Die Rot-Eiche am Lutherplatz
Der ausladende Baum ist ein Naturwunder – und wirft einige Fragen auf.
Gegenwärtig erfährt man im Stadtmuseum Riesa etwas mehr über die „grünen Oasen“der Stadt. Nicht alles kann in der Sonderschau präsentiert werden. Der aufmerksame Stadt-Spaziergänger wird darüber hinaus noch so manches Naturwunder entdecken, wie zum Beispiel die Rot-Eiche am Lutherplatz. Ihr Wuchs-Ort befindet sich oberhalb einer Sandsteinmauer Ecke Lutherplatz/August-Bebel-Straße.
Unter der ausladenden Krone dieses Prachtexemplars haben sich die Bewohner des Grundstückes Lutherplatz 7 und 7a einen schönen Ruheplatz im Freien geschaffen. Ursprünglich wollten sie eine Bank rund um den Baum bauen lassen. Die starken Wurzeln, die den frei stehenden Baum fest in der Erde verankern, ließen dies aber nicht zu. So haben sie eine kleine Fläche mit Platten ausgelegt und treffen sich dort zu Plaudereien, einem Picknick oder einfach nur zu einem Bier.
Den „Schirm“dafür bildet, besonders im Sommer, die Rot-Eiche (botanische Bezeichnung: Quercus rubra). Ihr Stammumfang misst inzwischen in einem Meter Höhe bereits 330 Zentimeter. Wann der Baum gepflanzt wurde, lässt sich schwer ermitteln. In keinem Kataster der Stadt ist er ausgewiesen, weil er auf einem Privatgrundstück steht. Hinweise geben uns alte Fotos und Postkarten des Stadtmuseums. Auf einem Foto mit der Trinitatiskirche ist das Eckgrundstück noch nicht bebaut und auch kein Baum gepflanzt. Der Arzt Dr. Naumann ließ dort im Jahre 1911 ein Wohnhaus mit Privatklinik erbauen.
Auf einem weiteren Foto, entstanden um 1911, erkennt man die neue Villa und davor einen jungen Baum ohne Laub, höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um „unsere“Rot-Eiche. Weiteren Aufschluss gibt eine kolorierte Postkarte, die 1915 geschrieben wurde. Darauf können wir schon einen gut gewachsenen jungen Baum auf dem Eckgrundstück erkennen.
Die Besitzverhältnisse an dem Grundstück veränderten sich im Lauf des 20. Jahrhunderts. Dr. Gröger übernahm in den 1930er Jahren Wohnhaus, Klinik und natürlich auch den Baum. Von 1947 bis 1992 dienten die Gebäude den Angehörigen der Sowjetarmee als Schule und Kindertagesstätte. Der Platz unter dem damals schon beachtlichen Baum war sicher ein beliebter Pausen- und Spielplatz. In der Villa und in dem neuen Anbau sind nach 1992 Eigentumswohnungen entstanden. Die Eigentümer sind darauf bedacht, auch ihre imposante Eiche zu pflegen.
Die Sonderausstellung „Im Grünen Bereich – ein Blick auf Riesas Parks, Gärten und Grünflächen“ist noch bis 28. Juli im Stadtmuseum zu besichtigen.