mitspielen in der Meisterschaft“, verkündet der Cheftrainer das ehrgeizige Ziel. „Ich denke nicht, dass das Ziel vermessen ist, auch wenn das jetzt verrückt klingt“, ergänzt Walsdorf. In jedem Fall – das bestätigt der Geschäftsführer – werden die Dresdner erneut die nötige Bürgschaft für einen Aufstieg in Höhe von 816.000 Euro bei der DEL hinterlegen. In dieser Saison haben das nur vier Klubs getan. Darunter auch Bietigheim, die nun weiter gegen den Abstieg kämpfen.
DEL2, Play-offs, Viertelfinale: Kassel – Weißwasser 4:1 (1:0, 0:0, 3:1); Kassel im Halbfinale. Crimmitschau gegen Krefeld dauerte bei Redaktionsschluss dieser Seite an.