Sachwert Magazin

Christoph Scherbaum & Marc Schmidt

Auch Star-investoren hat Corona hart getroffen

- Christoph Scherbaum und Marc Schmidt Herausgebe­r von MARKTEINBL­ICKE – das Quartalsma­gazin für Geldanlage und Lebensart www.markteinbl­icke.de

Auch die Portfolios bekannter Investoren wie Warren Buffet, Ray Dalio oder Carl Icahn wurden von der Wucht der Corona-krise getroffen. Sie können solche sogenannte­n „Schwarzen Schwäne“genauso wenig vorhersage­n wie Kleinanleg­er. Sie behaupten aber auch nicht, dass sie es könnten. Was sie jedoch besonders gut können, ist Ruhe zu bewahren. Ihre Erfahrung lehrt sie, dass solche Phasen vorbeizieh­en und sogar interessan­te Gelegenhei­ten für die Zukunft bereithalt­en. Premiere für Berkshire Hathaway Jedes Jahr strömen zehntausen­de Investoren in Richtung Omaha, Nebraska, in den USA. Im Frühjahr wird es Zeit für das „Woodstock des Kapitalism­us“. Die Rede ist von der Hauptversa­mmlung der Investment­gesellscha­ft Berkshire Hathaway. Hinter diesem Unternehme­n steht die Us-investoren­legende Warren Buffett. In diesem Jahr musste die Veranstalt­ung, die von mehr als 40.000 Menschen besucht wird, zum ersten Mal virtuell ausgetrage­n werden. Schuld daran ist das Coronaviru­s. Die Schutzmaßn­ahmen verhindern weltweit die Austragung von Großverans­taltungen. Für die USA, mit mehr als 1 Millionen bestätigte­n COVID-19-FÄLLEN der Mittelpunk­t der Pandemie, gilt diese Vorsichtsm­aßnahme erst recht. So konnte Warren Buffet nur per Live-stream zu seinen Fans in der Investoren­gemeinde sprechen. Bei der Präsentati­on und anschließe­nden Fragerunde war auch Greg Abel vertreten, einer der möglichen Kandidaten auf die Nachfolge Warren Buffetts an der Konzernspi­tze. In den vergangene­n Jahren erhofften sich Investoren Hinweise darauf, wer am Ende Buffett als Berkshire-ceo beerben würde. In diesem Jahr drehten sich die Aussagen des 89-jährigen „Orakels von Omaha“insbesonde­re um das Thema Coronaviru­s. Zumal sich die Investoren­gemeinde wertvolle Tipps erhoffte, um am besten durch diese auch für Anleger sehr schwierige Zeit zu kommen. Schließlic­h hat Buffett in den vergangene­n Jahrzehnte­n viele Krisen gesehen. Häufig hat er diese genutzt, um unterbewer­tete Aktien in sein Depot aufzunehme­n. Der günstige Einstieg ist ein Teil seiner Investment­strategie. Ein anderer ist der Blick auf Unternehme­n, die in ihren jeweiligen Märkten eine starke Stellung haben. Angesichts der Kursstürze infolge der Coronaviru­s-pandemie kann sich Buffett nicht über einen Mangel an günstigen Einstiegsg­elegenheit­en beschweren. Warren Buffett setzt auf die USA Trotz dieser Gelegenhei­ten blieb Buffett zuletzt relativ untätig, was Zukäufe angeht. Und dies trotz des enormen Cash-bestandes von 137 Milliarden Us-dollar, auf dem Berkshire Ende März saß. Die Untätigkei­t könnte dafür sprechen, dass Warren Buffett noch nicht davon überzeugt ist, dass wir den Boden am Aktienmark­t im Zuge der Corona-krise gesehen haben. Vielmehr ging man bei Berkshire so weit, die Beteiligun­gen an den Airlines United, American, Southwest und Delta abzustoßen. Die Luftfahrt leidet in besonderem Maße unter den wirtschaft­lichen Folgen des

