Signale optimal im ganzen Haus verteilen
Bei der Installation einer Mehrteilnehmer-sat-anlage bieten sich mehrere Verkabelungsvarianten an. Welche infrage kommen können, wird von den örtlichen Gegebenheiten, aber auch von den Wünschen der Anlagenbetreiber bestimmt. Jedes Aufbaukonzept hat seine
Einen „Königsweg“gibt es nicht. Jede Verteilung von Sat-signalen hat seine Vor- und Nachteile. Für welche Variante Sie sich entscheiden, hängt natürlich auch davon ab, welche Anforderungen Sie an die Satellitenanlage im Haus stellen.
Sternverteilung
Die Sternverteilung ist der Klassiker im Sat-anlagenbau. Bei ihr erhält jeder Receiver eine separate Leitung, über die er direkt mit dem LNB oder einem Multischalter verbunden ist. Sie erfordert zwar einen hohen Installationsaufwand und bezogen auf das Kabelmaterial auch höhere Kosten. Dafür bietet die Sternverteilung ein Höchstmaß an Flexibilität. Sowohl, was die Wahl der Empfangsgeräte betrifft, als auch wie viele Satellitenpositionen im Haus verteilt werden sollen. Je nach Ausführungsvariante kann die Sternverteilung beliebig viele Teilnehmer versorgen. Wobei jeder vollen Zugriff auf alle über die in der Anlage verteilten Satelliten hat.
Ohne oder mit Multischalter
Die Lnb-sternverteilung bietet sich für kleine Mehrteilnehmer-anlagen an. Im Fachhandel werden LNBS mit zwei, vier und sogar acht Ausgängen angeboten. Bei Verwendung eines Monoblock-lnbs kann neben Astra 19,2 Grad Ost zusätzlich auch Eutelsat Hot-bird auf 13 Grad Ost verteilt werden. Jeder zu betreibende Receiver ist direkt an einen der Lnb-ausgänge anzuschließen. Für Twin-receiver sind idealerweise je zwei Leitungen vorzusehen. Wie viele Receiver von der Anlage versorgt werden können, wird vom verwendeten LNB bestimmt und ist auf maximal acht Teilnehmer begrenzt. Eine zusätzliche Erweiterung ist nicht ohne Weiteres möglich. Ganz anders sieht es aus, wenn zusätzlich ein Multischalter zum Einsatz kommt. Auch bei dieser Variante erhält jeder zu versorgende Receiver eine eigene Antennenleitung, über die er ganz individuell versorgt wird. Diese nimmt jedoch nicht mehr direkt beim LNB seinen Ausgang, sondern vom Multischalter. Er ist das Herzstück der Anlage und hat die Funktion einer Schaltmatrix. Multischalter-anlagen erfordern an der Antenne einen Quattro-lnb. Dieser besitzt vier Ausgänge, die genau definiert sind. Er teilt das Ku-band-satelliten-frequenzspektrum in vier Teilbereiche auf: Nämlich in das untere und obere Ku-band jeweils mit der horizontalen oder vertikalen Ebene. Die Lnb-ausgänge sind eindeutig
beschriftet und mit den gleichnamig gekennzeichneten Sat-zf-eingängen des Multischalters zu verbinden. Zum Teil arbeiten Multischalter auch mit Quad-lnbs zusammen. Das sind typische Universal-lnbs für vier Teilnehmer, wie sie bei kleinen Lnb-sternverteilungen verwendet werden. Beim Quattro-lnb muss der Lnb-ausgang für die horizontale Ebene des unteren Ku-bands mit dem Multischalter-eingang für eben diesen Frequenz-teilbereich mit einem Antennenkabel verbunden sein und so weiter. Damit der Multischalter allen an ihn angeschlossenen Receivern alle Programme eines Satelliten zugänglich machen kann, sind zwischen ihm und dem LNB vier Leitungen zu verlegen. Eine direkte Verbindung zwischen LNB und Receiver besteht nicht. Multischalter werden meist für die Verteilung von einer, zwei oder vier Satellitenpositionen angeboten. Dem entsprechend besitzen sie 4, 8, 12 oder 16 Sat-zf-eingänge. Es gibt aber auch Multischalter für sechs oder acht Positionen mit 24 oder 32 Lnb-anschlüssen. Multischalter haben meist acht bis 16 Teilnehmerausgänge an Bord. Fast alle Modelle sind aber mit Zusatzbausteinen um weitere Ausgänge erweiterbar. In der Fachsprache nennt man das kaskadierbar. Auf diese Weise können ohne Weiteres bis weit über 64 Teilnehmer von einem Multischalter versorgt werden. Ein weiterer Vorteil des Multischalters: Er besitzt auch einen Eingang für die terrestrische Antennenanlage für DVB-T2, DAB Plus und UKW. Deren Programme werden an den Sat-ausgängen ebenfalls bereitgestellt. Um auf sie zugreifen zu können, ist jedoch bei allen Teilnehmern eine Antennensteckdose erforderlich. Sie trennt die gemeinsam übertragenen Signale auf. An der Sat-buchse werden nur die Sat-signale ausgegeben, am Ukw-ausgang nur Ukw-radio und an der Tv-buchse nur DVB-T2 und DAB Plus. Werden über den Multischalter nur Satellitensignale verteilt, kann die Antennensteckdose entfallen. Idealerweise ist der Multischalter in der Nähe der Sat-schüssel im Gebäudeinneren zu installieren. Im Freien hat er nichts verloren, da er nicht dafür ausgelegt ist, Feuchtigkeit und Regen zu widerstehen. Meist bietet sich der Dachboden für die Multischalter-montage an. Von hier ist zu jedem zu versorgenden Receiver eine separate Leitung zu verlegen. Multischalter-sternverteilungen bedeuten zwar einen hohen Installationsaufwand, der besonders in Altbauten auf Schwierigkeiten treffen kann. Für diese Variante sprechen aber die größte mögliche Auswahl an Satellitenprogrammen sowie die gleichzeitige Verteilung terrestrischer Antennensignale über dieselben Kabel. Selbstverständlich lässt auch Multischalter-sternverteilung freie Receiverwahl zu.
Einkabel-verteilung
Einkabel-verteilung steht als Überbegriff für alle Verteilsysteme, bei denen an einem Leitungsstrang mehrere Receiver angeschlossen sind. Der Vorteil liegt zunächst im minimalen Installationsaufwand, da kaum Kabel verlegt werden müssen. Hatte man zuvor Kabel-tv, kann die Einkabel-sat-verteilung direkt an die vorhandene Antennen-hausinstallation angeschlossen werden. Es sind nur die Antennensteckdosen zu tauschen. Einkabel-lösungen können nur eine Grundversorgung mit Tv-programmen bereitstellen. Sie alle sind mit Einschränkungen verbunden. Sei es, was die Gerätewahl, die Nutzung der vorhandenen Antennenverkabelung oder der verfügbaren Programme betrifft.
Einkabel-anlagen
Sie gibt es in zahllosen Ausführungen mit stark voneinander abweichenden technischen Möglichkeiten. Im Fokus der Einkabel-anlagen stand stets die möglichst
einfache und preiswerte Installation. Weiter wollte man damit den Umstieg von bisherigen Kabelhaushalten auf den Satelliten erleichtern. Etwa, indem die vorhandene Antennenverteilung, bei der alle Antennensteckdosen in Serie hintereinander geschaltet sind, beibehalten werden kann. Bei allen Einkabel-varianten sind bei den Teilnehmern deshalb nur die Antennensteckdosen zu tauschen.
Klassische Einkabelanlage
Zuerst einige Grundlagen: Die Aufgabe eines jeden LNBS ist es, die von ihm empfangenen Satellitensignale in tiefere Frequenzen umzuwandeln, damit diese über übliche Kabellängen transportiert werden. Dazu steht ihm der Frequenzbereich von 950 bis 2 150 MHZ zur Verfügung. Es ist auch jener Frequenzbereich, den die Sat-tuner unserer Receiver oder Tv-geräte empfangen. Dieses Spektrum von etwa 1 000 MHZ Bandbreite entspricht ein Viertel dessen, was übliche Tv-satelliten wie Astra ausstrahlen. Deshalb teilen die LNBS das Ku-band in vier Teilbereiche, nämlich das untere und obere KuBand mit jeweils horizontaler und vertikaler Ebene, auf. Je nachdem, welcher Teilbereich vom Receiver angefragt wird, wird nur dieser eine über das Antennenkabel übertragen. Nach diesem Prinzip funktionieren die beiden Sternverteilungs-varianten. Bei alten Einkabel-systemen kann über die Antennenverteilung nur ein einziger 1 000-Mhz-block übertragen werden. Dieser wird in einer zentralen Kopfstelle mit interessanten Transpondern aller vier Ebenen gefüllt. Wobei bei großen Kopfstellen bis zu 30 Transponder möglich sind. Zum Vergleich: Über Astra 19,2 Grad Ost arbeiten 120 Transponder. Davon enthalten 53 deutsche Programme. Diese Art von Einkabelanlagen eignet sich für beliebig viele Teilnehmer. Da sie eine teure Kopfstellenanlage erfordert, kommt sie nur für Wohnanlagen größeren Ausmaßes infrage. Diese Anlagenvariante gilt als veraltet, da sie schwer bis nicht nachzurüsten ist und nur eine begrenzte Anzahl an Programmen bereitstellen kann. Immerhin erlauben solche Einkabellösungen die freie Receiverwahl. Bei neueren Anlagen dieser Kategorie werden die Satellitensignale in digitale Kabelsignale (DVB-C) umge- wandelt. Wobei auch hier nur eine Auswahl an Transpondern übertragen werden kann. Solche Anlagen sind wie kleine digitale Kabelfernsehnetze zu betrachten und fordern für den Empfang digitale Kabel-receiver.
