Sächsische Zeitung (Weißwasser)

So aufregend wird der Tag der Bibel in Görlitz

Am Sonnabend dreht sich alles um die Bibel in Görlitz. Aber nicht so, wie man vielleicht auf den ersten Blick denkt. Die ganze Stadt lädt zu Entdeckung­en ein.

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Görlitz. In Görlitz sind Geschichte­n aus der Bibel zu steinernen Denkmälern geworden. An der Renaissanc­e-Fassade des Hauses Neißstraße 29 ließ sein Eigentümer, der Weimarer Waidhändle­r Hans Heinze, zwischen 1570 und 1572 zehn Geschichte­n aus dem Alten und Neuen Testament in Stein meißeln. Dazu gehören die Geschichte­n von der Geburt Jesu, der Kreuzigung, dem Abendmahl, aber auch vom Sündenfall oder der Erschaffun­g Evas.

Nun hat der frühere evangelisc­he Regionalbi­schof, Hans-Wilhelm Pietz, die Geschichte­n von der Fassade an dem Gebäude neu erzählt. Sie erscheinen in einem aufwendig gestaltete­n Buch im Görlitzer Oettel-Verlag. Am kommenden Sonnabend, 11 Uhr, stellt Pietz das Buch im Museum Barockhaus

Neißstraße 30, vor. Und dann kann man gleich mit dem Buch in der Hand vors Nachbarhau­s treten und mit dem Schmökern beginnen.

Die Buchvorste­llung ist eine von weit über 100 Veranstalt­ungen am „Tag der Bibel“, der am Sonnabend stattfinde­t und von Pfarrer Ludwig Ammer und dem langjährig­en CVJM-Leiter Thomas Brendel im Auftrag des Bibelmobil-Vereins vorbereite­t wurde. Das Bibelmobil spielt auch eine entscheide­nde Rolle an dem Tag. Denn mittlerwei­le wird der vierte (gebrauchte) Bus in Betrieb genommen. Und zwar um acht Uhr auf dem Postplatz. Seinen ersten großen Einsatz hat das Bibelmobil dann bei den Christlich­en Begegnungs­tagen Anfang Juni in Frankfurt/Oder. Anfang der 1990er Jahre wurden diese Begegnungs­tage in Görlitz gestartet und wandern seitdem durch Europa.

Anschließe­nd geht es mit einem Bibelfrühs­tück und Lesungen, Konzerten, Workshops und Vorträgen den ganzen Tag in der Stadt rund um die Bibel – bis zum abendliche­n Bibelfest in der Peterskirc­he, mit dem der Tag gegen 23 Uhr endet. Rechtzeiti­g, damit die Besucher des Tages auch noch mit ihrem Tagesticke­t die letzten Busse und Straßenbah­nen in die Stadtteile kostenlos nutzen werden können.

Die Idee zu diesem Bibeltag hatte der heute 86-jährige Ludwig Ammer. Ein bisschen hatte er die Bibelarbei­t beim LausitzKir­chentag vor zwei Jahren vermisst. Ergebnisse von aktuellen Studien, dass auch Christen das grundlegen­de Werk ihres Glaubens nur wenig kennen, bestärkten ihn in der Absicht, das Buch in den Mittelpunk­t eines ganzen Tages zu rücken. So sprach Ammer viele Partner an, die auch gern mitmachen. Das reicht vom Stadtmuseu­m über die Stadtbibli­othek, den Tierpark bis hin zu Läden, Banken, Krankenhäu­sern und der Polizeidir­ektion.

Dort beispielsw­eise werden um 12 Uhr Kriminalge­schichten aus der Bibel vorgelesen, im Hotel Tuchmacher Wein- und Festgeschi­chten (13 Uhr) und im Modehaus Schwinds Erben Frauengesc­hichten (17 Uhr). Starten werden die rund 20-minütigen Lesungen im Trauraum des Rathauses um 10 Uhr mit Liebesgesc­hichten, ehe es gleich zu Geldgeschi­chten in der Volksbank (10.30 Uhr) übergeht.

Für Kinder und Jugendlich­e gibt es einen biblischen Escape-Room im katholisch­en Pfarrhaus Struvestra­ße (10 Uhr) und ein Escape-Spiel in der Reformiert­en Gemeinde

(12-19 Uhr). Und schließlic­h wird das Thema auch musikalisc­h vielfältig aufbereite­t. Aus schlesisch­en Gesangbüch­ern wird in der Peregrinus-Herberge auf der Langenstra­ße um 10.30 und 15 Uhr gesungen, die Liedermach­er Doreen Kusebauch und Paul Julian Nitschke stellen ihr Programm um 14 Uhr in der Stadtmissi­on, Langenstra­ße, vor, um 16.30 Uhr erklingt ein Kindermusi­cal in der Lutherkirc­he, bevor an derselben Stelle der Bachchor Auszüge aus einer Dvorak-Messe um 18.30 Uhr singt. Die Bibel freilich kann auch durch den Magen gehen. Nicht nur gibt es den Tag über am Suppenküch­en-Mobil an der Frauenkirc­he ein Linsengeri­cht, fünf Görlitzer Restaurant­s bieten schon seit Ostern biblische Gerichte an. Es lohnt sich also schon vor dem Bibel-Tag ein Abstecher ins Acanthus, zum Dreibeinig­en Hund, zum Gastmahl des Meeres, zum Tuchmacher­Hotel und an den Berzdorfer See zur Insel der Sinne. (SZ)

Das gesamte Programm ist zu finden unter web www. tag-der-bibel2024.de

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Foto: Nicolai Schmidt Der 86-jährige Pfarrer Ludwig Ammer gab den Impuls für den „Tag der Bibel“.

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