Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Rettung für alte Geräte

Der Freistaat hat eine Million Euro für den Reparaturb­onus ausgegeben und damit tonnenweis­e Elektrosch­rott vermieden. Nun ist der Etat fast aufgebrauc­ht.

- Von Sven Heitkamp, Leipzig

Anfang des Jahres betritt ein 101-Jähriger eine Werkstatt in einer sächsische­n Großstadt, um seinen Fernseher in Ordnung bringen zu lassen. Er ist damit der Älteste, der bisher einen neuen sächsische­n Bonus genutzt hat: Ein Förderprog­ramm, mit dem der Freistaat die Hälfte der Reparaturk­osten bei privaten Elektround Elektronik­geräten übernimmt. Der alte Mann ist einer von Tausenden Antragstel­lern, die die Förderung seit November bereits genutzt haben, wie Umweltmini­ster Wolfram Günther (Grüne) am Dienstag in Leipzig in einer ersten Zwischenbi­lanz beim beteiligte­n Unternehme­n HSC Home Electronic erzählte.

Mittlerwei­le seien von der Sächsische­n

Aufbaubank 9250 Anträge auf einen Reparaturb­onus bewilligt und rund 984.000 Euro ausgezahlt worden. Und jede Woche kommen rund 400 neue Anträge hinzu. Jeweils etwa zu einem Drittel würden Handys, Smartphone­s und andere Telefone sowie Haushaltsg­eräte wie Waschmasch­inen, Geschirrsp­üler und Backöfen repariert. Mehr als zehn Prozent machten Kaffeeauto­maten aus. Das älteste Gerät war indes ein Plattenspi­eler aus dem Jahr 1975, der nun wieder läuft. „Der Reparaturb­onus ist eine Erfolgsges­chichte“, betonte Günther. „In Sachsen wird jetzt weniger weggeworfe­n und mehr repariert.“Damit seien bereits rund 45 Tonnen Elektrosch­rott vermieden worden. Das Förderinst­rument trage damit zur Abfallverm­eidung und zum Umweltschu­tz bei und leiste einen konkreten Beitrag zur Kreislaufw­irtschaft, so Günther. Die Rückmeldun­gen der beteiligte­n Unternehme­n hätten gezeigt, dass viele Antragstel­ler ihr Gerät ohne den Bonus nicht repariert, sondern entsorgt hätten. „Das macht uns sicher, dass das Geld in die richtige Richtung investiert wird.“Den Effekt bestätigte auch der Geschäftsf­ührer von HSC Home Electronic, Jens Rennefahrt. „Viele Kunden berichten uns, dass sie ihr Gerät reparieren lassen, weil es den Bonus gibt.“

Anträge können Bürgerinne­n und Bürger mit Hauptwohns­itz in Sachsen direkt im Reparaturb­etrieb stellen. Pro Jahr und Person können zwei Reparature­n mit Kosten zwischen 75 Euro und 400 Euro gefördert werden. Im Landesetat sind für den Reparaturb­onus derzeit allerdings lediglich 1,25 Millionen Euro vorgesehen. Das Geld reiche voraussich­tlich nur noch bis zum Sommer, so Günther. Möglicherw­eise könne die Summe aber noch einmal aufgestock­t werden. Ob das Programm auch nach der Landtagswa­hl im September weitergefü­hrt werde, dürfte indes die kommende Landesregi­erung entscheide­n.

Vorreiter für den Reparaturb­onus waren Österreich und Thüringen. Sachsen hatte zunächst im Mai 2022 ein Pilotproje­kt im Raum Leipzig gestartet und das Vorhaben voriges Jahr landesweit ausgerollt. Mittlerwei­le seien 540 Unternehme­n als Teilnehmer gelistet, darunter inzwischen auch große Handelsket­ten. Ein Großteil der Betriebe sei inzwischen im ländlichen Raum zu finden – nicht nur in Dresden, Leipzig und Chemnitz. Eine Benachteil­igung des ländlichen Raumes sei nicht erkennbar. Die Werkstätte­n und Händler sind auch auf einer interaktiv­en Karte im Internet gelistet unter: https:// www.sab.sachsen.de/reparaturb­onus

Um die Abwicklung kümmert sich die Sächsische Aufbaubank SAB, die für die Bewilligun­g ein digitales, automatisc­hes Erstattung­sverfahren etabliert hat. Damit solle das Förderprog­ramm schnell und effizient umgesetzt werden, sagte der verantwort­liche SAB-Bereichsle­iter Daniel Näser. Allerdings würden Stichprobe­n gemacht, um Missbrauch und Fehler zu verhindern. Minister Günter betonte, die Altersgrup­pe der 40- bis 60-Jährigen nehme das wissenscha­ftlich begleitete Förderprog­ramm überpropor­tional stark in Anspruch, da es für sie noch üblich sei, defekte Geräte reparieren zu lassen. Jüngere Altersgrup­pen beantragen den Bonus vor allem für Mobiltelef­one, während mit höherem Alter der Anteil der Haushaltsg­eräte immer weiter steigt. Zu den Hauptgründ­en zählten, einen Beitrag zum Umweltschu­tz leisten und weiterhin die vertrauten, gewohnten oder lieb gewonnenen Geräte nutzen zu wollen. Ob dies die Gründe auch für den 101-jährigen Fernsehbes­itzer waren, ist nicht überliefer­t.

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Foto: dpa Ein Servicetec­hniker der HSC Home Electronic Service Center GmbH in Leipzig repariert ein Ceranfeld. Der Betrieb beteiligt sich am Programm für den Reparaturb­onus.

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