Große Ziele, klare Worte
Hubert Körner ist Vorstandschef bei den DSC-Volleyballerinnen. Der Dresdner Unternehmer erklärt, wie er den Klub zum Meister machen will und was er mit der Margon-Arena vorhat.
Er ist ein Mann der klaren Worte. Nur wussten das die Verantwortlichen der Volleyball-Abteilung des Dresdner SC vermutlich nicht, als sie Hubert Körner vor gut zehn Jahren das erste Mal im VIP-Raum der Margon-Arena trafen. An das Ergebnis des Spiels kann sich Körner nicht mehr erinnern, umso mehr dafür an die erste Begegnung mit Geschäftsführerin Sandra Zimmermann und dem damaligen Abteilungschef Jörg Dittrich.
„Wir sind ins Gespräch gekommen“, erzählt Körner, „und ich hatte da mal eine ketzerische Frage gestellt: Was würdet ihr mit einem mittleren fünfstelligen Betrag machen? Die beiden haben sich etwas ungläubig angeguckt und damals wohl gedacht: Was für ein Spinner!“Nur wenige Tage später und nach einem erneuten Gespräch verbunden mit der Frage, ob er das mit dem Geld wirklich ernst gemeint habe, war klar: Der Mann steht zu seinem Wort.
Nun ist es nicht so gewesen, dass der gebürtige Riesaer etwa im Lotto gewonnen hatte oder sich finanziell erleichtern musste. Der Unternehmer hatte sich zuvor mit seiner Firma Körner Rohr und Umwelt GmbH einige Jahre in der B-Jugend bei Dynamo Dresden als Haupt- und Trikotsponsor engagiert – bis es zum Bruch kam. Körner hatte aus der Zeitung erfahren, dass der Trainer entlassen wurde.
„Das fand ich überhaupt nicht lustig“, sagt er auch noch Jahre später. Kaum einer glaubte, dass sich daraufhin der Sponsor tatsächlich zurückziehen würde. Doch Körner steht eben nicht nur für klare Worte, er handelt auch konsequent. Die Nicht-Kommunikation im Vorfeld war für ihn ein Unding. Für den DSC wiederum entpuppte sich der neue Sponsor als Volltreffer, nicht zuletzt natürlich, weil er mit einer hohen Summe einstieg. Bis heute ist Körner bei den Dresdner Volleyballerinnen der größte privatwirtschaftliche Geldgeber. Doch er betont zugleich: „Ich gebe gern und sofort meine Herrschaft auf.“
Seit 2020 arbeitete er im Vorstand mit, in diesem Frühjahr übernahm Körner schließlich den Vorsitz vom langjährigen Amtsinhaber Dittrich. „Jörg hinterlässt riesige Fußabdrücke. Was er für den Dresdner Volleyball getan hat, ist außergewöhnlich. Ich hoffe, dass wir das weiter so erfüllen können“, sagte der 60-Jährige bei seinem
Amtsantritt im März. Was nach den wenigen Wochen auffällt: Körner bringt viele neue Ideen ein, und er agiert deutlich direkter als Dittrich, der als Präsident der Sächsischen Handwerkskammer und mittlerweile zudem als Chef des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) auch politische Ämter innehat.
„Ich bin viel zu wenig Diplomat, der versucht, alle Eventualitäten auszuschließen, um nichts kaputt zu hauen“, erklärt Körner im Gespräch mit Sächsische.de. Er sei ein Typ, „der geradeaus denkt und an entsprechender Stelle zur Kenntnis gibt“, sagt der neue Volleyball-Chef über sich, und das Feedback sei positiv, „weil man weiß: Wenn ich etwas sage, dann meine ich es so“.
So führt Körner auch seinen Abwasserentsorgungsdienst im Stadtteil Laubegast seit 25 Jahren, konsequent erfolgreich. 1999 hat er seine Firma gegründet, damals „mit einem Monteur“, wie Körner betont. Inzwischen hat der studierte Maschinenbauingenieur mehr als Hundert Mitarbeiter und sogar ein eigenes Modelabel. Körner verfolgt klare Ziele, auch im Ehrenamt beim DSC. Dass ihn das Halbfinal-Aus und Platz drei am Ende nicht ganz zufriedenstellen, ist deshalb wenig überraschend.
„Der Knackpunkt war vielleicht, dass wir nach unserer Siegesserie zu Jahresbeginn etwas Verletzungspech hatten und der Flow verschwunden ist. Ich will nicht sagen, dass es danach Krampf war, aber es war schwer“, meint Körner. Zudem traf der DSC bereits im Halbfinale auf den großen Favoriten und späteren Double-Sieger Stuttgart. „So wie Stuttgart aufgestellt war, waren sie nicht schlagbar. Da gehört der Titel auch hin, selbst wenn ich das nicht gern zugebe“, meint Körner. Dabei hatte Trainer Alexander Waibl schon früh in der Saison das Ziel ausgegeben, um den Titel mitzuspielen.
