Ende der Drehanlage?
Als das Satellitenfernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, waren drehbare Schüsseln alleine schon ein Muss, um an alle deutschen Programme ranzukommen. Drehanlagen haben auch heute noch ihre Berechtigung und holen preiswert alle vor Ort verfügbaren Sa
Dxer aufgepasst: Immer mehr Komponenten von Drehanlagen werden knapp
Zugegeben, der Markt für Drehanlagen war nie groß. Die meisten Antennen wurden und werden auf Astra ausgerichtet. Was ihren Besitzern auch reicht. Einige holen sich per Multifeed-empfang die eine oder andere zusätzliche Orbitposition ins Haus. Aber nur sehr wenige, in der Regel Dxer, betreiben eine drehbare Schüssel. Kein Wunder, wenn im Laufe der letzten Jahre immer weniger angeboten wurden.
Schubstangenmotor
Der klassische Schubstangenmotor besteht aus einem kleinen Motor, der eine Spindel, die Schubstange nach vorn oder zurück schiebt. Schubstangenmotoren sind für Spiegeldurchmesser ab 1,2 m erforderlich, da sich auch mit großen und schweren Schüsseln gut klar kommen. Schubstangenmotoren erfordern das Verlegen einer zusätzlichen vieradrigen Steuerleitung, die an einem so genannten Positioner anzuschließen ist. Er versorgt den Motor mit einer Spannung von 36 Volt. Zusätzlich sorgt er anhand von Zählwerksimpulsen für das punktgenaue ansteuern der eingespeicherten Satellitenpositionen. Anhand der Zählwerksanzeigen auf den Steuergeräten weiß man immer genau, wohin die Schüssel gerade ausgerichtet ist. Außerdem erlaubt sie die Berechnung neuer Satellitenpositionen, die sich so leicht finden lassen. Schubstangenmotoren gibt es in verschiedenen Längen. Für Antennen von etwa 1,2 bis 1,5 m bieten sich Modelle mit einer Länge von 18 Zoll an. Für 1,8 bis etwa 2,4 m sind 24 Zoll ideal. Für noch größere Spiegel gibt es noch 36-Zöller. Der Diseqc-motor etablierte sich für kleine Schüsseln bis zu einem Durchmesser von maximal 1,2 m. Seine Vorteile: Er erfordert keine separate Steuerleitung. Sämtliche Steuerbefehle werden über das Antennenkabel übertragen. Anders als bei einer fest ausgerichteten Schüssel, führt es nicht vom Receiver direkt zum LNB, sondern nur bis zum Motor. An ihm wird auch der LNB angeschlossen. Weiter lässt sich jede handelsübliche Antenne mit wenigen Handgriffen zu einer Drehanlage erweitern. Die Diseqc-steuerbefehle beherrschen alle Settop-boxen.
Multifeed contra Drehanlage
Im Gegensatz zu einer Multifeed-anlage gewährleistet eine optimal eingestellte Drehantenne auf allen Positionen maximale Empfangsleistungen. Zudem brauchen neue Satelliten nicht erst durch die Montage weiterer LNBS und der zugehörigen Verteilerstruktur nachgerüstet zu werden. Eine Drehanlage braucht nur mal schnell auf die neue Position gedreht zu werden. Was vor allem ohne lästige Arbeit und Zusatzkosten einher geht.
Drehanlagen vor dem Aus?
Mit der grenzenlosen Drehanlagen-freiheit könnte schon bald Schluss sein. Während des Aprils wurden in Sat-foren Stimmen laut, die davon berichteten, dass Schubstangenmotoren und Positioner nicht mehr
produziert werden würden. Nachfragen bei mehreren Sat-fachhändlern bestätigten diese düsteren Aussichten. Von allen bekamen wir die Auskunft, dass nur noch die Lagerbestände abverkauft werden. An neue Ware sei nicht mehr zu kommen, da die Importeure diese Produkte wegen der geringen Nachfrage aus ihren Programmen gestrichen haben. Weiter haben die meisten Hersteller sogar schon die Produktion eingestellt.
Rasanter Ausverkauf
Quasi über Nacht waren die Steuergeräte bei den Händlern ausverkauft. Nur wenige Händler konnten sich noch einen Posten an Positionern sichern. Vielleicht auch, weil sie die Geräte quasi über Nacht bei den anderen Händlern zusammengekauft haben. Gleichzeitig ging der Preis für Positioner von rund 45 Euro auf etwa 70 Euro in die Höhe. Ein ähnliches Bild bot sich auch bei den Schubstangenmotoren. Die beliebten 18-Zöller sind inzwischen ausverkauft. Wir haben sie nicht mal mehr als Gebrauchtware auf Versteigerungsplattformen im Internet gefunden. Die seltener benötigten großen 24- und 36-Zöller sind noch zu haben. Allerdings geben die Händler zu bedenken, dass sie auch davon nur noch Restbestände auf Lager haben und keine neuen mehr bekommen. Außerdem haben sich auch bei ihnen die Preise um etwa 20 bis 30 Euro erhöht. Fachhändler reagieren auf ihren Internetseiten recht unterschiedlich auf das Aus von Schubstangenmotoren und Positionern. Einige haben sie von ihren Seiten gelöscht, andere weisen darauf hin, dass sie ausverkauft sind.
Polarmount
Soll eine Antenne mit Schubstangenmotor drehbar gemacht werden, braucht es einen Polarmount. Er besitzt eine drehbare Welle, an der die Schüssel montiert wird. Außerdem ist an ihm der Motor zu befestigen. Universal-polarmounts gab es bis vor Kurzem für kleines Geld für übliche Offset-antennen. Auch sie scheinen über Nacht verschwunden zu sein.
Diseqc-motoren
Bislang ist noch kaum aufgefallen, dass es auch dem DiSeqc-motor an den Kragen geht! Wir hatten für eine der nächsten Ausgaben einen Diseqc-motorentest geplant und hatten von zehn Herstellern Motoren angefordert. Bekommen haben wir nur einen! Von den anderen mussten wir erfahren, dass die Produktion der Motoren wegen der geringen Nachfrage eingestellt wurde oder dass man keine mehr geliefert bekommt. Sieht man sich bei Sat-shops um, fällt tatsächlich auf, dass die heute noch angebotenen Diseqc-motoren recht rar und auch teurer geworden sind. Auch bei ihnen ist absehbar, dass sie vielleicht schon bald absolute Mangelware werden.