Drehanlage fit für den Winterempfang
Schubstangenmotoren finden nach wie vor bei größeren Sat-anlagen Verwendung, drehen aber auch manche kleinere Schüssel. Schubstangenmotoren gelten zwar allgemein als sehr zuverlässig, haben aber eine Schwäche. Sie mögen keine extreme Kälte.
Besonders der letzte Winter sorgte deshalb bei Dxern für Unmut. Ihm lässt sich vorbeugen: Mit einer Motorheizung.
Dauerfrost
Der letzte Winter war an unserem Osttiroler Standort außergewöhnlich kalt. Über Wochen hinweg hatte es an die –16 Grad Celsius und noch weniger. Was sich schon bald als viel zu kalt für unseren Schubstangenmotor herausstellte. Anstatt, dass wir am Positioner die Drehbewegung anhand des sich ändernden Zählwerks verfolgen konnten, war auf seinem Display nur „Err2“zu lesen. Was auf einem Fehler am Motor hinwies. Nachdem wir ein defektes Reed-relais vermuteten, wurde der Motor
abgebaut und zur Reparatur in die Werkstatt gebracht. Nachdem wir das mit Eis überzogene Teil etwas akklimatisieren ließen, hatten wir es an ein Steuergerät angeschlossen und stellten fest, dass der Motor wieder einwandfrei lief. Und zwar, bevor wir unsere Reparatur in Angriff nahmen! Also wurde er wieder im Freien montiert. Zunächst lief er auch, wie er sollte. Doch nach wenigen Stunden waren wir wieder mit Err2 konfrontiert.
Ursache erkennen
Der Schubstangenmotor besteht aus viel, sich bewegender Mechanik und reichlich Schmiermittel. Dieses hat die Eigenschaft, dass es bei Kälte zäh wird und den Motor bremst. Außerdem kennt auch es einen Gefrierpunkt, der in unserem Fall anscheinend spielend erreicht wurde. Fazit: War der Motor warm, funktionierte er. War er kalt, quittierte er den Dienst.
Versuch 1: Heizmatte
Also galt es, den Motor zu heizen. Zuerst dachten wir an eine Heizmatte, die wir um den Motor zu wickeln gedachten. Dazu wählten wir ein Modell aus der Gartentechnik aus, das für den Einsatz in feuchter Umgebung geeignet war. Seine Daten: Größe: 25 × 15 cm; Heizleistung: 10 Watt. Bereits der erste Versuch zeigte, dass Heizmatten für unser Vorhaben nicht geeignet waren. Einmal erwiesen sie sich als nicht annähernd so flexibel, wie wir uns das vorgestellt hatten. Weiter reichte ihre Heizleistung nicht annähernd. Im Freien konnten wir nicht einmal feststellen, ob sie sich überhaupt erwärmt. Womit der Versuch gescheitert war. Weiter zeigte sich, dass wir ohne ein zusätzliches Isoliergehäuse nicht auskommen würden.
Versuch 2: Heizkabel
Für unseren zweiten Versuch haben wir zu einem 2 m langen Heizkabel mit einer Heizleistung von 30 Watt gegriffen. Heizkabel sind auch unter der Bezeichnung Dachrinnenheizung bekannt. Eine solche haben wir bereits seit Jahren auf einem unserer Antennen als Reflektorheizung erfolgreich im Einsatz. Ihre Vorteile: Höhere Flexibilität und für den Einsatz im Freien geeignet.
Gehäuse
Unsere Idee war, das Heizkabel einfach mehrmals in Schlaufen um den Motor zu wickeln und so für eine Erwärmung an allen Stellen zu sorgen, wo sie benötigt wurde. Zur Fixierung des Heizkabels sollte das noch anzufertigende Isoliergehäuse dienen. Für das Gehäuse haben wir zu einer 3 cm dicken Hartschaumstoffplatte gegriffen. Sie lässt sich leicht bearbeiten, ist aber trotzdem stabil genug, um nicht gleich ihre Form zu verlieren. Aus ihr haben wir zwei 40 × 20 cm große Platten geschnitten, die die beiden Seitenwände des Gehäuses bilden sollten. Weiter haben wir in doppelter Ausführung mehrere Rechtecke und ein Teil in L-form ausgeschnitten. Sie bilden die Ober- und Unterseite und sorgen dafür, dass das Gehäuse eng am Motor anliegt. Mit einer Heißklebepistole wurden die Teile so auf die Seitenplatten geklebt, dass sie zwei Halbschalen ergaben, die von links und rechts auf den Motor zu stecken sind.
