Brücken-TÜV: In diesem Zustand sind die Dresdner Elbbrücken
Keine Elbbrücke in Dresden hat beim neuesten Brücken-TÜV die Zustandsnote „Gut“erreicht“. Warum das so ist und wo als Nächstes gebaut werden soll – alle Brücken im Überblick.
Derzeit bietet sich an Dresdens Elbebrücken ein eher seltenes Bild. An keiner von ihnen prägen Gerüste und Baumaschinen das Bild. Würde es nach der Stadt gehen, wäre das zumindest am Blauen Wunder anders. Denn das ist eine der Dresdner Elbebrücken, die dringend saniert werden muss. Bei anderen ist die Stadt zwar in den vergangenen Jahren gut vorangekommen, jedoch noch weit vom Idealzustand entfernt. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) erklärt mit seinem Brücken-Abteilungsleiter Holger Kalbe vom Straßenbauamt, in welchem Zustand sich die Bauwerke befinden und welche weiteren Sanierungen geplant sind.
Der Brücken-TÜV:
Hauptprüfung alle sechs Jahre
Brücken und andere Ingenieurbauwerke wie Stützwände oder Tunnel werden alle sechs Jahre bei einer Hauptprüfung nach der DIN 1076 durch speziell ausgebildete Bauwerksprüfer inspiziert. Beim landläufig als Brücken-TÜV bezeichneten Verfahren werden die Standsicherheit, die Verkehrssicherheit und die Dauerhaftigkeit ausgewertet und zu einer Zustandsnote von 1 (sehr guter Zustand) bis 4 (ungenügender Zustand zusammengefasst.
Die Carolabrücke:
Anfang 2025 rollen die Bagger an
Sehr gut vorangekommen ist die Stadt auf der Carolabrücke. Bis Mitte 2021 war der erste, elbaufwärts liegende Brückenzug der 1971 fertiggestellten Carolabrücke saniert worden, von Oktober 2022 bis November 2023 der mittlere Zug.
Ab Anfang kommenden Jahres soll der letzte, elbabwärts liegende Brückenzug mit dem Fußweg und der Straßenbahnstrecke saniert werden, kündigt Baubürgermeister Kühn an. Dort ist geplant, wie beim elbaufwärts liegenden Brückenzug den Fußweg zu verbreitern und dabei leichteren Carbon beziehungsweise Basaltbeton einzusetzen, der dort erstmals beim Großbrückenbau getestet wurde. „Dort haben wir viele Erfahrungen gesammelt“, erklärt Brücken-Abteilungsleiter Kalbe. Damit hatte die Stadt gemeinsam mit dem Institut für Massivbau der TU Dresden neue Wege beschritten. „Diese innovative Technologie hat sich bewährt“, resümiert Kühn. Die Stadt will für die Arbeiten, die bis April 2026 dauern, rund 5,8 Millionen Euro investieren.
Zuvor soll vom 2. September bis Jahresende bei einem Verkehrsversuch getestet werden, wie sich die Sperrung einer Fahrspur auf dem mittleren Brückenzug für einen Radweg in Richtung Altstadt auswirkt. ■ Zustand: der sanierte, elbaufwärts liegende Brückenzug ist befriedigend (2,0-2,4), der mittlere Teil (von 2021) ausreichend (2,5-2,9) und der elbabwärts liegende nicht ausreichend (3,0-3,4).
Das Blaue Wunder:
Sanierung um zwei Jahre verschoben
Bis März vergangenen Jahres war das 280 Meter lange Mittelteil des Blauen Wunders saniert worden. Eigentlich sollten die Arbeiten auf der Blasewitzer Brückenseite im Juni 2023 fortgesetzt werden. Doch das hat ein juristischer Streit um die Auftragsvergabe verhindert, sodass die Stadt im Januar das Verfahren um den bereits vergebenen
Auftrag wieder aufgehoben hat. Jetzt liegt der Fall beim Oberlandesgericht und bei der Vergabekammer des Freistaats.
