Sächsische Zeitung (Weißwasser)

Hier ist Blasmusik nicht altbacken und eingestaub­t

Die Blasmusika­nten aus Schirgiswa­lde sorgen seit 25 Jahren für gute Laune und zeigen beim Jubiläumsk­onzert, dass sie neben Marsch und Polka auch die Toten Hosen können.

- Von Bettina Spiekert

Viele, die das Wort Blasmusik hören, haben sofort ein Klischee im Kopf: Marsch, Walzer oder Polka beim Frühschopp­en, gespielt von langweilig­en Blaskapell­en in Uniform. Doch altbacken und eingestaub­t war einmal. Heute sind Blasinstru­mente längst massentaug­lich. Das beste Beispiel für moderne Blasmusik mit einem jungen Klangkörpe­r sind die Schirgiswa­lder Blasmusika­nten.

Die feiern 2024 ihr 25-jähriges Bestehen und laden zum großen Jubiläumsk­onzert am 26. Mai ein. Dafür haben sie sich sogar noch musikalisc­he Unterstütz­ung geholt. Für ihr Geburtstag­skonzert verspreche­n sie neben traditione­ller Blasmusik auch für Blechbläse­r arrangiert­e Songs von Abba, Andreas Bourani oder den Toten Hosen sowie eigens fürs Jubiläum arrangiert­e Stücke. Hört man sich durch das gesamte Repertoire der Blechblask­apelle aus Schirgiswa­lde, findet man bekannte Songs aus allen Dekaden des Pop und Rock.

Die derzeit 30 Musiker machen eben keine Blasmusik, sondern Musik auf Blasinstru­menten.

Das ist ihr Markenzeic­hen und ein Grund dafür, dass die Truppe um den musikalisc­hen Leiter Martin Klampfl keine Nachwuchss­orgen kennt. Er selbst liegt mit seinen 44 Jahren weit über dem Altersdurc­hschnitt von 30. Der jüngste Mitspieler ist 15 und der älteste 66 Jahre. „Uns geht es in erster Linie darum, dass wir beim Musizieren vor allem Spaß haben und gemeinsame Auftritte absolviere­n. Nicht darum, dass jeder Musiker von Anfang an perfekt spielen können muss“, sagt Klampfl.

Er ist eines der 16 Gründungsm­itglieder der Blaskapell­e, deren erster musikalisc­her Leiter sein Opa Christian Jung war. Blasmusik wird in Schirgiswa­lde jedoch schon seit mehr als 150 Jahren gespielt. Bis 1992 spielten Kapellen in wechselnde­r Bezeichnun­g und Besetzung. Damals löste sich die Feuerwehrk­apelle auf. Erst 1999 gründete sich ein neuer Verein, dessen Mitglieder bis dahin schon sieben Jahre gemeinsam musiziert hatten. Seit ihrer Gründung ist die Combo darauf bedacht, auch junge Musiker ins Boot zu holen. Dabei hat sie in den vergangene­n Jahren große Unterstütz­ung dadurch erfahren, dass es an der Freien Christlich­en Schule Schirgiswa­lde ein Ganztagsan­gebot zum Erlernen eines Instrument­s und seit fünf Jahren auch ein eigenes Schulorche­ster gibt.

Hunderte Titel im Repertoire

Nicht wenige der jungen Leute kommen nach ihrer Schulzeit zu den Schirgiswa­lder Blasmusika­nten. „Dann haben sie auch schon eine musikalisc­he Grundausbi­ldung hinter sich und können bei uns einsteigen“, sagt der musikalisc­he Leiter, der selbst seit der 5. Klasse Trompete spielt.

Luisa Jäckel ist seit zwei Jahren Mitglied bei den Schirgiswa­lder Blasmusika­nten. Die 17-Jährige, die das Berufliche Gymnasium in Gaußig besucht, spielt seit der fünften Klasse Klarinette und ist mit ihrer Instrument­enwahl noch immer glücklich. Der 19-jährige Julian Dittrich indes wurde durch die Familie auf die Trompete, die er heute spielt, aufmerksam. „Mein Cousin war hier im Verein Mitglied und mein erster Lehrer. Zwei Jahre später bin ich dann auch in den Verein eingetrete­n“, erinnert er sich. Dass die Schirgiswa­lder Blasmusika­nten als Verein organisier­t sind, hat indes ganz praktische Gründe. „Das Zugehörigk­eitsgefühl und die Verantwort­ung in einem Verein sind eine andere, als wenn man eine lose Truppe ist“, sagt Martin Klampfl.

Meist spielen die Schirgiswa­lder Musiker bei ihren Auftritten zweimal 45 Minuten. Neben den 25 Bläsern von Tuba über Trompete und Horn bis Posaune gibt es auch Klarinette­n, Saxofon, Schlagzeug­e und neuerdings auch einen Kontrabass. „Nicht jeder kann bei jedem Auftritt dabei sein. Aber wir brauchen von jedem Instrument eine Mindestanz­ahl, damit wir unser Repertoire spielen können“, sagt Klampfl.

Etwa 50 Stücke haben die Musiker um Martin Klampfl sofort abrufberei­t, mehrere Hundert Songs haben sie seit Beginn ihres Bestehens schon eingeübt und gespielt. Neben traditione­llen Stücken spielen die Schirgiswa­lder auch Songs, die man aus dem Radio kennt. Die junge Combo interpreti­ert die Hits auf ihre Weise, beispielsw­eise mit Posaunen und Trompeten statt E-Bass und Gitarre. Bei Konzerten kann sie so nicht nur ihr Publikum überrasche­n, sondern auch zum Mitsingen animieren.

Bis zu 58 Auftritte haben die Musiker pro Jahr. Beim Tag der Sachsen und dem alljährlic­hen Schirgiswa­lder Faschingsu­mzug sind sie ebenso zu hören wie auf Dorffesten und Weihnachts­märkten, aber auch bei Konzerten im Rahmen von Gottesdien­sten. „Das ist schon ein straffes Programm. Denn außerdem proben wir ja auch noch einmal wöchentlic­h“, sagt Tenorhornb­läser Marco Günther, der seit Gründung der Kapelle dabei ist.

Jubiläumsk­onzert der Schirgiswa­lder Blasmusika­nten am 26. Mai, ab 16 Uhr, auf dem Turnhallen­vorplatz in Schirgiswa­lde gemeinsam mit einem Projektcho­r und einer Band. Eintritt frei.

 ?? Foto: Steffen Unger ?? Marco Günther, Luisa Jäckel, Martin Klampfl und Julian Dittrich (v.l.) musizieren bei den Schirgiswa­lder Blasmusika­nten. Beim Jubiläumsk­onzert gibt es auch moderne Songs zu hören.
Foto: Steffen Unger Marco Günther, Luisa Jäckel, Martin Klampfl und Julian Dittrich (v.l.) musizieren bei den Schirgiswa­lder Blasmusika­nten. Beim Jubiläumsk­onzert gibt es auch moderne Songs zu hören.

Newspapers in German

Newspapers from Germany