Geschwindigkeitswunder Dreambox ONE Ultrahd
Noch vor einigen Jahren war die Dreambox sozusagen der Ferrari unter den Digitalreceivern. Dann kamen die ersten Anbieter mit alternativen Linux-receivern auf Enigma2-basis und beendeten den Siegeszug des Platzhirsches. Nun will Dream mit der neuen Dreambox One Ultrahd aufschließen.
Erste Meldungen sprechen von der schnellsten Dreambox aller Zeiten. In der Tat dürfte die Dreambox One Ultrahd derzeit der schnellste Linux-receiver oder generell der schnellste Digitalreceiver überhaupt sein. Doch reicht Geschwindigkeit aus, um die Mitbewerber auf die Plätze zu verweisen?
Erster Eindruck
Zunächst fällt das außergwöhnliche Design der Dreambox auf. Dieses erinnert eher an eine geschrumpfte Spielkonsole als an einen Digitalreceiver. Ob das wirklich den Geschmack der Dreambox-fans trifft, darf in Anbetrach zahlreicher Forendiskussionen zumindest angezweifelt werden. Denn auf ein Display hat Dream zugunsten des Designs verzichtet. Immerhin lässt sich die One Ultrahd mit der mitgelieferten Halterung auf Wunsch auch an der Wand befestigen. Eine Montage hinter einem Flachbildfernseher wäre aufgrund der Größe theoretisch möglich, fällt aber zumindest momentan wegen dem fehlenden Infrarotausgang für einen externen Empfänger aus. Erst wenn die ebenfalls angekündigte Bluetooth-fernbedienung verfügbar ist, wäre auch eine versteckte Montage denkbar. Im Normalfall wird die Box aber ohnehin auf ihren Gummifüßen stehen oder mit dem ebenfalls beiliegenden Ständer hochkant stehen. Sensationelles findet sich demnach bei den reinen Äußerlichkeiten also nicht. Die Neuerungen müssen also eher im Inneren zu finden sein. Das ist natürlich in erster Linie bei der technischen Ausstattung der Fall. So sorgt ein 6-Kern-prozessor für ordentlich Power und Geschwindigkeit. Mit 53 000 DMIPS übertrifft die ONE Ultrahd damit alles, was wir bisher bei Digitalreceivern gesehen haben. Zum Vergleich: Spitzenreiter bei Enigma2 wie der der Dinobot 4K oder die AX 4K-box bieten mit jeweils rund 15 000 DMIPS nur etwa ein Drittel der reinen Prozessorleistung. Selbst das bisherige Flaggschiff, der Vu+ Ultimo 4K, kann „nur“mit 20 000 DMIPS aufwarten.
Das wirkt sich natürlich extrem gut auf Bootzeit und Bedienung der Box aus. Unterstützt wird der Prozessor von einer Grafik-gpu MALI-G52. Auch beim Speicher heißt es Klotzen und nicht Kleckern. 2 GB DDR-RAM, vor allem aber 16 GB Flash, sind erstmal eine Hausnummer, die für ein Receiver-linux wie Dreamos deutlich überdimensioniert scheint. Doch Dream hat hier vorausgedacht: Demnächst soll die Box auch mit Android 9 laufen, und dort ist es wichtig, über genügend Speicher für die dann möglichen Apps zur Verfügung zu haben. Auch drahtloses Netzwerk ist dank WLAN (802.11 a/b/g/n/ac, 2 × 2 MIMO) und Bluetooth in der Version 5.0 möglich. Schade nur, dass die mitgelieferte Fernbedienung eben nicht auf Bluetooth, sondern nur auf klassischem Infrarot aufbaut. Ja, die Dreambox ist flott
unterwegs. Das merkt man vor allem bei leistungsintensiven Anwendungen wie beispielsweise HBBTV. In weniger als zwei Sekunden ist die Anwendung bereits gestartet und zur Nutzung bereit. Ebenso schnell klappt dann die Navigation innerhalb der Anwendung. Auch die Bootzeit der Dreambox überzeugt. Nur maximal 25 Sekunden dauert es vom Deep-standby bis zu einem stabilen Bild. Leider macht sich die Geschwindigkeit bei den Umschaltzeiten nicht so positiv bemerkbar. Zwar bauen sich Bild und Ton sehr schnell auf, doch es dauert noch zwei bis drei Sekunden, ehe das Bild korrekt wiedergegeben wird. Zuvor stockt die Wiedergabe wie in einer Art Zeitlupe. Auch die Nutzung des Webinterfaces wird in Bezug auf die Geschwindigkeit zu einer ganz neuen Erfahrung. Bei den Empfangseigenschaften kann die ONE aber wieder überzeugen. Alle Diseqc-protokolle sowie Unicable und Jess/unicable 2 sind verfügbar. Selbstverständlich ist also auch der Anschluss einer Drehanlage möglich.
Tuner
Beide Satellitentuner der Dreambox ONE Ultrahd sind in der Lage, auch Signale in DVB-S2X zu empfangen. Dies konnten wir erfolgreich auf 33 Grad Ost bei den dort in dieser Norm sendenden Schweizer Programmen nachprüfen. Nicht unterstützt wird hingegen Multistream, was aber am Tuner liegt. Das Betriebssystem der Box selber ist durchaus in der Lage, auch Multistream-kanäle zu empfangen. Eingebaut ist auch ein gut funktionierender Blindscan, der vom Nutzer individuell konfiguriert werden kann und sehr flink arbeitet.
