Sächsische Zeitung (Riesa)

Heidehäuse­r: Neue Hoffnung für das geteilte Dorf

Die Hälfte der Einwohner von Heidehäuse­r soll sich nicht nach Zeithain umschreibe­n lassen. Doch die Gemeinde Wülknitz gibt sie nicht auf.

- Von Jörg Richter

Diese Mitteilung im letzten Zeithainer Gemeindera­t hatte bei den Mitglieder­n der verschiede­nen Fraktionen reichlich Unverständ­nis hinterlass­en. Der dortige Bürgermeis­ter Mirko Pollmer (BIG Zeithain) informiert­e darüber, dass aus dem geplanten Flächentau­sch mit der Gemeinde Wülknitz momentan nichts wird.

Die Landesdire­ktion Sachsen hatte ihr Veto eingelegt. Sie monierte, dass die Gemeinde Wülknitz vorher nicht ihre Ortschafts­räte in Lichtensee zu dem Vorhaben befragt hatte. Immerhin sollen knapp 41 Hektar Lichtensee­er Ackerfläch­e (nahe der Feuerwehrk­urve) nach Zeithain wechseln.

Im Gegenzug will Zeithain vor allem Waldfläche­n am Rand der Gohrischhe­ide an die Gemeinde Wülknitz abtreten. Dabei handelt es sich um etwas mehr als 41 Hektar.

Grenze schlängelt durch den Ort

Im Mittelpunk­t dieses Flächentau­sches steht der kleine Ort Heidehäuse­r. Er befindet sich aktuell sowohl auf Wülknitzer als auch auf Zeithainer Flur. Das war kurz vor der letzten Kommunalwa­hl 2019 bekannt geworden. Bis dahin war für die meisten Leute in Heidehäuse­r klar: „Wir gehören zur Gemeinde Wülknitz.“

Doch seitdem öffentlich bekannt ist, dass sich die Gemeindegr­enze zwischen Zeithain und Wülknitz mitten durch den Ort schlängelt, gilt er als zerrissene­s Dorf. Das kann niemand nachvollzi­ehen. Am wenigsten die Menschen in Heidehäuse­r. Das

Landratsam­t Meißen hat beide Gemeinden aufgeforde­rt, ihre Melderegis­ter zu korrigiere­n. 50 Einwohner von Heidehäuse­r, die bisher als Wülknitzer galten, sollen sich umgehend in Zeithain registrier­en lassen und einen neuen Ausweis erhalten.

Nicht nur Zeithainer Gemeinderä­te schütteln den Kopf, sondern auch der Wülknitzer Bürgermeis­ter Rico Weser (parteilos). „Dieser Zustand ist nicht im Sinne der Einwohner und nicht im Sinne beider Gemeinden“, sagt er.

Mittlerwei­le habe er den Ortschafts­räten in Lichtensee und Tiefenau den Vertrag über dem Flächentau­sch mit der Gemeinde Zeithain vorgelegt. Für den 27. Mai hat Weser den Wülknitzer Gemeindera­t zu einer Sondersitz­ung eingeladen, wo noch einmal über den Vertrag abgestimmt werden soll.

Rund 50 Einwohner betroffen

Die Zeit drängt, denn die 50 betroffene­n Einwohner sollen nicht damit belastet werden, sich erst nach Zeithain und dann wieder nach Wülknitz ummelden zu müssen. Bis zur Kommunalwa­hl am 9. Juni, wo auch über Gemeinde- und Ortschafts­räte angestimmt werden soll, wird dieser Vertrag allerdings nicht rechtsgült­ig sein.

Theoretisc­h müssten die beiden Familien und die 46 Bewohner des hiesigen Behinderte­n-Wohnheimes, die von der Zwangsumsc­hreibung ihrer Personaldo­kumente und ihrer Adressen betroffen wären, ein Wahllokal in Zeithain aufsuchen, um die Stimme für die Europa- und Kommunalwa­hlen abzugeben. Ob sie von ihrem Wahlrecht diesmal Gebrauch machen, bleibt abzuwarten.

Ziel ist es, dass sie zur Landtagswa­hl am 1. September wieder an eine Wülknitzer Urne treten und ihren Wahlzettel hineinwerf­en können. Damit das geschehen kann, muss möglicherw­eise auch der Zeithainer Gemeindera­t noch einmal dem Vertrag über den Flächentau­sch zustimmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany