Papiergeldsystem in Gefahr
Nachfrage nach Sachwerten wird steigen. Das sind die besten Strategien!
Wer in den letzten Jahren öffentlich Zweifel an der Zukunftsfähigkeit unseres Geldsystems geäußert oder gar den Zusammenbruch vorhergesagt hat, wurde als Weltuntergangsprophet oder Schwarzmaler bezeichnet. Jetzt schlägt ausgerechnet eine der renommiertesten Banken der Welt Alarm. Die Deutsche Bank warnt offiziell vor dem Ende des Papiergeldes.
Die Welt müsse sich nach einer Alternative umschauen. Das schreiben die Banker in einem Zukunftspapier, das von Volkswirten der Deutschen Bank verfasst wurde und nur am Rande einer Asienreise an die Öffentlichkeit kam. Das Papiergeldsystem werde bereits in der kommenden Dekade den ultimativen Test erleben und funktioniere derzeit nur, weil es sich in einer historischen Ausnahmesituation befinde. Nur der Globalisierung und dem industriellen Aufstieg Chinas sei es zu verdanken, dass es seit Langem keine Inflation gibt. Denn das habe jeglichen Preisdruck vermieden. Dadurch hätten Notenbanken und Regierungen immer wieder genügend Spielraum gehabt um die Welt mit billigem Geld zu fluten.
Diese Ausnahmesituation und der ChinaEffekt könnten aber bald auslaufen. Dann würde es zu einer Inflation kommen, die zwangsläufig eigentlich zu steigenden Zinsen führen müsse. Steigende Zinsen seien aber unrealistisch angesichts der enormen Verschuldung. Die Inflationsspirale würde sich schneller drehen und das System dadurch immer instabiler. Letztendlich würde das Vertrauen in die Währungen fallen und das könnte zu einem Ende des Fiat-geldes führen.
„Es werde etwas wert“
Das Fiat-geld, oder auch Papiergeld, gibt es seit 1971. Zuvor waren die meisten Währungen durch Gold gedeckt. Es gab ein festes Umtauschverhältnis. Der Begriff Fiat-geld ist abgeleitet aus dem lateinischen und bedeutet „es werde“. Dieses Papiergeld werde früher oder später in sich zusammenfallen, weil es durch nichts gedeckt sei, prophezeien seit geraumer Zeit zahlreiche Experten.
Was kann passieren?
Aus dem Zukunftspapier der Deutschen Bank lassen sich drei wichtige Rückschlüsse ziehen:
1.Kryptowährungen könnten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Und tatsächlich unser bestehendes Papiergeld-system irgendwann ablösen.
2.Die Notenbanken werden über einen langen Zeitraum eine deutlich höhere Inflation tolerieren. Aufgrund der immensen Verschuldung können die Zinsen nicht nachhaltig angehoben.
3.Sachwerte werden noch stärker in den Mittelpunkt rücken. In Zeiten steigender Inflation, zunehmender Unsicherheit und staatlichen Zugriffen wird die Nachfrage und die Flucht in Sachwerte tendenziell weiter zunehmen.
Deshalb haben wir uns mit dem Sachwertexperten und Buchautor Michael Brückner unterhalten:
Herr Brückner, zum besseren Verständnis, kurz zusammengefasst, was sind überhaupt Sachwerte?
Sachwerte werden mitunter auch zutreffender als reale Werte bezeichnet. Es sind tatsächliche Werte, die unabhängig sind von der Geldwertentwicklung. Wer in Sachwerte investiert, setzt in erster Linie auf den Wertzuwachs des betreffenden Gegenstands. Ich persönlich unterscheide zwischen den klassischen Sachwerten und den „Sweatheart-investments“. Die klassischen Sachwerte sind Aktien, Immobilien und Edelmetalle, also Gold, Silber sowie Platin und Palladium. Gold und Aktien sollte eigentlich jeder im Portfolio haben, bzw. er sollte nach Möglichkeit in den eigenen vier Wänden wohnen, sofern er nicht beruflich sehr flexibel bleiben muss. Wenn es für das eigene Objekt nicht reicht, bleiben Offene Immobilienfonds als Alternative. Gold hat sich noch immer als eine gute Absicherung des Vermögens-portfolios erwiesen. Bei der längerfristigen Anlage kommt man – zumal bei dem derzeitigen Zinsniveau – an Aktien oder Aktienfonds nicht vorbei. Und Immobilien werden nicht von ungefähr als „Betongold“bezeichnet. Allerdings würde ich in jedem Fall den Schwerpunkt auf die selbstgenutzte Immobilie legen.
Welche Sachwerte sind derzeit für Sie am spannendsten?
In vielen Bereichen sind leider Preisblasen entstanden. Da braucht man sich nur die Entwicklung der Immobilienpreise anzuschauen. Manche sagen, von einer flächendeckenden Immobilienblase könne in Deutschland keine Rede sein. Richtig, es gibt auch Regionen, in denen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“sagen. Dort bekommt man noch günstige Objekte, einfach, weil die Nachfrage gering ist. Aber in den Groß- und Mittelstädten haben wir es unübersehbar mit einer Preisblase zu tun – hervorgerufen durch die Geldschwemme der Notenbanken. Ich selbst bin, was viele wissen, seit Jahren begeisterter Uhrensammler. Aber auch dort sind die Preise extrem gestiegen.
