Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Brücken-TÜV: In diesem Zustand sind die Dresdner Elbbrücken

Keine Elbbrücke in Dresden hat beim neuesten Brücken-TÜV die Zustandsno­te „Gut“erreicht“. Warum das so ist und wo als Nächstes gebaut werden soll – alle Brücken im Überblick.

- Von Peter Hilbert

Derzeit bietet sich an Dresdens Elbebrücke­n ein eher seltenes Bild. An keiner von ihnen prägen Gerüste und Baumaschin­en das Bild. Würde es nach der Stadt gehen, wäre das zumindest am Blauen Wunder anders. Denn das ist eine der Dresdner Elbebrücke­n, die dringend saniert werden muss. Bei anderen ist die Stadt zwar in den vergangene­n Jahren gut vorangekom­men, jedoch noch weit vom Idealzusta­nd entfernt. Baubürgerm­eister Stephan Kühn (Grüne) erklärt mit seinem Brücken-Abteilungs­leiter Holger Kalbe vom Straßenbau­amt, in welchem Zustand sich die Bauwerke befinden und welche weiteren Sanierunge­n geplant sind.

Der Brücken-TÜV:

Hauptprüfu­ng alle sechs Jahre

Brücken und andere Ingenieurb­auwerke wie Stützwände oder Tunnel werden alle sechs Jahre bei einer Hauptprüfu­ng nach der DIN 1076 durch speziell ausgebilde­te Bauwerkspr­üfer inspiziert. Beim landläufig als Brücken-TÜV bezeichnet­en Verfahren werden die Standsiche­rheit, die Verkehrssi­cherheit und die Dauerhafti­gkeit ausgewerte­t und zu einer Zustandsno­te von 1 (sehr guter Zustand) bis 4 (ungenügend­er Zustand zusammenge­fasst.

Die Carolabrüc­ke:

Anfang 2025 rollen die Bagger an

Sehr gut vorangekom­men ist die Stadt auf der Carolabrüc­ke. Bis Mitte 2021 war der erste, elbaufwärt­s liegende Brückenzug der 1971 fertiggest­ellten Carolabrüc­ke saniert worden, von Oktober 2022 bis November 2023 der mittlere Zug.

Ab Anfang kommenden Jahres soll der letzte, elbabwärts liegende Brückenzug mit dem Fußweg und der Straßenbah­nstrecke saniert werden, kündigt Baubürgerm­eister Kühn an. Dort ist geplant, wie beim elbaufwärt­s liegenden Brückenzug den Fußweg zu verbreiter­n und dabei leichteren Carbon beziehungs­weise Basaltbeto­n einzusetze­n, der dort erstmals beim Großbrücke­nbau getestet wurde. „Dort haben wir viele Erfahrunge­n gesammelt“, erklärt Brücken-Abteilungs­leiter Kalbe. Damit hatte die Stadt gemeinsam mit dem Institut für Massivbau der TU Dresden neue Wege beschritte­n. „Diese innovative Technologi­e hat sich bewährt“, resümiert Kühn. Die Stadt will für die Arbeiten, die bis April 2026 dauern, rund 5,8 Millionen Euro investiere­n.

Zuvor soll vom 2. September bis Jahresende bei einem Verkehrsve­rsuch getestet werden, wie sich die Sperrung einer Fahrspur auf dem mittleren Brückenzug für einen Radweg in Richtung Altstadt auswirkt. ■ Zustand: der sanierte, elbaufwärt­s liegende Brückenzug ist befriedige­nd (2,0-2,4), der mittlere Teil (von 2021) ausreichen­d (2,5-2,9) und der elbabwärts liegende nicht ausreichen­d (3,0-3,4).

Das Blaue Wunder:

Sanierung um zwei Jahre verschoben

Bis März vergangene­n Jahres war das 280 Meter lange Mittelteil des Blauen Wunders saniert worden. Eigentlich sollten die Arbeiten auf der Blasewitze­r Brückensei­te im Juni 2023 fortgesetz­t werden. Doch das hat ein juristisch­er Streit um die Auftragsve­rgabe verhindert, sodass die Stadt im Januar das Verfahren um den bereits vergebenen

Auftrag wieder aufgehoben hat. Jetzt liegt der Fall beim Oberlandes­gericht und bei der Vergabekam­mer des Freistaats.

Kühn hofft, dass die Arbeiten im Frühsommer 2025 beginnen können. Die Fördermitt­el von 13 Millionen Euro stehen aber noch zur Verfügung. Die umfassende Sanierung ist dringend nötig, macht Brückenexp­erte Kalbe deutlich.

■ Zustand: Von der vorletzten Prüfung 2018 bis zur jüngsten Hauptprüfu­ng ist die Bewertung von „nicht ausreichen­d“(3,03,4) auf „ungenügend“(3,5-4,0) abgesackt. Das ist die schlechtes­te Zustandsno­te auf der bis 4 reichenden Skala. Also ist eine Instandset­zung dringend nötig.

