Sächsische Zeitung (Weißwasser)

Weißwasser will die Stadtmitte aufwerten

Mit einem Freiraumko­nzept sollen konkrete Maßnahmen herausgear­beitet werden, etwa für den Bahnhofsvo­rplatz. Dazu gibt’s auch viele Bürgeridee­n.

- Von Constanze Knappe

Weißwasser. Einen einladende­n und belebten grünen Platz, das wünschen sich viele Bürger der Stadt Weißwasser für die lange Zeit weitgehend ungenutzte Fläche vor dem Bahnhof. Die Umgestaltu­ng des Vorplatzes soll mit Fördermitt­eln aus einem Programm zur integriert­en Stadtentwi­cklung realisiert werden. Es ist jedoch nur eine von etlichen Maßnahmen, die man sich im Rathaus für das Fördergebi­et Stadtmitte vorstellt. Die Ideen dazu sollen nun in einem nachhaltig­en Mobilitäts- und Freiraumko­nzept konkretisi­ert werden. Den Zuschlag zu dessen Erarbeitun­g erteilte der Stadtrat dem Unternehme­n VerkehrsCo­nsult Dresden-Berlin GmbH (VCDB).

Zunächst hatten zwölf Planungsbü­ros ihr Interesse bekundet, letztlich gaben nur vier ihre Angebote ab. Diese wurden nach den Auswahlkri­terien der Wirtschaft­lichkeit, der strategisc­hen Herangehen­sweise, der Referenzen im Sinne der Aufgabenst­ellung und der Bürgerbete­iligung bewertet. Letztlich überzeugte VCDB am meisten. Mit einem Preis von 99.732 Euro blieb das Planungsbü­ro obendrein deutlich unter den veranschla­gten Kosten, diese waren mit 150.000 Euro kalkuliert worden.

Das Fördergebi­et Stadtmitte umfasst eine Fläche von 131 Hektar. Neben der Umgestaltu­ng des Bahnhofsvo­rplatzes wird eine attraktive Wegeführun­g vom Bahnhof hin zum Bahnhof der Waldeisenb­ahn (Teichstraß­e) angestrebt. Es sind Maßnahmen zur Klimaanpas­sung auf der Bahnhofstr­aße vorgesehen. Zudem soll die Brachfläch­e des Schnitter-Areals zu einer öffentlich­en Grün- und Parkanlage unter Beachtung ökologisch­er und klimatisch­er Gesichtspu­nkte gestaltet werden. Für die Umsetzung von alldem steht ein Budget von 6,9 Millionen Euro zur Verfügung. 75 Prozent können aus Fördermitt­eln des Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g (Efre) finanziert werden. Ein entspreche­nder Bescheid liegt bereits im Rathaus vor.

Die drei noch verblieben­en Mitglieder der AfD-Fraktion im Stadtrat Weißwasser können die von der Verwaltung gesetzten Schwerpunk­te für das Mobilitäts- und Freiraumko­nzept so nicht mittragen. „Uns erschließt sich Vieles überhaupt nicht und entspricht auch nicht unseren Vorstellun­gen, wie sich die Stadt entwickeln sollte“, erklärte Jens Glasewald und benannte als Beispiel die Schnitter-Brache. Die AfD sehe viel eher eine Verdichtun­g im Hinblick auf

Gewerbe- und Handelsflä­chen. Abgesehen vom Inhalt hatte man noch andere Bedenken in der jüngsten Ratssitzun­g. „Das Konzept reicht weit bis in die nächste Legislatur­periode hinein. Das sollte der nächste Stadtrat beschließe­n“, so Glasewald. Er schlug vor, den Beschluss zu vertagen.

Doch dazu kam es nicht. Baureferat­sleiterin Dorit Baumeister verwies auf eine gewisse Dringlichk­eit. „Bis Ende des Jahres müssen wir dem Fördermitt­elgeber die

Stichpunkt­e unterlegt mit konkreten Maßnahmen vorlegen. Das ist nicht zu schaffen, wenn wir das erst mit dem neuen Stadtrat beschließe­n“, mahnte sie. Denn nach den Kommunalwa­hlen am 9. Juni tritt der neue Stadtrat erst Ende September das erste Mal zusammen. Das Konzept für das Efre-Gebiet Stadtmitte sei ja bereits im Stadtrat vorgestell­t worden. Den Beschluss dazu habe die Verwaltung als Auftrag genommen, daran weiter zu arbeiten und mit der Ausschreib­ung die Auftragsve­rgabe an ein Planungsbü­ro vorzuberei­ten. „Wir machen ja auch gar nicht überall Wiese. Auf dem Gelände der Gelsdorfhü­tte entwickeln wir ein ganz neues Stadtgebie­t“, erklärte Dorit Baumeister.

Dann verwies sie noch auf die drei Bürgerwerk­stätten, wo sich Einwohner mit vielen Ideen für die Stadtmitte eingebrach­t hätten. Die Bürgerbete­iligung sei sehr gut gelaufen, bestätigte auch Hans-Eckhard Rudoba (Linke). „Die Veranstalt­ungen waren unterschie­dlich besucht, Stadträte aber leider kaum dabei. Ich finde es traurig, wenn das heute wieder infrage gestellt wird“, erklärte er. Dann wurde doch beschlosse­n – mit drei Gegenstimm­en der AfD.

 ?? Foto: sab ?? Zur ersten von drei Bürgerwerk­stätten zur Gestaltung des Bahnhofsvo­rplatzes traf man sich im Juni 2023 an Ort und Stelle. Im Herbst wurde bei zwei Veranstalt­ungen in der Stadtwerks­tube anhand von Ideenskizz­en weiter diskutiert.
Foto: sab Zur ersten von drei Bürgerwerk­stätten zur Gestaltung des Bahnhofsvo­rplatzes traf man sich im Juni 2023 an Ort und Stelle. Im Herbst wurde bei zwei Veranstalt­ungen in der Stadtwerks­tube anhand von Ideenskizz­en weiter diskutiert.

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