Unicable
Das Einkabel-satverteilungsverfahren Unicable ist in der Norm DIN EN50494 festgelegt. Anders zur klassischen Einkabellösung werden bei dem Verfahren nicht mehr nur ausgewählte Transponder im Zf-bereich zwischen 950 und 2 150 MHZ übertragen. Moderne Einkabel-verfahren gehen den umgekehrten Weg. Sie erlauben pro Leitungsstrang den Anschluss von bis zu acht Receivern. Jedem wird eine feste Kommunikationsfrequenz zugeteilt, über die er mit dem Unicable-lnb oder –Multischalter kommuniziert. Über diesen Kanal teilt er mit, welchen Transponder er empfangen möchte. Darauf wird nur dieser eine über eine nur diesem Receiver zugeordnete Frequenz über das Antennenkabel zum Receiver übertragen. Sind an einem Unicable-strang acht Boxen angeschlossen, werden somit im zur Verfügung stehenden Frequenzspektrum auch nur acht Transponder übertragen. Unicable erlaubt die Verbreitung von bis zu zwei Satellitenpositionen. Anders als bei der Satblock-verteilung ist per Unicable das gesamte Frequenzspektrum des angepeilten Satelliten zugänglich. Womit jeder Teilnehmer auch Zugang zu allen über ihn ausgestrahlten Programmen hat. Werden neue aufgeschaltet, ist kein Umbau der Anlage erforderlich. Obwohl die Funktionalität von Unicable standardisiert ist, hat man versäumt, die dafür verwendeten Frequenzen festzulegen. Stattdessen kommen mehrere voneinander abweichende Raster zum Einsatz, wie solche mit einem Kanalabstand von 102 oder 116 MHZ, sowie weitere mit variablen Abständen. Hier verfolgen viele Firmen eigene Philosophien und nutzen gerne auch voneinander abweichende Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache. Weiter liegt es im Interesse der Hersteller, dass Kunden nicht nur ihre Unicable-lnbs oder –Multischalter kaufen, sondern möglichst auch zu ihren Receivern greifen. Die Folge: Längst nicht alle Unicable unterstützenden Boxen können auf alle von verschiedenen Her-
stellern verwendeten Frequenzen und Adressierungen eingestellt werden. Womit längst nicht jede Box an einer Einkabel-anlage funktioniert. Damit können die Teilnehmer nur unter einem eingeschränkten Receiver-angebot wählen. Vor allem aber sollten sie bedenken, dass der bloße Hinweis auf Unicable nicht automatisch bedeutet, dass ein Gerät an der heimischen Einkabel-anlage auch wirklich funktioniert.
JESS
JESS steht für Jultec Enhanced Stacking System und funktioniert ähnlich wie Unicable, auf das es technisch aufbaut. Die Funktionalität von JESS ist in der DIN EN50607 festgelegt. Er erlaubt in einem Leitungsstrang den Betrieb von bis zu 32 Receivern und bietet sich so auch für größere Anlagen an. Wobei der entscheidende Vorteil darin liegt, dass auf JESS basierende Sat-an- lagen auch in größeren, bisher mit Kabel-tv versorgten Gebäuden mühelos nachgerüstet werden kann. Weiter gestattet JESS die Verteilung von bis zu 64 Orbitpositionen. Damit übertrumpft es sogar die Leistungsfähigkeit großer Multischalter-anlagen mit Sternverteilung und dringt in Regionen vor, die bislang nur Einteilnehmer-anlagen vorbehalten waren. Der Standard ist abwärtskompatibel. Womit für JESS geeignete Receiver auch in älteren Unicable-anlagen laufen. Die Liste der Jess-unterstützenden Geräte hält sich jedoch (noch) in Grenzen. Darunter finden sich gerade einmal neun Receiver-hersteller, die meist nur ein Jess-taugliches Gerät im Programm haben oder den Standard überhaupt nur eingeschränkt unterstützen. Etwa, was die Zahl der möglichen Sat-positionen betrifft. Ein Lichtblick tut sich aber bei Linux-receivern auf. Sofern auf ihnen die alternative Bedienoberfl äche Ope-
NATV ab der Version 4.2 installiert wurde, unterstützen sie auch JESS. Tv-geräte mit integriertem Sat-tuner liegen zwar voll im Trend, unterstützen JESS aber noch kaum. Bislang sind erst zwei Produzenten bekannt, die mit dem Standard klar kommen. In den Menüoberfl ächen der Receiver sind die Programmierschritte für Unicable und JESS meist zusammengefasst.
