Diese Sachsen haben schon ihr Ticket für Olympia in Paris
66 Tage vor dem Beginn der Sommerspiele in Paris wird in vielen Sportarten hart um die Qualifikation gekämpft. Bei einigen sind die Entscheidungen bereits gefallen – eine Übersicht.
Die ersten Paris-Tickets gab es bereits Mitte Mai - für einige Fechter, Leichtathleten, Surfer und Taekwondo-Kämpfer. 13 Athleten nominierte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in einer ersten, sehr kleinen Runde. Am Ende werden mehr als 400 deutsche Sportler zu Olympia reisen, die am 26. Juli in Paris beginnen. So groß waren die Mannschaften jedenfalls bei den vorangegangenen Spielen.
Die Berufung ins Olympia-Team durch den DOSB ist der letzte und formale Akt auf dem langen Weg in die französische Hauptstadt. Zunächst müssen die Athleten die Qualifikationskriterien der jeweiligen Verbände erfüllen. Die schlagen dann - meist in Form der Bundestrainer - die einzelnen Sportler dem DOSB vor, der diese häufig durchwinkt. Ausnahmen bilden Härtefälle, wenn etwa Athleten durch Verletzungen ausgebremst oder Normen lediglich um Zentimeter oder Zehntelsekunden verpasst werden. Dann wird schon mal länger diskutiert.
Unter den ersten 13 Nominierten war kein Sachse, was aber nicht beunruhigen muss. Denn mindestens sieben Athleten aus dem Freistaat haben sich bereits qualifiziert und werden die Einladung durch den DOSB in den nächsten Wochen erhalten. In einigen Sportarten stehen die entscheidenden Qualifikations-Wettkämpfe auch erst noch an. Und in den Mannschaftswettbewerben wurden die Kader noch nicht bekannt gegeben.
So etwa bei den Volleyball-Männern, die sich nach zwölf Jahren Olympia-Pause bereits im Herbst bei einem Turnier in Brasilien für Paris qualifiziert hatten. Zum Nationalteam gehört Lukas Maase. Der 25-jährige Dresdner wurde beim VC ausgebildet, spielte hier in der 2. Bundesliga. Aktuell steht der Diagonalangreifer bei einem Verein der Olympia-Gastgeberstadt unter Vertrag: Paris Volley. In der kommenden Saison wechselt er innerhalb der Liga zu Chaumont Volley-Ball.
Ob auch das deutsche Frauen-Team in Paris aufschlagen wird, entscheidet sich bei den gerade laufenden Nations-Turnieren. Verbessert sich das Team vom Dresdner Bundestrainer Alexander Waibl noch entscheidend in der Weltrangliste, wären mit Lena Stigrot, Camilla Weitzel und Monique Strubbe zumindest drei frühere Spielerinnen des Dresdner SC dabei, aber wohl keine aus dem aktuellen Kader.
Reine Formsache dürfte die Nominierung für den Kanuten Tom Liebscher-Lucz sein. Beim ersten Weltcup der Saison im ungarischen Szeged setzte sich der Dresdner mit dem deutschen Kajak-Vierer über 500 Meter durch und erfüllte damit nach der nationalen Qualifikation auch die internationale Paris-Vorgabe. Die SzegedBesetzung dürfte so auch vom Bundestrainer vorgeschlagen werden – also mit Liebscher-Lucz,
der zum dritten Mal Olympiasieger werden möchte.
Mit einer Enttäuschung endeten dagegen die Ausscheidungsrennen für die Meißner Slalom-Kanutin Andrea Herzog, die vor drei Jahren bei den Spielen in Tokio noch Bronze gewonnen hatte. Auf ihrer Heimstrecke in Markkleeberg unterlag die Weltmeisterin von 2019 Ende April ihrer Konkurrentin Elena Lilik aus Thüringen um 1,59 Sekunden. Am Pfingstwochenende konnte sich Herzog zumindest mit Gold bei der Europameisterschaft im slowenischen Tacen trösten.
Bei den Leichtathleten wurden bisher nur die Marathon-Einzelläufer nominiert. Die für den SC DHfK Leipzig startende Saskia Feige hatte mit Jonathan Hilbert vor einem Monat den Quotenplatz in der neuen Olympia-Disziplin Marathon-Mixed-Staffel gesichert und sollte auch in Paris dort starten. Feige hat zudem über 20 Kilometer Gehen die Norm unterboten.
Gesetzt sein in der 4 x 100-Meter-Staffel dürfte Rebekka Haase. Die aus Zschopau stammende Sprinterin, die für Wetzlar startet und in Chemnitz trainiert, hatte sich mit dem deutschen Quartett beim
Staffel-Quali-Wettkampf auf den Bahamas das Paris-Ticket gesichert. Zudem unterbot die 31-Jährige bereits die Normzeit für einen Einzelstart über 100 Meter. Alle Leichtathleten müssen die Nominierung noch bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Braunschweig mit einer Top-3-Platzierung absichern.
Dies gilt auch für Dresdens Hindernisläufer Karl Bebendorf, der beim ersten Start über 3.000 Meter in dieser Saison in Chorzow (Polen) seine persönliche Bestzeit um fast drei Sekunden unterbot. Zwar verfehlte er die Olympia-Norm knapp, Bebendorf kann sich aber auch über ein kompliziertes Weltranglisten-Punktesystem qualifizieren. Derzeit ist er die Nummer zwölf in dieser Saison.
Bei den Schwimmern reisen mit Timo Sorgius und Marek Ulrich zwei Leipziger nach Paris, die Dresdnerin Leonie Kullmann verpasste dagegen, sich in die 4 x 200-Meter-Staffel zu kraulen. Paris wäre für die Wahl-Berlinerin bereits die dritten Spiele gewesen. Quasi als Ersatz startet sie bei der EM im Juni in Belgrad. Nach Paris geschafft hat es in einem spannenden Wettkampf indes Wasserspringerin Saskia Oettinghaus. Die Athletin des Dresdner SC wurde bei den deutschen Meisterschaften in Berlin im Finale vom Dreimeter-Brett Zweite.
Sportler aus sächsischen Vereinen, die bereits alle Quali-Kriterien erfüllt haben: Maxi-Carina Klötzer (Boxen/ Chemnitz), Pauline Schäfer-Betz (Turnen/Chemnitz), Saskia Feige (Leichtathletik/Leipzig), Anastasia Blayvas (Ringen/ Leipzig), Timo Sorgius, Marek Ulrich (Schwimmen/beide Leipzig), Saskia Oettinghaus (Wasserspringen/Dresden).