Die Ära des Sat-fernsehens begann vor 60 Jahren
Es schlug in den USA ein wie eine Bombe. Plötzlich war aus dem All ein geheimnisvolles Piep-piepPiep zu hören. Völlig überraschend hatte die UDSSR mit Sputnik 1 den weltweit ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn geschossen.
Was einst als Demonstration der Stärke in Zeiten des Kalten Krieges galt, läutete zugleich den Satelliten-direktempfang ein. Eigentlich wollten die USA als erstes einen Satelliten ins All schießen. Nur wenige Tage, nachdem die Amerikaner im Sommer 1955 die Entwicklung eines Satelliten in Angriff nahmen, gab die UDSSR gleiches bekannt. Was im Westen als bloße Propaganda abgetan wurde. Entsprechend überraschend kam der nicht angekündigte Start des russischen Sputnik 1 am 4. Oktober 1957. Als Rakete diente eine des Types Sputnik. Sie war eine Weiterentwicklung der Interkontinentalrakete R-7.
Der Satellit
Sputnik 1 war nicht mehr als eine Aluminiumkugel mit 58 cm Durchmesser und rund 84 kg Gewicht, in welcher zwei Kurzwellensender mit einer Sendeleistung von je 1 Watt, drei Silber-zink-akkus, Ventilatoren, sowie Sensoren für den Innendruck sowie die Innen- und Außentemperatur eingebaut waren. Aus ihr ragten zwei schräg nach hinten zeigende Stabantennenpaare. Ihre Daten wurden über die Sender zur Erde gefunkt. Sputnik 1 nutzte dafür die beiden Frequenzen 20,005 und 40,002 MHZ. Sie konnten von den Funkamateuren in aller Welt, aber auch mit vielen Privatradios gehört werden. Zu hören gab es auf beiden Frequenzen nur ein Piepen. Nach 21 Tagen war die Akkukapazität erschöpft und Sputnik 1 verstummte. Ursprünglich hatte die UDSSR vor, einen großen, 1 300 kg schweren Forschungssatelliten in den Weltraum zu schießen. Da man jedoch noch keine Rakete für eine derart hohe Nutzlast besaß und man befürchtete, die USA würden schneller sein,
wurde kurzerhand ein kleiner, einfacher Satellit, eben Sputnik 1, gebaut. Sputnik 1 wurde in eine elliptische Erdumlaufbahn mit einer Bahnneigung von etwa 65 Grad geschossen. Das Ende des Spunik 1 kam schneller als erwartet. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass er zwei Jahre um die Erde kreisen würde. Da man es noch nicht besser wusste, hatte man die Dichte der oberen Luftschichten und ihre bremsende Wirkung stark unterschätzt. Damit wurde die Geschwindigkeit des Satelliten kontinuierlich abgebremst und er verglühte bereits nach 92 Tagen im All am 4. Januar 1958 beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Seine Wirkung
Besonders in den USA war man schockiert und überrascht zugleich. Sputnik 1 führte erbarmungslos vor Augen, dass die sowjetische Weltraumindustrie viel weiter fortgeschritten war, als angenommen. Das schmerzte insofern auch, weil die amerikanischen Raketen 1957 noch nicht annähernd so leistungsfähig waren, wie die des Erzrivalen. Unsicherheit ging aber auch davon aus, weil man keine Einschätzung über Sputnik 1 treffen konnte. War er nur ein Himmelskörper, welcher PiepPiep macht, oder war er mehr? So wurde bereits am 6. Oktober in einer Cbs-sondersendung von der Möglichkeit gesprochen, dass es sich dabei um einen Code handeln könnte.
Grundlegende Erkenntnisse
Vor Sputnik 1 hatte die Wissenschaft angenommen, dass die Atmosphäre an ihrem oberen Ende von einer elektrisch leitenden Schicht abgeschlossen ist. Sie zeigte etwa dafür verantwortlich, dass Kurzwellen-radiosignale über Reflexionen rund um den Erdball herumlaufen können. Man war sich aber auch sicher, dass diese Schicht keine Funkwellen ins All dringen lässt und, dass durch sie von außen keine Funksignale bis zur Erdoberfläche durchlassen würden. Hätte diese Theorie gestimmt, hätte es nie Satellitenfernsehen gegeben und wir hätten auch keine Livebilder von der ersten Mond- landung zu sehen bekommen. Entsprechend erstaunt war man, dass Sputnik 1 auch aus über 900 km auf der Erde zu empfangen war.
Das erste Lebewesen im All
Vom Erfolg des Sputnik 1 angetan, plante der sowjetische Regierungschef Chruschtschow bereits für November 1957 den nächsten Satellitenstart. Um die Menschheit in noch größeres Staunen zu versetzen, sollte mit ihm ein Tier ins All geschossen werden. Am 3. November 1958 wurde dann die Hündin Laika in die Erdumlaufbahn geschickt. Ihre Rückkehr auf die Erde war nicht vorgesehen. Dazu fehlte noch das Know-how. Es war vorgesehen, die Hündin zehn Tage am Leben zu lassen und Daten über ihre Körperfunktionen zu sammeln. Danach sollte sie mit vergiftetem Futter getötet werden. Erst 2002 wurde bekannt, dass Laika ihren Weltraumflug nur ca. fünf Stunden überlebt hatte. Von Sputnik 2 wurden vermutlich erstmals von einem Satelliten TV-SIgnale ausgestrahlt. Die bekannten Aufnahmen zeigen in unscharfen Bildern die noch lebende Hündin.
Erster Us-satellit
Am 1. Februar 1958 startet Explorer 1. Er ist der erste der USA. Der Satellit bestand aus einer 2,05 m langen Röhre mit 16 cm Durchmesser und knapp 14 kg Gewicht. Er war mit Messgeräten ausgestattet, mit denen etwa der Van-allen-strahlungsgürtel um die Erde nachgewiesen wurde. Eine Erdumrundung dauerte 115 Minuten. Explorer 1 verglühte am 31. März 1970.