Sächsische Zeitung (Weißwasser)
Bundespolizei Görlitz registriert das 5.000. Schleuserhandy
Mobiltelefon, Machete, Drogen, Kleintransporter – bei der Bundespolizei in Ludwigsdorf lagert all das Illegale, was die Beamten bei Kontrollen und Schleusungen findet.
In der Asservatenkammer der Bundespolizei in Ludwigsdorf gibt es ein Jubiläum. Im April wurde das 5.000 Handy eingeliefert, seit Beginn der zunehmenden Migration 2021. „Handys wurden seither in großen Mengen sichergestellt“, sagt Nico Hennig. Er ist Polizeihauptmeister und einer von vier Personen, die sich um all das kümmern, sortieren, was die Kollegen von ihren Aufgriffen an meist illegalen Dingen mitbringen. Handys werden sowohl von Schleusern als auch den Geschleusten eingezogen. Derzeit liegen etwa 1.700 der Mobiltelefone bei der Bundespolizei in Ludwigsdorf. Die Daten darauf werden vor Ort ausgewertet, zuweilen müssen auch Experten in Berlin einspringen. Das Schicksal der Handys ist am Ende unterschiedlich. Geschleuste bekommen es meist zurück. Anders sieht es bei Telefonen aus, die Schleuser benutzten. Dann hat die Staatsanwaltschaft ein Auge darauf, entscheidet nach Ausgang des Gerichtsverfahrens, ob es nach der Auswertung zurückgegeben oder zerstört wird.
In der Asservatenkammer in Ludwigsdorf sind die Mobiltelefone in Kartons sortiert, jedes einzelne zudem noch eingetütet, beschriftet. Für sie gibt es einen separaten Raum. Denn die Asservatenkammer umfasst mehrere Räume. Nebenan liegen eine Softair-Waffe, eine Machete und ein Schlagring im Regal. Aber auch ein Holzknüppel, Reizgas und Luftgewehre. All das eben, was die Bundespolizisten während ihrer Kontrollen finden. Hennig öffnet einen Stahlschrank. Es riecht leicht süßlich. BTM, Betäubungsmittel, Drogen, sind hier eingelagert. Für die etwas Härteren gibt es einen Schrank im Schrank. Den lässt Hennig zu: „In der Asservatenkammer sind all diese Dinge vor Verlust geschützt, vor Beschädigung und Zerstörung.“Denn meist spielen sie in Gerichtsverhandlungen noch eine Rolle, werden zum Teil auch kriminaltechnisch untersucht. Scharfe Waffen lagern in der Asservatenkammer nicht. Dieses ständig den Inhalt wechselnde Archiv der Bundespolizei Ludwigsdorf befindet sich südlich der Autobahn. Im Gebäude haben auch Ermittler ihren Sitz.
Nördlich der Autobahn sind die Beamten untergebracht, die sich unter anderem mit der Erfassung der Daten der Migranten befassen. Die Bundespolizei ist an der Nahtstelle zu Polen sozusagen durch die A4 zweigeteilt. Es gibt eine Verbindung per Auto und zu Fuß unter der Autobahn hindurch. Und: Die Zweiteilung soll irgendwann vorbei sein. Derzeit entsteht im Nordteil des Polizeigeländes ein Neubau. Dorthin sollen die Kollegen aus dem südlichen Teil ziehen.
Noch ist der Rohbau zu sehen. Eine Bautafel verkündet, dass bis Ende 2025 der Neubau samt Verbindung zum bestehenden Gebäude fertig sein soll. Gleich in der Nähe des Neubaus gibt es einen besonderen Parkplatz. Knapp 20 Fahrzeuge stehen hier. Mehrere Kleintransporter sind abgestellt, Pkw, manche in leicht marodem Zustand. Die meisten haben polnische Kennzeichen, ein paar ungarische. Es sind Schleuserfahrzeuge. Auch hier gibt es ein Jubiläum. Bundespolizeisprecher Michael Engler zeigt auf einen Citroen-Transporter. „Der steht jetzt fast genau ein Jahr hier“, sagt er.
Der Citroen wurde damals in Markersdorf gestoppt. Bereits auf der B 6 etwa in Höhe des Görlitzer Flugplatzes war das Fahrzeug aufgefallen. „Die hintere Tür ging immer wieder auf. Wahrscheinlich, um frische Luft hereinzulassen“, so Engler. Der Fahrer gab Gas. Erst in Markersdorf stoppten ihn ein Baum und ein Polizeifahrzeug. Der Citroen wurde dazwischen eingeklemmt. 29 Menschen kamen heraus, Männer,
Frauen, Kinder, das jüngste fünf Monate alt. „Der Fahrer gab sich erst als Palästinenser aus. Aber es handelte sich um einen Syrer“, sagt Michael Engler.
Engler kann zu jedem Auto eine Geschichte erzählen. „Eigentlich kann man das zu jedem Stück, das bei uns in der Asservatenkammer lagert“, sagt Hennig. Er ist mit seinen Kollegen auch für die Autos auf dem Parkplatz zuständig. Was aus dem Citroen und den anderen Autos wird, ist unklar. Rein materiell sind sie meist nicht viel wert. Auch da ist es ähnlich wie bei den Handys: warten auf die Freigabe der Staatsanwaltschaft. „Fahrzeuge, die von Mietfirmen stammen, werden so schnell wie möglich zurückgegeben“, sagt Hennig. Wenn ansonsten kein Halter festzustellen ist, gehen die anderen Mobile in eine Online-Versteigerung. Oder werden verschrottet.