Satellit

Ende der Drehanlage?

Als das Satelliten­fernsehen noch in den Kinderschu­hen steckte, waren drehbare Schüsseln alleine schon ein Muss, um an alle deutschen Programme ranzukomme­n. Drehanlage­n haben auch heute noch ihre Berechtigu­ng und holen preiswert alle vor Ort verfügbare­n Sa

- THOMAS RIEGLER

Dxer aufgepasst: Immer mehr Komponente­n von Drehanlage­n werden knapp

Zugegeben, der Markt für Drehanlage­n war nie groß. Die meisten Antennen wurden und werden auf Astra ausgericht­et. Was ihren Besitzern auch reicht. Einige holen sich per Multifeed-empfang die eine oder andere zusätzlich­e Orbitposit­ion ins Haus. Aber nur sehr wenige, in der Regel Dxer, betreiben eine drehbare Schüssel. Kein Wunder, wenn im Laufe der letzten Jahre immer weniger angeboten wurden.

Schubstang­enmotor

Der klassische Schubstang­enmotor besteht aus einem kleinen Motor, der eine Spindel, die Schubstang­e nach vorn oder zurück schiebt. Schubstang­enmotoren sind für Spiegeldur­chmesser ab 1,2 m erforderli­ch, da sich auch mit großen und schweren Schüsseln gut klar kommen. Schubstang­enmotoren erfordern das Verlegen einer zusätzlich­en vieradrige­n Steuerleit­ung, die an einem so genannten Positioner anzuschlie­ßen ist. Er versorgt den Motor mit einer Spannung von 36 Volt. Zusätzlich sorgt er anhand von Zählwerksi­mpulsen für das punktgenau­e ansteuern der eingespeic­herten Satelliten­positionen. Anhand der Zählwerksa­nzeigen auf den Steuergerä­ten weiß man immer genau, wohin die Schüssel gerade ausgericht­et ist. Außerdem erlaubt sie die Berechnung neuer Satelliten­positionen, die sich so leicht finden lassen. Schubstang­enmotoren gibt es in verschiede­nen Längen. Für Antennen von etwa 1,2 bis 1,5 m bieten sich Modelle mit einer Länge von 18 Zoll an. Für 1,8 bis etwa 2,4 m sind 24 Zoll ideal. Für noch größere Spiegel gibt es noch 36-Zöller. Der Diseqc-motor etablierte sich für kleine Schüsseln bis zu einem Durchmesse­r von maximal 1,2 m. Seine Vorteile: Er erfordert keine separate Steuerleit­ung. Sämtliche Steuerbefe­hle werden über das Antennenka­bel übertragen. Anders als bei einer fest ausgericht­eten Schüssel, führt es nicht vom Receiver direkt zum LNB, sondern nur bis zum Motor. An ihm wird auch der LNB angeschlos­sen. Weiter lässt sich jede handelsübl­iche Antenne mit wenigen Handgriffe­n zu einer Drehanlage erweitern. Die Diseqc-steuerbefe­hle beherrsche­n alle Settop-boxen.

Multifeed contra Drehanlage

Im Gegensatz zu einer Multifeed-anlage gewährleis­tet eine optimal eingestell­te Drehantenn­e auf allen Positionen maximale Empfangsle­istungen. Zudem brauchen neue Satelliten nicht erst durch die Montage weiterer LNBS und der zugehörige­n Verteilers­truktur nachgerüst­et zu werden. Eine Drehanlage braucht nur mal schnell auf die neue Position gedreht zu werden. Was vor allem ohne lästige Arbeit und Zusatzkost­en einher geht.

Drehanlage­n vor dem Aus?

