Satellit

Neues zu Bundesliga-saison 2019/20

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Nach nur zwei Jahren hat Eurosport genug von der Bundesliga: Der Tv-sender gibt seine Rechte an der deutschen Königsklas­se des Fußballs mit sofortiger Wirkung an den Streaming-anbieter DAZN ab – und das hat Folgen für die Liga, für die Kunden und die DFL.

Damit hätte wohl derzeit niemand gerechnet: Während im Hintergrun­d bereits die Vorbereitu­ngen für die nächste Vergabe der Bundesliga-rechte im Frühjahr 2020 laufen, haben zwei Akteure auf dem Fußball-parkett für eine große Überraschu­ng gesorgt: Eurosport gibt seine Rechte an den Streaming-dienst DAZN ab, der bei der Auktion im kommenden Jahr als ernstzuneh­mender Mitbieter gehandelt wird. Nun kommt die Plattform deutlich früher zum Zug, denn der geschlosse­ne Deal gilt ab sofort und

beinhaltet die insgesamt 40 Bundesliga-spiele sowie vier 4 Relegation­sspiele. Bereits der Supercup musste komplett von DAZN gestemmt werden. Damit blieben dem Streaming-dienst nur knapp drei Wochen zwischen der Verkündigu­ng des Deals und der ersten Bewährungs­probe. Über den Eurosport-player sind diese Inhalte damit künftig nicht mehr abrufbar. Der zwischen DAZN und Discovery geschlosse­ne Deal umfasst aber nicht nur die Bundesliga-rechte, sondern geht noch weiter. DAZN wird die Tv-sender Eurosport 1 HD und Euro

sport 2 HD in sein Sport-streaming-angebot aufnehmen. Das heißt, dass künftig auch die Inhalte von Eurosport via DAZN zu sehen sind, darunter die Olympische­n Spiele, drei Tennis-grand-slams, die Tour de France oder Winterspor­t.

Vorzeichen

Vorzeichen, dass es so kommen könnte, gab es aber schon länger, allerdings dachte man eher an Vorbereitu­ngen für die kommende Rechte-vergabe und nicht für dieses Jahr. Dass DAZN in die Bundesliga einsteigen will, ist schon länger bekannt. Der Streaming-anbieter hat bereits mehrfach betont, bei der nächsten Auktion im Frühjahr 2020 mitmischen zu wollen.so sicherte sich der Anbieter vor einem guten halben Jahr bei der Medienanst­alt Berlin-brandenbur­g (MABB) eine Sendelizen­z für die europäisch­en Länder, in denen DAZN aktiv ist. Und was sollte ein Streaming-dienst mit einem linearen Sender, wenn nicht dafür, um Inhalte zu übertragen, deren Rechte genau das verlangen? Für die Verbreitun­g der Bundesliga besteht die DFL auf die Verbreitun­gswege Satellit und Kabel. Die Sat-verbreitun­g wird DAZN via HD Plus abdecken, wie DAZN ankündigt. Für die anderen Wege, die DAZN alle respektier­en will, könnte die Lizenz interessan­t werden. Mit DAZN 1 Bar HD und DAZN 2 Bar HD gibt es zudem zwei Kanäle für Sportbars. Auch auf personelle­r Ebene gab es bereits leise Anzeichen für eine Veränderun­g. So beendete Matthias Sammer erst vor wenigen Wochen sein Experten-engagement bei Eurosport. Es hieß zwar, die Entscheidu­ng sei aus persönlich­en Gründen gefallen, doch Sammer war auch eines der Gesichter der Bundesliga bei Eurosport. Ein Nachfolger wurde bisher nicht präsentier­t, und das aus gutem Grund. Immerhin gibt es den Posten nicht mehr, wenn DAZN übernimmt. Marco Hagemann dagegen, der bei DAZN die Premier League kommentier­te, bleibt beim Streaming-anbieter, obwohl es die englische Liga da nicht mehr gibt. Er soll andere Fußball-partien für DAZN am Mikrofon begleiten. Vielleicht wechselt er nun sogar in die Bundesliga? Und auch in Unterföhru­ng gibt es zwei versierte Sport-kenner, die den Arbeitgebe­r wechseln. Ralph Fürther und Roman

Steuer verlassen im Zuge der Umstruktur­ierung Sky Deutschlan­d. Wohin, ist bisher nicht bekannt, doch vielleicht verschlägt es die beiden Sport-kenner auch in Richtung Streaming-dienst? Offiziell ist hier noch nichts, verwundern würde es aber nicht.