Aber zurück zu Ihrer Frage: Welche Sachwerte sind spannend? Zum einen Gold und Silber, weil diese Edelmetalle noch immer relativ preisgünstig sind und ich im Jahr 2018 mit einem moderaten bis deutlichen Anstieg des Gold- und Silberpreises rechne. Spannend bei einer langfristigen Anlageperspektive erscheinen mir Diamanten, allerdings nur erstklassige Steine ab mindestens einem Karat. Das ist dann schon eine Alternative für Anleger mit höherem Vermögen. Und trotz der gerade erwähnten Preisblase halte ich das Thema Uhren, vor allem Vintage-uhren, für spannend. Zur Geldanlage geeignet sind vor allem Armbanduhren – Taschenuhren weniger, sieht man von seltenen Stücken aus Glashütte einmal ab. Das langfristig beste Wertsteigerungspotenzial weisen die Marken Patek Philippe und Rolex auf. Allerdings sind gerade bei Patek Philippe die Einstiegspreise schon sehr hoch.
Investieren Sie nur in Sachwerte, die Sie verstehen.
Gibt es außergewöhnliche Sachwerte von denen man auf jeden Fall die Finger lassen sollte?
Alle Sachwerte, von denen man keine
Ahnung hat. Ich verstehe nichts von Oldtimern, also würde ich kein Geld in alte Fahrzeuge investieren, obwohl vielleicht die Renditeaussichten recht gut sind. Der Kunstmarkt ist ebenfalls nur etwas für Kenner – und nach meiner Wahrnehmung total überhitzt. Für „Salvator Mundi“von Leonardo da Vinci über 450 Millionen Dollar zu zahlen, das ist schon verrückt und hat nichts mehr mit einer durchdachten Geldanlage zu tun. Im Bietergefecht einer Auktion kann so etwas passieren, wenn man es mit Sammlern zu tun hat, die über aberwitzige Vermögen verfügen. Mich erinnert das an eine Feststellung des österreichischen Kabarettisten Karl Farkas: „Beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen“. Sachwerte sind inflationsgeschützt und weitgehend unabhängig von der Geldpolitik. Papier-geld - auch Fiat-money genannt - verliert immer mehr an Vertrauen. Die Menschen suchen nach Alternativen und investieren in Sachwerte oder auch in Bitcoins. Wobei Bitcoins natürlich keine Sachwerte sind, sondern, aus meiner Sicht, ein hochspekulatives Produkt. Kurzum: Sachwerte besitzen einen „inneren Wert“und eignen sich zur Depotabsicherung. Daneben kann man sich an vielen Sachwerten auch erfreuen. Wenn sich der Investmentgedanke und Sammelleidenschaft treffen, dann entsteht daraus eine emotionale Rendite. Und die ist garantiert steuerfrei. Wenn man für sein Erspartes keine Zinsen mehr bekommt und eventuell sogar Strafzinsen zahlen muss, dann strömt das Geld verstärkt in Sachwerte. Die Menschen kaufen zum Beispiel Immobilien, Kunst, Uhren oder Oldtimer.
Mit dem Ergebnis, dass die
Preise für diese Sachwerte signifikant steigen. Mitunter können die von mir bereits erwähnten Preisblasen entstehen, wie wir sie teilweise auf den Immobilienmärkten erleben. Wer dann noch falsch finanziert - also die niedrigen Zinsen nicht für eine höhere
Tilgungsrate nutzt
- sitzt auf einem
Pulverfass. Beim
Bitcoins sind aus meiner Sicht ein hochspekulatives Produkt.
Goldpreis erlebten wir in den vergangenen Jahren wirklich dreiste Manipulationen. Gold sollte den Anlegern madig gemacht werden. Das ist - zum Glück - nicht gelungen. Trotzdem hat mancher Anleger doch deutliche Verluste hinnehmen müssen. Und was die von mir erwähnten „Sweathearts“angeht, so muss man sich darüber im Klaren sein, dass man es zum Großteil mit Liebhaberpreisen zu tun hat. Über 80 Prozent der Luxusuhren weisen zum Beispiel kein Wertsteigerungspotenzial auf, nicht einmal Werterhalt. Bleiben rund 20 Prozent, die Renditechancen bergen. Welche Uhren das sein werden, wissen wir heute nicht. Die wirklich teuren Vintage-uhren von heute waren früher teilweise ausgesprochene Ladenhüter.
Was ist der exotischste Sachwert der Ihnen jemals unter die Augen gekommen ist?
