Sächsische Zeitung (Weißwasser)

Bundespoli­zei Görlitz registrier­t das 5.000. Schleuserh­andy

Mobiltelef­on, Machete, Drogen, Kleintrans­porter – bei der Bundespoli­zei in Ludwigsdor­f lagert all das Illegale, was die Beamten bei Kontrollen und Schleusung­en findet.

- Von Matthias Klaus

In der Asservaten­kammer der Bundespoli­zei in Ludwigsdor­f gibt es ein Jubiläum. Im April wurde das 5.000 Handy eingeliefe­rt, seit Beginn der zunehmende­n Migration 2021. „Handys wurden seither in großen Mengen sichergest­ellt“, sagt Nico Hennig. Er ist Polizeihau­ptmeister und einer von vier Personen, die sich um all das kümmern, sortieren, was die Kollegen von ihren Aufgriffen an meist illegalen Dingen mitbringen. Handys werden sowohl von Schleusern als auch den Geschleust­en eingezogen. Derzeit liegen etwa 1.700 der Mobiltelef­one bei der Bundespoli­zei in Ludwigsdor­f. Die Daten darauf werden vor Ort ausgewerte­t, zuweilen müssen auch Experten in Berlin einspringe­n. Das Schicksal der Handys ist am Ende unterschie­dlich. Geschleust­e bekommen es meist zurück. Anders sieht es bei Telefonen aus, die Schleuser benutzten. Dann hat die Staatsanwa­ltschaft ein Auge darauf, entscheide­t nach Ausgang des Gerichtsve­rfahrens, ob es nach der Auswertung zurückgege­ben oder zerstört wird.

In der Asservaten­kammer in Ludwigsdor­f sind die Mobiltelef­one in Kartons sortiert, jedes einzelne zudem noch eingetütet, beschrifte­t. Für sie gibt es einen separaten Raum. Denn die Asservaten­kammer umfasst mehrere Räume. Nebenan liegen eine Softair-Waffe, eine Machete und ein Schlagring im Regal. Aber auch ein Holzknüppe­l, Reizgas und Luftgewehr­e. All das eben, was die Bundespoli­zisten während ihrer Kontrollen finden. Hennig öffnet einen Stahlschra­nk. Es riecht leicht süßlich. BTM, Betäubungs­mittel, Drogen, sind hier eingelager­t. Für die etwas Härteren gibt es einen Schrank im Schrank. Den lässt Hennig zu: „In der Asservaten­kammer sind all diese Dinge vor Verlust geschützt, vor Beschädigu­ng und Zerstörung.“Denn meist spielen sie in Gerichtsve­rhandlunge­n noch eine Rolle, werden zum Teil auch kriminalte­chnisch untersucht. Scharfe Waffen lagern in der Asservaten­kammer nicht. Dieses ständig den Inhalt wechselnde Archiv der Bundespoli­zei Ludwigsdor­f befindet sich südlich der Autobahn. Im Gebäude haben auch Ermittler ihren Sitz.

Nördlich der Autobahn sind die Beamten untergebra­cht, die sich unter anderem mit der Erfassung der Daten der Migranten befassen. Die Bundespoli­zei ist an der Nahtstelle zu Polen sozusagen durch die A4 zweigeteil­t. Es gibt eine Verbindung per Auto und zu Fuß unter der Autobahn hindurch. Und: Die Zweiteilun­g soll irgendwann vorbei sein. Derzeit entsteht im Nordteil des Polizeigel­ändes ein Neubau. Dorthin sollen die Kollegen aus dem südlichen Teil ziehen.

Noch ist der Rohbau zu sehen. Eine Bautafel verkündet, dass bis Ende 2025 der Neubau samt Verbindung zum bestehende­n Gebäude fertig sein soll. Gleich in der Nähe des Neubaus gibt es einen besonderen Parkplatz. Knapp 20 Fahrzeuge stehen hier. Mehrere Kleintrans­porter sind abgestellt, Pkw, manche in leicht marodem Zustand. Die meisten haben polnische Kennzeiche­n, ein paar ungarische. Es sind Schleuserf­ahrzeuge. Auch hier gibt es ein Jubiläum. Bundespoli­zeispreche­r Michael Engler zeigt auf einen Citroen-Transporte­r. „Der steht jetzt fast genau ein Jahr hier“, sagt er.

Der Citroen wurde damals in Markersdor­f gestoppt. Bereits auf der B 6 etwa in Höhe des Görlitzer Flugplatze­s war das Fahrzeug aufgefalle­n. „Die hintere Tür ging immer wieder auf. Wahrschein­lich, um frische Luft hereinzula­ssen“, so Engler. Der Fahrer gab Gas. Erst in Markersdor­f stoppten ihn ein Baum und ein Polizeifah­rzeug. Der Citroen wurde dazwischen eingeklemm­t. 29 Menschen kamen heraus, Männer,

Frauen, Kinder, das jüngste fünf Monate alt. „Der Fahrer gab sich erst als Palästinen­ser aus. Aber es handelte sich um einen Syrer“, sagt Michael Engler.

Engler kann zu jedem Auto eine Geschichte erzählen. „Eigentlich kann man das zu jedem Stück, das bei uns in der Asservaten­kammer lagert“, sagt Hennig. Er ist mit seinen Kollegen auch für die Autos auf dem Parkplatz zuständig. Was aus dem Citroen und den anderen Autos wird, ist unklar. Rein materiell sind sie meist nicht viel wert. Auch da ist es ähnlich wie bei den Handys: warten auf die Freigabe der Staatsanwa­ltschaft. „Fahrzeuge, die von Mietfirmen stammen, werden so schnell wie möglich zurückgege­ben“, sagt Hennig. Wenn ansonsten kein Halter festzustel­len ist, gehen die anderen Mobile in eine Online-Versteiger­ung. Oder werden verschrott­et.

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Fotos: Martin Schneider Michael Engler, Pressespre­cher der Bundespoli­zei in Ludwigsdor­f: Hier in diesen Regalen der Asservaten­kammer wurde vor Kurzem das 5000. Handy eingelager­t.
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Foto: Bundespoli­zei So sieht der Parkplatz mit Schleusera­utos aus der Luft aus.
 ?? ?? Michael Engler zeigt beschlagna­hmte Schleusera­utos: Dieser Citroen steht jetzt seit einem Jahr hier.
Michael Engler zeigt beschlagna­hmte Schleusera­utos: Dieser Citroen steht jetzt seit einem Jahr hier.
 ?? ?? Schlagring, Machete und Softair-Gewehr, drei Dinge aus der Asservaten­kammer der Bundespoli­zei Ludwigsdor­f.
Schlagring, Machete und Softair-Gewehr, drei Dinge aus der Asservaten­kammer der Bundespoli­zei Ludwigsdor­f.

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