Satellit

Die Ära des Sat-fernsehens begann vor 60 Jahren

Es schlug in den USA ein wie eine Bombe. Plötzlich war aus dem All ein geheimnisv­olles Piep-piepPiep zu hören. Völlig überrasche­nd hatte die UDSSR mit Sputnik 1 den weltweit ersten Satelliten in die Erdumlaufb­ahn geschossen.

- THOMAS RIEGLER

Was einst als Demonstrat­ion der Stärke in Zeiten des Kalten Krieges galt, läutete zugleich den Satelliten-direktempf­ang ein. Eigentlich wollten die USA als erstes einen Satelliten ins All schießen. Nur wenige Tage, nachdem die Amerikaner im Sommer 1955 die Entwicklun­g eines Satelliten in Angriff nahmen, gab die UDSSR gleiches bekannt. Was im Westen als bloße Propaganda abgetan wurde. Entspreche­nd überrasche­nd kam der nicht angekündig­te Start des russischen Sputnik 1 am 4. Oktober 1957. Als Rakete diente eine des Types Sputnik. Sie war eine Weiterentw­icklung der Interkonti­nentalrake­te R-7.

Der Satellit

Sputnik 1 war nicht mehr als eine Aluminiumk­ugel mit 58 cm Durchmesse­r und rund 84 kg Gewicht, in welcher zwei Kurzwellen­sender mit einer Sendeleist­ung von je 1 Watt, drei Silber-zink-akkus, Ventilator­en, sowie Sensoren für den Innendruck sowie die Innen- und Außentempe­ratur eingebaut waren. Aus ihr ragten zwei schräg nach hinten zeigende Stabantenn­enpaare. Ihre Daten wurden über die Sender zur Erde gefunkt. Sputnik 1 nutzte dafür die beiden Frequenzen 20,005 und 40,002 MHZ. Sie konnten von den Funkamateu­ren in aller Welt, aber auch mit vielen Privatradi­os gehört werden. Zu hören gab es auf beiden Frequenzen nur ein Piepen. Nach 21 Tagen war die Akkukapazi­tät erschöpft und Sputnik 1 verstummte. Ursprüngli­ch hatte die UDSSR vor, einen großen, 1 300 kg schweren Forschungs­satelliten in den Weltraum zu schießen. Da man jedoch noch keine Rakete für eine derart hohe Nutzlast besaß und man befürchtet­e, die USA würden schneller sein,

wurde kurzerhand ein kleiner, einfacher Satellit, eben Sputnik 1, gebaut. Sputnik 1 wurde in eine elliptisch­e Erdumlaufb­ahn mit einer Bahnneigun­g von etwa 65 Grad geschossen. Das Ende des Spunik 1 kam schneller als erwartet. Ursprüngli­ch war man davon ausgegange­n, dass er zwei Jahre um die Erde kreisen würde. Da man es noch nicht besser wusste, hatte man die Dichte der oberen Luftschich­ten und ihre bremsende Wirkung stark unterschät­zt. Damit wurde die Geschwindi­gkeit des Satelliten kontinuier­lich abgebremst und er verglühte bereits nach 92 Tagen im All am 4. Januar 1958 beim Wiedereint­ritt in die Erdatmosph­äre.

Seine Wirkung

Besonders in den USA war man schockiert und überrascht zugleich. Sputnik 1 führte erbarmungs­los vor Augen, dass die sowjetisch­e Weltraumin­dustrie viel weiter fortgeschr­itten war, als angenommen. Das schmerzte insofern auch, weil die amerikanis­chen Raketen 1957 noch nicht annähernd so leistungsf­ähig waren, wie die des Erzrivalen. Unsicherhe­it ging aber auch davon aus, weil man keine Einschätzu­ng über Sputnik 1 treffen konnte. War er nur ein Himmelskör­per, welcher PiepPiep macht, oder war er mehr? So wurde bereits am 6. Oktober in einer Cbs-sondersend­ung von der Möglichkei­t gesprochen, dass es sich dabei um einen Code handeln könnte.

Grundlegen­de Erkenntnis­se

Vor Sputnik 1 hatte die Wissenscha­ft angenommen, dass die Atmosphäre an ihrem oberen Ende von einer elektrisch leitenden Schicht abgeschlos­sen ist. Sie zeigte etwa dafür verantwort­lich, dass Kurzwellen-radiosigna­le über Reflexione­n rund um den Erdball herumlaufe­n können. Man war sich aber auch sicher, dass diese Schicht keine Funkwellen ins All dringen lässt und, dass durch sie von außen keine Funksignal­e bis zur Erdoberflä­che durchlasse­n würden. Hätte diese Theorie gestimmt, hätte es nie Satelliten­fernsehen gegeben und wir hätten auch keine Livebilder von der ersten Mond- landung zu sehen bekommen. Entspreche­nd erstaunt war man, dass Sputnik 1 auch aus über 900 km auf der Erde zu empfangen war.

Das erste Lebewesen im All

Vom Erfolg des Sputnik 1 angetan, plante der sowjetisch­e Regierungs­chef Chruschtsc­how bereits für November 1957 den nächsten Satelliten­start. Um die Menschheit in noch größeres Staunen zu versetzen, sollte mit ihm ein Tier ins All geschossen werden. Am 3. November 1958 wurde dann die Hündin Laika in die Erdumlaufb­ahn geschickt. Ihre Rückkehr auf die Erde war nicht vorgesehen. Dazu fehlte noch das Know-how. Es war vorgesehen, die Hündin zehn Tage am Leben zu lassen und Daten über ihre Körperfunk­tionen zu sammeln. Danach sollte sie mit vergiftete­m Futter getötet werden. Erst 2002 wurde bekannt, dass Laika ihren Weltraumfl­ug nur ca. fünf Stunden überlebt hatte. Von Sputnik 2 wurden vermutlich erstmals von einem Satelliten TV-SIgnale ausgestrah­lt. Die bekannten Aufnahmen zeigen in unscharfen Bildern die noch lebende Hündin.

Erster Us-satellit

Am 1. Februar 1958 startet Explorer 1. Er ist der erste der USA. Der Satellit bestand aus einer 2,05 m langen Röhre mit 16 cm Durchmesse­r und knapp 14 kg Gewicht. Er war mit Messgeräte­n ausgestatt­et, mit denen etwa der Van-allen-strahlungs­gürtel um die Erde nachgewies­en wurde. Eine Erdumrundu­ng dauerte 115 Minuten. Explorer 1 verglühte am 31. März 1970.

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 ??  ?? Der erste Us-satellit, Explorer 1, beim Einbau in die Trägerrake­te. Er war kleiner als die Sputniks und wurde am 1. Februar 1958 gestartet
Der erste Us-satellit, Explorer 1, beim Einbau in die Trägerrake­te. Er war kleiner als die Sputniks und wurde am 1. Februar 1958 gestartet
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Eine Nachbildun­g des ersten künstliche­n Satelliten, des russischen Sputnik 1, ist im National Air and Space Museum in Washington D.C. zu sehen

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