Also ich finde Sportschuhe oder Koi-karpfen schon ziemlich schräg. Ich kenne jemanden, der in Eierbecher investiert. Aber das hat etwas mit Leidenschaft zu tun. Der Investmentgedanke hat da meist nur eine Alibi-funktion. Eine Kollegin fragte mich einmal, ob Designer-schuhe ein lohnendes Investment seien. Natürlich kamen in dem einen oder anderen Auktionshaus auch schon einmal Luxus-treter unter den Hammer. Aber das sind extreme Ausnahmen. Außerdem musste ich die Kollegin mit dem Schuhtick ohnehin enttäuschen. Denn wer Designer-schuhe als Investment ansieht, darf sie niemals tragen - nur anschauen. Auch in diesem Fall sollte das Investment-argument wahrscheinlich nur das schlechte Gewissen beruhigen, wenn die Dame wieder einmal ein Vermögen in edlen Schuh-boutiquen ausgab.
Kredit aufzunehmen, sich also zu verschulden?
Nein, niemals. Es gibt nur eine Ausnahme: Immobilien. Generell bin ich in dieser Hinsicht etwas konservativ: Die besten Schulden sind die, die man nicht hat. Man sollte auch nicht den Märchen glauben, wonach ein Währungscrash für Schuldner Vorteile berge, weil man sich billig entschulden könne. Das ist Unsinn. Ein Beispiel: Nach der Währungsreform des Jahres 1948 bekam man für 100 Reichsmark 6,50 neue DM. Wer also 10.000 Reichsmark angespart hatte, erhielt 650 DM. Allerdings wurden Hypotheken und andere Verbindlichkeiten im Verhältbis 100 zu 10 umgestellt. Im Klartext: Für 10.000 Reichsmark musste man 1.000 DM tilgen. Die Schulden sind danach also beträchtlich gestiegen.
Die Faustformel für »Sweetheart«Investments: Erst interessieren, dann informieren, dann investieren.
Wie wichtig ist es auch bei Sachwerten sein Geld zu streuen?
Bei den Klassikern unter den Sachwerten ist dies sicher empfehlenswert: Gold, Aktien, vielleicht eine selbstgenutzte Immobilie. Bei den „Sweathearts“sollte man nur in das investieren, was man versteht und was einem Spaß macht. Es wäre zum Beispiel unsinnig, würde ein Sachwert-investor statt einem weiteren Barren Gold eine teure Uhr aus der Schweiz oder Glashütte kaufen, obwohl er von wertvollen Zeitmessern keine Ahnung hat und die Zeit ohnehin von seinem Smartphone abliest. Ich würde die Hälfte klassisch und die andere Hälfte nach meinen persönlichen Vorlieben anlegen. Wobei ich jetzt unterstelle, dass der Betreffende anderweitig über Rücklagen verfügt, und diese 20.000 Euro wirklich nur für Sachwert-investments gedacht sind. Also für etwa 10.000 Euro Goldmünzen oder –barren kaufen. Das wäre der Klassiker. Mit den anderen 10.000 Euro investiert man in einen Sachwert mit hoher emotionaler Rendite. Das kann der Einstieg in eine Sammlung von Single Malt Whiskys sein, oder aber eine feine Uhr aus Glashütte oder der Schweiz, oder vielleicht Meissner Porzellan. Wichtig ist nur, dass man Spaß an diesem Objekt hat und sich einigermaßen auskennt. Um Oldtimer oder Edelsteine zu kaufen, braucht man schon mehr Geld. Wer für solche Investments nichts übrig hat, der sollte ausschließlich auf die Klassiker setzen – also zum Beispiel 10.000 Euro in Gold investieren und für 10.000 Euro Anteile an einem guten offenen Immobilienfonds kaufen.
Gibt es eine sinnvolle Strategie für den kleineren Geldbeutel?
Da stellt sich wieder die Frage: Klassiker oder „Sweathearts“? Wer Gold kaufen möchte, kann sich über einen längeren Zeitraum zum Beispiel jeweils kleinere Münzen, zum Beispiel ½-Unze-münzen, zulegen. Oder man setzt auf Silbermünzen, das ist noch günstiger. Und mittelbis langfristig hat Silber aus meiner Sicht durchaus Potenzial. Wer „Sweathearts“bevorzugt, der spart und baut sich über Jahre hinweg eine kleine Sammlung von Objekten auf, die ihn interessieren. Das macht Spaß – und am Ende kann man sich über eine ansehnliche Kollektion freuen.
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Welches Portfolio sollte sich der Vermögende in Ihren Augen zusammenstellen?
Für Vermögende kommen grundsätzlich alle erwähnten Sachwerte in Betracht. Ich würde allerdings einen Teil des Vermögens – etwa 10 Prozent - auch in hochwertige Diamanten investieren. Dabei ist natürlich darauf zu achten, bei einem wirklich seriösen Händler und zu fairen Preisen zu kaufen. Man sollte sich unbedingt vorher intensiv mit der Materie beschäftigen, denn ein Diamanten-investment ist zwar faszinierend, gleichzeitig aber das wohl schwierigste Sachwert-segment.
Was können Sie als Fazit unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Die 3-I-formel: Erst interessieren, dann informieren und dann erst investieren. Das gilt zwar für alle Formen der Geldanlage, in ganz besonderer Weise aber für Sachwerte.
Herr Brückner, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!