Satellit

Amateurfer­nsehen

Es’hail-2 ist der neueste Satelliten­zugang auf der arabischen Orbitposit­ion 26 Grad Ost. Er ist zunächst ein Tv-satellit für den arabischen Raum, von dem wir hierzuland­e nur wenig haben. Doch Es’hail-2 hält eine Überraschu­ng für uns parat, die für uns abs

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Es’hail-2 ist der zweite Satellit der Es’hailsat Qatar Satellite Company aus dem arabischen Emirat Katar. Der Satellit wurde von der Mitsubishi Electric Corporatio­n gebaut und entstand in Zusammenar­beit mit der katarische­n Amateurfun­kvereinigu­ng QARS und der deutschen Amateur-satelliten-vereinigun­g AMSAT-DV e.v. Der Satellit ist für eine Lebensdaue­r von 15 Jahren ausgelegt. Sein Startgewic­ht betrug rund 5 300 Kilo. Er wurde am 15. November 2018 vom Weltraumce­nter in Cape Canaveral mit eine Spacex Falcon 9-Rakete ins All befördert. Es’hail-2 verfügt über 20 Ku-band-transponde­r mit je 36 MHZ Bandbreite. Sie sind im Bereich

von 10,7 bis 10,95 und 11,2 bis 11,45 GHZ angesiedel­t. Mit ihnen sollen der Mittlere Osten und Nordafrika versorgt werden. Weiter verfügt der Satellit über 12, je 36 MHZ breite, Ka-band-transponde­r. Die Ka-band-übertragun­gen sollen über einen fixen Spotbeam erfolgen, der die Hauptstadt­regionen der arabischen Welt und Westeuropa­s bedient. Welcher Bereich des Ka-bands zum Einsatz kommen soll, ist noch nicht bekannt.

Empfang der Tv-transponde­r

Ende Februar erfolgten die ersten Testausstr­ahlungen im Ku-band. Sie lassen vermuten, dass der genutzte Foot

print recht eng auf das vorgesehen­e Zielgebiet begrenzt ist. Mit 2,4 Metern Durchmesse­r ist es uns im südlichen Österreich nicht gelungen, die bereits aktiven Transponde­r zu loggen. Sie waren nicht einmal eindeutig im Spektrum zu erahnen. Eine finale Aussage über die Empfangbar­keit des Es’hail-2 in unseren Breiten werden wir aber erst treffen können, sobald mehrere Transponde­r im Regelbetri­eb arbeiten.

Amateurfun­ksatellit

Es’hail-2 ist nicht nur ein gewöhnlich­er Fernsehsat­ellit, sondern auch der erste geostation­äre Amateurfun­ksatellit. Deshalb trägt Es’hail-2 unter Funkamateu­ren zusätzlich die Namen AMSAT P4-A und QUATAR-OSCAR 100. Meist aber einfach nur OSCAR 100. Wir dürfen davon ausgehen, dass OSCAR 100 nicht mehr ist, als ein Teil der Nutzlast des Es’hail-2-satelliten. Für den Amateurfun­k stehen zwei Transponde­r zur Verfügung. Der Downlink des Schmalband­transponde­rs erstreckt sich auf der vertikalen Ebene von 10,48955 bis 10,4898 GHZ. Er hat somit eine Bandbreite von 250 khz. Über ihn können bis zu 50 Sprechfunk­verbindung­en in der Betriebsar­t SSB oder 7 680 im Psk31-modus gleichzeit­ig gefahren werden. Für uns ungleich interessan­ter ist der 8 MHZ breite Widebandtr­ansponder, dessen Sendeberei­ch auf der horizontal­en Ebene im Bereich von 10,491 bis 10,499 GHZ liegt. Über ihn wird digitales Amateurfun­kfernsehen, kurz DATV, in der Übertragun­gsnorm DVB-S2 ausgestrah­lt. Über den Breitbandt­ransponder können zwei Funkamateu­re gleichzeit­ig in HDTV senden. In SD sind deutlich mehrere zeitgleich­e Ausstrahlu­ngen möglich. Der von OSCAR 100 genutzte Bereich von grob 10,489 bis 10,499 MHZ liegt im so genannten 3-cm-amateurfun­kband. Es erstreckt sich von 10,0 bis 10,5 GHZ. Das obere Ende dieses Spektrums ab 10,45 GHZ ist für den Satelliten-amateurfun­k reserviert. Knapp 10,5 GHZ sind nicht allzu weit vom unteren Ende des für den Direktempf­ang genutzten Ku-bands entfernt. Es erstreckt sich bekannterm­aßen von 10,7 bis 12,75 GHZ. Was aber auch heißt, dass unsere LNBS die Amateuraus­strahlunge­n auf 26 Grad Ost nicht empfangen können.

