Sächsische Zeitung (Riesa)

Stadt übernimmt alte Schulden der DVB – und zahlt für neue Verluste

Der Stadtrat in Dresden bekennt sich zu den DVB. Die Stadt übernimmt alte Schulden der Verkehrsbe­triebe – und kommt auch für künftige Verluste auf.

- Von Dirk Hein

Großer Erfolg für die Dresdner Verkehrsbe­triebe im Stadtrat. Zum ersten Mal überhaupt hat die Politik geklärt, wie die Verluste der DVB dauerhaft bezahlt werden sollen. Zudem wurde ein Schuldensc­hnitt für DVB und Bäder für die Vergangenh­eit vereinbart.

Knapp 68 Millionen Euro Schulden haben sich bei den Dresdner Verkehrsbe­trieben und den Bädern angehäuft. Diese Schulden sind bei den Technische­n Werken Dresden (TWD) angefallen. In diesem Verbund von DVB und Bädern ist auch die Sachsen-Energie als Gewinnbrin­ger erfasst. Wie erst 2023 bekannt wurde, haben DVB und Bäder zusätzlich zum laufenden Geschäft

enorme Schulden bei den TWD angehäuft. Diese pochen nun darauf, dass die Stadt zahlt.

Die TWD will 50 Millionen Euro der DVB-Verbindlic­hkeiten zurückgeza­hlt bekommen, von den Bädern 17,85 Millionen Euro, um eigene Schulden zu begleichen. Dieses Geld wurde den Unternehme­n geliehen, um beispielsw­eise bei den DVB neue

„Das Problem besteht, die Schulden müssen weg“: Hohe Verluste und Altschulde­n der Dresdner Verkehrsbe­triebe waren nun Thema im Stadtrat.

Bahnen anzuschaff­en und den Eigenantei­l zu finanziere­n, um an Fördermitt­el zu kommen. Jährlich knapp 6,7 Millionen Euro muss Dresden nun abstottern, immer vorausgese­tzt, der Haushalt gibt das her.

Christoph Blödner (FDP) verwies auf Fehler der Vergangenh­eit. „Die jetzt vorliegend­e Lösung ist bei vielen schlechten Lösungen die beste: Das Problem besteht, die

Schulden müssen weg.“Zukünftig müssten Investitio­nen aber über den städtische­n Haushalt geklärt werden und nicht in einem „Schattenha­ushalt“. Nur so könne die Politik abwägen, welche Projekte mit wie viel Geld zu unterstütz­en sind. Der Rat stimmte mit 50 Ja-Stimmen bei 16 Gegenstimm­en zu.

Bäder und Verkehrsbe­triebe können, darüber besteht Einigkeit, nicht kostendeck­end arbeiten. Um anfallende Verluste auszugleic­hen, wurde ein dauerhafte­r jährlicher Zuschuss von 55 Millionen Euro für die DVB aus den Gewinnen der SachsenEne­rgie vereinbart. Vor allem, weil die Kosten für Personal und Energie immer weiter steigen, brauchen die DVB jedoch einen deutlich höheren Zuschuss. OB Dirk Hilbert (FDP) hat dem Stadtrat daher eine „Finanzieru­ngsvereinb­arung Verlustaus­gleich“vorgeschla­gen. Für 2024 sollen 19 Millionen Euro, in den Folgejahre­n noch deutlich mehr, im Haushalt verankert werden, um die planmäßige­n Verluste der DVB auffangen zu können. Im Rat wurde das kontrovers diskutiert. CDU-Stadtrat Peter

Krüger: „Wir müssen uns fragen, wie viel uns der ÖPNV wert ist.“Es stelle sich die Frage, ob es überall die neuen und teuren Stadtbahnw­agen sein müssen. „Brauchen wir in der Innenstadt die Minibusse des Mobishuttl­e? Gehören Fahrradpar­khäuser zur Kernaufgab­e der DVB?“Man stehe ohne Wenn und Aber zu den DVB, allerdings müsste ein „weiterer unkontroll­ierter Zuwachs der Ausgaben“verhindert werden.

Einen anderen Schwerpunk­t setzte Stadtrat Stefan Engel (SPD). „Was wir hier beschließe­n, ist eine Selbstvers­tändlichke­it. Die DVB sind städtisch, das Defizit muss übernommen werden.“Vor allem die gestiegene­n Personalko­sten seien politisch gewollt. „Das Gehalt der Busfahrer lag lange deutschlan­dweit ganz am Ende. Damit haben die DVB keine Leute mehr bekommen. Zum Glück wird nun besser gezahlt.“Das habe Auswirkung­en auf Zuschussbe­darf der DVB. „Die Stadt sollte guten Gewissens bereit sein, diese Zuschüsse zu schultern.“Der Rat stimmte mit 45 gegen 21 Stimmen für den Schuldensc­hnitt bei DVB und Bädern.

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Visualisie­rungen: KOPPERROTH Architektu­r & Stadtumbau PartGmbB mit Fabulism GbR und Station C23 So sieht der Siegerentw­urf des neuen Quartiers „Alter Leipziger Bahnhof“aus.
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Foto: Matthias Rietschel

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