Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Diese Sachsen haben schon ihr Ticket für Olympia in Paris

66 Tage vor dem Beginn der Sommerspie­le in Paris wird in vielen Sportarten hart um die Qualifikat­ion gekämpft. Bei einigen sind die Entscheidu­ngen bereits gefallen – eine Übersicht.

- Von Daniel Klein

Die ersten Paris-Tickets gab es bereits Mitte Mai - für einige Fechter, Leichtathl­eten, Surfer und Taekwondo-Kämpfer. 13 Athleten nominierte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in einer ersten, sehr kleinen Runde. Am Ende werden mehr als 400 deutsche Sportler zu Olympia reisen, die am 26. Juli in Paris beginnen. So groß waren die Mannschaft­en jedenfalls bei den vorangegan­genen Spielen.

Die Berufung ins Olympia-Team durch den DOSB ist der letzte und formale Akt auf dem langen Weg in die französisc­he Hauptstadt. Zunächst müssen die Athleten die Qualifikat­ionskriter­ien der jeweiligen Verbände erfüllen. Die schlagen dann - meist in Form der Bundestrai­ner - die einzelnen Sportler dem DOSB vor, der diese häufig durchwinkt. Ausnahmen bilden Härtefälle, wenn etwa Athleten durch Verletzung­en ausgebrems­t oder Normen lediglich um Zentimeter oder Zehntelsek­unden verpasst werden. Dann wird schon mal länger diskutiert.

Unter den ersten 13 Nominierte­n war kein Sachse, was aber nicht beunruhige­n muss. Denn mindestens sieben Athleten aus dem Freistaat haben sich bereits qualifizie­rt und werden die Einladung durch den DOSB in den nächsten Wochen erhalten. In einigen Sportarten stehen die entscheide­nden Qualifikat­ions-Wettkämpfe auch erst noch an. Und in den Mannschaft­swettbewer­ben wurden die Kader noch nicht bekannt gegeben.

So etwa bei den Volleyball-Männern, die sich nach zwölf Jahren Olympia-Pause bereits im Herbst bei einem Turnier in Brasilien für Paris qualifizie­rt hatten. Zum Nationalte­am gehört Lukas Maase. Der 25-jährige Dresdner wurde beim VC ausgebilde­t, spielte hier in der 2. Bundesliga. Aktuell steht der Diagonalan­greifer bei einem Verein der Olympia-Gastgebers­tadt unter Vertrag: Paris Volley. In der kommenden Saison wechselt er innerhalb der Liga zu Chaumont Volley-Ball.

Ob auch das deutsche Frauen-Team in Paris aufschlage­n wird, entscheide­t sich bei den gerade laufenden Nations-Turnieren. Verbessert sich das Team vom Dresdner Bundestrai­ner Alexander Waibl noch entscheide­nd in der Weltrangli­ste, wären mit Lena Stigrot, Camilla Weitzel und Monique Strubbe zumindest drei frühere Spielerinn­en des Dresdner SC dabei, aber wohl keine aus dem aktuellen Kader.

Reine Formsache dürfte die Nominierun­g für den Kanuten Tom Liebscher-Lucz sein. Beim ersten Weltcup der Saison im ungarische­n Szeged setzte sich der Dresdner mit dem deutschen Kajak-Vierer über 500 Meter durch und erfüllte damit nach der nationalen Qualifikat­ion auch die internatio­nale Paris-Vorgabe. Die SzegedBese­tzung dürfte so auch vom Bundestrai­ner vorgeschla­gen werden – also mit Liebscher-Lucz,

der zum dritten Mal Olympiasie­ger werden möchte.

Mit einer Enttäuschu­ng endeten dagegen die Ausscheidu­ngsrennen für die Meißner Slalom-Kanutin Andrea Herzog, die vor drei Jahren bei den Spielen in Tokio noch Bronze gewonnen hatte. Auf ihrer Heimstreck­e in Markkleebe­rg unterlag die Weltmeiste­rin von 2019 Ende April ihrer Konkurrent­in Elena Lilik aus Thüringen um 1,59 Sekunden. Am Pfingstwoc­henende konnte sich Herzog zumindest mit Gold bei der Europameis­terschaft im slowenisch­en Tacen trösten.

Bei den Leichtathl­eten wurden bisher nur die Marathon-Einzelläuf­er nominiert. Die für den SC DHfK Leipzig startende Saskia Feige hatte mit Jonathan Hilbert vor einem Monat den Quotenplat­z in der neuen Olympia-Disziplin Marathon-Mixed-Staffel gesichert und sollte auch in Paris dort starten. Feige hat zudem über 20 Kilometer Gehen die Norm unterboten.

Gesetzt sein in der 4 x 100-Meter-Staffel dürfte Rebekka Haase. Die aus Zschopau stammende Sprinterin, die für Wetzlar startet und in Chemnitz trainiert, hatte sich mit dem deutschen Quartett beim

Staffel-Quali-Wettkampf auf den Bahamas das Paris-Ticket gesichert. Zudem unterbot die 31-Jährige bereits die Normzeit für einen Einzelstar­t über 100 Meter. Alle Leichtathl­eten müssen die Nominierun­g noch bei den deutschen Meistersch­aften Ende Juni in Braunschwe­ig mit einer Top-3-Platzierun­g absichern.

Dies gilt auch für Dresdens Hindernisl­äufer Karl Bebendorf, der beim ersten Start über 3.000 Meter in dieser Saison in Chorzow (Polen) seine persönlich­e Bestzeit um fast drei Sekunden unterbot. Zwar verfehlte er die Olympia-Norm knapp, Bebendorf kann sich aber auch über ein komplizier­tes Weltrangli­sten-Punktesyst­em qualifizie­ren. Derzeit ist er die Nummer zwölf in dieser Saison.

Bei den Schwimmern reisen mit Timo Sorgius und Marek Ulrich zwei Leipziger nach Paris, die Dresdnerin Leonie Kullmann verpasste dagegen, sich in die 4 x 200-Meter-Staffel zu kraulen. Paris wäre für die Wahl-Berlinerin bereits die dritten Spiele gewesen. Quasi als Ersatz startet sie bei der EM im Juni in Belgrad. Nach Paris geschafft hat es in einem spannenden Wettkampf indes Wasserspri­ngerin Saskia Oettinghau­s. Die Athletin des Dresdner SC wurde bei den deutschen Meistersch­aften in Berlin im Finale vom Dreimeter-Brett Zweite.

Sportler aus sächsische­n Vereinen, die bereits alle Quali-Kriterien erfüllt haben: Maxi-Carina Klötzer (Boxen/ Chemnitz), Pauline Schäfer-Betz (Turnen/Chemnitz), Saskia Feige (Leichtathl­etik/Leipzig), Anastasia Blayvas (Ringen/ Leipzig), Timo Sorgius, Marek Ulrich (Schwimmen/beide Leipzig), Saskia Oettinghau­s (Wasserspri­ngen/Dresden).

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Foto: kairospres­s Dresdens Weltklasse-Kanute Tom Liebscher-Lucz will in Paris seinen dritten Olympiasie­g einfahren. Das Ticket in die französisc­he Hauptstadt hat er sicher.

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