SAT-IP
SAT-IP ist ein noch neuer Standard für den Empfang und die Verteilung von Satelliten-tv. Dabei wird vollständig auf das Verlegen von Antennenkabeln verzichtet. Stattdessen wird das Heimnetzwerk genutzt. Dazu wird ein SAT-IP-LNB oder -Flachantenne benötigt, die die Satellitensignale in die Ip-welt umgewandelt. Alternativ kann ein herkömmlicher Mehrteilnehmer-lnb an einem Sat-ip-konverter angeschlossen werden, der diese Aufgabe übernimmt. Der Sat-ip-signalgeber wird mit dem Netzwerk-router verbunden, der für die Verteilung der Satellitenprogramme im Haushalt sorgt. Je nach verwendeten Sat-ip-komponenten können bis zu acht HD-PROgramme gleichzeitig geschaut werden. Dazu ist ein Sat-ip-receiver oder ein Tv-gerät, das diesen Standard unterstützt, idealerweise per Netzwerkkabel (LAN) mit
dem Router zu verbinden. Weiter steht SAT-TV auch auf mobilen Endgeräten wie dem Smartphone, Tablet oder dem Notebook zur Verfügung. Sie werden an SAT-IP via WLAN angedockt und können die Programme über eine für Android- und ios-geräte verfügbare App oder über den DVB -Player ansehen. Damit eröffnet SAT-IP vollkommen neue Nutzungsmöglichkeiten und erlaubt zum Beispiel Satellitenfernsehen auch im Freien, ohne erst irgendwelche Kabel zu verlegen. Für SAT-IP sprechen viele Punkte. Einmal erspart man sich das Verlegen herkömmlicher Antennenkabel. Netzwerkkabel haben den Vorteil, universeller nutzbar und gleichzeitig dünner zu sein. Was ihre Verlegung besonders in Altbauten erheblich erleichtert. Gegen SAT-IP sprechen die derzeit noch hohen Kosten für das Empfangsequipment. Außerdem eignet sich SAT-IP ausschließlich für Satellitenempfang. Die Signale der Dachantenne, also für DVB-T2, DAB Plus und UKW vermag SAT-IP nicht zu transportieren. Dazu braucht es einmal mehr das herkömmliche Antennenkabel. Zuletzt kann SAT-IP bislang nur eine einzige Satellitenposition anbieten. Wer mehr will, kommt um eine andere Art der Sat-verkabelung nicht umhin.
SAT-IP über Steckdose
Ein ähnliches Konzept verfolgt das Plc-konzept, das nur von einem Hersteller angeboten wird. Bei ihm werden die Satellitensignale nicht über das Heimnetzwerk, sondern über die Strom-hausinstallation verteilt. Damit wird jede Steckdose in der Wohnung zu einem Sat-anschluss. Mit diesem Powerline-verfahren lassen sich kleine Heimanlagen für bis zu zwei Teilnehmer realisieren. Wobei keinerlei Kabelverlegungsarbeiten vonnöten sind. Das auch als DLAN TV Sat bekannte Verfahren besteht zunächst aus dem sogenannten Twin Tuner. Er ist eine Art Black Box, die indoor in Schüsselnähe zu montieren ist. Ihre beiden Sat-buchsen sind mit üblichen Antennenkabeln mit einem herkömmlichen TWIN-LNB zu verbinden. Weiter ist das Gerät an der nächsten Steckdose anzustecken. Der Twin-tuner wandelt die Satellitensignale in Ip-protokolle um und speist sie in die Hausinstallation ein. An der Steckdose, in dessen Nähe man fernsehen möchte, ist ein dlan-adapter einzustecken, der an eine Funksteckdose erinnert. Er filtert die Sat-signale aus der Stromleitung heraus und gibt sie an einer Netzwerk-buchse ab. An ihr ist ein spezieller dlan-receiver anzustecken, der die Steuerung des Twin-receivers übernimmt und im Handling keinen Unterschied zum herkömmlichen SAT-TV erkennen lässt. An einen, etwa in einem anderen Raum betriebenen dlan-adapter kann ein Wlan-router angeschlossen werden, der SAT-TV auch auf mobilen Endgeräten zugänglich macht. Als eigenständiges Satellitensystem bietet sich diese Variante am ehesten für Single-haushalte an.