Sächsische Zeitung (Weißwasser)
CSD-Banner in Weißwasser erneut gewaltsam beschädigt
An diesem Sonnabend findet in der Glasmacherstadt der bereits zweite Christopher Street Day statt. Aber das gefällt offenbar nicht jedem, zumindest lässt das die Sachbeschädigung vermuten.
Weißwasser. Fassungslos und traurig. Mit diesen Worten reagiert Landtagsabgeordnete Antonia Mertsching (Linke) darauf, dass von Dienstag zu Mittwoch in Weißwasser erneut ein Großplakat zur Ankündigung des 2. Christopher Street Days (CSD) in der Glasmacherstadt zerstört wurde. Zuvor waren bereits am 6. Mai zwei Großbanner in der Stadt aufgehängt worden, um in den Regenbogenfarben auf den Aktionstag am 25. Mai aufmerksam zu machen. Offenbar noch in der gleichen Nacht wurden sie gewaltsam und widerrechtlich entfernt. Der Sachschaden beträgt 200 Euro. Außerdem wurde Anzeige erstattet.
Die Organisatoren des CSD wollten sich davon aber nicht entmutigen lassen. An diesem Dienstagnachmittag hingen Antonia Mertsching, ihr Mitarbeiter Richard Hoffmann und zwei Helferinnen nun zwei neue Großplakate auf. Damit die Landtagsabgeordnete die Kosten dafür nicht alleine tragen muss, erklärten sich engagierte Bürger der Stadt bereit, sie mit kleinen Spenden zu unterstützen.
Eines der Banner, das an der Muskauer Ecke Karl-Marx-Straße, wurde jedoch in der Nacht zum Mittwoch wieder ausgeschnitten. „Ob dummer Jungenstreich oder extremistisch motivierte Straftat – die aggressive Entfernung des Banners wirft kein gutes Licht auf Weißwasser“, erklärt die Landtagsabgeordnete. Und nicht nur sie fragt sich: Was haben diese Leute eigentlich für ein Problem? „Weißwasser wird keine Zukunft haben, wenn sich Menschen aller Lebensund Liebensarten hier nicht aufgehoben und sicher fühlen können. Dann verkommt diese Kleinstadt zu einem piefigen, gleichgeschalteten Ort, in dem Menschen Angst vor Gewalt haben müssen, wenn sie bestimmten Vorstellungen nicht entsprechen“, heißt es von den Veranstaltern.
Aber genau dagegen soll dieser zweite Christopher Street Day in Weißwasser am Sonnabend, 25. Mai, ab 15 Uhr auf dem Marktplatz ein Zeichen setzen. „Alle Menschen wollen doch akzeptiert und angenommen werden – so, wie sie sind. Deshalb machen wir diese Demo, um zu zeigen:
Wir stehen für eine gewaltfreie Gesellschaft, die bunt und lebendig ist“, bekräftigt Antonia Mertsching.
Auf dem Marktplatz wird auch der stellvertretende Oberbürgermeister Bernd Frommelt (KJiK) sprechen. Für den Demonstrationszug ist folgende Route genehmigt: Markt (Start) – Karl-Marx-Straße – Muskauer Straße – Mittelstraße – Straße des Friedens – Bahnhofsvorplatz – Bahnhofstraße – Muskauer Straße – Berliner Straße – Karl-Liebknecht-Straße – Schweigstraße – Heinrich-Heine-Straße – Zum Fuchsbau – Martin-Schulz-Straße – Lutherstraße – Humboldtstraße – Gutenbergstraße – Hermannsdorfer Straße – Straße der Einheit (Ziel). Zum Abschluss wird ein Vertreter vom Verein Gerede sprechen. Vor der Hafenstube des SKZ Telux klingt der CSD gemütlich aus. Für Essen und Getränke sorgen Gymnasiasten des Landau-Gymnasiums, die damit ihre Abiballkasse füllen möchten. Annekathrin Kellermann vom queeren Netzwerk im Landkreis Görlitz wird ebenfalls anwesend sein und für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen.
Wie Antonia Mertsching betont, sind zu dieser Veranstaltung alle Menschen eingeladen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, „um ein Zeichen für Liebe, Gleichberechtigung und Akzeptanz zu setzen“. Am 1. CSD vor einem Jahr hatten sich 200 Menschen unter den Farben des Regenbogens dem Zug durch die Stadt Weißwasser angeschlossen.