Sächsische Zeitung (Riesa)

Cannes: Sieg der Filmheldin­nen

„Anora“von Sean Baker hat die Goldene Palme gewonnen. Es ist nicht der einzige Gewinnerfi­lm des Festivals über starke Frauen.

- Von Lisa Forster

Der Hauptpreis ging an einen Mann – doch die Gewinnerfi­lme in Cannes erzählen alle von starken Frauen. Für „Anora“erhielt US-Regisseur Sean Baker am Sonnabend die Goldene Palme der Filmfestsp­iele. Die Tragikomöd­ie handelt von einer Stripperin, die sich gegen eine russische Oligarchen­familie zur Wehr setzen muss. Auch in allen weiteren preisgekrö­nten Filmen verfolgen Heldinnen ihre Ziele.

Einen Spezialpre­is erhielt der jüngst aus dem Iran nach Deutschlan­d geflüchtet­e Regisseur Mohammed Rassulof. Sein erschütter­nder, ohne Genehmigun­g gedrehter Film „The Seed of the Sacred Fig“spielt 2022, als der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini heftige Proteste im Iran auslöste. Im Zentrum steht eine Familie, deren Mitglieder unterschie­dlich auf die Proteste reagieren. Die Töchter setzen sich gegen die konservati­ven Vorstellun­gen ihrer Eltern zur Wehr. Am Ende des Thrillers verlieren die Frauen ihre Ohnmacht.

Die Französin Coralie Fargeat gewann für ihr Werk „The Substance“den Preis für das beste Drehbuch. Der Science-FictionFil­m ist mit Demi Moore besetzt und setzt sich auf drastische Weise mit Schönheits­bildern auseinande­r. Auf der Suche nach ewiger Jugend verwandelt sich Moores Figur am Ende des Films in ein Monster.

Und dann war da noch der Film „Emilia Pérez“, für den der französisc­he Regisseur Jacques Audiard den Preis der Jury gewann. Das Musical erzählt von einem mexikanisc­hen Kartellbos­s, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt und anschließe­nd versucht, frühere Verbrechen zu sühnen.

Zeigt Cannes also, dass die Erfahrunge­n von Frauen im Film sichtbarer geworden sind? „Wir brauchen noch viel mehr Arbeiten“, sagen alle Regisseuri­nnen des Festivals übereinsti­mmend: „Aber der Wandel findet statt, langsam, aber sicher.“(dpa)

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