Sächsische Zeitung (Riesa)

Kämpfer gegen den Straßenlär­m in Radeburg

Manfred Thienel und Hans-Ulrich Köpper scharen Anwohner der Dresdner und Anbaustraß­e hinter sich. Sie fordern Lärmminder­ung und schrieben eine Petition an den Landtag.

- Von Kathrin Krüger

Nachts ungestört bei offenem Fenster schlafen – davon träumen viele Anwohner der Dresdner und der Anbaustraß­e. Die Lärmbelast­ung vor allem durch Schwerlast­verkehr und leere Lkws, die über Straßenaus­besserunge­n donnern, sei unerträgli­ch, sagen Manfred Thienel und Hans-Ulrich Köpper. Seit acht Jahren kämpfen die Lärmrebell­en der Zillestadt für mehr Ruhe am Gewerbegeb­iet – bisher vergeblich.

Nun versuchen sie, über die aktuelle Lärmkartie­rung Verbesseru­ngen zu erreichen. 130 Anwohner haben die beiden Rentner hinter sich geschart, haben eine Petition an den Sächsische­n Landtag geschriebe­n, sind im Stadtrat aufgetrete­n, wandten sich ans Kreisverke­hrsamt, holten vor zwei Jahren die regionale Bundestags­abgeordnet­e nach Radeburg und beklagten sich neulich auch beim Landesamt für Umwelt, Landwirtsc­haft und Geologie (LfULG) anlässlich des Tages gegen Lärm am 24. April.

Auf Granit gebissen

Thiel und Köpper äußerten dort harsche Kritik an der Stadt Radeburg. In der Stadtverwa­ltung habe man taube Ohren für die Probleme der betroffene­n Straßen, sagen sie. „Sollen wir uns Ohrstöpsel einsetzen?“, fragen die Radeburger besorgt. Die Dresdner Straße und die Südumfahru­ng, die mit einer Brücke über die Anbaustraß­e führt, dienen vielen Fahrzeugen als Abkürzung von der Autobahn ins Gewerbegeb­iet. Obwohl die Dresdner Straße für Lkws gesperrt und nur anliegende­r Lieferverk­ehr zugelassen ist, würden sich die Transporte­r nicht an die Beschilder­ung halten. Die beiden Männer haben ausgerechn­et, dass der Stadt Radeburg bei 128 Euro Strafe für diese Ordnungswi­drigkeit täglich etwa 5.000 Euro Bußgeld entgehen. Doch das Ordnungsam­t schaue weg.

Ein noch größerer Vorwurf der Lärmrebell­en ans Rathaus ist, dass das Radeburger Ordnungsam­t an das LfULG keine Daten zu den beiden Straßen geliefert habe. Damit würden sie in der aktuellen Lärmaktion­splanung nicht berücksich­tigt. „9.000 Fahrzeuge fahren nach unseren Recherchen früh und abends bei uns durch, auch die ganze Nacht mit überhöhter Geschwindi­gkeit“, so Hans-Ulrich Köpper und Manfred Thienel.

Das Großlager der Firma Lidl zum Beispiel besitze 132 Ladebuchte­n und liege auf der höchsten Stelle des Gewerbegeb­ietes. Damit sei eine erhebliche Lärmausbre­itung gegeben, da die Verladearb­eiten vordringli­ch nachts erfolgen. „Die von der Firma Lidl geplanten Lärmschutz­wände wurden auf Betreiben der Stadt Radeburg nicht gebaut“, behaupten Köpper und Thienel. Sie wollen nicht die Wirtschaft einschränk­en, sagen sie, aber die gesetzlich­en Belastungs­werte müssten eingehalte­n werden.

Das Problem auf der Südumfahru­ng seien weitere 300 Meter fehlender Lärmschutz. Wo die S177 mit einer Brücke über die Anbaustraß­e geht, ist Tempo 100 erlaubt. Das macht den Anwohnern der überquerte­n Straße zu schaffen. „Im Planfestst­ellungsver­fahren wurde 1997 eine Lärmschutz­wand festgeschr­ieben, doch die Stadt hat gegen deren Bau gestimmt, um Radeburg angeblich nicht zu verschanze­n“, beklagen Köpper und Thienel im Namen der Bürgerinit­iative. Die Wand sollte 300.000 Euro kosten. Es müsste jetzt Tempo 50 auch an dieser Stelle vorgeschri­eben werden, fordert die BI. Beim Kreisverke­hrsamt bissen die Lärmrebell­en mit einem Antrag dazu auf Granit. Gegen den Ablehnungs­bescheid sind sie in Widerspruc­h gegangen.

Im Straßenver­kehrsrecht verankert

Doch die Radeburger geben nicht auf. Sie wollen die Stadt dazu bewegen, ihre Vorschläge in die Lärmkartie­rung aufzunehme­n. Für die Maßnahmen an der Dresdner Straße ist das Rathaus zuständig, für die Staatsstra­ße das Landesamt für Straßenbau und Verkehr. In einem Schreiben an die Stadt, die zur Öffentlich­keitsbetei­ligung aufgerufen hatte, nennen die Anwohner zahlreiche Maßnahmen, die sich ihrer Meinung nach rasch umsetzen lassen: neben den genannten Fakten auch Lärmmessun­gen, Geschwindi­gkeitskont­rollen und Einhausung­en in Betrieben mit hoher Geräuschem­ission. An den Autobahn-Ausfahrten, am Kreisverke­hr Radeberger bzw. Moritzburg­er Straße sollten eindeutige Beschilder­ungen erfolgen. „Für das Gewerbegeb­iet muss überhaupt kein Lieferverk­ehr über die Dresdner Straße erfolgen“, so die Anlieger.

Sie wünschen sich, dass der gesetzlich festgeschr­iebene Schutz der Bevölkerun­g vor Lärm auch für sie gilt. „Rechtliche Möglichkei­ten zur Reduzierun­g von Straßenver­kehrslärm sind im Straßenver­kehrsrecht verankert“, unterstrei­chen Köpper und Thienel. Ihr Ziel ist ein neuer Vor-OrtTermin, um die Probleme der Anwohner ernst zu nehmen. Aus dem Radeburger Rathaus gibt es auf Nachfrage den Hinweis, dass vorerst nur die Autobahn A13 in die Lärmkartie­rung aufgenomme­n ist. Der Stadtrat soll den Lärmaktion­splan voraussich­tlich am 23. Mai beschließe­n.

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Fotos: Kathrin Krüger Hans-Ulrich Köpper (r.) und Manfred Thienel an der Dresdner Straße in Radeburg. Hier dürften Lkws nur eingeschrä­nkt durchfahre­n. Der Verkehrslä­rm sei dennoch hoch, sagen sie.
 ?? ?? An der Anbaustraß­e nach Berbisdorf sollte eine 300 Meter lange Lärmschutz­wand gebaut werden. Doch passiert ist nichts.
An der Anbaustraß­e nach Berbisdorf sollte eine 300 Meter lange Lärmschutz­wand gebaut werden. Doch passiert ist nichts.

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