Heizungseinbau
Das Heizkabel wurde so oft um den Motor und die Spindel gewickelt, bis sein Ende erreicht wurde. Wobei darauf geachtet wurde, dass zwischen den Windungen stets etwas Freiraum blieb. Damit verteilt sich die von
der Heizung abgegebene Wärme gleichmäßig auf einen größeren Bereich des Motors. Nachdem das Heizkabel aufgewickelt wurde, haben wir es durch aufsetzen einer der beiden Gehäuse-halbschalen fixiert. Immerhin bietet der Hartschaumstoff gerade so viel Flexibilität, dass er das Kabel auf das Motorgehäuse presst. Womit es eng anliegt. Was auch so sein sollte. Vor aufsetzen der zweiten Gehäuseschale mussten noch zwei dünne Schlitze mit einem Messer geschnitten werden. Durch sie werden die Motor-steuerleitung und der Heizkabel-anschluss ins Freie geführt. Zuletzt haben wir das aufgesetzte Gehäuse mit Aluminium-klebeband umwickelt. Es hat sich bereits beim Einsatz im Sommer und Winter bewährt und sorgt für dauerhaften, sicheren Halt.
Kleine Details
Wir haben nicht das gesamte Heizkabel im Gehäuse untergebracht. Zu Kontrollzwecken haben wir die letzten 10 cm am vorderen Ende ins Freie schauen lassen. So können wir jederzeit gut kontrollieren, ob die Heizung läuft. Weiter befindet sich hier ein Thermofühler, der die Heizung nur aktiviert, wenn ihm kalt ist. Er hätte im wärmenden Gehäuse nichts verloren.
In der Praxis
Dass die Dachrinnenheizung genügend Wärme im Freien entwickelt, lässt sich gut feststellen, indem wir ihr vorderes Ende berühren. Es wird angenehm warm und nicht heiß. Damit besteht auch keine Gefahr, dass Kunststoffteile schmelzen könnten. Bei extremer Kälte sollte der Motor rund 45 Minuten vor dem ersten Dreheinsatz aufgeheizt werden. So ist genügend Zeit, damit die Wärme durch das aufgeheizte Metallgehäuse in das Motorinnere dringen kann. Danach lässt sich der Motor wie gewohnt drehen und dem Ansteuern verschiedener Satellitenpositionen steht nichts mehr im Wege. Wir haben bewusst darauf verzichtet, die Heizung dauerhaft laufen zu lassen. Da sie bei einer Temperatur von +3 Grad ein- und erst bei etwa +10 Grad wieder ausschalten würde, wäre sie wohl den ganzen Winter durchgelaufen. Bei optimistisch angenommenen 90 Wintertagen würde die Heizung an die 65 kwh Strom verbrauchen. Da wir die Heizung nur im Bedarfsfall einsetzen, vermeiden wir zudem eine eventuell auftretende Überhitzung von Motorkomponenten. Damit nehmen wir aber auch in Kauf, dass das Drehvergnügen zeitlich begrenzt ist. Bei Temperaturen unter –10 Grad kann man davon ausgehen, dass der Motor nach 45-minütiger Erwärmung etwa 60 bis 90 Minuten gedreht werden kann. Ist längerer Einsatz gewünscht, braucht man die Heizung währenddessen nur an zu lassen.
Kosten
Eine einfache Motorheizung lässt sich mit wenig Geld realisieren. Uns hat sie nur an die 30 Euro gekostet. Das Gehäuse haben wir aus vorhandenen Schaumstoffplatten-resten gebaut.
Demontage?
Die Heizung ist in wenigen Minuten vom Motor entfernt und genauso schnell auch wieder angebracht. Wir sehen übrigens keine Notwendigkeit, sie im Sommerhalbjahr zu entfernen. Ihr Gehäuse kann sogar dazu beitragen, dass es der Motor etwas kühler hat. Andererseits geben wir zu bedenken, dass er mit aufgesetztem Gehäuse die bei häufigem Dreheinsatz in ihm entstehende Wärme nicht so gut an die Umgebung abgeben kann.