Das dritte Markenzeichen von Radeburg
Neben dem Karneval und als Geburtsstadt von Heinrich Zille ist die Röder- auch eine Sportstadt. Davon erzählt eine Ausstellung im Heimatmuseum.
Ich hoffe, dass sie sich irgendwo wiederfinden“, sagt Susann Lehmann, als sie stellvertretend für den Kultur- und Heimatverein Radeburg die Sonderschau über den Sport im Heimatmuseum eröffnet. Viele Fotos sind geeignet, den einen oder anderen Sportler der Zillestadt abzubilden. Mit 750 Mitglieder ist der vor über 160 Jahren gegründete TSV Radeburg eine Macht in der Stadt. Das zeigt sich auch an außergewöhnlichen Stücken seiner Geschichte.
Eine wertvolle Vereinsfahne wurde erst zwei Wochen vor Ausstellungsbeginn im Sportlerheim des TSV wiedergefunden. Sie soll noch hinter Plexiglas kommen und ab Ende Mai im Original zu sehen sein. Vorerst dürfen die Besucher mit einer Kopie vorliebnehmen. Doch davor steht ein tolles Hochrad aus dem Nachlass von Karl-Heinz Schmidt, den sie Schmidt-Heini nennen. Der ist auf Bildern aus den 1970ern noch zu sehen. Bis in die 80er gab es die Abteilung Radsport, die sogar beim Faschingsumzug mitgefahren ist. Max Koch, heute Kegler und der Mann, der die Schau mit einrichtete, war auch ein Radfahrer und kann erzählen, wie man auf das Hochrad aufsteigt. Das englische Modell wurde übrigens in Lizenz beim Nähmaschinenhersteller Seidel und Naumann in Dresden gefertigt.
Zillefiguren und großer Schlüssel
Besonders sind auch die Zillefiguren im dritten Ausstellungsraum hinten. Sie gehören zum Zillelauf, der freilich nur in Radeburg ausgetragen wird. Zur Zilleweihnacht stehen sie rund um den Marktbrunnen. TSV-Vereinsvorsitzender Uwe Peukert zeigt außerdem auf den großen Eröffnungsschlüssel vom 10. Juni 2016. Damals wurde das neue Mehrzweckgebäude mit Kegelbahn am Sportplatz eingeweiht. Die Urkunden, Medaillen, Zinnteller, Pokale, Sportgeräte und Abzeichen stammen aus den sechs Abteilungen des Turn- und Sport
Die Ausstellungskuratorinnen Susann Lehmann (l.) und Kerstin Hartmann in der Sonderschau zu 160 Jahren Sport in Radeburg im Heimatmuseum. Ein besonderes Stück ist das Hochrad Modell Special-Club von 1890 aus dem Nachlass von Karl-Heinz Schmidt. Rechts: Sportausweise und Turnschuhe.
vereins Radeburg. Die Abteilungsleiter halfen, die Leihgaben für die Ausstellung zusammen zu bekommen. So hatte Heimatvereinschefin Christina Koch auch vom Sportbund einen Koffer mit Material erhalten. Darin war zum Beispiel ein wertvolles Sammelalbum mit Vereinskarten aus vielen Orten.
„Allein mit dem Tischtennis hätten wir die Ausstellung schon bestreiten können“, sagt Susann Lehmann. Doch auch der Fußball und das Kegeln, Handball, Volleyball und Turnen wollten ihren Platz. Auf zehn Rollups wird ihre Geschichte dokumentiert. „Der Handball hat in Radeburg dieses
Jahr 75-jähriges Bestehen“, sagt Vereinschef Peukert. Und er erzählt vom Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten kürzlich auf dem Sportplatz. „Nur 14 Tage vorher haben wir vom Landessportbund erfahren, dass wie die Aktion `So geht sächsisch` eröffnen sollen“, sagt Uwe Peukert. Die Fußballer kickten für Michael Kretschmar, und die Kegelfrauen ließen sich eine Kugel signieren. Sie ist allerdings hier nicht ausgestellt.
So manches amüsante Bild – zum Beispiel vom Kegelclub „Gemütlichkeit“, 1913 gegründet, und viele wertvolle Informationen vereint die Sonderschau, die den ganzen Sommer über zu sehen ist. Wer alles noch mal nachlesen will, kann sich dazu das 20. Heft der Schriftenreihe des Heimatvereins kaufen. Die 16 Mitglieder der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte haben alle Details sorgfältig zu Papier gebracht. 250 Exemplare wurden gedruckt, dazu 400 Stück extra für den Sportverein. „Die Radeburger sind sehr geschichtsinteressiert und wir konnten eine schöne Auswahl der Leihgaben treffen“, sagt Susann Lehmann. Der Heimatverein schickte zur Eröffnung der Ausstellung am Vorabend des 1. Mai und zur Kneipennacht seinen Chor ins Rennen. Die Heimatfreunde sagen im Foyer.