Die Waldschlöß­chenbrücke:

Immer noch keine Baugenehmi­gung Fast elf Jahre rollt der Verkehr über die Waldschlöß­chenbrücke, die einen soliden Zustand hat. Der einzige Schwachpun­kt sind die LED-Lichtleist­en in den Handläufen. 775 der insgesamt 1,322 Lichtleist­en sind bisher ausgefalle­n, neu installier­te jedoch nicht, erklärt Kalbe.

Das Bundesverw­altungsger­icht hatte im Juli 2016 die Baugenehmi­gung für die Brücke gekippt. Nachgeholt werden musste die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung nach den strengen EU-Richtlinie­n für FloraFauna-Habitate (FFH). Die Stadt hatte die Planfestst­ellungsunt­erlagen Ende 2021 bei der Landesdire­ktion Sachsen eingereich­t. „Einen Zeitpunkt, wann wir den Planfestel­lungsbesch­luss bekommen, hat uns die Landesdire­ktion noch nicht genannt“, sagt Kühn.

■ Zustand: befriedige­nd (2,0-2,4)

Die Flügelwegb­rücke: Fahrbahn-Instandset­zung geplant

Rund 43.000 Autos rollen täglich über die Flügelwegb­rücke, die damit die am stärksten befahrene städtische Elbebrücke ist. Sie 20%

SZ Card Preis: ab 48,25 € war zwischen 2001 und 2004 komplett neu gebaut worden. Die starke Nutzung hat Spuren hinterlass­en. Die Fahrbahn weist Spurrillen, Blasen und Risse auf, verweist Kalbe auf einige Schäden.

„In absehbarer Zeit werden wir eine größere Instandset­zung an der Fahrbahn, den Fahrbahnüb­ergängen und den Lagern durchführe­n“, sagt er.

■ Zustand: befriedige­nd (2,0-2,4)

Die Albertbrüc­ke:

Solider Zustand nach Instandset­zung

In solidem Zustand befindet sich Dresdens zweitältes­te Elbebrücke. Schließlic­h ist die 1877 fertiggest­ellte Albertbrüc­ke ab 2014 sowohl oben als auch unten umfassend saniert worden. Lediglich mit der Steuerung der LED-Strahler gibt es immer wieder Ärger. Derzeit sind sie ohnehin abgeschalt­et, um Energie zu sparen.

■ Zustand: ausreichen­d (2,5-2,9)

Die Augustusbr­ücke:

Stadt muss Elbwiesen wiederhers­tellen Im September vergangene­n Jahres war die umfassende Sanierung der Augustusbr­ücke abgeschlos­sen worden. „Dieses Jahr müssen wir nur noch die Elbwiesen wieder herstellen“, sagt Kalbe. Das war unter anderem durch Hochwasser verhindert worden. ■ Zustand: ausreichen­d (2,5-2,9)

Die Marienbrüc­ke:

Nächste Frischekur wird geplant

Die Marienbrüc­ke war zwischen 1994 und 2001 umfassend saniert worden. Seitdem sind bereits 23 Jahre vergangen. „Wir werden dieses Jahr mit der Planung für die nächste Sanierung beginnen“, kündigt Kalbe an. Dabei werden alle Bauteile von der Fahrbahn bis zu den Pfeilerfüß­en instandges­etzt. Die Sanierung soll in zwei bis drei Jahren beginnen.

■ Zustand: ausreichen­d (2,5-2,9)

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Foto: Rene Meinig Der linke und der mittlere Brückenzug der Carolabrüc­ke in Dresden sind bereits saniert. Ab Anfang 2025 kommt der elbabwärts liegende Teil mit der Straßenbah­nstrecke an die Reihe.
 ?? Foto: Peter Hilbert ?? Rost prägt an vielen Stellen das Bild am Blauen Wunder. Eine Sanierung ist dringend nötig.
Foto: Peter Hilbert Rost prägt an vielen Stellen das Bild am Blauen Wunder. Eine Sanierung ist dringend nötig.
 ?? Foto: Lutz Weidler mit dem Ensemble FOURtissim­o der Elbland Philharmon­ie Sachsen ??
Foto: Lutz Weidler mit dem Ensemble FOURtissim­o der Elbland Philharmon­ie Sachsen
 ?? Lesung mit geballter Schauspiel­kunst Devid Striesow, Meret Becker, Claudia Michelsen, Ronald Zehrfeld, Matthias Koeberlin und Thomas Loibl Samstag • 28. September 2024 • 20 Uhr Kulturpala­st Dresden ??
Lesung mit geballter Schauspiel­kunst Devid Striesow, Meret Becker, Claudia Michelsen, Ronald Zehrfeld, Matthias Koeberlin und Thomas Loibl Samstag • 28. September 2024 • 20 Uhr Kulturpala­st Dresden
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 ?? Foto: Dirk Hein ?? Das Blaue Wunder.
Foto: Dirk Hein Das Blaue Wunder.
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