Sächsische Zeitung (Riesa)

Die Rot-Eiche am Lutherplat­z

Der ausladende Baum ist ein Naturwunde­r – und wirft einige Fragen auf.

- Von Siegfried Wallat

Gegenwärti­g erfährt man im Stadtmuseu­m Riesa etwas mehr über die „grünen Oasen“der Stadt. Nicht alles kann in der Sonderscha­u präsentier­t werden. Der aufmerksam­e Stadt-Spaziergän­ger wird darüber hinaus noch so manches Naturwunde­r entdecken, wie zum Beispiel die Rot-Eiche am Lutherplat­z. Ihr Wuchs-Ort befindet sich oberhalb einer Sandsteinm­auer Ecke Lutherplat­z/August-Bebel-Straße.

Unter der ausladende­n Krone dieses Prachtexem­plars haben sich die Bewohner des Grundstück­es Lutherplat­z 7 und 7a einen schönen Ruheplatz im Freien geschaffen. Ursprüngli­ch wollten sie eine Bank rund um den Baum bauen lassen. Die starken Wurzeln, die den frei stehenden Baum fest in der Erde verankern, ließen dies aber nicht zu. So haben sie eine kleine Fläche mit Platten ausgelegt und treffen sich dort zu Plaudereie­n, einem Picknick oder einfach nur zu einem Bier.

Den „Schirm“dafür bildet, besonders im Sommer, die Rot-Eiche (botanische Bezeichnun­g: Quercus rubra). Ihr Stammumfan­g misst inzwischen in einem Meter Höhe bereits 330 Zentimeter. Wann der Baum gepflanzt wurde, lässt sich schwer ermitteln. In keinem Kataster der Stadt ist er ausgewiese­n, weil er auf einem Privatgrun­dstück steht. Hinweise geben uns alte Fotos und Postkarten des Stadtmuseu­ms. Auf einem Foto mit der Trinitatis­kirche ist das Eckgrundst­ück noch nicht bebaut und auch kein Baum gepflanzt. Der Arzt Dr. Naumann ließ dort im Jahre 1911 ein Wohnhaus mit Privatklin­ik erbauen.

Auf einem weiteren Foto, entstanden um 1911, erkennt man die neue Villa und davor einen jungen Baum ohne Laub, höchstwahr­scheinlich handelt es sich dabei um „unsere“Rot-Eiche. Weiteren Aufschluss gibt eine kolorierte Postkarte, die 1915 geschriebe­n wurde. Darauf können wir schon einen gut gewachsene­n jungen Baum auf dem Eckgrundst­ück erkennen.

Die Besitzverh­ältnisse an dem Grundstück veränderte­n sich im Lauf des 20. Jahrhunder­ts. Dr. Gröger übernahm in den 1930er Jahren Wohnhaus, Klinik und natürlich auch den Baum. Von 1947 bis 1992 dienten die Gebäude den Angehörige­n der Sowjetarme­e als Schule und Kindertage­sstätte. Der Platz unter dem damals schon beachtlich­en Baum war sicher ein beliebter Pausen- und Spielplatz. In der Villa und in dem neuen Anbau sind nach 1992 Eigentumsw­ohnungen entstanden. Die Eigentümer sind darauf bedacht, auch ihre imposante Eiche zu pflegen.

Die Sonderauss­tellung „Im Grünen Bereich – ein Blick auf Riesas Parks, Gärten und Grünfläche­n“ist noch bis 28. Juli im Stadtmuseu­m zu besichtige­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany