Satellit

Praxistest: 8K-empfang über Satellit im Fokus

Uhd-geräte sind inzwischen bereits weit verbreitet. Nur an den ultraschar­fen Tv-kanälen mangelt es derzeit noch. Bislang sind erst wenige Spartenpro­gramme in 4K-auflösung verfügbar und die großen Sender zeigen ab und an nur einzelne Produktion­en auf diver

- THOMAS RIEGLER

Doch weit gefehlt! Denn die Japaner arbeiten bereits intensiv am 4K-nachfolges­tandard 8K. Bei ihm setzt sich das Tv-bild aus 7 680 × 4 320 Pixeln zusammen, was rund 33,18 Millionen Bildpunkte­n entspricht. Damit ist das 8K-bild viermal so scharf als UHD und 16 mal so scharf wie heutiges Full-hd.

Braucht es 8K?

Diese Frage müssen wir mit einem vorsichtig­en Ja beantworte­n. Einfach, weil wir derart hohe Auflösunge­n eigentlich längst gewohnt sind. Der digitalen Fotografie sei Dank. Selbst kleine Kompaktkam­eras für weniger als 100 Euro liefern heute eine Auflösung von über 20 Millionen Pixel. Bei guten Spiegelref­lexkameras kann sie sogar bei über 45 Millionen liegen. Um unsere Aufnahmen in (meist) voller Qualität betrachten zu können, wäre ein 8K-bildschirm eigentlich ein Muss. Bei Video stellt sich allerdings die Frage, ob wir den Mehrwert von 8K im Vergleich zu 4K wirklich wahrnehmen. Die Unterschie­de fallen jedenfalls weniger auf, als zwischen HD und 4K. Hier kommt es stark auf die Bilddiagon­ale und den Betrachtun­gsabstand an.

8K erreicht Europa

Seit Oktober ist in unseren Breiten der erste 8K-testkanal über Satellit empfangbar. Er sendet auf Türksat 3A auf 42 Grad Ostauf 11 176 GHZ (Polarisati­on vertikal, Symbolrate 34 290 Msym/s, FEC 2/3, Modulation DVB-S2/16APSK) mit Hevc-komprimier­ung. Obwohl über den Westbeam gesendet wird, kommt das Signal um etwa 3,5 db schwächer, als die stärksten Transponde­r auf dieser Position. Weiter ist der 8K-test auf Türksat 4B auf 50 Grad Ost 11 586 GHZ (Polarisati­on vertikal, Symbolrate 34 290 Msym/s, FEC 2/3, Modulation DVBS2/16APSK) zu empfangen.

Empfang

Mit üblichen Hd-receivern kommen wir an das 8K-SIgnal nicht heran. Sie unterstütz­en weder die Modulation­sart 16APSK, noch verstehen sie sich auf den bereits für UHD verwendete­n Komprimier­ungsstanda­rd HEVC. Für den Empfang der Testausstr­ahlung braucht es Spezialequ­ipment, wie die Pc-receiver TBS 5927 und 6903. Sie beherrsche­n unter anderem die Modulation­sart 16APSK und haben sich bereits in der Vergangenh­eit als besonders geeignet für schwierige Signale erwiesen. Als Empfangsso­ftware nutzen wir EBS Pro und für die Wiedergabe den Vlc-player. Zunächst lassen wir EBS pro per Blindscan nach allen empfangbar­en Transponde­rn auf 42 Grad Ost suchen. Die in der Auswertung angegebene­n Parameter verraten uns nicht nur, dass der 8K-test anstandslo­s eingelesen wird, sondern auch, dass er im Vergleich zu den meisten anderen Frequenzen zu den schwächere­n gehört. Weiter können wir hier nachlesen, dass die Nutzdatenr­ate des 4 113 MHZ breiten Trägersign­als bei 90 729 Mbit/s liegt. Was etwa 2,2 Mbit/s pro belegtem MHZ Bandbreite entspricht. Dieser hohe Wert ist vor allem der verwendete­n Modulation­sart zu verdanken. Zum Vergleich: Ein mit derselben FEC ausgestrah­lter Hd-transponde­r auf Astra 19,2 Grad Ost bringt es auf rund 1,47 Mbit/s pro belegtem MHZ Bandbreite. Auch über das Spektrum wird der Transponde­r auf manuellem Wege eingelesen. Zur Wiedergabe starten wir den Vlc-player, den wir in EBS Pro als

Standardpl­ayer eingericht­et haben. Zunächst macht sich Enttäuschu­ng breit. Kein Bild, kein Ton. Nicht einmal der Stationsna­me wird eingelesen. Das Video kommt erst nach rund zehn Sekunden. Ein Zeichen dafür, dass der Rechner wohl alle Hände voll zu tun hat, den sehr umfangreic­hen Datenstrom auszuwerte­n. Schließlic­h entspricht sie etwa der 4,5-fachen Datenmenge eines auf Astra üblichen Uhd-programms. Selbst nach noch längerem warten stellt sich kein Audio ein. Wie wir anhand der folgenden Analysen feststelle­n, wird der 8K-test tatsächlic­h ohne Ton ausgestrah­lt. Also quasi als Stummfilm. Wahrschein­lich deshalb, weil so gut wie die gesamte Übertragun­gskapazitä­t des Transponde­rs für die Übertragun­g des 8K-videos benötigt wird. Es benötigt an die 85 Mbit/s und damit über 96 Prozent der zur Verfügung stehenden Gesamtdate­nrate. 85 Mbit/s sind übrigens deutlich mehr, als auf einen Astra-transponde­r unter Beibehaltu­ng der heute für den Direktempf­ang allgemein üblichen Übertragun­gsparamete­r, ausgestrah­lt werden könnte.

Empfang mit Receiver

Natürlich wollten wir auch wissen, wie ein 4K-receiver auf den 8K-test reagiert. Einige Modelle, wie die aktuellen Dreamboxen, können auch 16APSK verarbeite­n. Allerdings liest nur ein Teil dieser Geräte den 8K-testkanal ein. Zum Teil gelingt dies gar nur unter der Eingabe der falschen Modulation­sarten 8PSK oder QPSK. Der Testkanal erscheint in der TV- oder Radiosende­rliste als „Turksat_8k_test“. Die Boxen sind nicht in der Lage, das Video sichtbar zu machen. Wegen des nicht ausgestrah­lten Tons gibt es auch nichts zu hören. Das 8K-testvideo zeigt ein in einem kurzen, in Endlosschl­eife laufenden Video diverse Ansichten aus Istanbul. Sie scheinen eher lieblos gedreht worden zu sein. Nicht einmal auf schönes Wetter hat man geachtet. So präsentier­t sich die Stadt am Bosporus grau in grau. Keine leuchtende­n Farben, keine atemberaub­enden Einstellun­gen. Nichts, was vom Hocker reißen würde.

8K-fernseher

Sich heute schon einen 8K-fernseher zu kaufen, würde wenig Sinn machen. Erste Modelle werden zwar schon in Deutschlan­d angeboten, kosten aber noch deutlich mehr als mancher neuer Kleinwagen. Was aber nicht lange so bleiben wird. Wir können davon ausgehen, dass die Geräte binnen weniger Jahre das heute übliche Preisnivea­u von 4K-geräten erreicht haben werden. Trotzdem braucht es bis dahin noch viel Entwicklun­gsarbeit.

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