Eurosports Kapitulati­on

Das Bundesliga-aus von Eurosport hat weitreiche­nde Folgen. Eurosport selbst musste sich erst einmal eine herbe Niederlage eingestehe­n. Denn obwohl man damals 70 Millionen Euro für die Rechte ausgegeben hat, hat sich das offenbar nicht rentiert. Auch wenn vermutlich kein Sender jemals offen zugeben wird, gescheiter­t zu sein, kann es an zu viel Erfolg nicht gelegen haben. Schon bei den Rechten für die Olympische­n Spiele hatte sich Eurosport zu weit aus dem Fenster gelehnt. Statt einer exklusiven Verbreitun­g schloss der Sender kurz vorm Start noch einen Sublizenz-vertrag mit ARD und ZDF, um die enormen Kosten von 1,3 Milliarden Euro bei offenbar mangelndem Zuspruch zu stemmen. Serien versteckt man dann einfach im Nachtprogr­amm oder verschiebt sie zu weniger wichtigen Schwesters­endern, doch die Bundesliga ist ein zu wertvolles Gut, um es versauern zu lassen. Für DAZN ist der Deal natürlich ein Glücksgrif­f. Denn so kann der Streaming-dienst sich bereits in der deutschen Oberklasse des Fußballs ausprobier­en, ehe man in einen Bieterwett­kampf geht. Eurosport hat erst zwei von den erworbenen vier Rechte-jahren genutzt. DAZN könnte sich nun mit diesem kleineren Paket erst einmal einspielen, bevor man dann vielleicht mehr einkauft. Und sollte es gar nicht laufen mit der Bundesliga, wäre der Streaming-dienst nach zwei Jahren wieder aus der Nummer raus und bräuchte gar nicht erst mitbieten im kommenden Jahr. Zudem bekommt DAZN dank des Deals Zugriff auf jede Menge andere Sport-inhalte, was natürlich auch die Attraktivi­tät für Kunden steigert.

Ein Fiasko für die DFL

Für die DFL dagegen könnte der Deal zum Fiasko werden. Denn Eurosport wäre – trotz internatio­naler Größe – ein Aushängesc­hild dafür, dass die teuren

Bundesliga-rechte kein Erfolgsgar­ant sind und man sich als Akteur damit auch übernehmen kann. Dem stetigen Ziel der DFL, mit dem Verkauf der Rechte jedes Mal noch mehr Geld einzuspiel­en, dürfte das einen ordentlich­en Strich durch die Rechnung machen. Die letzte Auktion brachte über eine Milliarde Euro in die Kassen von DFL und Vereinen, eine Rekordsumm­e, die sich vermutlich nicht wiederhole­n wird. In der kommenden Rechteperi­ode werden wohl wieder kleinere Brötchen gebacken. Die Premiere League musste diese Erfahrung auch machen: Nach dem sensatione­llen Milliarden-deal, bei dem sich Sky und BT Sports gegenseiti­g in die Höhe getrieben haben, haben sich die beiden Konzerne bei der nächsten Ausschreib­ung zusammenge­tan und damit deutlich weniger ausgeben müssen. Das gleiche könnte nun der Bundesliga bevorstehe­n. Eurosport dürfte als Bieter wegfallen. Damit blieben nur Sky und DAZN als mögliche Big Player - und auch die werden sich überlegen, wie sie vielleicht zusammenar­beiten können, um die finanziell­e Last erträglich­er zu machen. Diese Entwicklun­g zeigt aber auch, dass König Fußball offenbar einen Zenit überschrit­ten hat. Fußball bleibt ein Milliarden-geschäft und die beliebtest­e aller Sportarten, aber auch der Fußball hat Grenzen. Die hohen Kosten landen zwangsweis­e bei den Fans, die die Dienste abonnieren, um ihren Lieblingss­port sehen zu können. Aber auch sie sind nicht bereit, alles zu zahlen. Eurosport hat das zu spüren bekommen. Das Angebot hat nicht gereicht, um genug Fans anzuziehen, damit sich das Projekt Bundesliga lohnt. Das sagt man natürlich nicht. Bei Eurosport heißt es in einem Statement dann: „Bei der Bundesliga waren wir mit dem Eurosport Player ein ‚first mover‘ im Ott-bereich und haben mit unserer Berichters­tattung viele Fans überzeugt. Wir freuen uns, diese Rechte nun in die umfassende Partnersch­aft mit DAZN einbringen zu können...“, so Susanne Aigner-drews, die Geschäftsf­ührerin des Eurosport-mutterkonz­erns Discovery Deutschlan­d.

Das ändert sich für Kunden

Die neue Kooperatio­n wirkt sich natürlich auch auf die Kunden aus. Da die Bundesliga nicht mehr im Eurosport

Player zu sehen ist, gewährt Eurosport seinen Kunden ein Sonderkünd­igungsrech­t. Die Abonnenten, die über eurosportp­layer.de ein Abo abgeschlos­sen haben, werden demnach direkt per Mail angeschrie­ben und über den weiteren Prozess informiert. Bundesliga-fans, die das Eurosport-player-abo über den App Store gekauft haben, werden direkt in der App zum weiteren Vorgehen informiert. Eine Ausnahme gibt es bei den Amazon Channels: Über den Eurosport-player auf Amazon Channels können die Abonnenten die Eurosport-inhalte samt den Bundesliga-spielen auf Eurosport 2 HD Xtra als Dazn-produktion weiterhin wie gewohnt verfolgen. Hier gilt also kein spezielles Kündigungs­recht. Wer auch die Freitags- und Sonntagssp­iele von Eurosport sehen will, braucht nun nur ein Abo für DAZN statt für den Eurosport Player. Und das ist direkt zum 1. August teurer geworden. Statt bisher 9,99 Euro werden nun 11,99 Euro pro Monat fällig. Das sind zwei Euro mehr. DAZN hat zudem ein neues Jahresabo eingeführt, das mit

119,99 Euro zu Buche schlägt. Wer sich also gleich ein Jahr an DAZN bindet, bekommt den Streaming-dienst auch weiterhin zum alten Monatsprei­s. Bundesliga-fans müssen also fortan tiefer in die Tasche greifen, wenn sie auch die Spiele sehen wollen, die bisher bei Eurosport übertragen wurden. Das DAZN-ABO ist teurer als das von Eurosport, bringt dafür aber noch zusätzlich­e Inhalte wie die Champions League oder auch Us-sport mit.

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 ??  ?? Die App für das Dazn-angebot ist auf vielen Tv-geräten, dem Amazon Firetv-stick aber auch im Sky-q-receiver enthalten
Die App für das Dazn-angebot ist auf vielen Tv-geräten, dem Amazon Firetv-stick aber auch im Sky-q-receiver enthalten
 ??  ?? Neben der Bundesliga werden auch viele weitere internatio­nale Fußballlig­en bei DAZN live übertragen
Neben der Bundesliga werden auch viele weitere internatio­nale Fußballlig­en bei DAZN live übertragen
 ??  ?? DAZN zeigt die Campions League live und teilt sich dabei die Übertragun­gsrechte seit letzter Saison mit Sky
DAZN zeigt die Campions League live und teilt sich dabei die Übertragun­gsrechte seit letzter Saison mit Sky
 ??  ?? Ein Großteil der Inhalte bei DAZN kann live oder auf Abruf geschaut werden. Somit kann man ein Spiel auch später starten als beim klassische­n TV
Ein Großteil der Inhalte bei DAZN kann live oder auf Abruf geschaut werden. Somit kann man ein Spiel auch später starten als beim klassische­n TV
 ??  ?? Unveränder­t zur werden alle Samstag und die Sonntagnac­hmittag-spiele der ersten Bundesliga und alle Spiele der 2. Liga bei Sky übertragen
Unveränder­t zur werden alle Samstag und die Sonntagnac­hmittag-spiele der ersten Bundesliga und alle Spiele der 2. Liga bei Sky übertragen
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Darüber hinaus zeigt Sky auf seinen Sportkanäl­en auch einen Großteil der Campions-league-übertragun­gen

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