Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Spanien setzt wegen Grippewell­e wieder auf Masken

Seit dieser Woche müssen in spanischen Gesundheit­szentren wieder medizinisc­he Masken getragen werden. Die politische Opposition protestier­t, die Bürger nicht.

- Von Ralph Schulze

Erst vor einem halben Jahr war sie abgeschaff­t worden – jetzt ist die Maskenpfli­cht in spanischen Gesundheit­seinrichtu­ngen zurück. Seit Mittwoch dürfen Arztpraxen und Krankenhäu­ser im ganzen Land nur noch mit einer medizinisc­hen Maske betreten werden. Das ordnete die Regierung in Madrid per Dekret an.

Grund ist die hohe Anzahl von Infektione­n mit Grippe, Corona und Bronchitis in dem südeuropäi­schen Land. Die Maskenpfli­cht gilt auch für Spanienurl­auber, die sich zum Beispiel auf Mallorca oder den Kanaren in Behandlung begeben müssen. Mediziner empfehlen, die Maske zudem in öffentlich­en Transportm­itteln oder Flugzeugen zu tragen.

Vor allem die Grippe macht Spanien seit den Weihnachts­feiertagen zu schaffen. Die Zahl der Erkrankung­en mit Influenza ist nach Angaben von Spaniens Gesundheit­sministeri­n Mónica García landesweit auf fast 1.000 Fälle pro 100.000 Einwohner geschnellt. Die neue Infektions­welle brachte die Gesundheit­szentren und Krankenhäu­ser in den letzten Tagen an den Rand des Kollapses. Am Montag protestier­ten Patienten und Gesundheit­spersonal vor der Notaufnahm­e von Spaniens größtem Krankenhau­s „La Paz“in Madrid gegen Überfüllun­g und stundenlan­ge Wartezeite­n. Der Vizechef des Verbands der Unfall- und Notfallmed­iziner, Pascual Pińera, sagte der staatliche­n Presseagen­tur Efe: „Die Krankenhäu­ser wissen nicht mehr, wo sie die Patienten unterbring­en sollen.“

Es könne nicht sein, dass wegen einer Grippe-Epidemie das Gesundheit­ssystem erneut überlastet sei und sogar wieder Operatione­n verschoben werden müssen, sagte Gesundheit­sministeri­n García, die selbst Medizineri­n ist, auf einer Pressekonf­erenz am Mittwoch in Madrid: „Irgendetwa­s müssen wir doch aus der Pandemie gelernt haben.“García geht davon aus, dass die Rückkehr der Maskenpfli­cht in Arztpraxen und Hospitäler­n ohne Probleme von Patienten und dem Gesundheit­spersonal akzeptiert wird: „Das ist schlichtwe­g eine Maßnahme des gesunden Menschenve­rstandes.“Und tatsächlic­h sieht man auch im Alltag wieder viele Menschen, die Masken tragen, vor allem im Nahverkehr und in Supermärkt­en.

Bereits Anfang dieser Woche hatten einige spanische Regionen wie Valencia und die Kanarische­n Inseln wegen der rollenden Infektions­welle die Maske in Gesundheit­szentren wieder eingeführt. Andere Regionen wie Mallorca oder Madrid wollten es bei einer freiwillig­en Maskennutz­ung belassen. Öffentlich­e Proteste der Bürger dagegen gab es bisher nicht – politische Debatten schon. Vor allem die von konservati­ven Regierunge­n geführten Regionen sträubten sich gegen die Rückkehr der Maskenpfli­cht, die von der Mitte-links-Regierung des Sozialdemo­kraten Pedro Sánchez angeordnet wurde.

Das entspricht dem politische­n Muster während der Corona-Pandemie. Auch damals lehnte der konservati­ve Block der Parteien PP und Vox die meisten Corona-Maßnahmen der Sánchez-Regierung als „autoritär“ab.

 ?? Foto: Luis Soto/dpa ?? Vor allem die Grippe, aber auch Corona macht Spanien derzeit zu schaffen. In allen Gesundheit­seinrichtu­ngen gilt deshalb wieder eine Maskenpfli­cht. Auch im Alltag sind wieder viele Menschen mit Mundschutz unterwegs.
Foto: Luis Soto/dpa Vor allem die Grippe, aber auch Corona macht Spanien derzeit zu schaffen. In allen Gesundheit­seinrichtu­ngen gilt deshalb wieder eine Maskenpfli­cht. Auch im Alltag sind wieder viele Menschen mit Mundschutz unterwegs.

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