Sächsische Zeitung (Weißwasser)

Unesco-Titel für Wolfsberg und Fujiyama

Das „Land der erloschene­n Vulkane“in Niederschl­esien ist nun internatio­nal anerkannt als Geopark.

- Von Klaus-Peter Längert und Klaus Klöppel

Schon von weitem fällt er auf, der Spitzberg (Ostrzyca). Der nur knapp über 500 Meter hohe Gipfel nämlich ragt spitz aus dem Umland von Góry Kaczawskie, also dem Bober-Katzbach-Vorgebirge, in den Himmel. Seiner Form und Geschichte verdankt er auch seinen Spitznamen „Schlesisch­er Fujiyama“. Er ist einer von einem guten Dutzend erloschene­r Vulkane im Großraum des Bober-Katzbach-Gebirges in der polnischen Woiwodscha­ft Niederschl­esien. Die einst rauchenden, Feuer und Lava speienden Schlote zählen zu den ältesten vulkanisch­en Zeugnissen in ganz Polen.

Seit kurzem gehört die Region zu den anerkannte­n Unesco-Geoparks. Dort können Einheimisc­he wie Gäste Millionen Jahre Erdgeschic­hte erleben. Große und Kleine Orgel, Schlesisch­er Fujiyama, Wolfsberg oder Rabenklipp­en – so malerisch die Namen, so eindrucksv­oll ist auch die Landschaft zwischen Złotoryja (Goldberg) und Jelenia Góra (Hirschberg).

Sagenhafte 540 Millionen Jahre alt sind die ältesten Schichten, die Besucher hier mit eigenen Augen sehen können. Die vulkanisch­en Granite und Gneise zählen zu den mehr als 17 unterschie­dlichen Gesteinsar­ten aus verschiede­nen Zeiten, die dort auf engstem Raum ineinander­geschoben wurden. Eindrucksv­oll seien auch die viel jüngeren vulkanisch­en und organische­n Böden, wie etwa die Kalkböden, die aus den Überbleibs­eln einstiger Meeresbewo­hner entstanden sind, wie das Polnische Fremdenver­kehrsamt informiert.

Aber auch die heutige Tier- und Pflanzenwe­lt der Mittelgebi­rgsregion verlocke zum Beobachten. So finden sich in verschiede­nen Schutzgebi­eten zahlreiche seltene sowie vom Aussterben bedrohte Tierund Pflanzenar­ten.

Verzögerun­g wegen Corona

Das Projekt „Kraina Wygasłych Wulkanów“(Land der erloschene­n Vulkane) werde von einem regionalen Verein koordinier­t. Gemeinsam mit 14 Gemeinden hatte der 2019 einen Antrag bei der Unesco auf die Errichtung eines Geoparks eingereich­t. Die Corona-Pandemie habe den Prozess verzögert, aber kürzlich kam die offizielle Auszeichnu­ng durch die Unesco-Jury.

Damit reihe sich das Bober-KatzbachGe­birge neben dem deutsch-polnischen Geopark „Muskauer Faltenboge­n sowie dem Geopark „Góry Świętokrzy­skie“(Heiligkreu­zgebirge) in die Riege der wichtigen UN-Schutzgebi­ete im Land ein.

Durch die Ernennung zum Geopark soll der Tourismus in der Region angekurbel­t werden, hofft man beim Fremdenver­kehrsamt. Das Netz an Wanderwege­n werde weiter ausgebaut, im Bildungsze­ntrum „Sudecka Zagroda Edukacyjna“auf einem ehemaligen Bauernhof in Dobków (Klein Helmsdorf) werden Workshops organisier­t. Dort können zum Beispiel unter Anleitung zuvor in einem nahegelege­nen Steinbruch gesammelte Edelsteine geschliffe­n und poliert werden.

Die Region sei gekennzeic­hnet von den Spuren dreier Perioden mit vulkanisch­er Aktivität, aber auch von Überschwem­mungen, Wüsten- und Eiszeiten. Es gebe eine Basaltrose oder monumental­e Porphyrsäu­len, die einer riesigen Kirchenorg­el ähneln, hieß es in der Meldung eines Onlinemedi­ums.

Aber auch ganz andere historisch­e Zeugnisse seien zu entdecken. So gebe es im Umfeld der Stadt Wojcieszów (Kauffung) in Kalkgestei­nen viele Höhlen mit den ältesten Lebensspur­en der Menschheit.

Drittes Unesco-Gebiet im Land

Das Land der ausgestorb­enen Vulkane in Niederschl­esien ist das dritte Geopark-Gebiet in Polen. Die Aufnahme in das Weltnetz sei nicht nur eine Ehre für die lokale Gemeinscha­ft, sondern eine Gelegenhei­t für die weitere touristisc­he Entwicklun­g der Region, wie Medien die Verantwort­lichen zitieren.

Die Region sei auch reich an kulturgesc­hichtliche­n Stätten. Wie im benachbart­en Iser- und Riesengebi­rge gruben die Menschen bereits früh nach Mineralien. Bis heute zeugen die Reste alter Minen und zahlreiche Steinbrüch­e von dieser Tätigkeit. Zudem finden sich dort die Ruinen der ältesten Burg Niederschl­esiens, der Schweinhau­sburg. Bedeutend sei auch die Bolkoburg, in deren Räumen sich ein Museum

zur Geschichte von Burg, Ort und Region befindet. Auf einem Basalthüge­l thront die aus 32 Millionen Jahre alten Nephenelit-Steinen erbaute Gröditzbur­g, die regelmäßig Schauplatz von Ritterturn­ieren und anderen Veranstalt­ungen ist.

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Foto: dolnyslask.travel Das „Land der erloschene­n Vulkane“bei Jelenia Góra, hier mit Blick auf den Wolfsberg (Wilcza Góra), ist seit kurzem Unesco-Geopark. Es ist der dritte in Polen.

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