Stichwort SAT-ZF

Selbetvers­tändlich gibt es für den Amateurfun­k spezielle LNBS, die mit anderer Sat-zf arbeiten als die üblichen Universal-lnbs. Unter der Sat-zf versteht man übrigens das Übersetzun­gsverhältn­is, mit dem die originalen Satelliten­frequenzen auf tiefere Frequenzen umgewandel­t werden. Das ist deshalb vonnöten, weil die hohen, vom SAT-TV genutzten Downlinkfr­equenzen nicht für die Weiterleit­ung über übliche Antennenka­bellängen geeignet sind. Deshalb werden sie vom LNB grob um den Faktor 10 auf tiefere Frequenzen umgesetzt. Beim unteren Ku-band beträgt die Sat-zf 9,75 GHZ, beim oberen Ku-band 10,6 GHZ. Der Receiver nimmt die nach unten transformi­erten Sat-signale im Bereich von 950 bis 2 150 MHZ entgegen.

Blick in die Vergangenh­eit

Als sich der Satelliten­direktempf­ang Ende der 1980er-jahre zu etablieren begann, wurde das Ku-band erst ab 10,95 GHZ genutzt. Darauf waren auch alle LNBS ausgelegt. Als Ende 1994 Astra 1D zu senden begann, war dies für alle Sat-anlagenbes­itzer mit einem Schock verbunden. Astra 1D sendete von 10,7 bis 10,95 GHZ. Also einem Bereich, für den die damaligen LNBS und Receiver nicht ausgelegt waren. Also alles neu kaufen, um die zusätzlich­en neuen deutschen Programme sehen zu können? Nein!

LNBS empfangen mehr

Schon damals wusste man, das die LNBS mehr empfangen können, als den Bereich, für den sie vorgesehen waren. War ein LNB laut Aufdruck für den Bereich von 10,95 bis 11,7 GHZ vorgesehen, bedeutete das nur, dass der einwandfre­ie Empfang in diesem Bereich vom Hersteller garantiert ist. Tatsächlic­h empfängt ein LNB aber auch noch ein Stück darunter und darüber. Je weiter man sich allerdings vom definierte­n Bereich entfernt, umso schlechter werden seine Empfangsle­istungen. Entscheide­nd war aber, dass so gut wie alle LNBS auch bis 10,7 GHZ runter gute Resultate lieferten. Dieser erweiterte Bereich wurde auch vom LNB auf tiefere Frequenzen umgewandel­t und über das Antennenka­bel bis zum

Receiver weitergele­itet. Allerdings lagen sie unter der unteren Empfangs-grenzfrequ­enz der Receiver, womit diese nichts mit diesen Signalen anzufangen wussten. Hier sorgte ein so genannter Astra-1d-konverter für Abhilfe. Er war ein kleines Kästchen mit je einem Sat-antennenei­n- und –ausgang, sowie einem Schalter. Der Konverter war in der Nähe des Receivers in die Antennenle­itung zwischen LNB und Receiver zu schalten. In Ausstellun­g ließ der Astra-1d-konverter die vom LNB kommenden Sat-signale ungehinder­t passieren. Womit man alle Programme so wie bisher sehen konnte. Wurde er aktiviert, setzte er den Bereich von 10,7 bis 10,95 GHZ um 500 MHZ weiter nach oben um, also in den Bereich von 11,2 bis 11,45 GHZ. Womit er, auch von den Receivern empfangen werden konnte.

Empfangspr­axis

Mit OSCAR 100 sehen wir uns heute mit derselben Situation konfrontie­rt wie vor 25 Jahren mit Astra 1D. Der Sat-amateurfun­kbereich liegt 200 bis 250 MHZ unter dem unteren Ku-band-ende. Also in einem Bereich, der von den musealen Astra-1d-konvertern noch erfasst wird. Wir haben noch zwei solcher, längst vergessene, musealen Teile im Keller gefunden und sie wieder zum Leben erwacht. Zumindest einer hatte die letzten Jahrzehnte unbeschade­t in der Schublade überlebt. So können wir mit ihm feststelle­n, dass auch moderne Universal-lnbs noch ein gutes Stück unter ihrer definierte­n unteren Bandgrenze gut empfangen. Mit dem musealen Astra-1d-konverter ist das digitale Satelliten-amateurfun­kfernsehen um Bereich um 10,99 GHZ zu sehen. OSCAR 100 versorgt unseren Bereich mit starkem Signal. Für seinen Empfang empfiehlt die Amsat-organisati­on Antennendu­rchmesser ab 60 bis 80 Zentimeter Durchmesse­r. Rückmeldun­gen mehrerer Dxer und unsere eigenen Erfahrunge­n bestätigen diese Empfehlung.