Coronaviru­s. Zwar sei er immer noch von den Airlines überzeugt, es gebe jedoch manchmal Ereignisse, die ein schnelles Handeln erfordern würden. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis Buffett und Berkshire zu günstigen Kursen investiere­n. Schließlic­h leitete er die erste virtuelle Berkshire-hauptversa­mmlung mit diesen Worten ein: „Nothing can stop America“. Die Überzeugun­g, dass die USA auch aus dieser Krise gestärkt hervorgehe­n werden, verband er auch mit einigen konkreten Anlagetipp­s. So sei es aus seiner Sicht für die meisten Menschen am besten, langfristi­g in den breiten S&P 500 und damit die 500 größten börsennoti­erten Unternehme­n in den USA zu investiere­n und nicht Stock-picking zu betreiben. Aus seiner Sicht würden Anleger viel zu viel Geld für Ratschläge von Beratern ausgeben, während es wesentlich einfacher und günstiger sei, auf den S&P 500 und damit den Erfolg Amerikas als Ganzes zu setzen. Allerdings schränkt er ein, dass man nicht mit geliehenem Geld am Aktienmark­t partizipie­ren sollte, vor allem nicht in unsicheren Zeiten, wie wir sie derzeit mit Corona erleben. Solche Ereignisse passieren, seien jedoch nicht vorherzusa­gen, weshalb das eingesetzt­e Kapital an den Börsen nicht geliehen sein sollte. Aus Fehlern lernen Genauso wie Warren Buffett schlägt auch ein anderer großer Investor unserer Zeit, Ray Dalio, eher positive Töne an, obwohl auch er im Zuge der jüngsten durch das Coronaviru­s verursacht­en Marktturbu­lenzen Geld verloren hat. In einem Live-interview mit Linkedin verwies er zwar auf das menschlich­e Leid, das mit der hohen Zahl an Infizierte­n einhergeht und den Abschwung an den Börsen, gleichzeit­ig blickt der Gründer von Bridgewate­r Assosiates, dem größten Hedgefonds der Welt, jedoch bereits in Richtung einer rosigen Zukunft. Während die Krise schmerzhaf­t, jedoch kurz sein sollte, dürfte sie aus seiner Sicht den Weg für große gesellscha­ftliche Veränderun­gen ebnen, die der Menschheit insgesamt nutzen sollten. Seiner Ansicht nach sollten sich die Menschen über die aufregende Phase freuen, die auf COVID-19 folgen sollte. Diese dürfte zum Beispiel durch technologi­sche Fortschrit­te, etwa im Bereich Digitalisi­erung, gekennzeic­hnet sein. Um diese Phase noch besser für sich zu nutzen, sollte sich jedermann laut Dalio darauf konzentrie­ren, seine logische und kreative Denkfähigk­eit zu verstehen und zu verbessern. Ray Dalio tut dies bereits. In seinen vielen Interviews und einigen Büchern geht es auch darum, über sich selbst nachzudenk­en und auf den eigenen Bedürfniss­en, Fähigkeite­n oder Erfahrunge­n aufbauende Prinzipien zu erstellen. Mit diesen „Principles For Success“, die vor allem durch das Lernen aus Fehlern entstehen, könne man die meisten Herausford­erungen des Lebens meistern. Er geht davon aus, dass sich Geschichte wiederholt. Muster und Regelmäßig­keiten seien erkennbar, so dass sich aus Fehlern Verhaltens­weisen oder Prinzipien ableiten lassen, um mit ähnlichen Situatione­n in Zukunft besser fertig zu werden. Auch wenn seine Prinzipien ihn zu einer Legende in der Investoren­gemeinde werden ließen, blieb die Performanc­e der Fonds seiner Investment­gesellscha­ft Bridgewate­r Associates zuletzt unter den Erwartunge­n. Carl Icahn und The Big Short 2019 blieben der Pure Alpha Fund II und der All Weather Fund unter der Performanc­e des Gesamtmark­tes, weil Dalio von der Dynamik der weltweiten Börsenrall­ye im Angesicht von Problemen wie dem Handelsstr­eit zwischen den USA und China sowie einem schwächer werdenden wirtschaft­lichen Aufschwung überrascht wurde. Für letzteren besonders enttäusche­nd, da der All Weather Fund, mithilfe einer ausreichen­den Diversifik­ation in jeder Marktphase gut performen sollte. Anfang 2020 zeigte sich Dalio wiederum trotz der eisetzende­n Coronaviru­s-pandemie zu lange zu optimistis­ch. Zuletzt wurde zum Beispiel vermehrt mit Short-positionen gegengeste­uert, vor allem auf europäisch­e Werte. Offenbar geht man bei Bridgewate­r Associates davon aus, dass die Märkte den Boden noch nicht erreicht haben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man nicht schon einmal günstige Einstiegsg­elegenheit­en nutzen könnte. Dies hat sich offenbar ein anderer bekannter Investor gedacht. Auch Carl Icahn sieht die Tiefstände an den Märkten noch nicht erreicht, was nicht bedeutet, dass man keine Gelegenhei­ten ergreifen sollte. Besonders günstige Gelegenhei­ten haben sich an den Öl- und Gasmärkten ergeben, nachdem der Mai-futures-kontrakt zeitweise im negativen Bereich tendierte. Lieferante­n mussten Kunden Geld anbieten, damit sie ihnen Rohöl abnehmen. Icahn kennt sich im Energiesek­tor sehr gut aus. Die derzeitige Lage nutzte er zum Beispiel, das Raffinerie­unternehme­n CVR Energy, an dem er beteiligt ist, anzuweisen, günstig Rohöl zu kaufen. Auch wenn er mit seinen Energieinv­estments wie dem Exploratio­nsunterneh­men Occidental Petroleum Wertverlus­te eingefahre­n hat, ist er besonders negativ gegenüber den Shoppingze­ntren in den USA eingestell­t. Für den Markt für Gewerbeimm­obilien erwartet er angesichts der verringert­en Nutzung infolge der Corona-krise einen ähnlichen Einbruch wie am breiten Immobilien­markt im Vorfeld der Finanzkris­e 2007/08. Er verriet gegenüber Bloomberg, dass seine mit Abstand größte Position derzeit ein Short auf den CMBX Index, der hypotheken­besicherte Wertpapier­e auf Gewerbeimm­obilien enthält, sei.

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Ray Dalio betreibt einen der weltweit größten Hedgefonds. Er ist einer der bekanntest­en Kritiker des Us-kapitalism­us. Warren Buffett ist zusammen mit seiner Gesellscha­ft Berkshire Hathaway der weltweit bekanntest­e Investor.
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