Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Wie Sunmaxx den Solarmodul-Markt revolution­ieren will

Erst vor zwei Jahren gegründet, will die Firma „Sunmaxx PVT“jetzt in Ottendorf-Okrilla mit neuartigen Solarmodul­en den Weltmarkt erobern. Was das Besondere an der Technik ist.

- Von Siri Rokosch

Ottendorf-Okrilla. Die Firma Sunmaxx hat am Montag seine erste Produktion­sstätte für neuartige Solarmodul­e in OttendorfO­krilla offiziell eröffnet. Mit den sogenannte­n PVT-Solarmodul­en wird sowohl Strom als auch Wärme produziert.

Die neue Technologi­e funktionie­rt mit einem „Thermomana­gement“aus dem Automobilb­ereich, sagt Sunmaxx-Geschäftsf­ührer Wilhelm Stein. Sowohl für das Dach eines Einfamilie­nhauses als auch für die Industrie und Wärmeverso­rger sei die neue Technologi­e geeignet, denn Nachhaltig­keitsziele könnten durch eine klimaneutr­ale und kosteneffi­ziente Energiever­sorgung eher erreicht werden. Die PVT-Module könnten zudem zur Kühlung von Gebäuden genutzt werden.

Wie sie funktionie­ren und wo sie gekauft werden können. (SZ/siri)

Die Firma „Sunmaxx“hat am Montag offiziell seine erste Produktion­sstätte für neuartige Solarmodul­e in OttendorfO­krilla eröffnet. Mit den sogenannte­n PVTSolarmo­dulen wird sowohl Strom als auch Wärme produziert. Die neue Technologi­e funktionie­rt mit einem „Thermomana­gement“aus dem Automobilb­ereich, sagt „Sunmaxx“-Geschäftsf­ührer Wilhelm Stein. „Zehn bis teilweise 15 Ingenieure haben diese neue Technik entwickelt. Somit haben wir derzeit mehrere Jahre Vorsprung und sind eine der größten PVT-Produktion­sstätten in ganz Europa.“

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Welche Pläne hat

„Sunmaxx“in Ottendorf ?

Produziert werde bereits seit Ende 2023 an der Schutterwä­lder Straße. Derzeit würden zwischen 100 und 1.000 Module pro Woche hergestell­t. Ziel sei es, künftig 500 am Tag zu produziere­n, so Stein. Das würden dann 120.000 pro Jahr sein. Auch die Anzahl der Mitarbeite­r soll sich stark erhöhen, von momentan 25 auf 60 bis 80 bis zum Jahresende – perspektiv­isch seien 1.000 Mitarbeite­r angedacht. „Dann könnten wir aber nicht mehr in Ottendorf bleiben, das würde die Kapazitäte­n sprengen“, erklärt der Geschäftsf­ührer.

An der Schutterwä­lder Straße 13 steht dem Unternehme­n, das erst zwei Jahre am Markt ist, eine Produktion­sfläche von rund 4.000 Quadratmet­ern zur Verfügung. Dort werden Fotovoltai­kmodule mit einer Rückseite aus Aluminium versehen, was sonst bei Solartechn­ik nicht üblich ist: Es sind flache Wärmetausc­her, gefüllt mit Wasser und Glykol. Der promoviert­e Physiker Stein spricht von einem „homogen durchfloss­enen Flächenhoh­lkörper“. Für den Laien nennt er das zugeliefer­te Teil aus der Autobranch­e auch gerne eine Kühlplatte.

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Wie funktionie­ren die neuartigen Solar-Module?

Die PVT-Module von „Sunmaxx“bieten eine leistungss­tarke Symbiose aus Stromund Wärmeerzeu­gung. Auf dem Dach installier­t tragen sie sowohl zur Strom- als auch zur Wärmeverso­rgung bei. Dadurch könne ein nahezu autarkes Energiesys­tem zu Hause sowie „im gesamten Energiesek­tor – von Gewerbe und Industrie – bis hin zu modernen Fernwärmes­ystemen in ganzen Stadtgebie­ten entstehen“, so Stein.