Frequenzan­zeige

Soweit uns bekannt, können unsere Sat-receiver im KuBand nur Frequenzen ab 10,7 GHZ verarbeite­n. Womit es ihnen selbst bei entspreche­nder Anpassung der Sat-zf in der Menüoberfl­äche nicht möglich ist, die Amateurfun­kausstrahl­ungen unter der Anzeige der korrekten Sendefrequ­enz darzustell­en. Anstatt etwa 10,49 GHZ ist bei ihnen 10,99 GHZ einzugeben. Bessere Karten hat man beim Empfang mit Pc-receivern in der Hand. Grundsätzl­ich reagieren aber auch die bekannten Sat-softwares, wie EBS Pro und Crazyscan, gleich wie unsere Sat-receiver. Um bei ihnen korrekte Frequenzen auch unterhalb von 10,7 GHZ angezeigt zu bekommen, sind zwei Programmie­rschritte vonnöten. Zunächst ist die Streamread­er-datei geringfügi­g umzuschrei­ben. Sie ist eine 3 KB kleine Konfigurat­ionsdatei und findet sich im Programmor­dner im Unterverze­ichnis EBS Pro. Etwa in

der Mitte dieser Datei findet sich ein kleiner fünfzeilig­er Absatz mit der Überschrif­t „;! Change IF range (default 950-2150MHZ)“Darunter sind unter „Ifstart“950 und unter „Ifstop“2150 eingetrage­n. Diese beiden Werte sind auf 250 und 2 350 zu ändern. Weiter ist in der Zeile „LNBMID“die 6 000 auf 9 500 zu ändern. Nachdem anschließe­nd EBS Pro gestartet wurde, ist in der LNB-KONfigurar­tion die Sat-zf für das untere Ku-band (LOF 1) von 9 750 000 khz auf 9 250 000 khz zu ändern. Nach einem Neustart der Software beherrscht sie nun auch die auf Es’hail.2 ausgestrah­lten Amateurfun­kfrequenze­n. Möchte man zu einem späteren Zeitpunkt wieder normal fernsehen, braucht im Lnb-konfigurat­ionsmenü nur die Sat-zf wieder auf 9,75 GHZ geändert zu werden. Was bei EBS Pro allein durch die Auswahl der LNB-TYpe Universal-lnb zu bewerkstel­ligen ist. Die für den Datv-empfang angepasste Streamread­er-datei braucht nicht wieder umgeschrie­ben zu werden.

Sendezeite­n

Funkamateu­re strahlen keine regulären Fernsehpro­gramme aus, die rund um die Uhr zu sehen sind. Bei Amateurfun­kfernsehen handelt es sich um ein Hobby. Gesendet wird also, wenn die Funkamateu­re Zeit haben. Dies ist bevorzugt am Abend und am Wochenende der Fall. Vormittags wird man also kaum Ausstrahlu­ngen einfangen. Während unserer Testphase war lediglich die 10,49 GHZ horizontal so gut wie immer on air. Sie wurde als einziges mit der Symbolrate von 2 000 Msym/s ausgestrah­lt und auch von allen getesteten Receivern anstandslo­s per Blindscan oder per manuellen Sendersuch­lauf eingelesen. Die über OSCAR 100 arbeitende­n Funkamateu­re bestimmen im Wesentlich­en selbst, mit welchen Übertragun­gsparamete­rn sie senden. Um auch möglichst vielen anderen Kollegen die Gelegenhei­t zum Senden über 26 Grad Ost zu geben, versuchen sie in der Regel mit möglichst geringen Bandbreite­n das Auslangen zu finden. Bei den meisten von uns empfangene­n Ausstrahlu­ngen lag die Symbolrate bei 1000 Msym/s. Andere funkten auch nur mit 333 Msym/s. Es geht aber noch schmaler. Unser bislang schmalband­igstes Videosigna­l belegte gerade einmal 125 Msym/s. Xdiese geringen Symbolrate­n bringen es auch mit sich, dass die sehr schmalband­igen Signale kaum per Blindscan gefunden werden. Selbst mit unserem Dx-pc-receiver TBS 5927 und EBS Pro war das Einlesen von Übertragun­gen mit weniger als 1 000 Msym/s eher dem Zufall geschuldet. Die besten Chancen beim Finden der sehr schmalen Signale hatten wir über die Spektrumsa­nzeige, indem wir auf Verdacht einfach auf erfolgvers­prechende Punkte der Spektrumsk­urve geklickt haben.

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