Kämpfer gegen den Straßenlärm in Radeburg
Manfred Thienel und Hans-Ulrich Köpper scharen Anwohner der Dresdner und Anbaustraße hinter sich. Sie fordern Lärmminderung und schrieben eine Petition an den Landtag.
Nachts ungestört bei offenem Fenster schlafen – davon träumen viele Anwohner der Dresdner und der Anbaustraße. Die Lärmbelastung vor allem durch Schwerlastverkehr und leere Lkws, die über Straßenausbesserungen donnern, sei unerträglich, sagen Manfred Thienel und Hans-Ulrich Köpper. Seit acht Jahren kämpfen die Lärmrebellen der Zillestadt für mehr Ruhe am Gewerbegebiet – bisher vergeblich.
Nun versuchen sie, über die aktuelle Lärmkartierung Verbesserungen zu erreichen. 130 Anwohner haben die beiden Rentner hinter sich geschart, haben eine Petition an den Sächsischen Landtag geschrieben, sind im Stadtrat aufgetreten, wandten sich ans Kreisverkehrsamt, holten vor zwei Jahren die regionale Bundestagsabgeordnete nach Radeburg und beklagten sich neulich auch beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) anlässlich des Tages gegen Lärm am 24. April.
Auf Granit gebissen
Thiel und Köpper äußerten dort harsche Kritik an der Stadt Radeburg. In der Stadtverwaltung habe man taube Ohren für die Probleme der betroffenen Straßen, sagen sie. „Sollen wir uns Ohrstöpsel einsetzen?“, fragen die Radeburger besorgt. Die Dresdner Straße und die Südumfahrung, die mit einer Brücke über die Anbaustraße führt, dienen vielen Fahrzeugen als Abkürzung von der Autobahn ins Gewerbegebiet. Obwohl die Dresdner Straße für Lkws gesperrt und nur anliegender Lieferverkehr zugelassen ist, würden sich die Transporter nicht an die Beschilderung halten. Die beiden Männer haben ausgerechnet, dass der Stadt Radeburg bei 128 Euro Strafe für diese Ordnungswidrigkeit täglich etwa 5.000 Euro Bußgeld entgehen. Doch das Ordnungsamt schaue weg.
Ein noch größerer Vorwurf der Lärmrebellen ans Rathaus ist, dass das Radeburger Ordnungsamt an das LfULG keine Daten zu den beiden Straßen geliefert habe. Damit würden sie in der aktuellen Lärmaktionsplanung nicht berücksichtigt. „9.000 Fahrzeuge fahren nach unseren Recherchen früh und abends bei uns durch, auch die ganze Nacht mit überhöhter Geschwindigkeit“, so Hans-Ulrich Köpper und Manfred Thienel.
Das Großlager der Firma Lidl zum Beispiel besitze 132 Ladebuchten und liege auf der höchsten Stelle des Gewerbegebietes. Damit sei eine erhebliche Lärmausbreitung gegeben, da die Verladearbeiten vordringlich nachts erfolgen. „Die von der Firma Lidl geplanten Lärmschutzwände wurden auf Betreiben der Stadt Radeburg nicht gebaut“, behaupten Köpper und Thienel. Sie wollen nicht die Wirtschaft einschränken, sagen sie, aber die gesetzlichen Belastungswerte müssten eingehalten werden.
Das Problem auf der Südumfahrung seien weitere 300 Meter fehlender Lärmschutz. Wo die S177 mit einer Brücke über die Anbaustraße geht, ist Tempo 100 erlaubt. Das macht den Anwohnern der überquerten Straße zu schaffen. „Im Planfeststellungsverfahren wurde 1997 eine Lärmschutzwand festgeschrieben, doch die Stadt hat gegen deren Bau gestimmt, um Radeburg angeblich nicht zu verschanzen“, beklagen Köpper und Thienel im Namen der Bürgerinitiative. Die Wand sollte 300.000 Euro kosten. Es müsste jetzt Tempo 50 auch an dieser Stelle vorgeschrieben werden, fordert die BI. Beim Kreisverkehrsamt bissen die Lärmrebellen mit einem Antrag dazu auf Granit. Gegen den Ablehnungsbescheid sind sie in Widerspruch gegangen.
Im Straßenverkehrsrecht verankert
Doch die Radeburger geben nicht auf. Sie wollen die Stadt dazu bewegen, ihre Vorschläge in die Lärmkartierung aufzunehmen. Für die Maßnahmen an der Dresdner Straße ist das Rathaus zuständig, für die Staatsstraße das Landesamt für Straßenbau und Verkehr. In einem Schreiben an die Stadt, die zur Öffentlichkeitsbeteiligung aufgerufen hatte, nennen die Anwohner zahlreiche Maßnahmen, die sich ihrer Meinung nach rasch umsetzen lassen: neben den genannten Fakten auch Lärmmessungen, Geschwindigkeitskontrollen und Einhausungen in Betrieben mit hoher Geräuschemission. An den Autobahn-Ausfahrten, am Kreisverkehr Radeberger bzw. Moritzburger Straße sollten eindeutige Beschilderungen erfolgen. „Für das Gewerbegebiet muss überhaupt kein Lieferverkehr über die Dresdner Straße erfolgen“, so die Anlieger.
Sie wünschen sich, dass der gesetzlich festgeschriebene Schutz der Bevölkerung vor Lärm auch für sie gilt. „Rechtliche Möglichkeiten zur Reduzierung von Straßenverkehrslärm sind im Straßenverkehrsrecht verankert“, unterstreichen Köpper und Thienel. Ihr Ziel ist ein neuer Vor-OrtTermin, um die Probleme der Anwohner ernst zu nehmen. Aus dem Radeburger Rathaus gibt es auf Nachfrage den Hinweis, dass vorerst nur die Autobahn A13 in die Lärmkartierung aufgenommen ist. Der Stadtrat soll den Lärmaktionsplan voraussichtlich am 23. Mai beschließen.