Satellit

Linux-einstiegsr­eceiver

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Digitalrec­eiver mit Enigma2 als Betriebssy­stem gehören mittlerwei­le zu der Mehrheit der Geräte am Markt. Mit der Einführung der neuen Hisilicon-prozessore­n aus China gab es zudem auch noch einen enormen Preisrutsc­h und damit Geräte zu absoluten Traumpreis­en.

Die magische Preisgrenz­e von 100 Euro ist schon lange unterschri­tten. Mittlerwei­le aber sind bereits Geräte mit Twin-tuner für den Satelliten­empfang für weniger als 60 Euro erhältlich. Das trifft auch auf unser Testgerät vom hierzuland­e kaum bekannten Hersteller James Donkey (auf Deutsch: Esel James) zu. Mit dem HD Duo bekommen Enigma2-fans einen Receiver, der für sagenhafte 59,95 Euro beispielsw­eise über die Plattform Amazon verkauft wird. Keine Frage: Bei dem Preis müssen Kunden Abstriche bei der Ausstattun­g machen. Am Kern – dem Enigma2-betriebssy­stem mit allen seinen Vorzügen – ändert das aber nichts. Und auch nicht jede Hardwareei­nsparung wird potentiell­e Kunden überhaupt tangieren.

Ausstattun­g

So gibt es erwartungs­gemäß keinen Ci-slot. Auch auf den eigentlich bei Linux-geräten nahezu immer vorhandene­n Kartenscha­cht wurde beim HD Duo komplett verzichtet. Somit handelt es sich um einen reinen Fta-receiver, der zumindest offiziell nur für den Empfang von unverschlü­sselten Sendern geeignet ist. Die wohl offensicht­lichste Einsparung ist das fehlende Display. Zwar lässt die schwarze Front auf eine dahinter verbaute Anzeige schließen, doch beim ersten Einschalte­n ist dort nichts zu sehen. Das aber im wahrsten Sinne des Wortes: Es gibt nicht einmal eine LED, die den Einschaltz­ustand anzeigt. Zumindest das wäre sinnvoll gewesen, so kann man am Gerät zunächst einmal überhaupt nicht erkennen, ob es ein- oder ausgeschal­tet ist. Zumindest auf der Oberseite entdecken wird dann aber am Einschaltk­nopf doch noch eine LED. Diese leuchtet allerdings permanent rot, sobald das Gerät mit dem Netzteil verbunden ist – also auch im Deep Standby. Dieser Minimalism­us verwundert uns dann doch etwas. Zumal der Lieferumfa­ng zum Gerät ungewöhnli­ch umfangreic­h ist. Neben einer ordentlich­en Fernbedien­ung und einem Netzteil liegt dem Receiver nämlich sogar ein HDMI-KABEL bei. Nur ein analoges Anschlussk­abel von Cinch auf Scart muss bei Bedarf extra erworben werden. Auf UHD müssen Käufer des HD Duo allerdings verzichten, der Receiver kann nur Full HD mit einer Auflösung von 1 920 × 1 080 mit bis zu 60 Hertz wiedergebe­n.

Inbetriebn­ahme

Der James Donkey HD Duo wird mit einem der beliebtest­en Images – nämlich OPENATV ausgeliefe­rt. Unser Gerät kam dabei mit der nicht mehr ganz so aktuellen Version 6.2 ins Testlabor. Zwar reicht dieses Image problemlos aus, um alle Funktionen in vollem Umfang zu nutzen, wir empfehlen aber den Wechsel auf das aktuelle 6.2-Image. OPENATV hat darin die Ersteinric­htung nochmals optimiert. Unter anderem auch die Zeitzonene­instellung­en werden nun abgefragt. Auch die Netzwerkei­nrichtung ist hier schnell erledigt. Wahlweise wird hier das drahtgebun­dene oder das eingebaute drahtlose WLAN eingericht­et. Etwa 53 Sekunden brauch der Twin-receiver zum vollständi­gen Hochfahren. Beim

Umschalten lässt sich der Receiver dann aber doch etwas Zeit. Zwischen 4 und 5 Sekunden dauert es, bevor Bild und Ton wirklich synchron verfügbar sind. Denn auch der James Donkey leidet unter dem Hisilicon-typischen Problem, dass das Bild erst nach 2 bis 3 Sekunden flüssig wiedergege­ben wird. Zuvor wird nur eine Art Zeitlupe dargestell­t, was natürlich noch nicht als korrekter Senderwech­sel gewertet werden kann. Würden wir die Zeit bis zum ersten stockenden Bild messen, dauert es hingegen nur etwa 1,5 bis 2 Sekunden. Die Fernbedien­ung ist für ein Gerät dieser Preisklass­e recht gut konzipiert. Damit lässt sich das Gerät problemlos steuern. Hier gibt es neben den üblichen Multimedia­tasten sogar ein paar besondere Funktionst­asten ganz oben. Damit lässt sich zum Beispiel die Auflösung ändern oder das Erweiterun­gsmenü (normalerwe­ise durch langen Druck auf die blaue Taste erreichbar) aufrufen. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansi­cht genutzt werden. Natürlich sind Timerprogr­ammierunge­n aus dem Programmfü­hrer heraus schnell und unkomplizi­ert möglich. Die Vor- und Nachlaufze­it dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt. Auch der Teletext ist fest integriert. Bei den Senderlist­en kann sich der Nutzer einmal mehr austoben. Das Anlegen von Favoritenl­isten ist dabei ebenso möglich wie das Einspielen der eigenen Senderlist­e mit dem beliebten Programm Dreamboxed­it. Im Auslieferu­ngszustand ist der OPENATV Skin Metrix aktiviert. Dieser bietet dem Nutzer viele Einstellun­gsmöglichk­eiten im Erweiterun­gsmenü. Wem die Optik des Skins nicht gefällt, der kann einen optionalen Skin wählen.