Kühn hofft, dass die Arbeiten im Frühsommer 2025 beginnen können. Die Fördermittel von 13 Millionen Euro stehen aber noch zur Verfügung. Die umfassende Sanierung ist dringend nötig, macht Brückenexperte Kalbe deutlich.
■ Zustand: Von der vorletzten Prüfung 2018 bis zur jüngsten Hauptprüfung ist die Bewertung von „nicht ausreichend“(3,03,4) auf „ungenügend“(3,5-4,0) abgesackt. Das ist die schlechteste Zustandsnote auf der bis 4 reichenden Skala. Also ist eine Instandsetzung dringend nötig.
Die Waldschlößchenbrücke:
Immer noch keine Baugenehmigung Fast elf Jahre rollt der Verkehr über die Waldschlößchenbrücke, die einen soliden Zustand hat. Der einzige Schwachpunkt sind die LED-Lichtleisten in den Handläufen. 775 der insgesamt 1,322 Lichtleisten sind bisher ausgefallen, neu installierte jedoch nicht, erklärt Kalbe.
Das Bundesverwaltungsgericht hatte im Juli 2016 die Baugenehmigung für die Brücke gekippt. Nachgeholt werden musste die Umweltverträglichkeitsprüfung nach den strengen EU-Richtlinien für FloraFauna-Habitate (FFH). Die Stadt hatte die Planfeststellungsunterlagen Ende 2021 bei der Landesdirektion Sachsen eingereicht. „Einen Zeitpunkt, wann wir den Planfestellungsbeschluss bekommen, hat uns die Landesdirektion noch nicht genannt“, sagt Kühn.
■ Zustand: befriedigend (2,0-2,4)
Die Flügelwegbrücke: Fahrbahn-Instandsetzung geplant
Rund 43.000 Autos rollen täglich über die Flügelwegbrücke, die damit die am stärksten befahrene städtische Elbebrücke ist. Sie 20%
SZ Card Preis: ab 48,25 € war zwischen 2001 und 2004 komplett neu gebaut worden. Die starke Nutzung hat Spuren hinterlassen. Die Fahrbahn weist Spurrillen, Blasen und Risse auf, verweist Kalbe auf einige Schäden.
„In absehbarer Zeit werden wir eine größere Instandsetzung an der Fahrbahn, den Fahrbahnübergängen und den Lagern durchführen“, sagt er.
■ Zustand: befriedigend (2,0-2,4)
Die Albertbrücke:
Solider Zustand nach Instandsetzung
In solidem Zustand befindet sich Dresdens zweitälteste Elbebrücke. Schließlich ist die 1877 fertiggestellte Albertbrücke ab 2014 sowohl oben als auch unten umfassend saniert worden. Lediglich mit der Steuerung der LED-Strahler gibt es immer wieder Ärger. Derzeit sind sie ohnehin abgeschaltet, um Energie zu sparen.
■ Zustand: ausreichend (2,5-2,9)
Die Augustusbrücke:
Stadt muss Elbwiesen wiederherstellen Im September vergangenen Jahres war die umfassende Sanierung der Augustusbrücke abgeschlossen worden. „Dieses Jahr müssen wir nur noch die Elbwiesen wieder herstellen“, sagt Kalbe. Das war unter anderem durch Hochwasser verhindert worden. ■ Zustand: ausreichend (2,5-2,9)
Die Marienbrücke:
Nächste Frischekur wird geplant
Die Marienbrücke war zwischen 1994 und 2001 umfassend saniert worden. Seitdem sind bereits 23 Jahre vergangen. „Wir werden dieses Jahr mit der Planung für die nächste Sanierung beginnen“, kündigt Kalbe an. Dabei werden alle Bauteile von der Fahrbahn bis zu den Pfeilerfüßen instandgesetzt. Die Sanierung soll in zwei bis drei Jahren beginnen.
■ Zustand: ausreichend (2,5-2,9)