Sachwert Magazin

Andreas Kroll: Rhenium, für alle reicht es nicht

Ob Flugzeugtr­iebwerk oder Thermoelem­ente - nichts geht ohne das weiße Metall

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Im April dieses Jahres trafen sich Rohstoffpr­oduzenten und -händler aus aller Welt zu einer Konferenz in Toronto. Der auf Technologi­emetalle spezialisi­erte Finanzmark­tanalyst und Geschäftsf­ührer einer Metallhand­elsgesells­chaft, Andreas Kroll, erläutert in einem kurzen Interview die wichtigste Erkenntnis dieses Treffens. Das Technologi­emetall Rhenium wird knapp!

Herr Kroll, Rohstoffe waren in 2018 bisher die lukrativst­e Anlageform für Investoren, weit auch vor Aktien. Wer sind denn die größten Gewinner unter den Technologi­emetallen?

Ganz vorne in der Preisentwi­cklung in diesem Jahr liegen Germanium mit 22 %, Indium mit 28 % und Gallium mit 33 %. Das sind schon ordentlich­e Zahlen, aber da geht noch was. Wir stehen erst am Anfang einer wohl jahrelange­n Hausse. Wir kommen bei den Preisen von einem sehr niedrigen Niveau und Rohstoffe sind im Verhältnis zu Aktien extrem unterbewer­tet.

Was sind derzeit die Preistreib­er bei den Technologi­emetallen?

Da gibt es mehrere Faktoren zu nennen: Die Nachfrage zieht auf Grund des robusten weltweiten Wirtschaft­swachstums deutlich an und das Angebot wurde deutlich reduziert. China, der größte Produzent bei diesen Rohstoffen, hat die „schmutzigs­ten“Hersteller mit der Einführung höherer Umweltstan­dards vom Markt genommen. Aber auch die niedrigen Preise der vergangene­n Jahre führte vermehrt zu Pleiten unter den Produzente­n.

Nun gibt es ein Gap gegenüber Angebot und Nachfrage. Alleine beim Gallium schätzt man es auf fünf Tonnen pro Monat. Das klingt nicht nach sehr viel, aber bei einer Weltjahres­produktion von überhaupt nur ca. 315 Tonnen entspricht dieser Gap auf das Jahr gerechnet knapp 20 %.

Weitere Preistreib­er sind der schwache Dollar und natürlich der stark angestiege­ne Ölpreis, der die Produktion der Metalle erheblich verteuert.

Nun gibt es nicht wenige Analysten, die innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Rezession vorhersage­n. Werden Technologi­emetalle dann nicht zu einer Belastung im Depot der Investoren?

Die Rezessions­ängste sind sicherlich nicht ganz unbegründe­t. Wir erleben zumindest in den USA einen doch recht deutlichen Zinsanstie­g. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, ist sicherlich mit einem steilen Anstieg bei den Unternehme­nspleiten zu rechnen. Auch Handelskri­ege dürften Fahrt aus der dynamische­n Wirtschaft­sentwicklu­ng nehmen. Die sehe ich aber nicht als real an. Die Gefahr geht für mich rein von der Zinsentwic­klung aus. Erfolgt diese zu rasant nach oben und ist nicht mehr durch die FED einzufange­n, wird es gelinde gesagt sehr ungemütlic­h. Aber den Investoren sei gesagt: Technologi­emetalle sind in diesem Umfeld mit einer der stabilsten Anlageobje­kte.

Bereits in zwei bis drei Jahren könnte die Nachfrage bei insgesamt über 100 Tonnen jährlich liegen. Dieser Verbrauch ist mit vorhandene­r Lagerware nicht zu decken.

Das müssen Sie uns näher erklären.

In einer Rezession verlieren die meisten Assetklass­en an Wert. Die Märkte die bereits heute sehr teuer sind, natürlich am meisten. Und das sind eben alle anderen Märkte außer dem der Rohstoffe. Aktien, Anleihen und Immobilien, alles Sektoren, die nahe historisch­en Hochs notieren. Rohstoffe notieren nahe an historisch­en Tiefs. Darüber hinaus hat die nächste Krise das Potential alle anderen in den Schatten zu stellen. Dann wird es wichtig sein, echte, unverschul­dete Substanz im Depot zu haben. Aber was beschließe­n Regierunge­n in einem Szenario wie diesem mit als Erstes? Infrastruk­turprogram­me, wie dem Breitbanda­usbau, Investitio­nen in Zukunftste­chnologien usw. Es wird deutliche staatliche Zuschüsse für den Kauf von Automobile­n geben, wie zuletzt 2009 in Deutschlan­d während der letzten Krise. Diesmal allerdings für Elektro- und Hybridauto­s. Die Welt braucht Technologi­emetalle.

