Sächsische Zeitung (Weißwasser)
Weißwasser will die Stadtmitte aufwerten
Mit einem Freiraumkonzept sollen konkrete Maßnahmen herausgearbeitet werden, etwa für den Bahnhofsvorplatz. Dazu gibt’s auch viele Bürgerideen.
Weißwasser. Einen einladenden und belebten grünen Platz, das wünschen sich viele Bürger der Stadt Weißwasser für die lange Zeit weitgehend ungenutzte Fläche vor dem Bahnhof. Die Umgestaltung des Vorplatzes soll mit Fördermitteln aus einem Programm zur integrierten Stadtentwicklung realisiert werden. Es ist jedoch nur eine von etlichen Maßnahmen, die man sich im Rathaus für das Fördergebiet Stadtmitte vorstellt. Die Ideen dazu sollen nun in einem nachhaltigen Mobilitäts- und Freiraumkonzept konkretisiert werden. Den Zuschlag zu dessen Erarbeitung erteilte der Stadtrat dem Unternehmen VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH (VCDB).
Zunächst hatten zwölf Planungsbüros ihr Interesse bekundet, letztlich gaben nur vier ihre Angebote ab. Diese wurden nach den Auswahlkriterien der Wirtschaftlichkeit, der strategischen Herangehensweise, der Referenzen im Sinne der Aufgabenstellung und der Bürgerbeteiligung bewertet. Letztlich überzeugte VCDB am meisten. Mit einem Preis von 99.732 Euro blieb das Planungsbüro obendrein deutlich unter den veranschlagten Kosten, diese waren mit 150.000 Euro kalkuliert worden.
Das Fördergebiet Stadtmitte umfasst eine Fläche von 131 Hektar. Neben der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes wird eine attraktive Wegeführung vom Bahnhof hin zum Bahnhof der Waldeisenbahn (Teichstraße) angestrebt. Es sind Maßnahmen zur Klimaanpassung auf der Bahnhofstraße vorgesehen. Zudem soll die Brachfläche des Schnitter-Areals zu einer öffentlichen Grün- und Parkanlage unter Beachtung ökologischer und klimatischer Gesichtspunkte gestaltet werden. Für die Umsetzung von alldem steht ein Budget von 6,9 Millionen Euro zur Verfügung. 75 Prozent können aus Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) finanziert werden. Ein entsprechender Bescheid liegt bereits im Rathaus vor.
Die drei noch verbliebenen Mitglieder der AfD-Fraktion im Stadtrat Weißwasser können die von der Verwaltung gesetzten Schwerpunkte für das Mobilitäts- und Freiraumkonzept so nicht mittragen. „Uns erschließt sich Vieles überhaupt nicht und entspricht auch nicht unseren Vorstellungen, wie sich die Stadt entwickeln sollte“, erklärte Jens Glasewald und benannte als Beispiel die Schnitter-Brache. Die AfD sehe viel eher eine Verdichtung im Hinblick auf
Gewerbe- und Handelsflächen. Abgesehen vom Inhalt hatte man noch andere Bedenken in der jüngsten Ratssitzung. „Das Konzept reicht weit bis in die nächste Legislaturperiode hinein. Das sollte der nächste Stadtrat beschließen“, so Glasewald. Er schlug vor, den Beschluss zu vertagen.
Doch dazu kam es nicht. Baureferatsleiterin Dorit Baumeister verwies auf eine gewisse Dringlichkeit. „Bis Ende des Jahres müssen wir dem Fördermittelgeber die
Stichpunkte unterlegt mit konkreten Maßnahmen vorlegen. Das ist nicht zu schaffen, wenn wir das erst mit dem neuen Stadtrat beschließen“, mahnte sie. Denn nach den Kommunalwahlen am 9. Juni tritt der neue Stadtrat erst Ende September das erste Mal zusammen. Das Konzept für das Efre-Gebiet Stadtmitte sei ja bereits im Stadtrat vorgestellt worden. Den Beschluss dazu habe die Verwaltung als Auftrag genommen, daran weiter zu arbeiten und mit der Ausschreibung die Auftragsvergabe an ein Planungsbüro vorzubereiten. „Wir machen ja auch gar nicht überall Wiese. Auf dem Gelände der Gelsdorfhütte entwickeln wir ein ganz neues Stadtgebiet“, erklärte Dorit Baumeister.
Dann verwies sie noch auf die drei Bürgerwerkstätten, wo sich Einwohner mit vielen Ideen für die Stadtmitte eingebracht hätten. Die Bürgerbeteiligung sei sehr gut gelaufen, bestätigte auch Hans-Eckhard Rudoba (Linke). „Die Veranstaltungen waren unterschiedlich besucht, Stadträte aber leider kaum dabei. Ich finde es traurig, wenn das heute wieder infrage gestellt wird“, erklärte er. Dann wurde doch beschlossen – mit drei Gegenstimmen der AfD.