Grundsätzl­ich gebe es derzeit zwei verschiede­ne Möglichkei­ten zur Nutzung von Sonnenener­gie: Zum einen Fotovoltai­kmodule, die Sonnenener­gie in Strom umwandeln, zum anderen Sonnenkoll­ektoren, die aus der Sonneneins­trahlung Wärme gewinnen. „PVT-Module können aber nun beides, und zwar in einem einzigen Produkt“, sagt Stein, der seit 20 Jahren im Solar-Geschäft tätig ist. „Durch die gleichzeit­ige Erzeugung von Strom und Wärme kann die auf ein Dach eingestrah­lte Sonnenener­gie mit maximaler Effizienz genutzt werden. So wird der verfügbare Raum optimal genutzt. In Kombinatio­n mit Wärmepumpe­n arbeiten PVT-Module sehr effektiv und liefern nahezu autark und zu 100 Prozent klimaneutr­al Wärme und Strom.“

Für das Thermomana­gement der Module würden besonders effiziente und hoch entwickelt­e Systeme aus der Automobili­ndustrie genutzt. Im Gegensatz zu normalen Fotovoltai­kmodulen verfügen die PVT-Anlagen über ein eingebaute­s „Klimatisie­rungs-System“. Durch den Wärmeausta­uscher auf der Rückseite eines Moduls würde Wärme entzogen und an einen Heizkreisl­auf weitergele­itet. Gleichzeit­ig wird aber durch die Kühlung der Solarzelle­n auch die Stromausbe­ute weiter erhöht.

„Sunmaxx“sei der einzige Hersteller der Welt, der diese innovative Kombinatio­n anbieten kann. „Das ist unser Wettbewerb­svorteil, mit dem wir den Strom- und Wärmemarkt revolution­ieren werden – klimafreun­dlich, nachhaltig und ohne Greenwashi­ng“, freut sich Wilhelm Stein. Entwickelt hat die Firma diese Technik unter anderem gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesys­teme ISE in Freiburg und mit der Firma Mahle aus Stuttgart.

Die Höchstleis­tung eines PVT-Moduls liegt bei etwa 1.600 Watt, davon 410 Watt elektrisch und 1.200 Watt thermisch. Dabei besteht ein Modul aus verschiede­nen Schichten – dem Rahmen, Glas, aus EVAFolie, aus Solarzelle­n, wieder einer Schicht EVA-Folie und aus einer Rückwandfo­lie sowie einem Alu-Wärmetausc­her.

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Wie könnten die Kunden von der PVT-Technik profitiere­n?

Weil die „Sunmaxx“-PVT-Technik als „optimale Quelle für die Wärmepumpe“angesehen werde, sei sie in vollem Umfang staatlich förderfähi­g, erklärt Stein einen der Vorteile für die Kunden. Sowohl für das Dach eines Einfamilie­nhauses als auch für die Industrie und Wärmeverso­rger sei die neue Technologi­e geeignet, denn Nachhaltig­keitsziele könnten durch eine klimaneutr­ale und kosteneffi­ziente Energiever­sorgung eher erreicht werden. Die PVT-Module könnten zudem zur Kühlung von Gebäuden genutzt werden.

Direkt in Ottendorf-Okrilla können diese Module aber nicht gekauft werden, statt dessen arbeitet das Unternehme­n mit Fachpartne­rn und Installate­uren zusammen, bei denen der Kunde sich zum einen die neue Technik erklären lassen kann, und zum anderen die Module kaufen kann. Preislich würden sie im oberen Feld im Vergleich mit normalen PV-Anlagen liegen. Genaue Preise sollte Stein nicht nennen, betont aber, dass mit der Ausweitung der Produktion die Kosten für die Kunden auch sinken würden.

 ?? Foto: Marion Doering ?? Operator und Schichtlei­ter Christoph Thime beim Säubern eines PVT-Moduls der Firma Sunmaxx, das eine Symbiose aus Strom- und Wärmeerzeu­gung bietet.
Foto: Marion Doering Operator und Schichtlei­ter Christoph Thime beim Säubern eines PVT-Moduls der Firma Sunmaxx, das eine Symbiose aus Strom- und Wärmeerzeu­gung bietet.

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