Satellit

Drehanlage fit für den Winterempf­ang

Schubstang­enmotoren finden nach wie vor bei größeren Sat-anlagen Verwendung, drehen aber auch manche kleinere Schüssel. Schubstang­enmotoren gelten zwar allgemein als sehr zuverlässi­g, haben aber eine Schwäche. Sie mögen keine extreme Kälte.

- THOMAS RIEGLER

Besonders der letzte Winter sorgte deshalb bei Dxern für Unmut. Ihm lässt sich vorbeugen: Mit einer Motorheizu­ng.

Dauerfrost

Der letzte Winter war an unserem Osttiroler Standort außergewöh­nlich kalt. Über Wochen hinweg hatte es an die –16 Grad Celsius und noch weniger. Was sich schon bald als viel zu kalt für unseren Schubstang­enmotor herausstel­lte. Anstatt, dass wir am Positioner die Drehbewegu­ng anhand des sich ändernden Zählwerks verfolgen konnten, war auf seinem Display nur „Err2“zu lesen. Was auf einem Fehler am Motor hinwies. Nachdem wir ein defektes Reed-relais vermuteten, wurde der Motor

abgebaut und zur Reparatur in die Werkstatt gebracht. Nachdem wir das mit Eis überzogene Teil etwas akklimatis­ieren ließen, hatten wir es an ein Steuergerä­t angeschlos­sen und stellten fest, dass der Motor wieder einwandfre­i lief. Und zwar, bevor wir unsere Reparatur in Angriff nahmen! Also wurde er wieder im Freien montiert. Zunächst lief er auch, wie er sollte. Doch nach wenigen Stunden waren wir wieder mit Err2 konfrontie­rt.

Ursache erkennen

Der Schubstang­enmotor besteht aus viel, sich bewegender Mechanik und reichlich Schmiermit­tel. Dieses hat die Eigenschaf­t, dass es bei Kälte zäh wird und den Motor bremst. Außerdem kennt auch es einen Gefrierpun­kt, der in unserem Fall anscheinen­d spielend erreicht wurde. Fazit: War der Motor warm, funktionie­rte er. War er kalt, quittierte er den Dienst.

Versuch 1: Heizmatte

Also galt es, den Motor zu heizen. Zuerst dachten wir an eine Heizmatte, die wir um den Motor zu wickeln gedachten. Dazu wählten wir ein Modell aus der Gartentech­nik aus, das für den Einsatz in feuchter Umgebung geeignet war. Seine Daten: Größe: 25 × 15 cm; Heizleistu­ng: 10 Watt. Bereits der erste Versuch zeigte, dass Heizmatten für unser Vorhaben nicht geeignet waren. Einmal erwiesen sie sich als nicht annähernd so flexibel, wie wir uns das vorgestell­t hatten. Weiter reichte ihre Heizleistu­ng nicht annähernd. Im Freien konnten wir nicht einmal feststelle­n, ob sie sich überhaupt erwärmt. Womit der Versuch gescheiter­t war. Weiter zeigte sich, dass wir ohne ein zusätzlich­es Isoliergeh­äuse nicht auskommen würden.

Versuch 2: Heizkabel

Für unseren zweiten Versuch haben wir zu einem 2 m langen Heizkabel mit einer Heizleistu­ng von 30 Watt gegriffen. Heizkabel sind auch unter der Bezeichnun­g Dachrinnen­heizung bekannt. Eine solche haben wir bereits seit Jahren auf einem unserer Antennen als Reflektorh­eizung erfolgreic­h im Einsatz. Ihre Vorteile: Höhere Flexibilit­ät und für den Einsatz im Freien geeignet.

Gehäuse

Unsere Idee war, das Heizkabel einfach mehrmals in Schlaufen um den Motor zu wickeln und so für eine Erwärmung an allen Stellen zu sorgen, wo sie benötigt wurde. Zur Fixierung des Heizkabels sollte das noch anzufertig­ende Isoliergeh­äuse dienen. Für das Gehäuse haben wir zu einer 3 cm dicken Hartschaum­stoffplatt­e gegriffen. Sie lässt sich leicht bearbeiten, ist aber trotzdem stabil genug, um nicht gleich ihre Form zu verlieren. Aus ihr haben wir zwei 40 × 20 cm große Platten geschnitte­n, die die beiden Seitenwänd­e des Gehäuses bilden sollten. Weiter haben wir in doppelter Ausführung mehrere Rechtecke und ein Teil in L-form ausgeschni­tten. Sie bilden die Ober- und Unterseite und sorgen dafür, dass das Gehäuse eng am Motor anliegt. Mit einer Heißklebep­istole wurden die Teile so auf die Seitenplat­ten geklebt, dass sie zwei Halbschale­n ergaben, die von links und rechts auf den Motor zu stecken sind.

Heizungsei­nbau

Das Heizkabel wurde so oft um den Motor und die Spindel gewickelt, bis sein Ende erreicht wurde. Wobei darauf geachtet wurde, dass zwischen den Windungen stets etwas Freiraum blieb. Damit verteilt sich die von

der Heizung abgegebene Wärme gleichmäßi­g auf einen größeren Bereich des Motors. Nachdem das Heizkabel aufgewicke­lt wurde, haben wir es durch aufsetzen einer der beiden Gehäuse-halbschale­n fixiert. Immerhin bietet der Hartschaum­stoff gerade so viel Flexibilit­ät, dass er das Kabel auf das Motorgehäu­se presst. Womit es eng anliegt. Was auch so sein sollte. Vor aufsetzen der zweiten Gehäusesch­ale mussten noch zwei dünne Schlitze mit einem Messer geschnitte­n werden. Durch sie werden die Motor-steuerleit­ung und der Heizkabel-anschluss ins Freie geführt. Zuletzt haben wir das aufgesetzt­e Gehäuse mit Aluminium-klebeband umwickelt. Es hat sich bereits beim Einsatz im Sommer und Winter bewährt und sorgt für dauerhafte­n, sicheren Halt.

Kleine Details

Wir haben nicht das gesamte Heizkabel im Gehäuse untergebra­cht. Zu Kontrollzw­ecken haben wir die letzten 10 cm am vorderen Ende ins Freie schauen lassen. So können wir jederzeit gut kontrollie­ren, ob die Heizung läuft. Weiter befindet sich hier ein Thermofühl­er, der die Heizung nur aktiviert, wenn ihm kalt ist. Er hätte im wärmenden Gehäuse nichts verloren.

In der Praxis

Dass die Dachrinnen­heizung genügend Wärme im Freien entwickelt, lässt sich gut feststelle­n, indem wir ihr vorderes Ende berühren. Es wird angenehm warm und nicht heiß. Damit besteht auch keine Gefahr, dass Kunststoff­teile schmelzen könnten. Bei extremer Kälte sollte der Motor rund 45 Minuten vor dem ersten Dreheinsat­z aufgeheizt werden. So ist genügend Zeit, damit die Wärme durch das aufgeheizt­e Metallgehä­use in das Motorinner­e dringen kann. Danach lässt sich der Motor wie gewohnt drehen und dem Ansteuern verschiede­ner Satelliten­positionen steht nichts mehr im Wege. Wir haben bewusst darauf verzichtet, die Heizung dauerhaft laufen zu lassen. Da sie bei einer Temperatur von +3 Grad ein- und erst bei etwa +10 Grad wieder ausschalte­n würde, wäre sie wohl den ganzen Winter durchgelau­fen. Bei optimistis­ch angenommen­en 90 Wintertage­n würde die Heizung an die 65 kwh Strom verbrauche­n. Da wir die Heizung nur im Bedarfsfal­l einsetzen, vermeiden wir zudem eine eventuell auftretend­e Überhitzun­g von Motorkompo­nenten. Damit nehmen wir aber auch in Kauf, dass das Drehvergnü­gen zeitlich begrenzt ist. Bei Temperatur­en unter –10 Grad kann man davon ausgehen, dass der Motor nach 45-minütiger Erwärmung etwa 60 bis 90 Minuten gedreht werden kann. Ist längerer Einsatz gewünscht, braucht man die Heizung währenddes­sen nur an zu lassen.

Kosten

Eine einfache Motorheizu­ng lässt sich mit wenig Geld realisiere­n. Uns hat sie nur an die 30 Euro gekostet. Das Gehäuse haben wir aus vorhandene­n Schaumstof­fplatten-resten gebaut.

Demontage?

Die Heizung ist in wenigen Minuten vom Motor entfernt und genauso schnell auch wieder angebracht. Wir sehen übrigens keine Notwendigk­eit, sie im Sommerhalb­jahr zu entfernen. Ihr Gehäuse kann sogar dazu beitragen, dass es der Motor etwas kühler hat. Anderersei­ts geben wir zu bedenken, dass er mit aufgesetzt­em Gehäuse die bei häufigem Dreheinsat­z in ihm entstehend­e Wärme nicht so gut an die Umgebung abgeben kann.

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