Sächsische Zeitung (Weißwasser)
Maßgeschneiderte Träume eines aus Deutschland Geflohenen
Sensation beim Filmfest: Es zeigt das Meisterwerk „Dreams that money can buy“von Hans Richter, das der Dadaist 1947 mit weltberühmten Künstlern schuf.
Man kann dem Journalisten der New York Times tatsächlich nicht widersprechen, der am 24. April 1948 über Hans Richters Film „Dreams that money can buy“schrieb: „Eine kritische Betrachtung wäre, in welcher Form auch immer, unfair, denn es handelt sich ganz klar um ein Experiment, bei dem einige Dinge allerdings richtig gut gelungen sind. Viele Bildkompositionen, obwohl vielleicht seltsam anmutend, sind überraschend intelligent angelegt . ... Unübersehbar künstlerisch angelegt, sucht er neue Wege, um Ideen einen passenden Rahmen zu geben. Und genau dafür ist Film da. Aber vielleicht sollten Sie es sich selbst ansehen.“
Dieser Empfehlung sollte man folgen: Am Sonntag wird Richters knapp anderthalbstündiger Experimentalfilm im Rahmen des Filmfestes Dresden gemeinsam mit dem Archiv der Avantgarden (AdA) der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) präsentiert. Das AdA wird ab 5. Mai im umgebauten Dresdner Blockhaus der Geschichte des Archivs ein neues Kapitel hinzufügen mit den 1,5 Millionen Dokumenten, Fotos, Kunstwerken, die der Sammler Egidio Marzona den SKD 2016 schenkte. Das Filmkunstwerk aus dem Jahr 1947 erzählt die Geschichte von Joe, einem Mann, der maßgeschneiderte Träume verkauft. Frustrierte und Neurotikerinnen geben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Sigmund Freud lässt grüßen, auch wenn er aus bekannten Gründen – er starb 1939 – an der Fertigung dieses Film nicht mitgewirkt haben kann.
Das Sujet muss für Dadaisten ein gefundenes Fressen gewesen sein. Auf diese Spielwiese lud der Maler, Grafiker, Schriftsteller und Filmemacher Hans Richter Künstler ein, die damals auf derselben Welle
surften wie er. Zu gern wüsste man, wie die Zusammenarbeit damals abgelaufen ist, wenn es denn eine gegeben hat. Oder hatte jeder freie Hand? Vielleicht machte auch Hans Richter allein die Ansagen, und alle anderen folgten ihm?
Hans Richter war ein Berliner Kind vom Jahrgang 1888 und schnell der Kunst verfallen. Er studierte in Berlin und Weimar, doch Traditionelles interessierte ihn nicht. Ihn zog es zur Avantgarde, er malte kubistisch und drehte abstrakte Filme. 1941 wanderte er nach Amerika aus, nahm eine Lehrtätigkeit am College of the City of New York auf und übernahm die Leitung des Filminstitutes. Dort begann er mit den Arbeiten an „Dreams that money can buy“, das seinerzeit als „Glanzstück unabhängigen Filmemachens“gefeiert wurde und an das sich die Hoffnung knüpfte, auf dieser Grundlage das Kino weiterzuentwickeln und die Möglichkeiten weiter auszureizen.
Der Film besteht aus sieben Episoden, die von verschiedenen Regisseuren gedreht wurden, von berühmten Künstlern wie Marcel Duchamp, Fernand Leger, Max Ernst, Man Ray, Alexander Calder und natürlich Hans Richter selbst. Ihnen allen wird man im AdA begegnen können. Die erste Ausstellung „Archiv der Träume. Ein surrealistischer Impuls“will mit 350 Kunstwerken, Dokumenten und Publikationen an Dada, Surrealismus, Cobra, Fluxus und Pop-Art erinnern. Richters Filmkunstwerk wird dort am 19. Mai zu sehen sein.
Der Film „Dreams that money can buy“läuft Sonntag, 13 Uhr bei der AdA-Matinee in der Schauburg Dresden.