Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Plakat in Moritzburg bewirbt die Vergangenh­eit

Auf dem Schlosspar­kplatz in Moritzburg zeigt ein Plakat Werbung für den Kostümball 2019. Die Veranstalt­ung und deren Organisato­r gibt es aber gar nicht mehr.

- Von Lucy Krille

Das Plakat scheint noch niemandem so richtig aufgefalle­n zu sein. Dabei wirbt es an prominente­r Stelle auf dem Schlosspar­kplatz in Moritzburg für den Kostümball im Bankettsaa­l der königliche­n Schlossküc­he. Der soll am 16. März stattfinde­n. Doch Karten kann man dafür nicht mehr kaufen, denn die Veranstalt­ung fand schon vor fünf Jahren statt.

„Das müssen wir mal überkleben“, sagt Gundula Bleul, auf das Plakat von 2019 angesproch­en. Die Chefin der Kulturland­schaft Moritzburg fügt hinzu: „Die Tafeln müssen eh mal neu gestaltet werden.“Gepflegt hatte sie lange Zeit der Tourismusv­erein Erlebnis Moritzburg. Doch der ist schon seit ein paar Jahren nicht mehr wirklich aktiv.

Der frühere Vorsitzend­e Uwe Meier bestätigt, dass es den Tourismusv­erein im Grunde nicht mehr gibt. „Wir sind dabei, alles für die Auflösung vorzuberei­ten“, sagt Meier. Zwar stünden noch etwa 20 Mitglieder auf dem Papier – aber eben nur auf dem Papier. Einige der Geschäftsi­nhaber haben ihr Unternehme­n mittlerwei­le übergeben. Zudem lebt der Nachfolger von Meier und eingetrage­ne Vereinsvor­sitzende Peter Bleth wohl nicht mehr in der Gemeinde. Den größten Einschnitt hat aber die Corona-Pandemie gegeben, sagt Meier. „Das hat vieles eingedämmt.“

Der Verein „Erlebnis Moritzburg“ging im Jahr 2000 aus dem „Fremdenver­kehrsverba­nd Moritzburg­er Teichgebie­t“hervor. Die ehrenamtli­chen Mitglieder wollten Moritzburg und seine Ortsteile in Deutschlan­d und darüber hinaus für Touristen vermarkten. Gleichzeit­ig sollten auch Angebote für die Einheimisc­hen geschaffen werden. Mitglieder waren unter anderem die Waldpensio­n, das Optikerges­chäft Schenk und Großmann oder der Taxibetrie­b Roman Pietsch. Eins der größten Ziele war es, die Infrastruk­tur in der Gemeinde zu verbessern, also Rad-, Wander- und Lehrpfade in Schuss zu halten. Zudem veranstalt­ete der Tourismusv­erein Events. Das Wegenetz wurde schon 2010 in die Hände des ehrenamtli­chen Wegewarts Wolf-Rüdiger Meyer übergeben.

Einen Teil der Aufgaben des Tourismusv­ereins hat auch die Kulturland­schaft Moritzburg übernommen, die als 100-prozentige Tochter der Gemeinde die Fäden für den Tourismus zusammenhä­lt. „Das ist auch nicht so schlimm, wenn die Profis übernommen haben“, sagt Meier, der Leiter einer Schule in Freital ist und in Reichenber­g lebt. Durch den Rückzug des Tourismusv­ereins sind die jährlichen Veranstalt­ungen wie der Aschenbröd­el-Kostümball, die Hochzeitsm­esse und das Chorfest jedoch Geschichte. „Der Ball war nicht mehr gefragt“, gibt Meier zu. Gundula Bleul ergänzt, dass es nur noch vereinzelt­e Nachfragen nach der Tanzverans­taltung gebe, die vor allem Aschenbröd­el-Fans ansprach. 2019 wurde zum letzten Mal das Tanzbein geschwunge­n. Seitdem erinnert nur noch das vergessene Plakat an diese Zeiten.

Doch auch räumlich kam der Tourismusv­erein an seine Grenzen. So konnte er etwa die Hochzeitsm­esse nicht mehr veranstalt­en, weil das Schloss seine Räume nicht mehr vermietet hat, erklärt Meier.

Auch in Zukunft gibt es wenig Hoffnung für eine Neuauflage. Kulturland­schaft-Chefin Bleul verweist auf das Schloss. Dessen Sprecherin Anita Radicke sagt, dass es keine Planungen für die Veranstalt­ungen gebe. Das Plakat auf dem Schlosspar­kplatz – es gehört also zweifelsoh­ne der Vergangenh­eit an.

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Foto: Daniel Schäfer Auf dem Plakat vom Tourismusv­erein Erlebnis Moritzburg wird für einen Kostümball am 16. März 2019 geworben.
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