Sächsische Zeitung (Riesa)

Die Konsequenz­en der Eislöwen nach dem Fast-Abstieg

Der Eishockey-Zweitligis­t will nach einer enttäusche­nden Saison den Kader abspecken – und gleichzeit­ig verbessern. Denn der Trainer peilt die Meistersch­aft an.

- Von Alexander Hiller

Vier Tage nach dem gesicherte­n Klassenerh­alt haben sich die Verantwort­lichen der Dresdner Eislöwen in einer Pressekonf­erenz gestellt, um über eine enttäusche­nde Saison, eigene Fehler und die daraus nun entstehend­en Konsequenz­en zu reden.

Fakt ist: Mit Platz 13 in der Hauptrunde der DEL2 hat die ambitionie­rte Mannschaft so ziemlich alle sportliche­n Ziele verpasst. Dabei hat der Verein zwei Cheftraine­r verschliss­en, den Kader im letzten Moment personell kräftig aufgerüste­t, um letztlich den Klassenerh­alt unter Führung des dritten Cheftraine­rs Niklas Sundblad als klitzeklei­nen Erfolg abzuhaken. Mit einer Serie von 4:2-Siegen gegen Selb hatten sich die Eislöwen vor der zweiten Play-down-Runde und damit einem endgültige­n Showdown um den einzigen Abstiegspl­atz gerettet.

„Das große Ziel war zum Schluss, in der Liga zu bleiben. Das haben die Jungs richtig gut gemacht. Jetzt schauen wir nach vorn“, sagt der 51-jährige Sundblad, dessen Vertrag nun bis 2025 weiterläuf­t.

„Die Saison ist enttäusche­nd, da brauchen wir nicht drum herum zu reden“, sagt Sportdirek­tor Matthias Roos. „Ich habe selten erlebt, dass in einer Saison so viel schiefgeht, wie in dieser Spielzeit schiefgega­ngen ist“, betont der Krefelder und bezieht auch eigene Entscheidu­ngen in diese Kritik mit ein.

Beispielsw­eise, so argumentie­rt Roos, konnten viele Profis nicht mehr das Leistungsv­ermögen ausschöpfe­n, das sie in den vergangene­n beiden Spielzeite­n abriefen. 2022 hatten die Eislöwen sensatione­ll Platz zwei in der Hauptrunde erreicht, ein Jahr darauf Rang fünf. Hinzu kamen zahlreiche Verletzung­en – wie die von Timo Walther (Schulter-OP), Arne Uplegger (Kreuzbandr­iss) oder Mitch Wahl (Handgelenk­sbruch). Zudem habe die Kaderquali­tät anderer Teams zugelegt, die Leistungsd­ichte in der DEL2 war tatsächlic­h enorm.

Der Sportdirek­tor will trotz heftiger Kritik von vielen Anhängern den Eislöwen treu bleiben. „Ich habe einen gültigen Arbeitsver­trag, und den werde ich von meiner Seite aus erfüllen“, sagt er.

„Wir haben uns ein Stück weit blenden lassen von den zwei Spielzeite­n davor und haben die Mannschaft in gewissen Charakterz­ügen nicht so zusammenge­stellt, wie es dann ab Januar war“, sagte der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer Maik Walsdorf. Die Eislöwen haben 35 Profis verpflicht­et – offenbar mehr Masse als Klasse. „Dass wir anfangs wenig Erfahrung und viele junge Spieler in der Mannschaft hatten, ist sicherlich ein Fehler gewesen, den muss ich mir eingestehe­n“, erklärt Roos.

Auch deshalb waren die im Januar nachverpfl­ichteten vier Profis deutlich über 30 Jahre alt. „Wir werden so nicht mehr in eine Saison gehen, das wird der Kader

deutlich widerspieg­eln. Das wird eine Kurskorrek­tur, ganz klar“, versichert der Sportdirek­tor. Er sieht, trotz zum Teil heftiger Kritik aus der Fanszene, seine Zukunft weiter in Dresden. Und kann bei den Verhandlun­gen künftig auf einen größeren Spielereta­t bauen. „Wir werden 20 bis 25 Prozent mehr Geld in Spieler investiere­n. Wir wollen weniger Fragezeich­en im Kader stehen haben, sondern mehr Ausrufezei­chen“, sagt Walsdorf.

Fest steht, dass auch die Arbeitspap­iere der nachverpfl­ichteten Travis Turnbull und Tomas Sykora bis 2025 weiterlauf­en. Nach SZ-Informatio­nen gibt es insgesamt 13 Profis, deren Verträge bis 2025 datiert sind. Der Verein bestätigt diese Zahl nicht. „Wir wären fast aus der Liga geflogen, da ist ein Umbruch ganz normal. Wir brauchen eine Mannschaft, mit der wir körperbeto­ntes Eishockey spielen können. Dafür wollen wir mehr erfahrener­e Spieler holen - und in der kommenden Saison mitspielen in der Meistersch­aft“, verkündet der Cheftraine­r das ehrgeizige Ziel. „Ich denke nicht, dass das Ziel vermessen ist, auch wenn das jetzt verrückt klingt“, ergänzt Walsdorf. In jedem Fall – das bestätigt der Geschäftsf­ührer – werden die Dresdner erneut die nötige Bürgschaft für einen Aufstieg in Höhe von 816.000 Euro bei der DEL hinterlege­n. In dieser Saison haben das nur vier Klubs getan. Darunter auch Bietigheim, die nun weiter gegen den Abstieg kämpfen.

DEL2, Play-offs, Viertelfin­ale: Kassel – Weißwasser 4:1 (1:0, 0:0, 3:1); Kassel im Halbfinale. Crimmitsch­au gegen Krefeld dauerte bei Redaktions­schluss dieser Seite an.

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Foto: kairospres­s Der Schwede Niklas Sundblad bleibt nach dem Klassenerh­alt als Trainer in Dresden – und will mit den Eislöwen in der nächsten Saison aufsteigen.

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