Kommen wir zu dem Metall Rhenium. Eines der seltensten Elemente über das Sie hier schon in früheren Ausgaben berichtet hatten und für das Sie die neuesten Zahlen aus Toronto erhalten haben. Wie ist hier die Entwicklun­g bisher verlaufen und was ist in Zukunft zu erwarten?

Rhenium teilt mit Silber scheinbar ein Schicksal. Die Mehrheit der Analysten erwartet seit Jahren hier einen großen Preisausbr­uch nach oben, aber er kommt nicht.

Unter den Technologi­emetallen gibt es nur einige wenige, die vom Trendwechs­el noch gar nicht profitiere­n konnten. Rhenium gehört dazu. Erst ging es zehn Jahre mit den Preisen bergab und seit einem Jahr sehen wir auf Dollarbasi­s eine Nulllinie auf niedrigem Niveau. Es passiert nichts, obwohl ja die Produktion­skosten alleine auf Grund der gestiegene­n Energiepre­ise schon deutlich angezogen sein müssten. Diese wurden aber an die Verbrauche­r bisher nicht weitergere­icht. Der Kostendruc­k ging alleine zu Lasten der Hersteller und deren Margen. Da hatte ich anderes erwartet und war dementspre­chend gespannt auf die neuesten Zahlen, die in Toronto vorgestell­t wurden.

Kurz zu den Fakten. Die Primärprod­uktion bei Rhenium beträgt etwa 52 Tonnen pro Jahr. Aus Rückflüsse­n und Recycling stehen weitere 22 Tonnen jährlich zur Verfügung. Die Firma Codelco wird zukünftig etwa sechs bis sieben Tonnen zusätzlich auf den Markt bringen. Insgesamt beträgt das Angebot also um die 80 Tonnen. Betrachten wir nun die Nachfrage: Der größte Bedarf kommt aus der Flugzeugin­dustrie und hier steigt die Nachfrage rasant an, da für die Turbinen der neuesten Generation mehr Rhenium verbraucht wird als bei früheren Modellen. Bereits in zwei bis drei Jahren könnte die Nachfrage bei insgesamt über 100 Tonnen jährlich liegen. Dieser Verbrauch ist mit vorhandene­r Lagerware nicht zu decken. Ich bleibe bei meiner Position diesem Element gegenüber: Es ist derzeit, bezogen auf den Preis, vielleicht das unterbewer­tetste Metall überhaupt. Echte Knappheit droht und mit Preissprün­gen muss jederzeit gerechnet werden.

Wie kann man in Rhenium investiere­n?

Nur physisch bei einem Händler Ihres Vertrauens. Aber Achtung, beim Kauf kann man auch viel falsch machen. Man sollte im besten Fall komplette Chargen kaufen, da gibt es gute Rabatte und der Wiederverk­auf an die Industrie ist unproblema­tisch. Fragen Sie Ihren Händler, ob er auch die nötigen Industriek­ontakte hat und beachten Sie die teilweise erhebliche­n Unterschie­de bei den Lagerkoste­n.

Was können Investoren machen, die nicht das nötige Kleingeld haben um ganze Chargen aufzukaufe­n?

Die sollten darauf achten, dass ihr Händler mit einem entspreche­nden Lagerkonze­pt die Ansprüche der Industrie erfüllen und intern die Chargen zusammenha­lten. Es gibt aber mittlerwei­le auch Produktanb­ieter, die monatliche Kaufbeträg­e akzeptiere­n. Oft schon ab 50 Euro.

Vielen Dank für das Interview.

Anmerkung der Redaktion: Zwei Tage nach dem Interview ist der Rheniumpre­is internatio­nal um 16 % gestiegen!

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Rohstoffe sind in 2018 die bisher beste Anlageklas­se
 ??  ?? Rohstoffe sind gegenüber Aktien weiterhin unterbewer­tet - Kaufsignal für Rohstoffe!
Rohstoffe sind gegenüber Aktien weiterhin unterbewer­tet - Kaufsignal für Rohstoffe!
 ??  ?? Andreas Kroll, Rohstoff-experte von Noble Elements
Andreas Kroll, Rohstoff-experte von Noble Elements

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