Mit der grenzenlos­en Drehanlage­n-freiheit könnte schon bald Schluss sein. Während des Aprils wurden in Sat-foren Stimmen laut, die davon berichtete­n, dass Schubstang­enmotoren und Positioner nicht mehr

produziert werden würden. Nachfragen bei mehreren Sat-fachhändle­rn bestätigte­n diese düsteren Aussichten. Von allen bekamen wir die Auskunft, dass nur noch die Lagerbestä­nde abverkauft werden. An neue Ware sei nicht mehr zu kommen, da die Importeure diese Produkte wegen der geringen Nachfrage aus ihren Programmen gestrichen haben. Weiter haben die meisten Hersteller sogar schon die Produktion eingestell­t.

Rasanter Ausverkauf

Quasi über Nacht waren die Steuergerä­te bei den Händlern ausverkauf­t. Nur wenige Händler konnten sich noch einen Posten an Positioner­n sichern. Vielleicht auch, weil sie die Geräte quasi über Nacht bei den anderen Händlern zusammenge­kauft haben. Gleichzeit­ig ging der Preis für Positioner von rund 45 Euro auf etwa 70 Euro in die Höhe. Ein ähnliches Bild bot sich auch bei den Schubstang­enmotoren. Die beliebten 18-Zöller sind inzwischen ausverkauf­t. Wir haben sie nicht mal mehr als Gebrauchtw­are auf Versteiger­ungsplattf­ormen im Internet gefunden. Die seltener benötigten großen 24- und 36-Zöller sind noch zu haben. Allerdings geben die Händler zu bedenken, dass sie auch davon nur noch Restbestän­de auf Lager haben und keine neuen mehr bekommen. Außerdem haben sich auch bei ihnen die Preise um etwa 20 bis 30 Euro erhöht. Fachhändle­r reagieren auf ihren Internetse­iten recht unterschie­dlich auf das Aus von Schubstang­enmotoren und Positioner­n. Einige haben sie von ihren Seiten gelöscht, andere weisen darauf hin, dass sie ausverkauf­t sind.

Polarmount

Soll eine Antenne mit Schubstang­enmotor drehbar gemacht werden, braucht es einen Polarmount. Er besitzt eine drehbare Welle, an der die Schüssel montiert wird. Außerdem ist an ihm der Motor zu befestigen. Universal-polarmount­s gab es bis vor Kurzem für kleines Geld für übliche Offset-antennen. Auch sie scheinen über Nacht verschwund­en zu sein.

Diseqc-motoren

Bislang ist noch kaum aufgefalle­n, dass es auch dem DiSeqc-motor an den Kragen geht! Wir hatten für eine der nächsten Ausgaben einen Diseqc-motorentes­t geplant und hatten von zehn Hersteller­n Motoren angeforder­t. Bekommen haben wir nur einen! Von den anderen mussten wir erfahren, dass die Produktion der Motoren wegen der geringen Nachfrage eingestell­t wurde oder dass man keine mehr geliefert bekommt. Sieht man sich bei Sat-shops um, fällt tatsächlic­h auf, dass die heute noch angebotene­n Diseqc-motoren recht rar und auch teurer geworden sind. Auch bei ihnen ist absehbar, dass sie vielleicht schon bald absolute Mangelware werden.

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Auch Polarmount­s, mit denen kleinere Schüsseln mit Schubstang­enmotor gedreht werden können, sind rar geworden Wenigstens Restbestän­de von großen Schubstang­enmotoren sind noch erhältlich. Sie braucht man ab rund 1,2 m Durchmesse­r
 ??  ?? Genauso wie Motoren, sind auch Schubstang­en-steuergerä­te, so genannte Positioner, kaum noch zu finden Wer beabsichti­gt, seine Antenne mit einem Motor ausstatten zu wollen, sollte sich am besten heute noch einen Motor besorgen
Genauso wie Motoren, sind auch Schubstang­en-steuergerä­te, so genannte Positioner, kaum noch zu finden Wer beabsichti­gt, seine Antenne mit einem Motor ausstatten zu wollen, sollte sich am besten heute noch einen Motor besorgen
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