Betriebssystem
Aushängeschild der jüngsten Dreambox ist das von Dream entwickelte neue Betriebssystem Dreamos. Dieses erinnert in weiten Strecken an Enigma2, ist allerdings nicht wirklich kompatibel. Das bedeutet: Im Gegensatz zu früheren Generationen der Dreambox lassen sich nur wenige Team-images installieren. Der Nutzer ist also ausschließlich auf die Implementierungen und Erweiterungen von Dream und stark angelehnte Team-images angewiesen, und die sind teilweise aktuell noch etwas mager. So lassen sich beispielsweise viele beliebte Erweiterungen wie das Mediaportal, das Mediacenter und nicht zuletzt die beliebte und umfangreiche Multimedia-erweiterung Kodi nicht nachinstallieren. Das schmerzt schon sehr, selbst in Erwartung von Android als alternatives Betriebssystem. Denn gerade Kodi würde vermutlich sehr gut mit der Geschwindigkeit der Box harmonieren, während die verfügbaren Anwendungen die Leistung der ONE nicht einmal ansatzweise fordern. Auch bei Bluetooth bleiben gemischte Gefühle. So wirbt Dream selber damit, dass hier auch Kopfhörer oder externe Lautsprecher auf Bluetoothbasis genutzt werden können. Gerne hätten wir das getestet, doch leider fanden wir keine Möglichkeit, solche Geräte einzubinden. Auch die ausführliche Anleitung, die es leider nicht gedruckt, sondern nur im Netz gibt, stellt hier keine Informationen zur Verfügung. So fanden wir schlicht keine Möglichkeit, externe Bluetoothgeräte (außer Eingabegeräte wie eine Fernbedienung) einzubinden.
Aufnahme
Erfreulicherweise verfügt die Box auch über Aufnahmefunktionen. Hierzu muss aber zunächst ein passendes Aufnahmemedium angeschlossen werden. Im Test funktionierte dies mit Usb-sticks und externen Festplatten problemlos. Der Einbau einer Festplatte ist hingegen bauartbedingt nicht möglich. Praktischerweise verfügt das Gerät auch über einen Sd-karteneinschub auf der Vorderseite. Hier konnten wir aber keine Erfolge verbuchen. Wir versuchten den Anschluss mehrerer Karten mit unterschiedlichen Formatierungen, doch keine einzige Karte wurde von unserem Testgerät erkannt. Weder das Abspielen von Medien noch Aufnahmen oder Timeshift auf Sd-karte waren demnach im Test möglich. Derzeit ist unklar, ob es sich um einen Defekt am Testgerät oder ein generelles Problem mit der Firmware handelt.
Kein Bild-in-bild
Auch an anderer Stelle hakt es mit der Eigenentwicklung Dreamos noch etwas. So konnten wir zum Beispiel kei
Auf einen Ci-port zu verzichten ist heutzutage wirklich keine gute Idee mehr. Zwar verfügt die Box über einen Kartenleser, kann offiziell aber nur Conax entschlüsseln. Auch mit Lösungen aus dem Graubereich – sofern überhaupt verfügbar – lässt sich in letzter Zeit nicht mehr allzu viel anfangen.
Bliebe also nur die Lösung, ein offizielles Ci-plus-modul zu verwenden. Das lässt sich immerhin mit kleinen Tricks unter Enigma2 ebenfalls betreiben und wäre eine Möglichkeit zum Empfang von PAY-TV gewesen. Doch ohne passenden Modulschacht fällt auch diese Möglichkeit weg. In aller Regel wird der Nutzer also nur unverschlüsselte Sender empfangen können. Dafür sind knapp 260 Euro wirklich viel Geld.
Fazit
ne Bild-in-bild-funktion finden. Angesichts der Leistungsdaten des Gerätes sollte aber eine simple Pip-darstellung auch dank des Twin-tuners eigentlich kein Problem sein. Auch hier rächt sich die restriktive Firmwarepolitik von Dream, die Drittanbietern keine Chance auf der Box lässt. Denn mit alternativen Images wäre hier sicherlich deutlich mehr herauszuholen. Trotz Chip-unterstützung wird auch Dolby Vision nicht unterstützt.
EPG
Hier gibt es gar nichts zu meckern. Neben einem „normalen“EPG verfügt die Dreambox auch über einen grafischen EPG, der recht übersichtlich die aktuellen und künftigen Sendungen von sechs aufeinanderfolgenden Kanälen darstellt.
PAY-TV
Bei uns hinterlässt die neue Dreambox einen gemischten Eindruck. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Da wäre das gewöhnungsbedürftige Design, der fehlende Ci-schacht und die Einschränkungen bei der Erweiterung der Box beziehungsweise beim Umstieg auf Team-images. Zweifellos revolutionär ist die Geschwindigkeit, doch in der Praxis fehlen momentan noch die Anwendungen dafür. Möglicherweise ändert sich das, wenn Android für die Box verfügbar ist. Aber auch in der Vergangenheit mussten wir schon feststellen, dass Android zwar nett für Streamingdienste ist, aber Enigma2 oder in diesem Fall Dreamos doch die bessere Wahl für die umfangreichen Tv-funktionen ist. Ein echter Mangel sind derzeit noch die fehlende Sd-kartenunterstützung und die eingeschränkten Möglichkeiten von Bluetooth. An manchen
Stellen hat man hier den Eindruck, dass ein Gerät auf den Markt gebracht wurde, bei dem die Software eben noch nicht wirklich ausgereift entwickelt ist.