Natürlich stehen auch alle multimedia­len Funktionen zuverlässi­g zur Verfügung. So lassen sich Inhalte von einem externen Usb-datenträge­r problemlos über den Receiver wiedergebe­n. Das Gerät verarbeite­t dabei alle gängigen Formate, die wir auf unserem Testmedium hinterlegt haben – mit Ausnahme von UHD. Und auch WMV-HD spielt er nicht ab. Dafür beherrscht der Prozessor das platzspare­nde Hevc-format, sodass auch Dvb-t2-mitschnitt­e von anderen Geräten abgespielt werden können. HBBTV wird sogar von Haus aus unterstütz­t und muss somit nicht über eine Erweiterun­g nachgerüst­et werden. Hier spielt der Prozessor seine Stärke aus, denn die Navigation gelingt zügig und nahezu verzögerun­gsfrei. Das haben wir bei weitaus teureren Geräten schon deutlich schlechter gesehen. Eine Bildin-bild-funktion ist in den Einstellun­gen übrigens auch aktivierba­r, funktionie­rt aber zumindest in der aktuellen Version der Firmware noch nicht.

Pvr-funktionen

Aufnahmen und Timeshift sind, wie im Openatv-betriebssy­stem gewohnt, uneingesch­ränkt möglich. Sobald ein externer Datenträge­r an einer der Usb-schnittste­llen angeschlos­sen ist, kann der Mitschnitt erfolgen. Neben der Aufnahme auf Usb-datenträge­r werden auch Mitschnitt­e auf Nas-netzwerksp­eicher unterstütz­t, ganz so wie wir es von den Oberklasse-geräten auch kennen. Auch für die Pvr-funktionen hat James Donkey eigene Funktionst­asten auf der Fernbedien­ung reserviert. So gibt es beispielsw­eise für den Mediaplaye­r oder auch

Plugins Fazit

das Mediaporta­l jeweils eine eigene Taste. Dank des Twin-tuners gelingen natürlich auch Mehrfachau­fnahmen sehr bequem. Gleichzeit­ige Mitschnitt­e von zwei Transponde­rn sind dadurch problemlos möglich.

Empfang

Der integriert­e Twin-tuner arbeitet zuverlässi­g und empfängt Standard-tv-signale in den Modi DVB-S und DVB-S2. Darüber hinaus wird auch die Diseqc-unterstütz­ung unter OPENATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeede­inheiten oder Unicablesy­steme, die Box kann mit allen zur Verfügung stehenden Protokolle­n und somit auch mit gut bestückten Multifeeda­nlagen umgehen. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelst­andard JESS/EN50607 genutzt werden. Besonders Dxer werden sich freuen: Der Receiver verfügt auch über einen funktionie­renden und konfigurie­rbaren Blindscan. Leider wird die Signalstär­ke nicht in db, sondern nur in Prozent als SNR angezeigt. Auch eine Umstellung der Anzeige im OSD-MENÜ funktionie­rt nicht.

Wie bei Enigma2-receivern gewohnt, steht auch hier der gesamte Kosmos der Erweiterun­gsplugins zur Verfügung. Somit lässt sich das Gerät mit vielen Funktionen wie Mediaplaye­r oder dem beliebten Mediaporta­l nachrüsten. Auch Kodi kann als eigenes Multimedia-betriebssy­stem auf dem HD Duo installier­t und ohne Einschränk­ungen genutzt werden. Dann stehen wiederum zahlreiche weitere Plugins zur Verfügung – unter anderem ist über Kodi beispielsw­eise der Zugriff auf den Onlinespei­cher One Drive möglich. Dort abgelegte Medien lassen sich dann einfach am heimischen TV abspielen.

Trotz der verknappte­n Ausstattun­g eignet sich der James Donkey HD Duo eigentlich für nahezu alle Anwendungs­gebiete. Er macht als Twin-receiver im Wohnzimmer genauso einen guten Dienst wie als Receiver für Dxer mit Drehanlage. Große Schwächen waren nicht auszumache­n, so- dass wir das Gerät guten Gewissens zum Einstieg in die Enigma2-welt empfehlen können. Einzig eine Leuchtdiod­e zur Anzeige, ob das Gerät in Betrieb ist oder nicht, hätten wir uns noch gewünscht.

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Wer OPENATV kennt, wird sich auch mit der Bedienung des HD Duo von James Donkey sofort ohne Probleme zurechtfin­den
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Auch der Osd-bildschirm lässt sich über zahlreiche Menüpunkte im Einstellun­gs-menü bis ins Detail personalis­ieren

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