Andreas Kroll
Tech-metalle in Zeiten der Corona-krise
Die Branche der Finanzmarktanalysten erlebt gerade eine Hochkonjunktur, da in diesen dramatischen Zeiten viele Menschen nach ein wenig Orientierung suchen. Die Mehrheit der Analysten zeichnen ein eher düsteres Bild, manche beschreiben sogar apokalyptische Zustände. Deshalb hier die Stimme von einem der wenigen Optimisten, Analyst und Rohstoffexperte
Investoren von Technologiemetallen sind bisher vergleichsweise gut mit ihrem Investment durch die Krise gekommen! Äußerst wertstabil und dabei überraschend wenig volatil präsentieren sich Technologiemetalle in diesem derzeit dramatischem Marktumfeld. Um deren Entwicklung gut mit Dax und Co. vergleichen zu können, haben wir die besonders umsatzstarken Technologiemetalle in einem neuen Index zusammengefasst und NEX getauft (Noble Elements Index). Dazu habe ich Ihnen eine Grafik mitgebracht:
Der Grund für diese Stabilität? Technologiemetalle werden an keiner Börse gehandelt. Es gibt somit fast keine Finanzprodukte oder Finanzwetten in dieser Assetklasse. Schon gar nicht Investitionen, die mit Krediten gehebelt sind. Somit kam es zu keinem Zeitpunkt zu Panik- oder computergestützten automatisierten Verkäufen. Es ist die Abwesenheit von Spekulanten, die diesem Markt in dieser Phase sehr gut getan hat.
Die Weltwirtschaft bricht derzeit geradezu in sich zusammen. Dadurch sinkt natürlich auch aus der Industrie die Nachfrage nach Rohstoffen. Gleichermaßen lag aber die Produktion der Metalle, die überwiegend aus China kommen, gut zwei Monate auf Eis. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist bisher, im Gegensatz zu Öl, nicht aus dem Takt geraten.
Auch beobachte ich, dass die Raffinerien vehement versuchen, die Vorkrisenpreise durchzusetzen. Ich gehe davon aus, dass so einige von Ihnen liquiditätstechnisch stark unter Druck stehen. Das beste Mittel gegen niedrige Rohstoffpreise sind niedrige Rohstoffpreise. Nicht alle Hersteller dürften diese Krise überstehen und so glaube ich, dass wir die Tiefstpreise im Allgemeinen bereits hinter uns gelassen haben. Das gilt für Öl, Kupfer und unsere Technologiemetalle. Im Einzelnen kann es natürlich immer Ausreißer nach unten oder oben geben, aber der Trend insgesamt ist bemerkenswert positiv.
Die weltweit kommenden Konjunkturprogramme werden ein nie da gewesenes Volumen aufweisen. Springt die Wirtschaft an, sind es die Rohstoffe die zuerst benötigt werden.
Hier im Besonderem die Metalle, die für den „Green Deal“gebraucht werden. Die Nachfrage aus der Industrie für diese Metalle dürfte sich also rasch erholen.
Drei Beispiele, wo Technologiemetalle in teilweise revolutionären Technologien ihren Einsatz finden, habe ich Ihnen hier zusammengestellt:
Man könnte nun aber kritisch anmerken, dass eine eventuell zweite Viruswelle all diese positiven Ausblicke zunichte machen könnte. Und natürlich ist dieses Szenario absolut denkbar.
Aber in diesem Szenario benötigen Sie Rohstoffe in Ihrem Depot und zwar außerhalb des Bankenkreislaufes in rein physischer Form!
Dieses Horrorszenario würde die Aktienmärkte kollabieren lassen – tausende Unternehmen würden für immer vom Markt verschwinden. Unsere Banken müssten verstaatlicht werden. Minenunternehmen würden reihenweise pleite gehen. Aber bereits geförderte Metalle können nicht vollständig wertlos verfallen.
Wenn Sie einen Teil Ihres ersparten Vermögens erhalten wollen, dann bleiben Ihnen nur physische Investments in Rohstoffe. Und hier mein Rat: Nicht nur dabei auf Gold setzen!
Denn eine Ausweitung der Krise wird unweigerlich zu Währungsreformen auf der ganzen Welt führen. Sehr viel Gold wird am Ende der Krise zu Gunsten der neuen Währungen abverkauft werden. Da treffen dann sehr viele Verkäufer von Edelmetallen auf mutmaßlich nur wenige Käufer. Anders ist dies bei unverzichtbaren Industriemetallen, von denen Technologiemetalle die höchste Wertdichte verzeichnen und dadurch preiswert einzulagern sind. Diese werden am Ende der Krise als erste gebraucht werden. Auch hier gilt: Die Welt wird mit klimafreundlichen Konjunkturprogrammen wieder hochgefahren werden.
Natürlich gehört Gold in jedes Depot – dieser Satz ist so abgedroschen wie richtig. Aber es ist nicht die einzig alleinige seligmachende Lösung, um Vermögen aus dem Hier und Jetzt in eine neue Zeit erfolgreich zu überführen. Bei dem Kauf eines Investments sollten auch das Exit immer im Auge behalten werden. Mit unverzichtbaren Metallen könnte dies in einer neuen Zeit leichter sein.
Natürlich ist schon jetzt die Überschuldung einiger Nationen bedrohlich und bei dem Versuch Wege aus diesem Dilemma herauszufinden, werden uns so einige Regierungen und Notenbanken noch mit kreativen Lösungen überraschen.
In Russland ist wohl die Belastung von den Bankdepots aller Kunden um einen gewissen Prozentsatz im Gespräch. Der Iran hat bereits einfach ein paar Nullen von ihren Banknoten gestrichen. Viele ärmere Nationen wird man einen Schuldenschnitt anbieten müssen. Aber den Volkswirtschaften Europas und den USA bringt man sehr viel Vertrauen entgegen, was aber natürlich politisch jederzeit verspielt werden könnte. Die Finanzierung dieser Staaten übernehmen die Notenbanken EZB und FED unter Inkaufnahme einer höheren Inflation. Und dann gibt es noch die Lösung der Zwangshypothek auf Immobilienbesitz – vielleicht in vielen Ländern die fairste und gesellschaftlich konsensfähigste Methode für Regierungen aus der Krise herauszukommen.
Das alles hört sich drakonisch an und es muss auch nicht zum Schlimmsten kommen, aber wie heißt es doch: Der Optimist erfindet das Flugzeug, der Pessimist den Fallschirm! Metalle in physischer Form sind in diesem Bild die Fallschirme.
Ich persönlich fokussiere in diesen Tagen auf die positiven Meldungen. Wir lernen das Virus jeden Tag besser kennen. Die weltweite Zusammenarbeit im Kampf gegen dieses ist einzigartig und von atemberaubender Geschwindigkeit. Auch die Notenbanken wiederholen nicht ihre Fehler von 1929. Eine über Jahre andauernde Rezession erwarte ich wirklich nicht. Und die Welt wird einen großen Schritt in Richtung Klimarettung unternehmen – schneller und konsequenter als vielleicht ohne diese Krise. Es gilt jetzt auch Chancen zu nutzen.