Für die nächste Saison gilt das ausdrücklich nicht, zumindest sieht Körner das so. „Man wird sich an einem Punkt messen lassen müssen: Das ist unser Etat und der ist etwas geringer als zuletzt“, sagt der Vorstandschef. Der DSC plant für 2024/2025 mit etwa zehn bis 15 Prozent weniger Geld. Der Grund ist laut Körner die wirtschaftliche Not vieler kleinerer Sponsoren.
„Ich bin ein Typ, der kühl rechnet und sagt: Was ich habe, gebe ich aus, was ich in den nächsten Wochen noch bekomme, ist das Bonbon.“
Vor einem Jahr war der Klub in eine finanzielle Schieflage geraten, Geschäftsführerin Zimmermann stellte öffentlich sogar die Existenzfrage. „Wir hatten eine finanzielle Talfahrt, die haben wir gestoppt, und ich möchte da nicht wieder hin“, erklärt Körner kurz und knapp. An dem Ziel, die Geschäftsstelle zu stärken, hält er fest. „Wir müssen unsere Geschäftsführerin aus der permanenten Überholspur nehmen“, sagt Körner. Derzeit laufen Bewerbungsgespräche für die Assistenz der Geschäftsleitung.
Wann der DSC wieder Deutscher Meister wird, hänge vor allem vom Geld ab. „Zwei, drei Jahre wird es vielleicht brauchen. Sollte doch mehr Geld in die Kasse gespült werden, kann ich mir gut vorstellen, dass es kurzfristig passiert“, meint Körner. Mit zwei Sponsoren sei er im Gespräch, „die es zulassen würden, ganz schnell drauf zu antworten“. Das lässt vermuten, dass es sich um größere potenzielle
Geldgeber handelt. „Fakt ist: Wir wollen oben mitspielen, konkurrenzfähig sein und wenn dann noch junge Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs passen, was Besseres gibt’s ja eigentlich nicht“, meint Körner. Und dann wird er deutlich: „Mein großes Ziel ist, dass wir spätestens in drei Jahren auch in der Champions League oben mitspielen und die Gruppenphase überstehen wollen.“
Eines der vordringlichen Themen für die Volleyballerinnen ist derzeit der Erhalt der Margon-Arena als Trainings- und Spielstätte – verbunden mit einer notwendigen Dachsanierung der Mehrzweckhalle. Die Stadt kündigte kürzlich konkrete Reparaturmaßnahmen am Dach an, die Arbeiten sollen im Juli beginnen. Damit soll es zumindest erst einmal nicht mehr hineinregnen. Eine Studie zu Sanierung der MargonArena hat Körner längst schon selbst erstellen lassen, nun arbeitet er an einer mittelfristigen Lösung und ist dazu im intensiven Austausch mit der Stadt. Noch möchte er dazu nicht viel sagen, momentan wird sein Vorhaben statisch geprüft. „Fakt ist eins, dass das Dach herunterkommt – egal wie. Und wenn aus dem neuen Dach dann noch etwas Besseres wird, was für alle nutzbar ist, auch für den Breitensport, dann hätte es eine tolle Synergie“, sagt er.
Unabhängig davon hält Körner die Idee einer Multifunktionsarena mit bis zu 10.000 Zuschauern am Flughafen für realistisch. „Es wird keine Arena sein, in der die Titans-Basketballer oder der DSC trainieren, das ist wirtschaftlich nicht machbar“, erklärt er. Die Margon-Arena sei aus Dresden nicht wegzudenken. Körner hat beim Thema Halle eine ganz eigene Vision, die auch ihn antreibt: „In fünf Jahren möchte ich nicht nur in einer trockenen, sondern in einer schicken Margon-Arena spielen – und in zehn Jahren im Finale gegen Schwerin in der Airport-Arena.“
Für seine Projekte wird er einen langen Atem brauchen, die sportliche Ausdauer jedenfalls hat er schon. Einst spielte Körner in seiner Heimatstadt Fußball bei Chemie und Lok Riesa, später war er passionierter Skifahrer. Und er blickt auf einige Marathon-Jahre zurück, seine Bestzeit steht bei 3:25 Stunden.
Das schönste Lauf-Erlebnis hatte er 2008 in New York, als er mit einer Wildcard starten durfte – und es beinahe nicht geklappt hätte. Im Winter wollte er einem Freund das Skifahren beibringen und hatte sich dabei einen Totalschaden im Knie zugezogen, „das war eine Voll-Katastrophe für mich“. Körner musste sich operieren lassen. Was die Ärzte danach für unmöglich hielten, schaffte er: Noch im selben Jahr stand er an der Startlinie in New York. Mittlerweile hat er das Laufen aufgegeben, geht zweimal pro Woche ins Fitnessstudio. Für seine neuen Aufgaben beim DSC will er fit bleiben – und als Opa sowieso.