Workshop: BBC & Co dank VPN wieder nutzen
Seit Astra den Empfang der Bbc-sender aus Großbritannien in großen Teilen Europas mittels Uk-beam auf 28,8 Grad Ost wirksam verhindert, sind zahlreiche Zuschauer auch in Deutschland auf der Suche nach neuen Empfangsmöglichkeiten wie dem Streaming über das Internet
Die öffentlich-rechtlichen Programme der BBC waren seit jeher auch für Zuschauer außerhalb der britischen Inseln eine interessante Informationsquelle. Denn wie kaum ein anderer Sender in Europa produziert die BBC hochwertige Dokumentationen, interessante Serien und nicht zuletzt auch Gameshows, die als Lizenzprodukt von anderen Sendern übernommen wurden. Doch seit Astra erfolgreich mit dem so genannten Uk-beam den Empfang der unverschlüsselt ausgestrahlten Sender außerhalb des eigentlichen Sendegebietes erschwert oder ganz verhindert, müssen viele Satellitenzuschauer auf die interessanten Programme aus Großbritannien verzichten. Während in manchen Regionen zumindest das Vergrößern der Antennen zum (aufwendig erkauften) Erfolg führt, schauen andere sprichwörtlich in die Röhre. Doch glücklicherweise gibt es inzwischen Alternativen. Voraussetzung ist allerdings ein nicht allzu lahmer Internetzugang und ein paar weitere Vorkehrungen, um das mit Geoblocking geschützte Programm zu empfangen.
Streams in Deutschland geblockt
Im Internet gibt es nämlich inzwischen verschiedene Möglichkeiten, die Programme der BBC als Stream zu empfangen. Dabei muss der Zuschauer nicht einmal auf Bildqualität verzichten, denn die Sender sind je nach
Ausstattung des heimischen Internetzugangs sogar in Hd-auflösung zu empfangen. So gibt es zum Beispiel den beliebten BBC iplayer mit den Streams der BBC. Hier reicht eine kurze Registrierung, und der Zugriff auf die Programme und zudem zahlreiche Mediatheken-inhalte ist problemlos möglich. Doch die Sache hat einen Haken: Die Wiedergabe ist nur möglich, wenn sich der Zuschauer auch in Großbritannien aufhält. Ein Empfang außerhalb des Sendgebietes hingegen wird wirksam
mittels Geoblocking verhindert. Dabei prüft der Server, ob sich der Nutzer mit einer Ip-adresse aus UK anmeldet. Wird die IP hingegen einem anderen Land zugeordnet, verweigert der Server schlicht die Wiedergabe. Und auch ein weiterer interessanter Empfangsweg bleibt zunächst einmal versperrt: Der Empfang der BBC über die schweizer Version des Streaminganbieters Zattoo.
Zattoo Schweiz
Der Dienst gehört zweifellos zu einem der bekanntesten Ott-streamingdienste hierzulande. Schließlich bekommen die Nutzer für einen fairen Preis einiges geboten. So ist der Empfang vieler deutscher Sender auch in HD möglich. Auch ausgewählte Programme aus dem Ausland sind im Premium-paket enthalten. Sender der BBC sind hingegen in Deutschland nicht empfangbar. So manch einer wird da schon neidisch auf die Schweizer Version des Dienstes geschielt haben. Dort bekommen die Zuschauer nämlich zu einem ähnlichen Preis deutlich mehr geboten als in Deutschland. So stehen neben den Schweizer Programmen auch die Sender der BBC in hoher Auflösung zur Verfügung. Zudem erlaubt Zattoo in der Schweiz die Aufnahme von bis zu 500 Sendungen. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es zum gleichen Preis gerade einmal 30 Sendungen, die in der Cloud abgelegt werden können. Doch auch hier steht der Nutzer aus Deutschland vor dem Problem, dass er durch die deutsche Ip-adresse an den deutschen Ableger des Dienstes gebunden ist. Das Nutzen der zusätzlichen Sender und Features aus der Schweiz ist nur möglich, wenn man sich auch in dem Alpenland befindet, oder?
Lösung: VPN
Nein, denn es gibt tatsächlich eine Lösung für dieses reine Geoblocking-problem: Der Zuschauer muss den Servern von Zattoo nur vorgaukeln, dass er einen Internetanschluss in der Schweiz nutzt. Hier helfen die diversen Vpn-dienste weiter, die unter anderem genau dieses Problem lösen können. Vereinfacht gesagt geht der Nutzer ins Internet, verbindet sich aber zunächst nicht mit dem schweizer Zattoo.ch, um bei diesem Beispiel zu bleiben. Stattdessen verbindet sich zunächst der heimische Rechner mit einem speziellen Server in der Schweiz. Dieser wiederum leitet dann die Anfrage nach dem Dienst an Zattoo – dann mit seiner schweizer Ip-adresse. Für die Server von Zattoo sitzt der Zuschauer dann in der Schweiz und der gewünschte Sender wird ausgespielt. Ein solches Szenario lässt sich recht einfach über einen der zahlreichen Vpn-dienste realisieren. Besonders einfach klappt das, wenn man die Sender auf einem PC schauen möchte. Hier bieten die meisten Dienste entsprechende Programme an, die die
Kommunikation mit dem Vpn-server im gewünschten Land ermöglichen. Hier ist in der Regel auch die Wahl des Landes möglich, sodass zum Beispiel auch Streamingdienste in den USA oder eben der BBC iplayer in Großbritannien genutzt werden können. Doch auch mit Vpn-dienst klappt das nicht immer problemlos – dazu später mehr. Bei der Suche nach dem passenden Dienst wird der Nutzer übrigens von einer Flut an Anbietern erschlagen. Hier empfehlen wir zunächst die Suche nach guten Diensten im Internet. Hier finden sich zahlreiche Vergleichsplattformen, die die verschiedenen Anbieter vergleichen und Favoritenlisten führen. Prinzipiell eignet sich jeder Anbieter für diesen Zweck, wichtig sind nur Server in den betreffenden Ländern zum Umgehen des Geoblocking. Leider steckt der Teufel hier im Detail, denn auch die Streaminganbieter sind nicht untätig. Regelmäßig landen Server der Vpn-anbieter auf einer Blacklist, sodass dann kein Empfang mehr möglich ist. Besonders die BBC steht im Ruf, diese Blacklist intensiv zu pflegen. Einige Vpn-anbieter reagieren ebenfalls sehr schnell mit dem Wechsel der Ip-adresse vom Vpn-server, sodass der Empfang wieder möglich ist. Auch hier sollten Sie sich vorab im Netz informieren, welcher Dienstleister hier besonders schnell reagiert. Übrigens funktioniert Geoblocking nicht nur in eine Richtung: Wer Urlaub im Ausland macht, auf seine heimischen Streamingangebote aber nicht verzichten möchte, kann sich über VPN in diesem Fall mit einem deutschen Server verbinden und den Dienst nutzen. Wer das Umgehen von Geoblocking erstmal nur testen möchte, kann zunächst auf einen kostenlosen Dienst am PC ausweichen. Hier gibt es den Dienst Hola Free VPN, der unter anderem als Plugin für verschiedene Browser wie Chrome oder Firefox verfügbar ist. Auch damit ist die (stark eingeschränkte) Wahl eines Vpn-servers im gewünschten Land möglich. So klappte im Test der Zugriff auf Zattoo in der Schweiz auch mit dem kostenlosen Dienst problemlos. Den BBC iplayer hingegen konnten wir nicht nutzen, da der Server in UK nur in der kostenpflichtigen Version verfügbar ist. Und auch aus einem anderen Grund können wir Hola Free VPN nur bedingt empfehlen: Im Internet häufen sich Berichte, dass man die kostenlose Nutzung teuer erkauft. So steht der Anbieter im Verdacht, Rechenkapazitäten der kostenlosen Accounts zu vermieten, unter anderem auch an dubiose Hacker. Somit sollte der Dienst wirklich mit Vorsicht genutzt und im Zweifelsfall lieber auf einen kostenpflichtigen, aber seriösen Dienst umgesattelt werden.
Fire TV & Co. außen vor?
Auch wenn der Empfang von BBC & Co. auf dem beschriebenen Weg mit dem PC oder sogar dem Smartphone oder Tablet gut funktioniert, zahlreiche Mediaplayer bleiben trotzdem außen vor. Praktisch wäre es nämlich, wenn der Empfang von Zattoo Schweiz auch mit dem Fire Stick oder Apple TV möglich wäre. Doch gerade bei solchen gut abgeschirmten Geräten mit Zugriff auf viele Streamingdienste ist das Einrichten einer Vpn-verbindung auf normalem Weg nicht möglich. So verhindert Amazon beim Fire Stick und Fire TV wirksam das Umgehen von Geoblocking. Auch Speziallösungen über Sideload funktionieren wenn überhaupt zumeist
nur wenige Wochen. Doch es gibt einen nahezu genialen Weg, praktisch das komplette Heimnetzwerk auf Wunsch über einen Vpn-dienst laufen zu lassen. Das verhindert nicht nur wirksam Geoblocking, auch der Internetverkehr als solches wird deutlich sicherer. Der Grund: Die Verbindung zum Vpn-server erfolgt komplett verschlüsselt (in der Regel mindestens mit einer 256-Bit-verschlüsselung) und ist nach derzeitigem Stand mit vertretbaren Mitteln nicht knackbar. Die Lösung ist das Einbinden der Vpn-dienstes in den Netzwerkrouter. Doch nur wenige Hersteller ermöglichen den Betrieb als Vpn-client. Zudem ist die Einrichtung kompliziert und treibt selbst erfahrenen Netzwerkadministratoren den Schweiß auf die Stirn. Glücklicherweise gibt es eine Plug-and-play-lösung für Jedermann.
Shellfire-box
Die unscheinbare Box ist kaum größer als eine Streichholzschachtel, bietet aber jede Menge Komfort. Dabei ist die Einrichtung Kinderleicht: Zunächst muss die Box über das mitgelieferte Netzwerkkabel mit dem heimischen Netzwerk verbunden werden. Dann muss noch die Stromversogung eingerichtet werden. Ein passenden Usb-kabel liegt der Box bei, ein Netzteil allerdings nicht. Das ist aber nicht weiter schlimm, die Box lässt sich nämlich mit einem ganz normalen Usb-ladekabel oder direkt über einen Usb-anschluss zum Beispiel am Notebook oder PC anschließen. Das ermöglicht auch eine Nutzung unterwegs, beispielsweise um sich sicher an fremde Netzwerke anzuschließen. Über den Netzwerkausgang der Box kann direkt ein netzwerkfähiges Gerät betrieben werden. Ebenfalls möglich wäre der Einsatz eines Switches, um mehrere Geräte via VPN ins Internet zu bringen. Noch komfortabler gelingt der Anschluss über WLAN, denn die Shellfire Box verfügt auch über ein entsprechendes WLAN-MODUL.
IP verschleiern
Wird nun eine Internetverbindung über die Shellfire
Box hergestellt, handelt diese zunächst eine verschlüsselte Verbindung mit einem Vpn-server aus. Dieser übernimmt von nun an die Anfragen des heimischen Gerätes und leitet diese unter einer anderen Ip-adresse weiter, sodass die wirkliche Adresse im Netz nicht erkennbar ist. Um auf diesem Wege Geoblocking zu umgehen, muss ein passender Server im entsprechenden Land angewählt werden. Die geschieht über das Webinterface der Box, welches unter http://sf.box/ bzw. http://10.30.20.1/ erreichbar ist. Dort wählt man per Knopfdruck den gewünschten Server aus und ist binnen weniger Sekunden mit dem gewünschten Land verbunden. Das klappt alles ohne Probleme und die Bedienung ist sehr einfach. Ein unbestrittener Vorteil.
BBC auf dem Fire TV
Nun waren wir natürlich gespannt und starteten unser Fire TV hinter der Box. Nachdem wir dort einen Schweizer Server ausgewählt hatten, war wenige Sekunden später der komplette Funktionsumfang auch mit dem Fire TV nutzbar. Neben zahlreichen anderen Sendern, größtenteils in HD, konnten wir hier nun auch alle angebotenen Kanäle der BBC problemlos abspielen. Da die Kosten in der Schweiz sogar etwas günstiger sind als in Deutschland, ist die Nutzung auf diesem Weg auf jeden Fall vorteilhaft. Auch der BBC iplayer funktioniert problemlos in Verbindung mit unserer Shellfire Box. Hier wählten wir einen Server in UK und schon war auch hier die Wiedergabe möglich. Diesen Dienst können wir dabei sogar kostenlos nutzen, allerdings nicht auf dem Fire TV, da es hier keine offizielle App gibt. Auch beim Thema Geschwindigkeit kann die Shellfire Box punkten. Im Gegensatz zu vielen anderen Vpn-diensten schafften wir im Test die versprochene Downloadrate von ca. 10 Mbit/s mit den Vpn-servern problemlos. Einer störungsfreien Wiedergabe von Hd-sendern steht demnach nichts im Wege. Allerdings empfehlen wir, soweit möglich, stets den Anschluss per Netzwerkkabel. Nur dort klappte es mit dem Datendurchsatz jederzeit. Wenn wir eine Verbindung mit WLAN herstellten, waren im Test dagegen teilweise nur geringere Datenraten erreichbar, die aber trotzdem einen störungsfreien Betrieb erlaubten.
Geoblocking umgehen erlaubt?
Die Frage nach der Rechtmäßigkeit kann abschließend nur ein Anwalt beantworten. Zumindest handelt es sich um einen Verstoß gegen die AGB der Anbieter. Mehr als ein Ausschluss vom Dienst wird dem Nutzer in der Praxis aber nicht passieren. Da sich dieser korrekt beim Dienst angemeldet hat und auch die entsprechenden Zahlungen tätigt, handelt es sich bei der Umgehung von Geoblocking bestenfalls um eine Grauzone. Vorsichtige Nutzer sollten dennoch auf den Einsatz von Vpn-diensten verzichten.